Eintritt ins Jungvolk 1937 - „Das war eine Welle der Begeisterung!“

Erst 1937 tritt auch Walther Hüttenhein in die NSDAP ein. „Ich gehöre zur 37er Spätlese" sagt er immer zu seinen Kindern. Sein Sohn weiß heute, dass der Druck auf ihn als Leiter einer öffentlichen Behörde einfach zu stark wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sein Vater sich immer wieder gesträubt, doch wollte er letztlich nicht seinen Posten riskieren und wurde anschließend sogar "förderndes Mitglied" der SS. „Das war ihm selbst jedoch eher peinlich, ich habe ihn nie mit einem Parteiabzeichen gesehen."

 

Im gleichen Jahr tritt Hans-Hermann Hüttenhein wie fast alle seine Altersgenossen in das Jungvolk ein. Das scheint ihm, zumal nach dem HJ-Gesetz vom Dezember 1936, damals eine Selbstverständlichkeit für Zehnjährige, weshalb sich die Frage nach dem Ja oder Nein gar nicht gestellt habe. „Das war überhaupt keine Frage. Wir hatten nur eine Sehnsucht: endlich das braune Hemd anzuziehen. So war das. Das war eine Welle der Begeisterung!" Hans-Hermann ist jedes Mal stolz, wenn er die Jungvolk-Uniform bei öffentlichen Veranstaltungen tragen kann.

 

Immer mittwochs und samstags müssen die Jungen des Fähnleins Bredeney auf dem Areal der ehemaligen Volksschule Frankenstraße zum Dienst antreten. Einige der damit verknüpften Beschäftigungen finden bei Hans-Hermann große Zustimmung, andere empfindet er als durchaus lästig. Die Heimabende im Winter verbringen die Jungen vor allem in ihrem Heim, wo sie sich gegenseitig Kriegsgeschichten vorlesen, die auch Hans-Hermann in den Bann schlagen: „Wir Jungs in diesem Alter, wir waren begeistert davon. Die Bücher habe ich verschlungen." Seine Faszination ist so groß, dass er nicht nur die Namen jener deutschen Flottenschiffe auswendig kennt, die aktuell im Einsatz sind, sondern auch die der Boote aus dem Ersten Weltkrieg. Insbesondere der Langemarck-Mythos sei bei den Jugendlichen damals weit verbreitet gewesen.

 

Außerdem wird während der Heimabende viel gesungen. Hans-Hermann Hüttenhein erinnert sich an sehr eingängige Melodien, während er den oft ideologisch hoch aufgeladenen Texten weniger Beachtung geschenkt habe. Vor allem aber wird beim Jungvolk - wie auch in der Schule - Sport ganz groß geschrieben. „Das war alles schon vormilitärisch gedacht. Als der Krieg begann, war die deutsche Jugend bereits in guter Form!" Durch die HJ sind die Jungen sportlich gedrillt und in ihrer Leistungsbereitschaft angeheizt. Selbst wer das alles nicht sehr ernst genommen habe, sei nicht umhin gekommen, die wichtige Rolle des individuellen Konkurrenzkampfes in der HJ zur Kenntnis zu nehmen.