Kinderlandverschickung in Essen

Die Erweiterte Kinderlandverschickung aus Essen verlief in ihrer frühen Phase der Jahre 1941/42 offenbar ähnlich wie in den meisten vergleichbaren vom Luftkrieg besonders bedrohten deutschen Großstädten. Das änderte sich dann jedoch mit der schweren Angriffsserie im März 1943, die die Infrastruktur der Stadt nachhaltig beeinträchtigte und auch das lokale Schulsystem im Kern traf. Anders als die Verantwortlichern anderer schwer getroffener Städte - etwa Köln - entschieden man sich angesichts der Zerstörungen in Essen früh für die Verlegung ganzer Schulen und beschloss schließlich, die Beschulung in der Stadt vollkommen aufzugeben und sowohl für Volks- als auch für die weiterführenden Schulen in die KLV-Verschickungsgebiete zu verlagern.

Hierin lag ein gravierender Unterschied zu den Nachbarstädten, wobei es künftigen Studien vorbehalten bleiben muss, den deren Ursachen und den Motivlagen der Essener Stadtverwaltung sowie jenen der örtlichen NS-Führung tiefer auf den Grund zu gehen.

Da der Themenkomplex „KLV" für Essen bislang nicht aufgearbeitet ist - es liegen lediglich einige spezifische Veröffentlichungen höherer Schulen vor - beruhen die hier präsentierten vorläufigen Ergebnisse auf eigener Auswertung der wenigen erhaltenen einschlägigen KLV-Akten im Stadtarchiv Essen. Perspektivisch sollen sie sowohl um Fallstudien zu einzelnen Schulen als auch um umfangreiche Zusatzmaterialien aus Privathand ergänzt werden, die in Form von Schriftwechseln zwischen Schülerinnen und Schülern mit ihren Eltern, Tagebüchern und ähnlichen Selbstzeugnissen vorliegen.