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KLV-Tagebuch von Annette Schwalm (1942)

Annette Schwalm wurde am 9. August 1930 in Essen geboren und besuchte dort die Elbe-Schule. Ihr KLV-Tagebuch stellte Frau Bauwens, wie sie nach ihrer Heirat hieß, dem NS-Dokumentationszentrum Köln bereits im Jahr 2000 im Zuge eines KLV-Projekts zur Verfügung. Leider ist Frau Bauwens zwischenzeitlich verstorben.

Im Jahr 2000 notierte sie folgende kurzen Erinnerungen zu ihrer KLV-Zeit:

„Meine Verschickung erfolgte vom 26.1.-2.11.1942 nach Julowitsch (Tschechien). Die Verschickung war angeordnet, weil meine Schule als Lager für französische Kriegsgefangene genutzt wurde.

Ein geregelter Tagesablauf war üblich: Essen, Spielen, Sport, Zusammensein mit vielen anderen Kindern, Wanderungen. Den Alltag im Lager regelte ein sogenannter "Dienstplan".

Postkontrollen gab es. Die Briefe, die wir an die Familie schrieben, wurden kontrolliert, und die Briefe, die wir erhielten, waren zum Teil geöffnet und gelesen.

Die Lagerleiterin war eine ältere Lehrerin; die Lagermannschaftsführerinnen waren junge Mädchen (etwa 20 Jahre alt). Die Rückkehr erfolgte mit dem Zug. Die Lehrerin begleitete den Transport.

Mich haben während des Krieges am meisten die stark andauernden Bombenangriffe in Essen und Kassel beeindruckt."

Erinnerungen
an die
KLV
Böhmen und Mähren

Annette Schwalm

Überall wo Deutsche wohnen ist Deutschland.
Wird es angegriffen, müssen wir es verteidigen,
immer und überall!

K.H. Frank

Froh zu sein bedarf es wenig,
und wer froh ist,
ist ein König.

Unsere Reise in ein KLV-Lager.

Der Führer hat die KLV aufgerufen. Ich habe mich auch gemeldet. Vor der Reise mußten viel Vorbereitungen getroffen werden. An einem Montag gingen wir zur Untersuchung. Der Arzt sagte: "Du bist gesund." Ich freute mich, daß ich nun mitfahren durfte. Zu Hause gab es viel Arbeit. In jedes Wäschestück mußte ein Name hineingenäht werden. Ich habe fleißig geholfen. Am 26.1.42 sind wir abgefahren. Ich sollte zuerst nach Sporowitz kommen, aber die Transportmöglichkeiten waren nicht da, deswegen kamen wir nach Julowischt. Die Reise hat 37 Stunden gedauert. In unserem Wagen war es wie im Eiskeller, aber wir haben doch viel Spaß bekommen. Das Schlafen im Zug ging schlecht.

Um 2 Uhr nachts kamen wir in Wschenor an. Um 1/2 3 Uhr fuhren wir mit dem Autobus nach Julowischt. Wir kamen in ein Palast-Hotel. Wir wurden dort aufs freundlichste empfangen. Wir bekamen Speise und dann ging es husch, husch in die Betten.

Unsere neue Heimat.

Unsere neue Heimat ist jetzt das Lager. Die Lagerleiterin ist vorläufig unsere Mutter. Als ich am anderen Morgen aufwachte, dachte ich, ich wäre noch zu Hause, aber es war nicht so. Denn bald danach kam unsere Führerin ins Zimmer und

rief: "Guten Morgen. Mädel alles aufstehen. Habt ihr gut geschlafen?" Wir bejahten es. Dann sprangen wir aus dem Bett und zogen uns schnell an. Später gingen wir herunter und tranken Kaffee. Wir bekamen eine kräftige Schnitte Brot und eine Tasse Kaffee. Abends kamen wir in andere Zimmer. Ich kam in das Zimmer 6 mit meinen anderen Schulkameradinnen. Dort bekamen wir viel Spaß. Draußen war es sehr kalt, aber wir saßen an der warmen Heizung. Bei uns im Zimmer sind 5 Doppelbetten, und ein Schrank, ein Tisch, 10 Stühle, 1 Badezimmer mit Becken, Badewanne, ein Handtuchhalter mit ausgerichteten Handtüchern und Zahnbecher. Hier müssen wir uns nun einleben.

Hurra! Die Post ist da!

Wenn die Uhr hat zwölf geschlagen,
ist die Schule aus.
Jede plagt sich dann mit Fragen:
"Hab ich wohl Post zu Haus? -"
Und zu Hause angekommen,
geht ein Mädel in die Küch'.
Die Post wird dann mit raufgenommen; -
"Gerda, wer hat Post, hab' ich?"
Und nach furchtbar langem Harren,
kommt die Lehrerin nach Haus;
alle wir uns um sie scharren,
und sie teilt die Post uns aus.
Rose sieht man fröhlich schmunzeln.
Ach - ihr Brief ist doch zu schön,
andere die Stirne runzeln:
"wieder mußt' ich leer ausgehen!"
Doch eine Hoffnung bleibt uns ja -
vielleicht kommt ein Paket. -
Hurra, der Wagen ist schon da!

Und flink treppab es geht.
Die Gesichter strahlen wie die Sonne,
der Bote schleppt zwei Päckchen an;
die Inge schreit vor lauter Wonne
"Ach, sie sind ein Engel, Mann."
Jedesmal, tagein, tagaus,
ist es bei uns so,
jeder Brief löst Jubel aus, -
Post ist unser A und O!

Ein Tagesplan!

Führerin vom Dienst: Mia Hülsmann
Mädel vom Dienst: Margot Groß
Ordnungsdienst: Zimmer 15.

 6.50 Uhr                     Wecken
 7.20 Uhr                     Fahnenehrung
 7.30 Uhr                     Zimmerordnung
 7.50 Uhr                     Stubenabnahme
 8.20 Uhr                     Abmarsch zur Schule
 9.°° - 10.30 Uhr          Schulunterricht
13.°° Uhr                     Mittagessen
14.°° Uhr                     Bettruhe nach ärztlicher Verordnung

15.30 Uhr                     Stehkaffee
16.°° Uhr                     Wiegen
17.15 Uhr                     Stopfen und Flicken
19.30 Uhr                     Fahnenehrung
19.40 Uhr                     Waldspaziergang
20.30 Uhr                     Lagerruhe

Im Krankenhaus.

Leider war in unserem Lager auch Scharlach ausgebrochen. Eines Tages hatten wir einmal wieder Singstunde. Wir lernten einige neue Lieder. Nach der Singstunde ging ich zu meiner Führerin und klagte über Halsschmerzen. Sie guckte mir den Hals und den Bauch nach. Sie sagte, ich hätte nichts. Abends wurden meine Halsschmerzen schlimmer und ich ging zu unserer Krankenpflegerin, Tante Elli. Diese sagte: "Lege dich in dein Bett

und wenn es morgen nicht besser ist, dann sage es Frau Doktor." Als ich am anderen Morgen aufstehen wollte, war es mir schwindelig. Meine Stubenkameradinnen sagten, ich sollte liegen bleiben und sie holten Tante Elli. Sie kam mit einem Fiebermesser und maß mir Fieber. Aber es stieg nur auf 37,4° Temperatur. Wir hatten auch noch drei andere Kranke auf unserem Zimmer. Endlich kam Frau Doktor. Sie untersuchte erst die anderen Kranken. Dann sagte Tante Elli: "Komm du auch einmal." Frau Doktor guckte mir den Hals nach, dann sagte sie: "Zeig mal deinen Bauch." Danach nickte sie. Tante Elli sagte: "Du kannst eine schöne Reise nach Prag machen." Da wußte ich, daß ich Scharlach hatte. Zwei Stunden später fuhr ich mit einer anderen Lagerkameradin mit einem Krankenwagen nach Prag. Die ersten Tage mußten wir ganz ruhig liegen bleiben. Auch mußte wir schrecklich bittere Tabletten schlucken. Drei Wochen mußten wir im Bett liegen bleiben und nach drei Wochen durften wir aufstehen. Als ich endlich aufstehen durf-

te, bekamen wir viel Spaß. Als ich nun ein paar Tage auf war, bekam ich Rheuma. Ich sagte es am anderen Tag dem Arzt, dieser nickte. Am Nachmittag kam Frau Doktor Knoteck und eine Schwester zu mir. Ich bekam schon Angst. Frau Doktor machte mir eine Blutsenkung und die Schwester packte mich in Watte ein. Nun wurde es langsam besser. Als die 6 Wochen um waren, kam ich in ein Erholungslager nach Ober-Tschernoschitz.

Ostern im Erholungslager!

Als ich aus dem Krankenhaus kam, mußte ich mit mehreren Kindern in ein Erholungslager. Dieses lag in Ober-Tschernoschitz. Wir mußten sechs Wochen dort bleiben. Nun kam das Osterfest. Wir standen des Morgens früh schon auf, als wir fertig waren, gingen wir herunter zum Frühstück. An jedem Platz lagen zwei Eier und ein Tellerchen voll Schokolade und Bonbons. Auch hatten wir vorher schon einen Beutel voll Bonbons von unserem richtigen Lager bekommen. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, ging es mit frohem Mut an die frische Luft. Wir wollten nun unsere Ostereier suchen. Bald bestiegen wir einen hohen Berg. Danach kamen wir an einen Tannenwald. Unsere Führerin hatte schon vorher für jedes Kind ein Ei versteckt. Nun gings ans Suchen. Ich guckte

gerade unter ein kleines Tannenbäumchen. Da, - was sehe ich da - zwei dicke braune Eier. Die Kinder riefen alle im wirren Durcheinander, hier, ich habe auch zwei. Bald hatten alle Kinder zwei dicke, braune Eier. Dann gings wieder zurück. Zu Hause angekommen, bekam noch einmal jedes Kind eine Schachtel voll Bonbons. Nun wurde der Tag noch fröhlich gefeiert. Abends machten wir ein Osterfeuer an. Die Funken sprühten überall herum. Dabei wurde eine Feier abgehalten und mehrere Feuersprüche gesagt und einige Feierlieder gesungen. Als das Feuer kleiner war, sind wir hinüber gesprungen und hindurch gelaufen. Es war schon sehr spät geworden. Nun gingen wir müde in das Bett und der schöne Tag war herum.

Empfang im Lager.

Nun hieß es endlich, daß die Julowischter Kinder bald wieder in ihr Lager zurück kämen. Wir freuten uns sehr. Nur ich hatte keinen Koffer und eine andere Kameradin. Da fiel mir ein, daß wir unsere Sachen in dem Koffer einer anderen Lagerkameradin geschickt bekommen haben. Als wir nun eines Morgens wieder in unserem Speisesaal sitzen, sagt unser Lagerleiter, daß die Mädel, die in Julowischt sind, wieder zu ihrem Lager kommen. Nun hieß es für mich den Koffer holen, denn es war jetzt schon 10 Uhr morgens und um 11.30 Uhr fuhren wir schon. Ich mußte nun in ein anderes Lager laufen, denn dort sollte er sein. Die Führerin ging mit mir in die obere Kofferkammer. Ich suchte überall, aber, oh Schrecken, dort war er nicht. Da sagte die Führerin, daß unten noch eine Kofferkammer sei. Dort suchte ich auch. Ich sagte, hier ist er auch nicht. Die Führerin sagte: "Hast du schon im obersten Fach gesehen?" Ich verneinte es, weil ich nicht daran konnte. Da holte sie eine Stuhl und nun konnte ich auch in das obere Fach sehen. Da rief ich, da ist er!

Ich war glücklich, aber in der Zwischenzeit war es schon spät geworden. Ich lief nun, was ich nur konnte. Unten standen schon die Kinder fertig, die mit mir fahren wollten. Nun lief ich hinauf und packte schnell meine Sachen ein. Da brachte mir auch noch meine Führerin einen Brief von meinem Vater. Nun mußten wir auch schon gehen, damit wir den Zug nicht verpaßten. Als wir auf dem Bahnhof angelangt waren, kam der Zug schon angebraust. Nun stiegen wir voll Freude, daß wir wieder in unser Lager kamen, ein. Wir konnten es nicht abwarten, bis der Zug abfuhr. Doch endlich ertönte das langgezogene "sch, sch, sch". Es dauerte nicht lange, da stand schon an einer Bahnhofshalle "Julowischt". Wir stiegen aus, und nun gings dem Lager zu. Der Weg kam uns länger vor, als er war. Endlich hatten wir den Berg erreicht. Wir kletterten mit frischem Mut hinauf. Da sahen wir auch schon unser Lager. Die Kinder kamen uns entgegengelaufen. Sie nahmen uns die Koffer ab und trugen sie. Im Lager angelangt wurden wir von unserer Führerin und Lagerleiterin herzlich begrüßt. Dann kamen wir auf einzelne Zimmer. Wir waren nun glücklich, daß wir wieder in unserem Lager sind.

Der Geburtstag unserer Führerin.

Nun war endlich der Geburtstag unserer Führerin da, worauf wir uns schon so lange gefreut haben. Es wurden natürlich vorher Karten oder Briefe geschrieben oder Geschenke gemacht. Auch Märchenstücke und andere schöne Spiele wurden so lange geübt, bis wir es fließend konnten. Nun war der Morgen des Geburtstags unserer Führerin da. Unsere Lagerleiterin weckt uns, was sonst unsere Lagermädelschaftsführerin machte. Unsere Klasse stellte sich vor die Tür, worin unsere Führerin schlief. Wir sangen ihr ein schönes Morgenliedchen vor. Als dieses nun zu Ende war, liefen wir so schnell wie möglich in unser Zimmer, und wuschen uns, und zogen uns schnell an. Bald gongte es und wir flitzten aus unseren Zimmern und traten stillschweigend an. Das Mädel vom Dienst meldete und wir gingen herunter zur Fahnenehrung. Nach der Fahnenehrung marschierten wir in den Speisesaal und bildeten dort Spalier. Einige Mädel führten unsere Führerin herein. Mit schönen hellklingenden Liedern wurde sie empfangen. Als sie vor dem blumengeschmückten Tisch saß, sagten mehrere Kin-

der ein Gedicht auf. Dann setzten wir uns und tranken gemütlich Kaffee. Nachmittags wurden unsere lang geübten Spiele vorgeführt. Zuerst wurde von einem Mädel das Lieblingslied unserer Führerin, das "Schwalbenlied", gesungen. Auch wurde das Spiel vorgeführt "Die Gänsemagd". Wir beendeten die Feier mit dem Lied "Heim Heim Heim". Darauf bedankte sich unsere Führerin herzlich für den schönen Nachmittag, den wir ihr bereitet haben. Später gingen wir müde in das Bett.

Prag, ein Erlebnis fürs Leben.

Am 18.5. hat uns unser Gebietsführer nach Prag eingeladen. Am anderen Tag machten wir eine Stadtrundfahrt. Zuerst fuhren wir durch die geschäftsreichsten Straßen Prags. - Es ist der Graben und der Wenzelsplatz. In der Straßenbahn, in der wir fuhren, war ein Führer, der uns alles erklärte. Zum ersten Mal stiegen wir am Altstädter Ring aus. Auf diesem stand das Altstädter Rathaus mit der Astronomischen Uhr. Diese war sehr kunstvoll gebaut. Wir hatten das Glück, gerade am Rathaus zu sein, als die Uhr 10 Uhr schlug. Es öffneten sich zwei Fensterchen und zwölf Apostel kamen hervor, jeder machte eine Verbeugung und verschwand wieder. Nachdem alle zwölf Apostel da waren, schlossen sich die Fenster und ein Hahn krähte. Bei diesem Spiel stand rechts der

Tod und zog an einem Seil, daß zur Glocke hinführte. Diese läutete dann. Neben dem Tod stand auch der Geizhals, der mit dem Geldbeutel schüttelte. Links von der Uhr stand die Eitelkeit und der Stolz. Auch haben wir uns das Rathaus von innen besehen. Wir konnten bei jedem Schritt denken: "Hier sind auch einmal Könige oder höhere Herren hergegangen". Dieses alles ist für uns etwas Herrliches. Zum zweiten Mal sind wir am Hradschin ausgestiegen. Er hat fünf Burghöfe. Wir gingen dann hinein und besahen uns die Säle. Zuerst besahen wir uns den Spanischen Saal. Er ist sehr groß und schön. Er ist der größte Saal Europas. Es brannten darin 3000 Kerzen. Diese müssen von 30 Dienern angemacht werden. Dann besahen wir uns die Turnierhalle, wo früher die Turnierkämpfe abgehalten wurden. Dann gingen wir zu dem Goldmachergässchen. Von ihm gehen schon viele Sagen um. Die Häuser in diesem Gässchen sind so klein, daß man an das Dach fassen kann. Zum dritten Mal stiegen wir am Waldstein-Palais aus. Wir be-

sahen uns das Badezimmer und das Spielzimmer an. In dem Spielzimmer stand ein Pferd, auf diesem waren die Könige in vielen Kämpfen geritten. Dann fuhren wir wieder nach Hause. Es war ein herrlicher Anblick von der Straßenbahn aus auf das hunderttürmige Prag. Es ist schade, daß wir nicht über die Karlsbrücke gefahren sind. Sie ist die berühmteste Brücke Europas. Was wir alles in Prag gesehen haben, werden wir im Leben nie vergessen und es immer in unserem Herzen tragen.

Meine liebste Unterrichtsstunde

Meine liebste Unterrichtsstunde ist Naturkunde. Wir sprechen dann von der Natur und von der Pflanze. Auch gehen wir oft in den naheliegenden Birkenwald, um die Birke zu beobachten. Wir wollen daran sehen, wie sie aufblühen und die kleinen Kätzchen ihren Staub verstreuen. Dann bildet die Birke kleine Nüßchen. Auch

von dem Birkhuhn haben wir schon durchgenommen. Wir konnten es leider nicht sehen, weil es nur in Bergen lebt. Wir gehen sehr oft in die Wälder, um dort von der Natur zu lernen. Unsere Lehrerin erklärt uns dann alles deutlich. Auch von den Blumen in unserem Garten lernen wir. Wenn dann die Unterrichtsstunde zu Ende ist, bedauern wir es sehr. Aber dann kommt die lange Pause, worauf wir uns in der Schule so lange freuen. Es geht dann fröhlich an die frische Luft und wir verspeisen fröhlich unser Butterbrot.

Unser erster Festtag.

Am 1. März, oh weh, oh ach,
hat unsere Führerin Gisela Geburtstag gehabt.
Mit Liedern und mit Blumen gar,
brachten wir den Glückwunsch dar.
Theater und Gedicht fein,
schmückten wir den Geburtstagsrain.
Als das zu Ende war, hurra,
denn morgen war die Hochzeit da!
Der Chef kam mit der neuen Braut,
und ging ins geschmückte Haus.
Wir aßen viele köstliche Sachen
und mußten viel dabei lachen.
Auch Bier fehlte nicht dabei.
Ein Glas ging in die runde Reih!
Der Drosselbart war auch dabei,
er kam im Laufschritt schnell herbei.
Es dauerte noch einige Weilen,
bis die nächsten Festtage eilen.
Nun gingen die Festtage zu Enden
und wir mußten uns an was Neues wenden.

Gespensterspuk auf Zimmer 3.

Nach des Tages Last und Hitze,
freut sich ein jeder auf die Ruhekiste.
Doch die Ruhe dauert nicht lang,
denn mit schauerlichem Gesang,
kamen die Geister an.
Des Nachts um zwölf Uhr,
spukten die Geister über den Flur.
Auf einmal sprang die Türe auf,
und die Geister kamen mit schwebendem Lauf,
und suchten den Bettnässer auf.

Mit großem Geschrei
holten sie Wasser herbei.
Sie war von oben bis unten naß,
daß war für uns ein großer Spaß.
Wir verkrochen uns alle unter den Decken,
denn nun kamen die Geister auch in die tiefsten Ecken.
Sie sangen alle Rumba, Rumbarum,
und zogen zur Tür hinaus mit großem Gebrumm.

Nach dem Kaffeetrinken müssen wir alle auf unsere Zimmer, um die Betten zu machen und das Zimmer in Ordnung machen. Jedes Kind hat ein Amt. Ich habe das Amt, den Balkon in Ordnung zu halten. Ein anderer die Stube auszukehren. Wieder ein anderer das Badezimmer aufzuräumen, Zahnbecher sauber zu machen und andere Dinge. Auch unsere Betten müssen auch schön sein,

sonst werden sie wieder aufgerissen und wir müssen sie noch einmal machen. Da ich das Balkonamt habe, muß ich diesen sehr sauber halten und ihn oft auskehren. Wenn wir denn alle fertig sind, wird gegongt. Dann kommt unsere Führerin und macht Stubenabnahme. Sie sieht dann alles genau nach, und was nicht in Ordnung ist, muß noch einmal gemacht werden. Sie kniet sich auf die Erde und sieht unter die Betten, ob auch gut gefegt ist. Manchmal liegen dort noch Staubflocken. Dann müssen wir noch einmal fegen. Sie geht dann hinaus. Wie ziehen uns schnell an und gehen danach in die Schule.

Achtung!!!
Achtung!!!

Sewastopol ist gefallen.

Achtung! so schallt es durch den Flur. Unsere Lagermädelschaftsführerin kam. Sie sagte: "Jungmädel, gleich an der Fahne sagt uns Fräulein Juliger etwas ganz Besonderes. Beherrscht euch bitte in der Haltung." Dann gab sie das Kommando: "Rechts um!" Und wir marschierten schweigend zur Fahne. Nun standen wir im offenen Viereck an der Fahne. Fräulein Juliger kam. Sie sagte: "Gestern abend verkündete uns das Oberkommando der Wehrmacht eine Sondermeldung. Sewastopol ist nach harten Kämpfen in unseren Händen. Trotz der guten Ausrüstung ist es ihnen nicht gelungen, die Festung zu

verteidigen." Nun zeigten wir uns als deutsches Mädel. Wir gaben keinen Ton von uns. Doch im Herzen hatten wir eine innerliche Freude. Dann schmetterten wir das Rußlandlied. Das war eine schwere Niederlage für unsere Feinde.

Nun brausen nach Osten die Heere.

Die Sonnenwende.

Die Sonnenwende war schon ein Fest, was die Germanen sehr in Ehre hielten. Es ist eines der ältesten Feste. Wir im KLV-Lager wollen es auch als deutsche Jungmädel feiern. Um 9 Uhr abends sind wir in den Wald gegangen, um eine Feier zu halten. Wir durften kein Feuer anmachen, denn wir leben jetzt im Krieg. Aber die untergehende Sonne leuchtete so hell und schön, als wäre es das schönste Feuer der Welt. Fünf Mädel erzählten von Baldurs Tod. Er ist nämlich

der Sonnengott. Es wurden auch noch andere Gedichte vorgetragen. Nach der Feier sind wir noch in dem Wald spazierengegangen, um die Natur etwas zu genießen. Wir sahen sehr viel Glühwürmchen. Es ist etwas ganz anderes mal so spät noch im Wald. Um 11 Uhr sind wir ins Lager zurückgekehrt. Dieses Erlebnis wird mir immer in dem Sinn bleiben, denn zu Hause würde es nicht so gefeiert und wir könnten nicht in den duftenden Wald gehen.

Alltagsmorgens um 7 Uhr
flitzt unsere Führerin über den Flur.
Sie geht in jedes Zimmer hinein,
um uns zu wecken, oh große Pein.
Jeder möchte noch gerne schlafen,
weil wir im Traume die Eltern trafen.
Aber das geht nun einmal nicht,
denn wir müssen gehorchen auf das,
was unsere Führerin spricht.
Dann ruft sie auch schon: "Guten Morgen,
heraus aus den Betten, es ist schon hell."
Nun ist es mit dem Schlafen vorbei.
Jetzt heißt es sich anziehen und waschen schnell,
denn bald tönt der Gong zum Morgenappell.

Unser Führer hat Geburtstag.

Kaum ist ein Feiertag um, so folgt schon wieder einer. Denn am 20. April hatte unser Führer Geburtstag. Auch wir durften diesen schönen Tag im Lager feiern. Die Morgenfeier wurde andächtiger gestaltet, als an den sonstigen Tagen. Wir Jungmädel standen alle in Bundestracht und ernsten Gesichtern um die Fahne. Unsere Lagerleiterin hielt eine kleine Rede über den 20. April. Nach der Fahnenehrung gingen wir in den Eßsaal an das Führerbild. Fräulein Juliger sprach einige Worte und wir dankten Gott, daß er uns einen solchen tüchtigen Mann geschenkt hat. Auf unseren Plätzen stand ein kleines Buch, das wir vom Führer geschenkt bekommen haben. Um 11 Uhr hatten wir eine große Feierstunde. Das Führerbild wurde feierlich geschmückt. An der Wand hing

eine blutrote Hakenkreuzfahne. Darauf hing das Bild des Führers, daß mit einem Kranz von Tannengrün umgeben war, und mit Blumen geschmückt. Am Anfang der Feierstunde wurden sieben unserer Kleinsten feierlich in den Jungmädelbund aufgenommen. Durch Sprechchöre und Gedichte wurde das Leben des Führers geschildert. Auch durch Lieder wurde der Führer geehrt. Dies war die erste große Feierstunde. Danach gingen wir an die frische Luft und machten Spiele. Aber unser Führer war im Herzen immer bei uns. Auch im fremden Land haben wir unseren geliebten Führer nicht vergessen. Auch habe ich mir vorgenommen, ein echtes deutsches Mädel zu sein und immer zu bleiben.

Das erste Wunschkonzert im KLV-Lager.

Im KLV-Lager herrscht immer eine große Gemeinschaft. Auch bekommen wir viel Spaß, den wir zusammen verleben. An einem Nachmittag sollte uns wieder eine Überraschung von unserer Lagerleiterin gesagt werden. Mit gespannten Gesichtern warteten wir auf das, was uns jetzt gesagt wurde. Fräulein Juliger zeigte uns nun einen Kasten, indem sie sagte: "Hier kommen alle auf einen Zettel geschriebenen Wünsche hinein. Denn Sonntag soll unser erstes Wunschkonzert stattfinden." Nach dem Kaffeetrinken schrieben wir alle fleißig unsere Wünsche auf. Nachmittags kamen sie nun alle raus. Es waren viel schöne Lieder und Reigen. Es wurde alles sehr schön vorgetragen. Abends versprach uns unsere Lager-

leiterin, bald ein zweites Wunschkonzert zu machen.

Hoher Besuch im Lager.

Wir saßen gerade am Kaffeetisch, als unsere Lagerleiterin uns mitteilte, daß in den späten Abendstunden eine Sondermeldung von der Dienststelle gekommen sei, daß am 9.7. der Staatssekretär SS Gruppenführer Frank uns besuchen wolle. Wir freuten uns alle sehr. Sie sagte auch noch: "Nun müßt ihr auch alle fleißig sein und alle tüchtig Hausputz halten, damit er sich einmal wieder freut." Nun gingen wir an die Arbeit. Es wurde bis in den äußersten Ecken geputzt. Der Schweiß floß uns allen die Stirne herunter. Wir rannten alle hin und her und putzten hier und putzten dort. Auf den Fluren

standen Wassereimer, Scheuersand, Tische und Stühle herum. Aber später war alles blitzblank und aufgeräumt. Dann wurde gründliche Stubenabnahme gemacht. Unsere Führerin, Lagerleiterin und der Bezirkskommandant kamen durch. Nun war endlich der Tag da. Kurz vor 4 Uhr wurde vom Palast aus Spalier gebildet. Auch die Kinder von Hubertus schlossen sich an. Wir waren sehr aufgeregt. Die Sonne schien sehr heiß. Einige Kinder setzten sich in den Straßengraben, um sich auszuruhen. Oft riefen Kinder: "Da kommt er", aber es war immer ein Auto. Aber endlich kam er. Alle Kinder sprangen auf und nahmen Haltung an. Da kamen auch schon drei Motorradfahrer mit gelben Fahnen. Ein Wagen mit Polizeibeamten fuhr hinterher. In dem dritten Wagen saß der Gruppenführer.

Wir riefen und winkten ihm zu. An der Treppe empfingen ihn zwei Kinder mit gelben und roten Rosen. Er freute sich sehr darüber. Als der Gruppenführer im Haus war, bekamen wir den Befehl, auf die Wiese zu gehen. Dort bildeten wir einen Kreis. Wir sangen Lieder und vertrieben uns die Zeit. Endlich kam der Gruppenführer wieder. Wie wir später erfuhren, hat er alles gründlich nachgesehen. Fast in jedes Zimmer und Spind hat er gesehen. Auch in die Küche, in die Teller und Tassen hat er hineingeguckt. Dann kam er mit seinen zwei Adjudanten auf die Wiese. Wir sangen ein Lied. Danach führten wir einen Tanz vor. Der Photograph machte die lustigsten Sprünge, um den Gruppenführer in den schönsten Stellungen zu photographieren. Zuletzt sangen wir das Lied: "Schätzel, ade" und winkten dazu. Dann ging der Gruppenführer nach Hubertus, um sich dort auch alles

anzusehen. Er nahm auch dort einen leckeren Imbiß ein. Zuletzt bildeten wir noch Spalier von Schloß Hubertus bis zum Revier. SS-Gruppenführer Frank und seine zwei Adjudanten kamen zu Fuß durch die Reihen, um sich noch einmal verabschieden zu können. Die Jungen von Wschenor schlossen sich auch an, dieses hat den Gruppenführer sehr gefreut. Da erscholl ein: "Heil, Heil, Heil" aus allen Kehlen. Der Gruppenführer stieg nun mit seinen zwei Adjudanten ins Auto und fuhr ab.

Unser Sportfest

In einem Heimabend sagte uns unsere Führerin, daß wir bald unser Sportfest machen würden. Nun mußte vorher tüchtig geübt werden. Zuerst waren wir alle sehr steif, aber weil wir jetzt jeden Tag trainierten, ging es besser. Endlich kam der Tag heran, an dem das Sportfest stattfinden sollte. Morgen mußten wir alle Bundestracht anziehen. Morgens nach dem Kaffeetrinken fing es schon an. Wir mußten uns am Anfang in Riegen aufstellen. Die erste Riege ging zum Springen, die zweite zum Laufen, und die dritte zum Ballweitwurf. Ich kam zuerst beim Werfen dran. Da hatte ich nun Pech. Denn Werfen ist meine schwache Seite, aber es ging noch. Ich hatte 27 m geworfen. Nun marschierten wir zur Springgrube. Wir hatten alle etwas Angst. Wir übten uns schon etwas und sprangen auf der Wiese umher. Nun kam ich dran. Die Führerin rief mir zu: "Beine hoch beim Springen." Ich mach-

te einen kleinen Anlauf. Jetzt gings hinein in die Sprunggrube. Die Führerin sagte mir nachher, daß ich 3,20 m gesprungen sei. Da war ich froh. Aber nun das Laufen. Wir mußten auf einer glatten Landstraße laufen. Sie war sehr sauber, da ging es wohl. Ich lief, was ich laufen konnte. Da riefen Kinder: "Annette zieh." Endlich hatte ich das Ziel erreicht. Ich hatte 9,5 Sek. gelaufen. Da war ich sehr froh. Am anderen Tag wurde an der Fahne bekanntgegeben, wer eine Siegernadel bekommt. Die Beste ist mit 215 Punkten hervorgegangen. Da rief unsere Führerin: "Annette Schwalm ist mit 102 Punkten hervorgegangen." Ich hatte es in der Aufregung nicht richtig verstanden. Da sagte ein Mädel zu mir: "Du bist es." Danach drückte uns unsere Führerin die Hand. Die Siegernadel bekamen wir später.

In Olmütz.

Eines Tages sagte uns unsere Lagerleiterin, daß die elf besten im Sport von unserem Lager nach Olmütz fahren sollten, um an einem Gebietssportfest teilzunehmen. Es waren die Mädel, die eine Siegernadel bekommen haben. Ich mußte auch mit. Nun mußte viel vorbereitet werden. Auch mußten wir viel Blusen haben, denn wir blieben drei Tage da. Endlich kam der große Tag heran. Wir bekamen viel leckere Sachen mit auf die Reise. Morgens kam unsere Führerin und steckte uns mit dem Kopf ins Wasser, damit wir frisch sind. Nun gings zum Bahnhof. Unsere Kameradinnen winkten uns noch lange nach. Am Bahnhof mußten wir lange warten. Doch endlich kam der Zug angebraust. Wir setzten uns hinein. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Nun fuhr er schon schnell und wir waren bald in tiefe Gespräche versunken. Da war schon die große Stadt Prag

und wir mußten umsteigen in einen D-Zug, der bis nach Olmütz fuhr. Unsere Führerin sagte uns, daß wir mit diesem Zug noch sechs Stunden fahren müßten. Nun konnten wir uns auch langsam an den Brotbeutel begeben. Es wurde tüchtig geschmaust. Abends gegen 7 Uhr waren wir endlich in Olmütz angelangt. Dort mußten wir uns in Marschkolonne aufstellen, und nun marschierten wir zu einer Schule, die unsere Unterkunft sein sollte. Wir gingen zuerst zu unserem Zimmer. Dort lagen die Strohsäcke dicht aneinander. Wir packten zuerst unseren Koffer aus und überzogen unsere Betten. Darauf nahmen wir unser Eßbesteck und begaben uns auf den Hof, wo es Essen geben sollte. Dort stand auch schon eine große Gulaschkanone und eine lange Schlange Jungmädel mit Pötten und Eßbesteck.

Da fiel uns ein, daß wir unsere Eßnäpfe vergessen hatten. Zum Glück traf unsere Führerin ihre Freundin, die mit ihren Jungmädel auch da war. Unsere Führerin fragte sie, ob ihre Jungmädel uns die Eßnäpfe leihen durften. Sie bejahte es. Nun hatten wir einmal wieder Glück gehabt. Wir aßen tüchtig. Nach dem Essen gingen wir noch einmal heraus. Wir setzten uns alle zusammen und sangen lustige Lieder. Bald darauf sagte uns unsere Untergauführerin, daß morgen das Gebietssportfest stattfinden sollte. Später gingen wir müde ins Bett.

Gebietssportfest in Olmütz.

Als wir am Morgen aufwachten, schauten wir zuerst zum Fenster hinaus, ob schönes Wetter ist. Da hatten wir Pech. Es goß in Strömen der Regen die Gasse herunter. Kurz darauf wurden wir auch

schon geweckt. Später gingen wir auf den Hof, um unser Frühstück einzunehmen. Es gab zwei große Schnitten Brot und ein Päckchen Marmelade. Unsere Untergauführerin gab uns bekannt, daß wir uns umziehen sollten und daß wir trotz des Regens das Gebietssportfest machen würden. Als wir fertig waren mit dem Essen, gingen wir in die Zimmer, um uns umzuziehen. Danach mußten wir antreten und wir marschierten zu dem Stadion. Dort mußten wir warten, bis wir durch das Mikrophon aufgerufen wurden. Wir saßen da alle mit klopfenden Herzen. Vor uns war die Laufbahn. Mädel zu dreien flitzten dahin. Da gab es einen Knall. - Was war das? - Doch unser Schrecken war umsonst. Es war das Signal zum Lauf. Endlich, endlich wurden wir nach langem Warten aufgerufen zum Ball-Weitwurf. Vor dem Stadion stellten wir uns in ein Glied auf und marschier-

ten zum Platz. Dort stachen Fähnchen, womit die Meter angegeben sind. Bei diesem schlechten Wetter ging alles nicht so recht. Nachdem wir geworfen hatten, kamen wir beim Lauf dran. Wir saßen in Tiefstart in den Löchern und warteten auf den Schuß, der erfolgen sollte. Da schoß es auch schon. Es war ein ohrenzerreißender Knall. Dann flitzten wir dahin. Der Regen und der Wind strömte uns entgegen. Endlich hatten wir das Ziel erreicht. Wir hatten alle schlecht gelaufen. So hofften wir, daß wir mit dem Springen alles aufholen würden. Wir gingen nun schnell zur Springgrube, denn es wurde bald Schluß gemacht. Beim Springen ging es nun besser. Eine ist sogar 4 Meter gesprungen. Als wir fertig waren, stellten wir uns in Marschkolonne auf und wir marschierten wieder zu unserer Unterkunft. Dort bekamen wir Essen. Danach ruhten wir uns etwas in unseren Zimmern aus. Abends gab uns unsere Untergauführerin bekannt, wer Sieger war. Leider waren wir es nicht, aber dafür an dritter Stelle, es war eine große Freude.

Selbstbewußtsein

Was Du erwünschest, muß Du Dir selbst erkämpfen!
Kein Sieg fällt kampflos Dir in Deine Hand.
Trotz den Gewalten, die Dein Feuer dämpfen!
Halt in Dir wach der Jugend heil'gen Brand!

Nur wer gewinnt, der selber sich gewonnen.
Der nicht sein Leben lebt nach eig'ner Zier.
Beend das Werk, das Du in Dir begonnen.
Denn was Du sein willst - bist Du nur aus Dir.

Heimkehr und Empfang im Lager.

Als das Sportfest geendet hatte, sagte uns Sylvia: "Morgen mittag fahren wir nach Hause." Wir waren Feuer und Flamme. Am anderen Tag gingen wir sofort zur Post, um ein Telegramm aufzugeben. Wir schrieben, daß wir den dritten Sieg errungen hätten, und daß wir einen großen Hunger mitbrächten. Ein paar Stunden später saßen wir munter und vergnügt in der Eisenbahn. Wir sahen schon im Geiste, wie uns unsere anderen Kameradinnen empfangen würden. In Prag telefonierten wir noch einmal zu unserem Lager. Unsere Lagerleiterin sagte, daß sie alles aufs Beste herrichten lassen wollten. Danach stiegen wir in einen anderen Zug ein, der bis nach Wschenor fuhr. So ging unter Geplauder die Zeit vorüber. Nun fuhr der Zug im Bahnhof von Wschenor ein. Wir hörten schon von weiten das Schreien und Zurufen unserer Kameradinnen. Da hielt der Zug. Wir stürmten sofort aus dem Zug und

Das deutsche Heer steht schützend vor der Heimat.
Sein Kampf ist der und die neue glückliche Zukunft.

landeten in den Armen unserer Kameradinnen. Nach einer langen Begrüßung machten wir uns auf den Weg. Endlich kamen wir in unserem Lager an. Die kleineren Mädels waren zu Hause geblieben und standen nun Spalier. An der Treppe kam uns unsere Lagerleiterin entgegen und hielt eine kleine Ansprache. Danach legte sie uns einen Eichenkranz um den Kopf und krönte uns damit als Sieger. Darauf gingen wir in den Speisesaal, wo alles für uns bereit stand. Wir bekamen einen hohen Teller voll Nudeln. Nun waren wir einmal wieder rundum satt. Danach gingen wir müde ins Bett.

Wir gehen unseren Weg.

Wir gehen auf dieser Erde,
den einmal begonnenen Weg,
und wie es auch kommen werde:
wir gehen unseren Weg!

Es kann uns nichts erschüttern.
Das Reich ist uns oberste Pflicht.
Und ob sie rings erzittern:
wir weichen vom Wege nicht.

Küchenzettel

Morgens: 2 Stück Kuchen, 2 Schnitten Brot mit Butter.
Mittags: Suppe, Kartoffeln, Soße, Schnitzel, Bonbons.
Nachmittags: 2 Stück Kuchen, 1 Stück Buttercremetorte, Kaffee.
Abends: Kalte Platte, 2 Schnitten Brot mit Butter und Wurst, 1 mit Käse.

Morgens: 2 Schnitten Brot mit Marmelade.
Mittags: Suppe, Buchteln mit Vanillesoße.
Nachmittags: 2 Schnitten Brot mit Honig.
Abends: 1 Schnitte Brot mit Butter, Milchsuppe.

Dienstags:

Morgens: 2 Schnitten Brot mit Marmelade.
Mittags: Suppe, Kartoffeln, Blumenkohl, Soße.
Nachmittags: 2 Schnitten Brot mit Honig.
Abends: Kartoffeln, Fisch, Soße.

Mittwochs:

Morgens: 2 Schnitten Brot mit Marmelade.
Mittags: Suppe, Kartoffeln, Soße, Pudding.
Nachmittags: 2 Schnitten Brot mit Honig.
Abends: Kartoffeln, Soße, Zunge.

Wir sind echte Kameraden.

Unser Bergfest

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Am 26.7. hatten wir ein halbes Jahr um. Wir sollten eigentlich nach Hause kommen, aber wegen Transportmangel konnten wir noch nicht fahren. Darum wurde nun am 26. unser Bergfest gefeiert. Es wurden viel Vorbereitungen getroffen. Endlich war der Tag da. Morgens wurden wir erst spät geweckt. Später gingen wir zum Kaffeetrinken. Wir bekamen zwei Stück Kuchen und eine Schnitte Brot mit Butter. Neben unserem Platz lag eine Serviette mit Bonbons und Pralinen, worüber wir uns sehr gefreut haben. Auch der Bezirkskommandant kam zu unserer Morgenfeier. Zuerst sangen wir das Lied: "Alle stehen wir verbunden". Es wurden danach mehrere Gedichte vorgetragen.

Dem fröhlichen gehört die Welt,
die Sonne und das Himmelszelt.

Die Lagerchronik wurde in Gedichtform von einigen Mädel vorgetragen. Unser Schuljahr sang das Lied: "Lobet der Berge" und "Heilig Vaterland". Unsere Lagerleiterin hielt danach eine Lobrede von der Lagerkameradschaft. Der Bezirkskommandant erhob sich von seinem Platz und hielt auch eine kleine Rede. Danach sendeten wir unserem geliebten Führer einen Gruß und sangen das Lied: "Deutschland, Deutschland über alles". Das Personal bekam danach ein Album mit Bildern, worüber sie sich sehr gefreut haben. Nachdem machten wir einen Propagandamarsch zum Revier und sangen Tante Elli ein schönes Liedchen vor. Wir marschierten dann zurück. Als wir ankamen, hatten wir Freizeit. Kurz danach gongte es zum Festmahl. Es gab zuerst Suppe. Dann kam ein Teller mit Kartoffeln, Soße, Gemüse und Gänsebraten. Zum Nachtisch gab es Schokoladenpudding. Nach dem Mittagessen hatten wir noch einmal Freizeit. Dann tranken wir

Wer allzeit hinterm Ofen sitzt,
Grillen fängt und Hölzchen spitzt,
und fremde Lande nie beschaut,
der bleibt ein Narr in seiner Haut.

Kaffee. Es gab zwei Stück Cremetorte und Milch. Nachdem wir Kaffee getrunken hatten, spielten wir das Märchenstück "Die Gänsemagd" und andere schöne Kurzspiele vor. Nach diesem schönen Nachmittag ging Krabbelmann mit dem Krabbelsack um. Jeder krabbelte, was er konnte. Ich hatte einen Block und ein Bild von Prag gekrabbelt. Einigen hatte der Krabbelmann Buntstifte gegeben. Inzwischen war es Abend geworden. Wir aßen Abendessen und gingen danach müde ins Bett.

Wer den wuchtigen Hammer schwingt,
wer Felde mäht die Ähren,
wer ins Mark der Erde dringt,
Weib und Kind zu ernähren,
wer Strom an den Nachen zieht,
wer bei Woll und Werk und Flachse
wer hinterm Webstuhl sich müht,
daß sich blonder Jungen wachse,
jedem Ehre, jedem Preis!
Ehre jeder Hand voll Schwielen,
Ehre jeden Tropfen Schweiß,
der in Hütten fällt und Mühlen,
ehre jede nasse Stirn
hinterm Pflug. - Doch auch dessen,
der mit Hirn und mit Schädel
hungernd pflügt, sei nicht vergessen.

Der Filmwagen.

Schon lange warten wir auf unseren geliebten Filmwagen. Es sind schon mehrere Gerüchte durch unser Lager gegangen, daß bald der Filmwagen käm. Aber immer war unser Hoffen umsonst. Nun war Sonntag und der Filmwagen war noch nicht da. Wir machten gerade unsere Zimmer in Ordnung und machten die Betten, als ein Geschrei durchs Lager ging, der Filmwagen ist da, der Filmwagen ist da. Wir stürzten alle auf unseren Balkon. Da stand nun unser heißersehnter Filmwagen. Zuerst fielen wir uns um den Hals vor Freude, aber dann liefen wir herunter, um unsere lieben Filmonkel zu begrüßen. Wir

Frühe aufmachen
muß sich der Mann,
dem es mangelt
an tüchtigen Helfern.
Wer sich selbst
nach dem Rechten sieht,
wer schläft
bis in den Morgen hinein,
muß manches versäumen.
Geh frisch ans Werk
und geh früh,
dann hast Du schon halb gewonnen.

fragten sie, was sie für einen Film brächten. Da sagten sie: "Meint ihr, wir spielten euch immer etwas vor? Ihr sollt uns jetzt etwas vorspielen." Wir waren auch gleich dazu bereit, aber da sagten sie, daß sie zwei Filme brächten. Das war wieder eine große Freude für uns. Wir konnten es kaum erwarten. Aber vorerst mußte gegessen werden. Als wir fertig waren, mußten wir noch etwas hinausgehen, indessen wurde im Saal alles zum Film bereitgemacht. Danach stellten wir uns auf und gingen in den Saal. Bald kam auch unser Nachbarlager Hubertus. Es dauerte noch ein Weilchen, dann begann der Film. Zuerst spielten sie den Film: "Annelie". Er war sehr traurig. Aber danach kam der Film: "Quax, der Bruchpilot". Es war zum Kaputtlachen. Es war schade, daß der Film so schnell vorübergeht. Die Soldaten versprachen, bald wiederzukommen, und den Film mitbringen: "Jakko".

Von Vaterland und Freiheit

O Mensch, du hast ein Vaterland,
ein heiliges Land, ein geliebtes Land,
eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und trachtet.
Wo dir Gottes Sonne zuerst schien,
wo dir die Sterne des Himmel zuerst leuchteten
und seine Sturmwinde dir mit heilgem Schrecken durch die Seele brausten:
Da ist deine Liebe,
da ist dein Vaterland.

Mein Führer!

Nun hab ich dich gesehen
und trag dein Bild in mir.
Was immer mag geschehen,
ich werde zu dir stehen,
ich halt die Treu dir.

Die Stunde meines Lebens
hast du mir heut geschenkt,
die nun mehr alle Tage.

 

[Das Tagebuch bricht an dieser Stelle ab.]