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Marianne Plath

geborene Schürhoff
geb. in Wuppertal-Ronsdorf 1927

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Landjahrlager Schwiederstorf: Unterrichtsheft Marianne Schürhoff (1941)
Landjahrlager Schwiederstorf: Unterrichtsheft Marianne Schürhoff (1941)

Marianne Plath (geb. Schürhoff) (1927)

Marianne Plath, geborene Marianne Schürhoff, wird am 29. Juni 1927 in Ronsdorf geboren und wächst dort in einer unpolitischen, protestantischen Arbeiterfamilie auf. Geprägt wird ihre Kindheit und Jugend vom Vereinssport, dem die ganze Familie anhängt, und zu dem sich ab ihrem zehnten Lebensjahr die Mitgliedschaft bei den Jungmädeln gesellt. Im Jahr der Übertragung der Macht an die Nationalsozialisten kommt sie in die Volksschule, in der sie sich jedoch nicht wirklich im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie beeinflusst fühlt. Merklich angetan hat es dem jungen Mädchen allerdings die zentrale Grundlage der nationalsozialistischen Gesellschaft: die Idee der „Volksgemeinschaft“. Dieses Leitbild einer homogenen und egalitären Gesellschaft verwirklicht sich für Marianne insbesondere in ihrem „Landjahr“ 1941. Kameradschaftliche Erlebnisse und Gemeinschaftsmomente, aber auch paramilitärischen Drill und uniformierten Alltag erlebt sie wie so viele ihrer Altersgenossinnen und –genossen sehr positiv. Als Nesthäkchen, von der Familie liebevoll „Ströpken“ genannt, erfährt sie erst im „Landjahr“, was es heißt, zu teilen und nicht nur für sich selbst verantwortlich zu sein. Ideologische Indoktrinierung und Maßnahmen kollektiver Sanktionierung nimmt sie kaum bzw. nur am Rande wahr. Zurück in Ronsdorf steigt sie 1942 aufgrund ihrer im „Landjahr“ gesammelten Erfahrungen zur BDM-Führerin auf, übt diese Position aber mit vergleichsweise wenig Elan aus. Wichtiger ist ihr die Handelsschule. Mit dem Fortschreiten des Krieges und den zunehmenden Bombenangriffen wird der Krieg auch im idyllisch-ländlichen Ronsdorf zunehmend präsent. Marianne erfährt den Krieg am eigenen Leib, als ihr Elternhaus und später auch ihre Schule niederbrennen. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss findet sie Arbeit in einem Kabelwerk, einem kriegsrelevanten Betrieb, in dem sie bis zum Einmarsch der amerikanischen Truppen beschäftigt ist. Obwohl sie und ihr Umfeld sich bis zum Ende des Krieges an die Hoffnung auf eine alles zum „Guten“ wendende Wunderwaffe klammern, empfindet Marianne den Einmarsch der Amerikaner als Erleichterung. Trotz des schmerzlichen Verlusts des Bruders geht das Leben weiter, sie findet eine Stelle im Rathaus, wo sie ihren zukünftigen Mann kennenlernen und bis zur Geburt ihrer ersten Tochter beschäftigt sein wird.

Das Interview wurde im Juni 2013 in Marianne Plaths Zimmer im Altenheim in Wuppertal geführt.

 

zuletzt bearbeitet am: 29.05.2018