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Friedhelm Fuchs

geb. in Marienhagen 1929

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Friedhelm Fuchs (1929)

Friedhelm Fuchs, geboren am 10. Dezember 1929, wächst in Marienhagen im Oberbergischen Land auf. Seine Eltern sind Landwirte. Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern verbringt er die Jugendjahre auf dem elterlichen Hof. Marienhagen ist auch in den 1930er Jahren noch in vielerlei Hinsicht eine Insel inmitten einer Welt in Gärung. Zwar dringt der NS-Staat insbesondere in der Volksschule zunehmend in das dörfliche Leben ein, doch das Landleben im Oberbergischen hat nach wie vor seine eigenen Gesetze. Vor allem die Religion hat starke Bedeutung: die Eltern sind Mitglieder der „Bekennenden Kirche“, Friedhelm ist zugleich in der christlichen „Jungschar“ und im nationalsozialistischen „Jungvolk“ aktiv. Die Auseinandersetzung zwischen Kirche und NS-Staat ist für den heranwachsenden Jungen bloß ferne, großstädtische Theorie; im dörflichen Alltag bewegt er sich wie selbstverständlich zwischen den widerstreitenden Welten. Die Religion hat, ohne dass er darüber nachdenken würde, den Vorrang. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter des Dorfes, zugleich Friedhelms Volksschullehrer, ist ein vollauf überzeugter Nationalsozialist, aber zugleich scheut er die Konfrontation mit der dörflich-ländlichen Tradition. So ist in Marienhagen vieles möglich, was in anderen Teilen Deutschlands unvorstellbar wäre.

Auch der Weltkrieg ist lange Zeit nur eine entfernte Realität. Jeder im Dorf kennt jemanden, der als Frontsoldat dient. Aber Berichte vom Geschehen gibt es nur wenige. Die einzige Zeitung des Dorfes bringt ausschließlich nationalsozialistische Propaganda. Ein Radio besitzt die Familie nicht. Erst der Bombenkrieg ändert die Situation. Viele Flüchtlinge aus Köln und anderen Großstädten suchen im beschaulichen Marienhagen Zuflucht. Für Friedhelm endet die dörfliche Ruhe im September 1944. Im Rahmen des „Jungvolks“ wird er am „Westwall“ eingesetzt, der die vorrückenden Westalliierten stoppen soll. Fünf Monate lang erlebt er im Rheinland unmittelbar die Schrecken des für die NS-Diktatur längst verlorenen Krieges, bevor er in die Heimat zurückkehren kann. Am Ende ist der Junge aus einer Traumwelt aufgewacht. Den selbstmörderischen Versuchen der Bergischen HJ, aus dem Ruhrkessel auszubrechen, widersetzt er sich. Mit Glück übersteht der junge Mann die letzten Kriegswochen unbeschadet.

zuletzt bearbeitet am: 07.09.2016