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Wolfgang Neukirchner

geb. in Essen 1923

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„Stenze“ und „Swing-Jugend“

Erste Erfolge mit Jazz – „Eine Band ohne Namen“

Obwohl der Jazz von den Nationalsozialisten als „Neger-Musik" aus kruden rassenideologischen Gründen abgelehnt wird, geraten Wolfgang und seine Freunde wegen ihrer Musik nie in Schwierigkeiten. „Hier in Bredeney hat uns keiner irgendwelche Probleme gemacht." Die Band probt immer abwechselnd bei einem der Jungen zu Hause. „Immer da, wo die Eltern das geduldet haben", erinnert sich Wolfgang Neukirchner und auch daran, dass seine eigenen Eltern solche Proben in ihrem Haus nie erlaubt haben.

 

Durch Mundpropaganda verbreitet sich der Ruf der „Band ohne Namen", so dass sie manchmal auch von Privatleuten gefragt werden, ob sie nicht auf einer Party spielen würden. „Darüber, dass die Nazis diese Musik ablehnten, haben wir uns überhaupt gar keine Gedanken gemacht." Auch wenn sie deshalb nicht offiziell öffentlich auftreten können, macht Wolfgang und seinen Freunden das gemeinsame Spielen enorm viel Spaß. „Das haben wir nie als Nachteil empfunden!" Sie geben sich mit der Situation zufrieden, schließlich spielen sie in erster Linie für sich aus Freude an der Sache.

 

Um 1937/38 kommt sogar von dem großen Radiogeschäft „Fern" in Essen, das auch Platten verkauft und unterm Dach ein eigenes Studio besitzt, das Angebot an die Jungen, eine Platte mit zwei ihrer Stücke aufzunehmen. „Das war damals eine Sensation." Mittlerweile ist die Gruppe um Wolfgang eng zusammengewachsen und hat ihr festes Repertoire, das sie auch schon ohne Noten spielen kann. „Harlem" gehört zu Wolfgangs Lieblingsstücken, welches auch mit auf die Platte kommt. „Als ich den Song das erste Mal hörte, kamen mir die Tränen." Das Stück sei auf der Schule bereits schon etwas Heiliges gewesen, Wolfgang bezeichnet es als ein Stück Weltanschauung.