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Schuljahr 1943/44

Schuljahr 1943/44.

Lage zu Beginn des neuen Schuljahres.
Auch das Schuljahr 1943/44 steht in seinem Beginn im Zeichen der feindlichen Terrorangriffe auf unsere Heimat. Bei Tag und bei Nacht ertönen die Sirenen. Die Bevölkerung hat sich Erdbunker, Schutzhöhlen u. Splittergräben gegraben, um darin Schutz zu suchen.

Wegen der gefährlichen Lage sind Frintroper Schulen geschlossen, so daß mit Beginn des neuen Schuljahres, 30. Juli 1943, keine Unterrichtsmöglichkeit besteht; man beabsichtigt eine Schulverlegung in weniger gefährliche Gebäude - aber die Eltern sind nur schwer oder gar nicht zu bewegen, ihre Kinder zu entsenden. Nach und nach gehen indes immer mehr Kinder namentlich zu Verwandten und Bekannten, manche Mütter sind mit ihren Kindern fortgezogen, nachdem sie gemerkt haben, daß tatsächlich keine Schule, auch die in den Randbezirken nicht geöffnet wurde, und daß auch die Klassen der mittleren u. höheren Schulen verlegt werden.

Nach unseren Feststellungen waren Ende August 1943 von unsern Schulkindern insgesamt 172 auswärts und
noch 164 ortsanwesend. Die Zahlen stimmen so ungefähr; genaue Zahlen lassen sich kaum angeben, da immer wieder einzelne Kinder zurückkehren, andere fortziehen.

Auszeichnung.
Auf Antrag des Rektors in seiner Eigenschaft als Betriebsluftschutzleiter der Schule durch das Stadtamt 40 (Schulamt) wurde
das Kriegsverdienstkreuz II. Kl. mit Schwertern
verliehen dem Hausmeister der Schule Josef Nickelmann
u. dem Nachtwachehabenden Herrn Rudolf Schulz, Frintroperstr. 534
für ihren unermüdlichen, opferbereiten Einsatz während der Terrorangriffe im März und Mai und Juni 1943, wobei sie trotz niedergehender Bomben Brände auf dem Schulgrundstück, im Schulgebäude und in den Nachbarhäusern erfolgreich bekämpft haben.

Abordnung.
Die Schulaufsichtsbehörde hat zum 1. September 1943 die Lehrerin Frl. Wilhelmine Surholt abgeordnet zur Dienstleistung in Süddeutschland, und zwar nach Öpfingen über Ehingen (Donau).

Tod zweier Schulkinder.
Das leichtsinnige Hantieren mit nicht explodierter feindlicher Abwurfmunition verursachte den Tod zweier Schulkinder. Am 2. September verunglückten durch Brand die beiden Schüler
       Theodor Becks, 4. Schuljahr, Breukelmannhof 66,

und Heinz Lennartz, 4. Schuljahr, Breukelmannhof 74. R.I.P.

Stand unserer Büchereien. 21.9.43.
Am 21. September wurde eine Aufstellung über den Stand unserer Büchereien gemacht. Danach zählt

die Lehrerbücherei der Schule unter 731 Nummern 912 Bände,
die plattdeutsche Bücherei       unter 143 Nummern 147 Bände,
die Schülerbücherei                  unter 528 Nummern 426 Bände, dazu kommen noch
                                                                                     19 Bilderbücher und
                                                                                     26 verschiedene Ganzschriften zum Klassenlesen mit ca. 900 Bändchen.

Lehrerinnenausbildung.
Nachdem im Herbst 1942 die Ostern 1942 entlassene Schülerin Walburga Kemper in die Lehrerinnenbildungsanstalt Hersel bei Bonn eingetreten ist, wurden im Sommer 1943 die Ostern 1943 entlassenen Schülerinnen Marianne Schulte
                                                       und Hildegard Thiermann
der Lehrerinnenbildungsanstalt in Godesberg zugewiesen.

Abordnung.
Zum 1. Oktober 1943 wurde die Lehrerin Frl. Ida Friedrich abgeordnet zur Dienstleistung in den Kreis Warburg i./Westf. Sie übernahm eine Lehrstelle in Peckelsheim.

Im November wurde Frl. Wippler nach Raesfeld (Kr. Borken) zur Vertretung abgeordnet.

Versetzung in den Ruhestand.
Auf ihr Gesuch vom 20.9.1943 hin wurde die techn. Lehrerin Frl. Paula Frey mit Wirkung vom 1.12.1943 in den Ruhestand versetzt.

Der Reichsmarschall Hermann Göring in Frintrop. 20.10.43.

[Zeitungsausschnitt]

Gelegentlich einer Besichtigungsfahrt kam der Reichsmarschall am frühen Nachmittag des 20. Oktober mit seinem Gefolge aus der Richtung Oberhausen, als Vollalarm gegeben wurde. Gerade an der hiesigen Stadtgrenze verließ der Reichsmarschall daraufhin seinen Wagen u. unterhielt sich mit den Leuten, die herbeigeeilt waren, über Fragen des Luftschutzes u. dergl.

Kriegsauszeichnungen.
Am 4.10.43 teilt Lehrer Wilhelm Stemann, z. Zt. Leutnant an der Ostfront, aus Rußland mit, daß ihm das Kriegsverdienstkreuz II. Kl. verliehen worden ist. -

Mit dem Eisernen Kreuz I. Kl. ausgezeichnet wurde unser früherer Schüler Wilhelm Hausmann, Frintroperstr. 554, der z. Zt. in Italien kämpft u. bereits mehrmals verwundet wurde.

Soldatentod.
Für das Vaterland starben den Heldentod
unsere früheren Schüler
Matrosenobergefreiter Günter Nyveld (Seestr.) am 28.3.1943
u. der Unteroffizier Heinrich Wytrykus (Glockenstr.) am 11.10.1943
sowie aus unserm Schulbezirk
der Unteroffizier Hans Reyers (Helmstr.) am 3.10.1943.

[Todesanzeigen]

Luftalarm im Jahre 1943.
Wie sehr die Ruhe der Bevölkerung durch feindl. Fliegerangriffe im Jahre 1943 gestört wurde, darüber gibt folgende Aufstellung einigermaßen ein Bild, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Tagesalarme nicht mitgezählt sind, und daß in gar mancher Nacht mehrmals alarmiert wurde, manchmal 3 x.

Zahl der Nachtwachen im Schulgebäude anläßlich des Fliegeralarm:

im Monat

1944:

1944:

Januar 1943:

15

17

Juli 1943:

18

27

Februar 1943:

21

18

August 1943:

18

17

März 1943:

15

26

September 1943:

14

16

April 1943:

12

25

Oktober 1943:

14

22

Mai 1943:

12

23

November 1943:

23

18

Juni 1943:

16

22

Dezember 1943:

14

18

Zur Nachtwache sind verpflichtet für das Schulgebäude außer dem Hausmeister Josef Nickelmann, die Herren Hermann Hausmann, Frintroperstr. 542
                                        Peter Sense, Frintroperstr. 581
                                    u. Rudolf Schulz, Frintroperstr. 554.

Betriebsluftschutzleiter ist der Rektor der Schule: Joh. Pesch; sein Vertreter ist in Behinderungsfalle der Hausmeister.

Soldatentod.
Auf Rußlands Schlachtfeldern opferte für uns[=?] sein junges Leben unser früherer Schüler Friedel Tekath am 5. Oktbr. 1943 im Alter von 18 Jahren; nachdem er die Unteroffizier-Vorschule u. die Unteroffizierschule besuchte, rückte er ins Feld u. zeichnete sich schon bald durch sein tapferes Verhalten aus! [Todesanzeige]

Bei Gomel in Rußland fiel unser früherer Schüler
Gefr. Hans Dycks, Klauenberg 2.

Aus unserem Schulbezirk (Seestr. 33) fiel am 29.11.43 im Alter von 38 Jahren der
Unteroffizier Wilhelm Lohny.
Den Seemannstod fand aus unserem Schulbezirk der
Matr. Gefr. Karl Klippel. [Todesanzeige]

Bei den schweren Abwehrkämpfen im Kampfraum Newel (Rußld.) fiel am 14. Jan. 1944 unser früherer Schüler
Hermann Beyer (Klauenberg 27),
Gefr. in einer Sturm-Pion.-Abt., Inh. des EK II u. des Verw.-Abzeichens. (20 ½ Jahr alt). [Todesanzeige]

Auf dem Feld der Ehre erlitt den Heldentod unser früherer Schüler
Peter Lemm (Höhenweg 87),

ferner am 21.9.1943
Hans Prangs (Höhenweg 85) [Todesanzeige].

Am 19.I.44 starb im Osten den Heldentod unser früherer Schüler,
der Obergefreite Clemens Finke (Kühlstr.)
bei Ljady in Rußland. [Todesanzeige]

Aus dem Schulbezirk starben den Heldentod am 10.1.1944 im Ostern
der Obergefreite Franz Klein (Frintroperstr. 597),
Inhaber des EK II,

u. der Matrosen-Obergefreite Karl Beutler (Helmstr. 35)
Inhaber des EK II u. eines Kriegskampfabzeichens der Kriegsmarine, im Alter von 21 Jahren
[Todesanzeige];

am 3. Febr. 1944
der Gefreite Matthias Dycks (Höhenweg 84)
[Todesanzeige]

Schulentlassung. 8.III.1944.
Auf Anordnung der Behörde wurde den nach 8 jährigem Schulbesuch zur Entlassung kommenden Kindern am 8. März 1944 das Entlassungszeugnis ausgehändigt. Zur Entlassung kamen

aus dem 8. Jahrgang   41 Mädchen
aus dem 7. Jahrgang   19 Mädchen
aus dem 6. Jahrgang     1 Mädchen  } insgesamt 61 Mädchen,

davon aus dem 8. Jahrgang:   14
           aus dem 7. Jahrgang:     6
           aus dem 6. Jahrgang:     1 }hier am Ort

und aus dem 8. Jahrgang:  27
       aus dem 7. Jahrgang:  13*) }auswärts, d. h. in der KLV (Kinderlandverschickung) oder in andern Orten, wo die Kinder weilten.

*) 3 Mädchen machen ein freiwilliges 9. Schuljahr mit.

Stand der Schulverlegung Ende März 1944.
Nach erneuten Feststellungen ergibt sich Ende März folgender Stand der Schulverlegungen:

Gesamtzahl der Schul-kinder

Zahl der Schulkinder:

Zahl der Lehrkräfte:

verschickt:

anwesend:

6-10 jährig

10-14 jhrg.

6-10 jährig

10-14 jhrg.

abwesend:

anwesend:

335.

93

52

150

40

4 *)

1

*) 1. Frl. Surholt in Öpfingen bei Ehingen
    2. Frl. Bremer in Nieheim, Kr. Höxter i/W.
    3. Frl. Friedrich in Perkelsheim, Kr. Warburg i/W.
    4. Frl. Wippler in Raesfeld, Kr. Borken i/W.

Bei der Wehrmacht sind:
1. Lehrer Wilhelm Stemann, Leutnant
2. Lehrer Erich Stein, Feldwebel
3. Lehrer Georg Elgert, Obergefreite

Heldentod.
Aus unserem Schulbezirk erlitt den Heldentod
der Grenadier Ernst Robra; er starb im 23. Lebensjahr in der Gefangenschaft in Französisch-Nordafrika. [Todesanzeige]

Fliegerangriff am 26. März 1944.
In den Spätabendstunden des Sonntags (26.III.) erfolgte ein feindlicher Großangriff auf unsere Heimat, der auch hier in Frintrop Todesopfer forderte u. große Sachschäden verursachte. Das Schulgebäude erlitt in Auswirkung einer an der Kühlstr. niedergegangenen Mine schwere Schäden am Dach, an Decken- u. Wänden, Holzwerk und Fensterglas. Eine Brandbombe ([.?.]) schlug durch das Dach in die Wohnung des Hausmeisters Nickelmann. Obgleich sofort entdeckt u. gelöscht, hatte sie in der Wohnung doch schon große Schäden verursacht. Weitere Brandkanister fielen vor dem Schulgebäude auf den Bürgersteig fast in die Schulmauer sowie in den Schulgarten. Rundherum war der Himmel gerötet von den wütenden Bränden.

Heldentod.
Den Heldentod starb am 9. Febr. 1944 bei Witebsk/Rußland, unser früherer Schüler,
der Gefr. Walter Dietz (Unterstr.),
Inhaber des EK II im Alter von 19 ¾ Jahren. [Todesanzeige]

Bei dem Terrorangriff am 26.III.1944 starb aus unserm Schulbezirk
Frau Ww. Maria Quay (Höhenweg 84), die, erkrankt, im Franz Sales-Haus in E.-Huttrop weilte u. dort ein Opfer der feindl. Flieger wurde.

Auszeichnung.
Der Feldwebel Erich, Stein, Lehrer an unserer Schule, wurde am 30. Januar 1944 das Kriegsverdienstkreuz II. Kl. mit Schwertern verliehen.

Fliegerangriff am 27.4.44.
Die Nacht vom 26. zum 27. April bescherte uns wiederum einen feindlichen Großangriff auf unser engeres Heimatgebiet. Wieder gab es Brände u. Trümmer ringsherum. Das Schulgebäude erlitt diesmal nur geringe Schäden.

Heldentod.
Seiner schweren Verwundung erlag in Italien (April 1944) unser früherer Schüler, der
Jäger Hans Gietzen
im Alter von 35 Jahren (Schildberg, früher Seestr.)

Am 3. April fiel im Osten unser früherer Schüler, der
Gefreite Alois Hueskge
([.?.]berg 19) im Alter von 20 Jahren. (bei [.?.])

Von seinem letzten erfolgreichen Feindflug kehrte nicht zurück unser früherer Schüler, der
Unteroffizier Paul Büllesbach,
([.?.]weg 64), Bordfunker in einem Torpedo-Kampfgeschwader, Inhaber des EK II, der Frontflugspange u. anderer Auszeichnungen. Im Alter von 23 Jahren fand er am 30. März 1944 den Heldentod; er wurde auf einem Heldenfriedhof in Südfrankreich beigesetzt. (Es handelte sich um einen Torpedoflugangriff auf ein Gebiet an der algerischen Küste; das Flugzeug war bereits auf dem Rückflug u. stand kurz vor seiner Landung. Da fing man von ihnen ein Notsignal auf; seitdem ist es ver[.?.]. Den Untoffz. Paul B. fischte man am nächsten Morgen, am unbenutzten Schlauchboot hängend, auf.)

Bei einem feindlichen Fliegerangriff auf einen Urlauberzug in Gardelegen bei Berlin fand unser früherer Schüler der
Panzerschütze Franz Möller (Höhenweg 78)
im Alter von fast 20 Jahren den Heldentod. [Todesanzeige]

An der Ostfront fand am 15. Mai 1944 den Heldentod unser früherer Schüler
der Soldat Karlheinz Große (Im Neerfeld 16)
im Alter von 17 ½ Jahren.

Den Seemannstod erlitt unser früherer Schüler
der Matrose Bernhard Taubert (Glockenstr.)

Aus unserem Schulbezirk starb an der Ostfront den Heldentod
der Grenadier Hermann Hagedorn (Richtstr.)

Am 28.7.1944 fiel im Osten fast 23 Jahre alt
der Obergefreite Wilhelm Gertzmann (Seestr. 7)
Inhaber der Ostmedaille.

Am 20.7.1944 fiel im Osten im Altervon 232 Jahren unser ehem. Schüler
der Unteroffizier Karl Bosser (Helmstr. 68)
Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Kl., des Inf.-Sturmabzeichens, der Ostmedaille u. des Verwundetenabzeichens. [Todesanzeige]

Anmeldung der Schulneulinge. 6.7.1944.
Die Anmeldung der diesjährigen Schulneulinge erfolgte am 6. Juli 1944. Gemeldet wurden

20 Knaben
25 Mädchen }= 45 KInder.

Auf Grund eines schulärztlichen Gutachtens wurden von diesen vom Schulbesuch bis Herbst 1945 zurückgestellt:

1. Horst Kirchheim, Unterstr. 29, geb. 13.9.38.
2. Kurt Gietzen, Breukelmannhof 16, geb. 11.12.38.
3. Werner Kunze, Richtstr. 45, geb. 13.2.38.