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Maria Merkel

geborene Berger
geb. in Essen 1921

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Alfred Berger

Maria Merkel (geb. Berger) (1921)

Maria Berger - später verheiratete Merkel - wird am 3. Dezember 1921 geboren und wächst als viertes von sieben Kindern in Essen-Nord auf. Mit dem Beamtengehalt des Vaters kommt die Familie gerade über die Runden, was die Kinder in erster Linie dadurch zu spüren bekommen, dass sie sich die Spielsachen untereinander teilen müssen. Armut und politisch motivierte Straßenkämpfe sind für Maria jedoch nichts Außergewöhnliches, denn ihre Wohnung liegt in einem Arbeiterviertel, wo es häufig zu Ausschreitungen zwischen kommunistischen und nationalsozialistischen Gruppen kommt.

Politisch tendiert Marias Familie zum Zentrum: Sie selbst wird 1927 in die katholische Christinenschule eingeschult. An Auseinandersetzungen zwischen den Kindern aufgrund ihrer Konfession kann sie sich nicht erinnern, „es gab ein friedliches Nebeneinander." Insgesamt erlebt das junge Mädchen eine schöne Schulzeit, die auch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht beeinflusst wird.

Umso stärker wirken die neuen politischen Verhältnisse in die Freizeit des Kindes hinein. Seit Beginn ihrer Schulzeit besucht Maria die Heimabende der Frohschar, wo zu ihrer Freude immer viel gesungen und getanzt wird. Umso härter trifft es Maria, als ihr Vater sie zum Austritt zwingt, da er als Polizeibeamter von seinem Vorgesetzten unter Druck gesetzt wird, alle kirchlichen Bindungen zu lösen. Nach außen gehorsam tritt Maria zwar offiziell aus der Frohschar aus, besucht heimlich jedoch weiterhin die Gruppenstunden. Mitglied im BDM wird sie nie.

Auch für die politischen Aktionen der Nationalsozialisten kann sich das junge Mädchen nicht begeistern. Vor allem das Vorgehen gegen die Juden, welche ihrer Meinung nach niemanden etwas getan haben, lassen bei ihr viele Fragen aufkommen. Doch niemand möchte und kann ihr diese beantworten. Maria nimmt die Angst der Menschen wahr, sich kritisch über das System zu äußern. 

Dieses Phänomen beobachtet sie auch bei der Kundschaft im Lebensmittelladen, wo sie nach der Schule ihre Lehre absolviert. Der Betrieb kann trotz des Krieges immer weiter geführt werden, wenn auch eingeschränkt durch die Bombenangriffe und die allgemeine Lebensmittelrationierung.

Der Zweite Weltkrieg fordert nicht nur das Leben von Marias ältestem Bruder Theo, sondern trennt die Familie auch für eine gewisse Zeit. Ihre Mutter und sie selbst bleiben als einzige in Essen zurück, erst nach dem Krieg kommen alle wieder zusammen. 

Für die Jugendlichen, so meint Maria Merkel heute, war die unmittelbare Nachkriegszeit eigentlich ein schöner Lebensabschnitt, auch wenn sie selbst erst einmal Angst vor den Alliierten hat. „Aufatmen konnte man da, auch wenn der Hunger noch lange anhielt."

 

zuletzt bearbeitet am: 21.04.2016