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Hans Dürhager

geb. in Radevormwald 1924

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Hans Dürhager (1924)

Hans Dürhager wird am 28. Dezember 1924 geboren und wächst in Rädereichen, einem kleinen Ort im Bergischen, auf. Die Verhältnisse der Familie sind bescheiden. Vater Alfred muss sich zeitlebens als Hilfs- und Fabrikarbeiter durchschlagen.

Hans erlebt seine frühe Kindheit dennoch als unbeschwert und nimmt die wirtschaftliche Not nicht als belastend wahr. Das ändert sich mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten schlagartig, denn Alfred Dürhager ist seit den 1920er Jahren politisch stark engagiert und zählt zum engeren Kern der KPD in Radevormwald. Nun gerät er ins Visier des neuen Regimes, denn in Radevormwald als ehemaliger Hochburg der Arbeiterbewegung werden Oppositionelle besonders unnachgiebig verfolgt. Auch Alfred Dürhager wird verhaftet, in einem der sogenannten „wilden“ Konzentrationslager schwer misshandelt und später wegen „Hochverrats“ zu 17 Monaten Haft verurteilt, die er im Zuchthaus und in einem der emsländischen Moorlager verbüßen muss.

Das Familienleben der Dürhagers wird durch diese Ereignisse überschattet und geprägt. In der Schule hingegen macht sich zunächst weder der Machtwechsel noch die politischen Aktivität seines Vaters für Hans negativ bemerkbar. Erst mit einem Lehrerwechsel beginnt 1936 die politische Durchdringung des Unterrichts.

Durch seinen familiären Hintergrundes hat Hans während seiner gesamten Jugend ein gespaltenes Verhältnis zum Nationalsozialismus: Auf der einen Seite steht das grundsätzliche Misstrauen und eine kritische Haltung gegenüber dem NS-Staat und seinen fragwürdigen Methoden sowie die Abneigung gegenüber dem hierarchisch, militantem Auftreten der verschiedenen NS-Organisationen. Auf der Anderen Seite kann sich Hans der politischen Indoktrination und der NS-Propaganda aber auch nicht entziehen. Er wächst in das NS-System hinein und kennt keine anderen politischen Verhältnisse.

Erst nach Kriegsende wird ihm der Umfang der politischen Ideologisierung und Beeinflussung, der er als Kind ausgesetzt war, bewusst. Die Schule schätzt er rückblickend als die Institution ein, die hierbei eine maßgebliche Rolle gespielt hat.

Erst recht spät entscheidet sich Hans Dürhager, aktiv an der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Radevormwald mitzuwirken. Seit mehreren Jahren hält er Vorträge an Schulen, hat an Gedenkschriften mitgewirkt und sich an der Gründung des bergischen Geschichtsvereins beteiligt.

Das Gespräch mit Hans Dürhager wurde 2015 geführt.

 

zuletzt bearbeitet am: 05.09.2016