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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Landjahrlager Kegelsmühl (1936)

Es handelt sich hier um ein Fahrtenbuch, das die Jungen im Landjahrlager Kegelsmühl bei Schneidemühl in Pommern im Sommer und Herbst 1936 anfertigten.

Den mit Abstand größten Raum nehmen dabei Schilderungen der „Großfahrt" nach Danzig und Ostpreußen ein.

Trotz der ideologisch aufgeladenen Reiseroute dominieren in diesem Fahrtenbuch eher die jungenhaft-flapsigen Schilderungen über Essen, Fußmärsche und Zelten. Dennoch werden auch in diesem Landjahr und während der „Großfahrt" die weltanschaulichen Momente nicht zu kurz gekommen sein. Ein Beleg hierfür sind allein schon die in das Buch aufgenommenen Sprüche, Gedichte, Bilder und Broschüren.

Das Album wurde von Werner Freund zur Verfügung gestellt, dessen Lebensgeschichte hier ebenfalls präsentiert wird.

Der erste Tag in Ostpreussen!

Nachher ging es am Strande der Ostsee entlang. Einige baten Lagerführer möchte uns baden lassen. Jetzt kamen wir am Badestrand vorbei. Am Badestrand machten wir halt. Es hies, Affen ab! „Turnhose anziehen und hinein! Das war das erste Baden in der Ostsee die ersten suchten Bernstein, fanden auch kleine Stücke. Nun begann ein Suchen. Doch bald zogen wir auf festen Boden weiter. Hier zogen wir auf festen Boden weiter. Wir zogen uns dann an. Dann ging es über Neuheuser die letzten 5 Km nach Lochstädt. - - Käsige stimmung - - - Lochstädt - - -. Eine Fischerhütte und ein großer Bauernhof. Der Bauer wies uns ab und verkaufte uns niemals Kartoffeln. Es sei 8 Uhr und er habe Feierabend. Wier waren so müde das wir im Graben schlafen wollten. Eine kurze Ratlosigkeit der Führer dann ein Entschluß. Unsere Kranken in Zeltbahnen gehüllt brachten wir in den Tannenwald. Wir knüpften Zeltbahnen zusammen und einen Schlafsack. Dann legten wir uns nieder. Bald lagen wir in tiefen Schlaff.
Kurt Darms.

Der große Fraß von Fichhausen!

Als wir uns früh den Schlaf aus den Augen rieben, spürten wir den mächtigen Hunger. Wir hatten ja einen ganzen Tag nichts gegessen. Wir zogen uns an und rollten unsere Decken dann wollten wir die Burg besichtigen. Aber das viel hitter aus. Der Verwalter kam an und schnauzte den Lagerführer an. „Du dummer Junge! Du Schnösel; Wir haben es alle gehört. Aber wir blieben da und sahen uns die Burg noch von aussen, dann marschierten wir bis nach Fischhausen. Dort machten wir Rast. Es wurde eingekauft. Miky mußte Feuer machen und zusehen das daß essen kochte. Es gab Erbsen und ein ende Wurst. Vorher hatte es Schnitten gegeben. Aber der Tag war sehr heiß das die Butter vom Brote lief und die Kotenstücke waren ganz beschmirt. Wir stürzten uns also mit einem waren Heißhunger auf die Erbsen, der Lagerführer hatte angst wir würden den Wachkessel voll nicht auf kriegen, aber es war noch zu wenig. Mit gesterkten Gliedern ging es dann weiter bis nach Sanglienen. Dort haben wir das erste mal gezeltet, aber ganz knorke geschlafen. - - - - - - -
Micky.

Königsberg die Krönungsstadt der Preußenkönige.

In Danzig hatten wir eine alte Stadt gesehen, in der fast alle Straßen noch an die alte Zeit erinnern, die Häuser mit Spitzen Gibeln. Das vornehme Upagenhaus in der Langengasse, der Könicksspeicher (der) mit den Speichern der Danziger Kaufleute, Speicherinsel des polnischen Könicks. Die alte Mühle aus der Ritterzeit das Krantor und die vielen anderen Tore an der Motlau alles Erinnert an Danziger alte Zeiten. Nur die Gegend am Bahnhof und das Hafengelände mit den Werften und Kränen wirken neuzeitig.

Von Königsberg wußten wir, das es auch zur Ritterzeit gegründet wurde, daß es seinen Namen von einem König von Böhmen hat, der sich an einem Zug gegen die Preussen beteiligt hatte. Aber heute steht Königsberg wie eine moderne Grosstadt da. Nur die Speicher am Hafen die Domkirche und Schloß sind alt. Im Schloß ist ein Teil noch aus der Zeit des Ritterordens erhalten. Es sind wunderschöne, ruhige Räume mit steilen feinen Kreuzgewölben, alle vornehm weiß getuncht. In einem Raum sind die Bodenflißen nach alten Mustern wieder hergestellt. Abwechselt (einer) immer Schwarze und Weiße Fliesen. Ein Buch liegt da in dem die Fahnen aus der Schlacht bei Tannenberg 1410 abgebildet. Das Archiv und den Büchern haben noch ihre alten einrichtungen. Die Wände der Schloßkirche sind von oben bis unten bekleidet mit den Wappen der Männer, die den schwarzen Adlerorden erhilten, viele berühmte Namen fanden wir darunter, Bismark, Häseler. In dieser Kirche wurde am 18 Januar 1701 der erst König in Preußen gekrönt und nach ihm alle preußischen Könige. Über der Schloßkirche im Dachgeschoß befindet sich der sogen. Moskowitersal. Ein riesiger Raum, in dem Waffen und Uniformen aus allen Jahrhunderten ausgestellt sind. Aus der Rittzeit sind Burganlagen nachgebildet, wir sehen z. B. ein Modell der Burg Lochstädt, von der jetzt nur noch Reste zu sehen sind. Wir staunten dass Lochstädt auch einen Dansker hatte wie Marienwerder. Wir besuchten die grösste Buchhandlung Europas Gräfe und Unzer. Wir wurden durch das ganze Haus geführt. In allen Räumen von oben bis unten alle Wände mit büchern vollgestellt; viel wissenschaftliche Sachen - - - - - aber auch ganze Zimmer voll Bücher, die wir gut gebrauchen könnten.
Sämtliche Bände von Karl May standen da! Der Mann ertählte uns das die Buchhandlung Grafe und Unzer noch lange nicht alle Bücher hat die es gibt. Aber die Buchhandlung besorgt ihren Kunden jedes Buch in wenigen Tagen. Er sagte auch wir sollten in Essen nur in gute Buchhandlungen gehen, die viel Auswahl und die auch alle Bücher auf Bestellung besorgen.

Rundfunk-Reportage am Tage des Bauernabschiedsabends am 13.12.36 im Landjahrlager Kegelsmühl.

Achtung Achtung hier ist der Ultraviolett Kurzwellen und Grosswellensender Kegelsmühl, angeschlossen die Sender K K K K K - Kappe, Krummfliess, Kleinmühl, Kattunf und Kleinwittenberg.

Wir bringen Ihnen das Interessanteste und Aktuellste aus dem Landjahrlager Kegelsmühl und den anliegenden Gebäuden unter dem Motto „Alles son Bart".

Die Belegschaft des Landjahrlagers Kegelsmühl hat sich entschlossen am kommenden Mittwoch nach Hause zu fahren, weil in diesem Gottverlassenen und harmlosen Kaff in Wirklichkeit nichts los ist. Verwöhnte Essener Jugend ist von diesem wunderbaren Nest gewaltig enttäuscht. Ein Landjahrjunge hatte vor dem Landjahr einen ganz wunderbaren Traum, er träumte, er las in einer Chronik über Kegelsmühl folgendes: „In herrlichen Kieferwäldern im Tale eines romantischen Flusses (lies Krummes Fliess) liegt idillisch das wunderbare Städtchen Kegelsmühl (lies Dorf mit 130 Seelen). Auf den Hauptverkehrsstrassen (Kappe - Rose) ist es „bequem" mit allen Verkehrsmitteln (am besten mit Kastenwagen mit doppelter Gummibereifung) zu erreichen. (Oder auch nicht) Für alle Bequemlichkeiten ist aufs Beste gesorgt (sie können zu jeder Zeit Kuhställe ausmisten und Jauche tragen) Im Mittelpunkt des Städtchens liegt hinter schattigen Bäumen (zwei sind inzwischen abgehauen) und frischem grünen Rasen ein modernes „Schloss", mit allen Bequemlichkeiten (Hört, Hört). In seinen Mauern freut sich Essener Landjahrjugend ihres Dasein, von erfahrenen, ausgewählten Führern aufs beste gepflegt und betreut. Es gibt die besten, feinsten, ausgesuchtesten Speisen von einer guten Köchin hergerichtet z. B. Schlabberkappes, Rennfahrer-Kakao mit Ochsenschwanzeinlage und Kornfrank-Suppe.

Fahrtenchronik

Tag

Wegstrecke

Km

Quartier

Wetter

Freitag
14.8.36.

Autofahrt: Kegelsmühl, Schneidemühl, Jastrow, Schlochau, Konitz, Czersk, Pr. Stargard, Dirschau, Kalthof, Neuteich, Käsemark
Danzig

300 km

Bischofsberg,
Kasematten
Herrn Kemnitz

trübe

Sonnabend
15.8.

Danzig, Dampferfahrt nach Gdingen

25

"

wolkig, meist heiter

Sonntag
16.8.

Danzig, Besichtigungen.

-

"

klar, heiß

Montag
17.8.

Autofahrt: Danzig - Oliva - Zoppot
Dampferfahrt: Zoppot - Pillau
Marsch: Pillau - Ostseestrand - Neuhäuser - Lochstädt




  8,5

Im Wald bei Lochstädt

sehr heiß

Dienstag
18.8.

Marsch: Lochstädt - Fischhausen - Sanglienen

15

Zelt,
Gut Legien an der Ostsee

sehr heiß

Mittwoch
19.8.

Marsch: Sanglienen - Fischhausen
Zugfahrt: Fischhausen - Königsberg
Besichtigungen

 4,7
60

D.J.H.
Notlager

bewölkt.

Donnerstag
20.8.

Königsberg: Besichtigungen

-

"

bewölkt, abends Wolkenbruch

Freitag
21.8.

Dampferfahrt: Königsberg - (Frische Haff) - Pillau - Elbing

 5

„Haus der 148er"
Herr Hildebrandt

kühl, trübe

Samstag
22.8.

Zugfahrt: Elbing - Allenstein

110

Stroh, (Treibhaus)
Gärtnerei Fuchs

vorm. heiter
nachm. trübe
nachts regen.

Sonntag
23.8.

Nachtmarsch: Allenstein - Grieslienen

 22

Heulager (Scheune)
Bauer

vorm. heiter
nachm. u. abends trübe
nachts: Regen

Montag
24.8.

Marsch: Grieslienen - Hohenstein - Dröbnitz

 13

Stroh, (Scheune)
Bauer Bucka

trübe

Dienstag
25.8.

Marsch: Dröbnitz - Mühlen - Tannenberg - Seemen

 16,2

Stroh, (Stall)
Gut.

bezogen, sehr windig.

Mittwoch
26.8.

Marsch: Seemen - Gilgenburg - Marwalde - Leip

 30,1

Stroh, (Tenne)
Krämer Groß

starker Wind, Regenschauer

Donnerstag
27.8.

Marsch: Leip - Pr. Görlitz - Drewenz - G. Schönforst - Dt. Eylau - Stradem

 26,7

Stroh, (Scheune)
Bauer Wollenberg

windig, wolkig, nachts: Regen.

Freitag
28.8.

Stradem (Gr. Silmsee)

   6

"

warm

Samstag
29.8.

Marsch: Stradem - Heinrichauersee - Neudeck - Freystadt - Kl. Ludwigsdorf.

 22,8

Stroh, (Stall)
Gut.

trübe

Sonntag
30.8.

Marsch: Klein Ludwigsdorf - Gr. Bandtken

 18,2

Stroh, (Scheune)
Gut.

windig, trübe, abends Regenschauer

Montag
31.8.

Marsch: Gr. Bandtken - Marienwerder - Kurzebrack

 15

Stroh, (Scheune)
Bauer

stürmisch, regnerisch.

Dienstag
1.9.

Marsch: Kurzebrack - Ziegellack - Gr. Weideweissenberg

 22,3

Grenzlandschule

Sturm, Regenschauer

Mittwoch
2.9.

Weißenberg - Braunswalde

 13

Volksschulklasse

heiter

Donnerstag
3.9.

Braunswalde - Marienburg

   7

Stroh (Exerzierhalle)
Kaserne

sehr warm

Freitag
4.9.

Autofahrt: Marienburg - Kalthof - Pr. Stargard, Czersk, Konitz, Schlochau - Jastrow - Schneidemühl -
Kegelsmühl

250

Strohsäcke
Landjahrlager Kegelsmühl

bewölkt, meist warm.

Brüder und Schwestern ich hebe zu singen an
über die Weichsel drüben hört mich an
aller Hansestädte Prächtigste war und ist mein
aller Ostlandskirchen Mächtigste ich und werde ich
sein. Zweihundert Jahre wob ich mein Purpurkleid
zu den Wolken hob ich schwer stumpf und breit
meines kantigen Turmes Backstein Wucht
Wahrzeichen aller Schiffer blick ich über die Bucht
Auf dem Giebelgewoge der Beischlaggassen
Gottes Orlogflotte lieg ich gelassen
durch meiner drei Schiffe Hallen brandend die Orgel
rauscht. „Gerechte Sache" heisst der Wind
der ihre Fahnen bauscht.

Agnes Miebel

Im Osten steht unser Morgen
steht Deutschlands kommendes Jahr
dort liegt eines Volkes Sorgen
dort warten Sieg und Gefahr.

Dort hielten Brüder die Treue
daß niemals die Fahne sank
ein halbes Jahrtausend Treue
so warten sie ohne Dank.

Dort wartet gute Erde
die niemals Saaten trug
dort stehn keinen Höfe und Herde
dort ruft das Land nach dem Pflug.

Dort müssen wir Fremde gewinnen
die einmal schon Deutschen gehört
dort gilt ein neues Beginnen
drum rüstet euch Deutsche hört.

Im Osten steht unser Morgen,
steht Deutschlands kommendes Jahr
dort liegt eines Volkes Sorgen
dort warten Sieg und Gefahr.

Im
Kampf für
deutsches Wesen
deutsches Recht
starb hier
der Hochmeister
Ulrich
von Jungingen
am 15. Juli 1410
den Heldentod

Ungefähr 1 km östlich vom Dorfe Tannenberg steht, von einem kleinen, dunklen Fichtenbestand umgeben, ein großer Findlingsblock zur Erinnerung an die unglückliche Schlacht des Ritterordens gegen die Polen und Litauer und ihre Hilfsvölker aus Ost-Europa im Jahre 1410.

Bei Ausbruch des Weltkrieges lag Ostpreußen ohne Festungsschutz den Angriff der Russen preisgegeben. Deutschland suchte die Entscheidung durch Angriff auf Paris. Nur schwache ost- und westpr. Truppen standen gegen zwei russ. Heere bereit, gegen Rennenkamps Niemenarmee und Samsonows Narewarmee. Vor dieser Übermacht sollte das Land bis zur Weichsel geräumt werden. Die Schlacht bei Gumbinnen wurde abgebrochen. Ostpreußens Bauern waren auf der Flucht. Da übernahm ein Sohn des Landes, Paul von Hindenburg die Führung des Ostheeres. Mit seinem Generalstabschef Ludendorff vernichtete er die Narewarmee binnen 8 Tage durch Einkreisung in der Schlacht von Tannenberg.

26.-31. Aug. 1914. Rennenkampf zwang er in der Schlacht an den masurischen Seen, 7.-11. Sept. 1914, mit denselben Truppen zum Rückzug. Einen zweiten Einbruch der Russen schlug er in der Winterschlacht in Masuren, im Febr. 1915, zurück. Am 22. März befreite er Memel, wo russ. Landwehr 4 Tage vorher eingedrungen war. Das befreite Ostpreußen sicherte Hindenburg durch den Vormarsch nach Russland hinein. Der Wiederaufbau begann. Dreiviertel des Landes war von den Russen verwüstet, über 100 000 Gebäude beschädigt oder in Asche gelegt, fast 1 000 000 Menschen um Hab und Gut gebracht. Leipzig half dem zerstörten Hohenstein / Bau des neuen Rathauses. Oppeln half Lyck.++++++++++++++++

+ Deutsche Soldaten ruhen in Ostpreußens Erde! +

Ohne Wehr -
keine Ehr
Ohne Trutz -
nichts Nutz
Ohne Tat -
wird zu spat

In der Nähe des Mühlener Sees fanden wir an der Straße eine Tafel aus Eschenholz, in die eingeschnitzt war:

Durch dieses Höllental warfen am 28.8.1914 todesmutige deutsche Soldaten die in vielfacher Übermacht anstürmenden Russen siegreich auf Hohenstein.

Der einzige Zugang Ostpreußens zur Weichsel.

Diese 4 Meter breite, durch einen polnischen Schlagbaum gesperrte Straße stellt den im Versailler Vertrag garantierten einzigen „freien" Zugang der Provinz Ostpreußen zur Weichsel dar. Die deutsch-polnische Grenze an der Weichsel verläuft nicht in der Strommitte, wie es der Versailler Vertrag vorsah, sondern auf dem östlichen Ufer. Die Weichsel ist dadurch ein polnisches Binnengewässer geworden.

Henning Schindekopf

Marieburg
Um die Hochburg der deutschen Ritter klang
Wie Schlachtruf der Nogat Frühlingsgesang,
Als Winrich Kniprode am Ostertag
Das Gebet für die Brüder im Felde sprach.
Da ritt ein Bote durchs Nogattor:
„Hochmeister, mich schickten die Andern vor,
Sie lassen Dir sagen: Der Deutsche Orden
Ist Herre des Herzogs Kynstudt geworden.
Litauen ist still. Der ihm zäh und jach
Des Aufruhrs Sporn in die Weichen stach,
Herzog Kynstudts Fuss trägt klirrende Ketten."
Sprach Winrich: „Wir wollen den Wilden betten
In tiefstem Verliess, unter gurgelndem Wasser.
Doch sage, wer band den Christenhasser?
Wes Hand war so hürnen, dass das Gebiss
Des wütenden Wolfes sie nicht zerriss,
Sprich, Bruder Henning, wer war der Mann?"
Henning Schindekopf sah den Meister an,
Henning Schindekopf sprach:
„Öck sülvst!"

Königsberg
Zu Königsberg in dem Ordensschloss
Wer ist Herr über Ritter und Tross,
Wer sitzt im Remter zuoberst beim Mahl,
Stählern der Panzer, die Glieder wie Stahl,
Eine Bauernstirn und ein roter Schopf?
Das ist der Marschall Schindekopf,
Marschall Schindekopf, vor dem in Schweigen
Komtur und Trappier sehr tief sich neigen.
Hochmeister Winrich Kniprode und er,
Sie lenken das Land, sie leiten das Heer.
Marschall Schindekopf trägt den Stab mit Frieden,
Neun Jahre des Segens sind Preussen beschieden.
Auf den Feldern die Kynstudts Hengst zertrat,
Wogt hoch um Walpurgis die Wintersaat.
In den Werderwiesen weiden die Pferde,
Mit läutenden Glocken geht die Herde, -
Der Marschall reitet langsamen Schritt,
Die Pflüger singen, sein Herz singt mit:
„Stolz wählte ich mir den Wappenspruch,
Als Winrich, mein Herr, mich zum Ritter schlug,
Stolz sprach ich es damals am Hochaltar
Vor der adlig geborenen Brüder Schar,
Aber stolzer sag ich es heute zu mir, -
Wer gab diesem Lande des Friedens Panier?
Sag's dir, Henning Schindekopf!
„Öck sülvst!"

Schrecken lief um auf allen Wegen:
„Litauen steht auf! Es zieht uns entgegen,
Herzog Kynstudt führt wieder sein Volk zum Streit,
Herzog Olgerd reitet ihm zur Seit',
Auf falben Rennern mit raschen Pfeilen
Naht Hunger und Tod. Entflieht mit Eilen!"
Bei brennender Dörfer Feuerschein
Drängte das Volk zum Stadttor hinein,
Und sie standen viele hundert Seelen,
Im Schlosshof bei rotem Kienspanschwelen,
Dreschflegel und Sensen trugen sie,
Vor dem Marschall beugten sie das Knie:
„Marschallk Schindekopf, Bauernsohn,
Du zwangst den Werwolf einmal schon,
Würgend zieht er wieder durchs Land,
Vom selben Wurf noch einer erstand,
Sie dürsten nach Blut, wie neue Klingen,
Von deinem Tod ihre Lieder singen.
Marschallk, wirst du gegen sie gehn,
Marschallk, der Bauer wird zu dir stehn!"

Rudau
Über Rudaus Walstatt flog schattend die Nacht,
Verbrandend rollten die Wogen der Schlacht,
Weich fielen die Flocken, weiss und schwer
Über das sterbende Litauerheer;
Doch aus dem Lager der Christen klang
Kein Reiterlied, kein Lobgesang.
Schweigend des Ordens Gebietiger stunden
Um Marschall Henning, den Todeswunden.
Rot sein Mantel im Winde schlug,
Seine Stirn eine purpurne Binde trug.
Aufschrak er vom Schlaf: „Ist die Schlacht geendet?"
Und Winrich Kniprode drauf abgewendet:
„Sie ist geendet. Die Nacht kommt heran."
Langsam fragte der sterbende Mann:
„Meister, wes ist der Sieg?" und der greise
Sprach: „Wir siegten." Er sprach es leise.
Und lauter denn: „Mein Henning, merk auf, Schneewolken zogen
Schneewolken zogen um Mittag herauf,
Den Himmel verbarg es schwarz und dicht.
Die Brüder droben wissen es nicht
Dass der Orden Ruh' fand für ewige Zeit.
Der Ritt dorthin ist beschwerlich und weit.
Wer wird es Hermann von Saza sagen,
Dass wir Olgerd und Kynstudt geschlagen?" - -
Sprach Henning Schindekopf:
„Öck sülvst!"

Die Fahrt durch den Korridor!

Das war ne Sache, die Fahrt durch den polnischen Korridor! Wir kamen mit unserem Auto über Jastrow - Schlochau. In Schlochau sahen wir zum erstenmal die Reste einer alten Ordensburg, den wuchtigen Turm an der Enge zwischen den Seen. Er erinnert uns daran, dass dieses Land von den Deutschen urbar gemacht und besiedelt wurde. Kurz hinter dem Dorfe Niesewanz war plötzlich die Strasse gesperrt, ein Schild: „Halt! Zoll!" Also das war die Grenze.... Es war ein komisches Gefühl, als unser Pass in zwei Häusern vorgezeigt werden musste - das zweitemal wegen der Devisen! Da mussten Scharführer Fritz und Werner mitgehen. Endlich zog man den Schlagbaum hoch, und wir konnten einfahren in das berühmte Niemandsland. Dann kam der polnische Schlagbaum. Die Kontrolle ging recht schnell, gelassen gaben sich die polnischen Beamten, aber bei uns war grosse Spannung; endlich konnte die Fahrt losgehen, die Fahrt durch geraubtes deutsches Land.

Zuerst merkte man nicht, dass man in Polen war. An der Strasse standen Deutsche, die mit erhobener Hand grüssten. In Konitz lasen wir an Geschäften viele deutsche Namen: Riedel, Renk, Nast, Nehring, Frey, Müller, Schau, Schulz, Ludwig, Urban u. a. An der Kirche steht ein Schild: „Erbaut 16.. abgebrannt 1687" Über dem Eingang zum Kirchhof: „Selig sind die Toten". - Aber in den anderen Städten, in Czersk, in Pr. Stargard (Starogard) merkt man, dass die Polen jetzt in der Übermacht sind. Schon in Czersk viele polnische Namen - aber wir sahen auch ein Schild: Böttcherei Hermann Gall. Polnische Polizei, polnische Soldaten, Leute, die mit geballter Faust hinter uns herschimpften. Sogar kleine Jungen taten das. Die müssen richtig verhetzt sein. Dabei steht in Czersk eine schöne alte Kirche, der man sogleich ansieht, dass sie von Deutschen erbaut ist. Auf den Dörfern muss es jetzt auch mehr Polen als Deutsche geben. Die Polen holen ja Siedler aus Galizien ins Land! Wir sahen in manchen Dörfern neue kleine Siedlerstellen, meist Holzbauten, manche waren noch nicht fertig. In Zblewo-Hohenstüblau hielten wir kurz an und entdeckten entmutigte, deutsche Volksgenossen. Fünf deutsche Familien sind noch am Ort, darunter der Apotheker, der Fleischer und ein Krämer. Der Krämer Scheffler schreibt seinen Namen „Sceffler", Herr Schulz: Stanislaw Scule. Er erzählt, sie wären gezwungen, ihre Namen polnisch zu schreiben! (?) Aber in Konitz tuen es die Deutschen noch nicht! Am Kirchhof stand auch hier noch ein deutscher Spruch: „Hier ist Friede, hier ist Ruh!" Auf dem Marktplatz der alten deutschen Stadt Pr. Stargard (das heisst auf deutsch Alte Burg) wagten wir es, anzuhalten, wir besorgten uns Milch. Viele Neugierige drängten sich um unser Auto, auch einige Deutsche darunter. Alle Erwachsenen sprachen deutsch, es waren aber die meisten von ihnen nicht deutsch gesinnt. So ganz wohl fühlten wir uns nicht, auf dem Marktplatz einer polnischen Stadt von soviel Polacken umgeben! Wir waren recht froh, als es wieder weiter ging.

In Dirschau - auch hier fanden wir noch einige deutsche Namen, wie Malermeister Wiesner. Die Stadt heisst jetzt Tzew - kamen wir zum erstenmal an die Weichsel, ein grosses Erlebnis für uns! Über die riesige, von Deutschen erbaute Brücke fuhren wir, unter uns der Schicksals-Strom, die Weichsel! Wir wussten schon, dass die Polen etwa 50 km stromauf eine solche Brücke abgerissen haben - daran mussten wir denken. Passkontrolle auf jeder Brückenseite - drüben dann bald ein grosses Schild: „Freie Stadt Danzig"! Die Zollbeamten grüssten mit dem deutschen Gruss, deutsche Sprache, deutsche Schrift, wir fühlten uns wieder zu Hause.

Philos und Lagerführer.

Ankunft in Danzig

An der Danziger Paßstelle über der Weichsel drüben gab es Verhandlungen: es ging darum, ob wir gleich nach Danzig abbiegen durften oder ob wir gleich die Paßstelle in Kalthof anfahren müßten; Wir müssen nach Kalthof - das sind einige km-chen mehr, die ein ziemliches Loch in die Fahrtenkasse reißen.

Es geht durch das Danziger Werder, die Flußniederung zwischen Weichsel und Nogat. Immer wieder sehen wir in den Dörfern die schönen großen Bauernhäuser mit dem Laubenvorbau. In Danzig gibt es noch nationalsozialsozialistische Regierung sie kann nicht so vorgehen wie sie will sie hat einen ständigen Komissar des Völkerbundes und Vorschriften für ihre Verfaßung zu beachten. Wir merken es bald; daß hier noch der Kampf gegen Zentrum; Deutschnationale Volkspartei und Sozialdemokraten tobt. An einem Gehöft steht mit großen Buchstaben: Hier wohnt ein Volksverräter!
In Kalthof erfahren wir; daß Deutschland im Rudern einige Goldmedaillen geholt hat. Drüben liegt die Marienburg: in 3 Wochen wollen wir dort sein. Je näher wir an die Weichsel zurückkommen, desto trüber wird der Himmel. Bald fängt es dünn an zu regnen. An der Weichselfähre von Käsemark kaufen wir „Maifische" für das Abendbrot. Als wir; mächtig singend; in Danzig einfahren; ist es trüb und düster. Wir fahren durch die alte Hauptstraße - Langgarten - Milchkannengasse - Markt - Langgasse. Am Kohlenmarkt steigen wir aus. Nach rd. 300 km. Autofahrt stehen wir wieder auf den Beinen. Es ist viel Betrieb am Kohlenmarkt; die Leute begucken uns neugierig. Wir sollen schnell fertig werden; jeder sucht nach seinem Affen; änglich kramen einige herum; weil ihr Affe nicht zu finden ist. Schließlich stehen doch alle drei Scharen angetreten. Aber die Scharführer; ausgerechnet die Scharführer; sind ohne Affen auf Großfahrt gegangen. Lagerführer merkt man es an; wie ihn das wurmt. Es stellt sich heraus; daß [.?.] einen Befehl nicht ausführte; er [.?.] einen Anpfiff, aber an der Sache änderts nichts. Wir hauen ab zum Bischofsberg. Die Scharführer tragen ihr Mißgeschick mit Humor und Würde das muß man sagen; sie behaupten sogar; ohne Affen; das sei viel vornehmer und viel schöner.

In Pillau haben sie aber den Ankunft ihrer [.?.] Fahrten[..] mit verdächtiger Freude [.?.].

Der erste Tag in Ostpreußen.

Nachher ging es am Strande der Ostsee entlang. Einige baten den Lagerführer, er möchte uns doch baden lassen. Jetzt kamen wir am Badestrand vorbei mit Strandkörben, vornehmen Leuten usw. Hinter dem Badestrand machten wir Halt. Ein Kommando: „Affen ab. Turnhosen ausziehen und .... hinein!! Das war das erstemal, daß wir in der Ostsee badeten! Die ersten suchten schon Bernstein und fanden auch kleine Stückchen. Nun begann ein eifriges Suche. Jeder wollte mehr und den größten Bernstein finden, mit einem Fiebernden - das war Erwin Elbers - war es nicht leicht. Doch bald zogen wir auf festem Boden. Hier zogen wir uns an. Dann ging es auf Waldwegen über Neuhäuser nach Lochstädt. Käsige Stimmung! Lochstädt? Eine Fischerhütte und ein großer Bauernhof! Der Bauer wies uns ab und verkaufte uns nicht einmal Kartoffeln. Es sein 8 Uhr und er habe bereits Feierabend gemacht! Wir waren schon so müde, daß wir im Straßengraben schlafen wollten. Eine kurze Ratlosigkeit der Führer, dann ein Entschluß. Unseren Kranken brachten wir eingehüllt in Zeltbahnen in den Tannenwald. Wir knüpften unsere Zeltbahnen zusammen und machten so einen Schlafsack daraus. Dann lagen wir bald mitten im Wald im tiefen Schlaf.

Kurt Darms

Der große Fraß von Fischhausen.

Als wir uns früh den Schlaf aus den Augen rieben, spürten wir den mächtigen Hunger. Wir hatten ja einen ganzen Tag nichts gegessen! Wir zogen uns an und rollten unsere Decken. Dann wollten wir die Burg besichtigen. Aber das fiel sehr bitter aus..... Der Verwalter kam an und schnauzte den Lagerführer an: „Du Schnösel! Du dummer Junge! usw" Wir haben es alle gehört. Aber wir blieben da und sahen uns die Burg noch von außen an. Dann marschierten wir bis nach Fischhausen. Dort machten wir Rast. Es wurde eingekauft. Ich mußte Feuer machen und zusehen, daß das Essen kochte. Es gab Erbsen und ein anständig Ende Wurst. Vorher hatte es Schnitten gegeben. Aber der Tag war so heiß, die Butter lief vom Brote und die Kotenstücke waren ganz beschmiert. Wir stürzten uns also mit einem Heißhunger auf die Erbsen. Der Lagerführer hatte Angst gehabt, wir könnten den Waschkessel voll nicht aufessen, aber es war noch zu wenig. Mit gestärkten Gliedern ging es dann weiter nach Sanglienen. Dort haben wir das erste Mal gezeltet, aber ganz knorke geschlafen!

Micky

Frisches Haff - Elbing.
Auf Fahrt auf Elbing VI

Es fängt belämmert an. Wir fanden ein Schiff; das uns billig nach Elbing bringen wollte. Das wir eigentlich gar nicht nach Elbing wollten, machte garnichts. Auf Fahrt muß man den Plan um schmeißen. Auf dem Schiff übers Frische Haff fahren; einen ganzen Tag und oben drein billig das genügte uns. Wir würden von Elbing schon weiter kommen nach Hohenstein u. s. w. Alles Butter - alles da kommt in der D.J.H. ein Lagerführer und behauptet er habe sich schon vorher bei den gleichen Kapitän angemeldet wir müßen zurück stehn. Das war schäbig. Auf jeden Fall blieben wir hart und zogen weiter zur Schichau-Werft Königsberg. Es war ein grausamer Marsch; schlechtes Wetter, saulange Vorstadtstraßen, das gibt keinen Schwung!

In der Werft standen dann 3 Lager, außer uns beiden Lager noch ein Mädellager. Sie wollten alle mit der Elbing V fahren. Die Männer von der Werft brummten, das ginge nicht. Der Kahn sei sowieso so schwer beladen. obendrein fing es noch an zu regnen. Die Männer redeten uns zu, uns ordentlich dick anzuziehen, und die Zeltbahnen klarzumachen. Dann Kohldampf! Morgens hatte es fast nichts gegeben. Und - warten. Das Schiff war obendrein unpünktlich. In dieser Stunde haben wir uns sehr heldenhaft benommen und wurden zur Strafe dafür geknipst. Als wir endlich zur Anlegestadt rückten; wurde die Stimmung schon besser. Wenn wir aber jetzt wieder hatten abhauen müssen.. Wieder eine Stunde Marsch durch die Stadt und dann zu Fuß weiter - vieleicht - Es kam anders. Wir verstauten uns auf Elbing V und der Regen verzog sich verduftete sich bald. Kaum waren wir in Pillau aus dem Pregel raus auf den Frischen Haff da hellte das Wetter auf. Und in Pillau war ein Sonnenwetter für die Götter. Wie die Götter haben wir in nochmal in der Ostsee gebadet wie die Götter haben wir auf dem Schiff gefutert. Das Schiff hatte die Deckladung „gelöscht". Nun hatten wir Platz! Ruhig lag das Haff in der Sonne. Hin und wieder lag das Haff in der Sonne. Hin und wieder zog eines der Fischerboote mit dem brandroten Segel vorüber. Bolga muß drüben liegen. Dann sahen wir Braunsburg mit Frauenburg, Die alten Ordensstädte. So übermütig wie an diesem Tage waren wir selten. Häckscher verlor seinen Becher beim „Angeln". Es soll eine Anordnung des Lagerführers bestehen, daß er ihn bezahlen muß. Ich glaube aber, das ist vergessen werden, weil Fritz auch ganz toll mitgemacht hat. Es war schon dunkel, als wir die Mündung des Elbingflusses erreichten. Dort steht mitten im Haff ein Leuchturm. Lange km ging es dann ins Land hinein. Einige pennten schon in einer Ecke. Unsere Fanfaren rissen uns wieder hoch, sie schmettern in das schlafende Elbing hinein den Ferbelliner.