Otto Riethmüller

Der Pfarrer Otto Riethmüller (1889 bis 1938) war ab 1928 Leiter des evangelischen Jungmädchenwerks und Verfasser zahlreicher Kirchenlieder, von denen sich heute noch acht im Gesangbuch finden.

Otto Riethmüller kam am 26. Februar 1889 in Cannstatt bei Stuttgart zur Welt, wuchs in einem pietistischen Elternhaus auf und studierte in Tübingen Theologie. Er wurde 1912 für den Dienst in der württembergischen Landeskirche ordiniert und danach auf Pfarrstellen in Stuttgart, Flein bei Heilbronn, Schöntal im Jagsttal, Cannstadt und in einem Arbeiterviertel von Esslingen tätig.

Riethmüller sah seine Lebensaufgabe in der Jugendarbeit und setzte dafür seine Begabungen als Dichter und Musiker ein. Die Jugend sollte „durch das Lied glauben, beten, bekennen und handeln“ lernen. Er gründete verschiedene Chöre, übersetzte und schuf auch selbst viele eigene Kirchenlieder und gab die Jugendgesangbücher "Ein neues Lied" und "Der helle Ton" heraus.

Da er sich besonders für die weibliche Jugend engagierte, wurde ihm 1924 die Leitung des Württembergischen Mädchenwerks übertragen, zwei Jahre später die des Reichsverbandes der weiblichen evangelischen Jugend mit Sitz im Burckhardt-Haus in Berlin-Dahlem.

Mit der jungen Demokratie der Weimarer Republik konnte sich Riethmüller gar nicht anfreunden, dachte er doch national- konservativ, in patriarchalischen Ordnungsmustern. Die Vorstellungen der Nationalsozialisten von ihrem neuen Staat dagegen fanden zunächst seinen Beifall. So dichtete er damals Kirchenlieder, die in ihrem Duktus der kämpferisch-völkischen HJ-Lyrik irritierend nahe kommen.

Dass aber sein evangelischer Jugendverband Ende 1933 zwangsweise der HJ einverleibt wurde, enttäuschte ihn tief. Er war auch einer der Ersten, die den Aufruf gegen ein Berufsverbot für nicht-arische Geistliche in der evangelischen Kirche unterschrieben, und lehnte grundsätzlich staatliche Einmischung in kirchliche und Glaubensangelegenheiten ab. Folgerichtig wurde er Mitglied der Bekennenden Kirche und 1935 Vorsitzender von deren soeben geschaffener Jugendkammer.

Otto Riethmüller starb mit kaum 50 Jahren am 19. November 1938 in Berlin.