Joseph Teusch

Joseph Teusch (1902–1976) war eine prägende Persönlichkeit des rheinischen Katholizismus, u.a. Leiter der „Abwehrstelle“ des Erzbistums Köln gegen die antichristliche Ideologie des Nationalsozialismus und von 1952 bis 1969 Generalvikar.

Joseph Teusch kam als erstes von fünf Kindern der Eheleute Heinrich und Gertrud Teusch, geborene Gülich, am 15.2.1902 in Köln zur Welt. Den größten Teil seiner Kindheit und Jugend verlebte er in Essen-Steele, wohin seine Eltern 1908 ihr Herrenmodegeschäft verlegt hatten. Dort kam er auch mit der neuen Jugend-, Bibel- und Liturgiebewegung, die nach Ende des Ersten Weltkriegs unter katholischen Jugendlichen großen Zulauf hatte.

Nach seinem Abitur ging Teusch 1921 zum Studium der Theologie nach Bonn, wurde nach dessen Abschluss 1927 zum Priester geweiht und als Kaplan in Köln-Raderthal eingesetzt. Aufgrund der Empfehlung seines Professors Vogels konnte er 1929 zu wissenschaftlichen Forschungen nach Rom reisen und traf dort den Kölner Generalvikar Emmerich David, der ihn für die deutsche Auslandsseelsorge in Italien nach Florenz, Genua und Venedig schickte.

Kaum war Joseph Teusch 1932 als Kaplan in St. Kolumba nach Köln zurückgekehrt, kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Als stellvertretender Präses der Katholischen Jugend (KJ) in Köln geriet er schnell in Konflikt mit der Hitler-Jugend (HJ) und beobachtete mit Sorge die Wirkungsmacht der NS-Propaganda gerade auf die Jugend.

Im Jahr 1934 wurde er zum Domvikar und zum Leiter der soeben gegründeten „Abwehrstelle gegen antichristliche Propaganda“ ernannt. Der Zweiunddreißigjährige entfaltete vielfältige Aktivitäten, verfasste zahlreiche Publikationen, organisierte Broschüreaktionen und Jugendkundgebungen, hielt Vorträge und Predigten im Kölner Dom. Die Druckfassungen seiner Predigten wurden in Auflagen von bis zu 17 Millionen Exemplaren veröffentlicht.

Dem rassistischen, religionsfeindlichen Weltbild, das Alfred Rosenberg in seinem „Mythus des 20. Jahrhunderts“, dem ideologischen Grundlagenwerk des Nationalsozialismus, verbreitete, setzte Teusch in Zusammenarbeit mit dem Bonner Kirchenhistoriker Wilhelm Neuß (1880-1965) seine „Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts“ entgegen. Der Kölner Kardinal Schulte wagte eine Veröffentlichung dieser äußerst kritischen Gegendarstellung zunächst nicht, doch der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, ließ sie als Beilage im Kirchlichen Amtsblatt erscheinen. Einige Amtsbrüder, dann auch der Kölner, folgten ihm und sorgten für so schnelle Verteilung, dass 15.000 Exemplare schon in Umlauf waren, bevor die Gestapo davon erfuhr.

In den letzten Kriegsjahren wirkte Teusch in der Evakuiertenseelsorge und als Direktor des Theologenkonvikts Collegium Leoninum in Bonn, bis er 1952 von dem Kölner Kardinal Frings zum Generalvikar, ein Jahr später auch zum Domkapitular ernannt wurde. Aus den folgenden siebzehn Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit ging unter anderem die weltweit erste Hilfsorganisation gegen Hunger und Krankheit, das Bischöfliches Hilfswerk Misereor, hervor. Die Idee dazu hatte Joseph Teusch, tief beeindruckt von Bildern und Reiseberichten aus Indien, von Kinderarmut und der Arbeit von Mutter Teresa in Kalkutta, 1957 entwickelt; Kardinal Frings stellte sie dann der Fuldaer Bischofskonferenz vor. Von Teusch und Frings kam 1961 auch der Anstoß zur vorweihnachtlichen „Aktion Adveniat“ als Hilfe für Lateinamerika.

In den 1970er Jahren widmete sich der Joseph Teusch der Darstellung katholischen Widerstandes 1933-1945 und gründete dafür eine Arbeitsstelle „Joseph-Teusch-Werk“. Er starb am 20. September 1976 in Köln.