Unangepasste Jugend - „Man traf sich auf der Kirmes.“

Während Rudi die Nachmittage unter der Woche bei den Salesianern verbringt, trifft er sich an den Wochenenden mit Gleichaltrigen in der Essener Innenstadt. Diese losen Gruppen nennen sich „Fahrtenstenze" oder „Stenze" und setzen sich durch ihre gemeinsame Kluft aus karierten „Schottenhemden", Lederhosen und Stiefeln erkennbar von anderen Jugendgruppen und ganz besonders von der Hitlerjugend ab. Untereinander kennen sich die einzelnen Jugendlichen meist nur mit ihren Fahrtennahmen: „Mich nannten die immer ‚Schnüre', weil ich so klein und mager war."

Der Kirmesplatz in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs ist ein beliebter Treffpunkt, nicht nur für die Jungen, sondern es kommen „dort auch mal Mädchen vorbei." Dies interessiert die Jugendlichen weit mehr als die strikte Geschlechtertrennung, der Drill und die Uniformität in der Hitler-Jugend.

Gemeinsame Ausflüge in die Essener Umgebung bleiben eine Seltenheit, denn die meisten Jugendlichen arbeiten und haben weder Zeit noch Geld für weitere Fahrten. Außerdem sehen die meisten von ihnen im Kirmesplatz „ihr" Terrain.