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Schuljahr 1935/36

Schuljahr 1935/36.

Jubiläum der Lehrerin Frl. Surholt (1.4.)
Das neue Schuljahr begannen wir mit einer kleinen Feier aus Anlaß des 25 jähr. Dienstjubiläums der Lehrerin Frl. Wilhelmine Surholt. Nach einem Dankgottesdienst in der St. Joseph-Pfarrkirche (- ein weiterer war am Mittwoch, den 3.4. in der Herz-Jesu-Kirche -) wurde die Klasse der Jubilarin in dem noch von der Entlassungsfeier geschmückten Festsaal der I. Mädchenklasse geführt, woselbst der Rektor im Rahmen einer kleinen Klassenfeier der Jubilarin die Glückwünsche und den Dank für ihre treue Arbeit im Dienste an der Schuljugend übermittelte.

[Zeitungsausschnitte]

Änderung der Schulbezirksgrenzen.
Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden innerhalb unserer Großstadt Essen mehrere Schulen geschlossen, so im Bereich der alten Bürgermeisterei Borbeck die kath. Volksschulen Borbeck II, Schönebeck I und Bedingrade. Die Kinder, die bisher zum Bedingrader Bezirk gehörten, wurden der Schule Frintrop I zugeteilt; infolgedessen mußte Frintrop I einen Teil seines Schulbezirkes an Frintrop II abgeben. Zu unserem Bezirk kamen die Straßen Kattendahl, Oberhauserstr., von der Einmündung der Hofstr. bis zur Stadtgrenze Oberhausen, die ganze Hofstr., die Pfarrstr., der Donnerberg an der Pfarrstr. bis zur Grenze des Schulbezirkes Dellwig I und der ganze Schildberg. Das erbrachte uns einen Schulkinderzuwachs von 53 Kindern.

Vom Lehrkollegium der kath. Volksschule Bedingrade wurde unserem Kollegium zugeteilt der Lehrer Josef Arzt,

Personalien des Lehrers Jos. Arzt.
der am 15.3.1885 in Borbeck geboren wurde. Er besuchte das Lehrerseminar in Odenkirchen, bestand dort im März 1905 die I. und im Oktober 1907 in Elten die II. Lehrerprüfung. Seine endgültige Anstellung erfolgte am 1.4.1907. Er verwaltete folgende Lehrerstellen: 1.4.05-1.4.07 in Camp (Kr. Mörs); vom 1.4.07-1.10.1922 in Bochold II, vom 1.10.22-31.3.1935 in Bedingrade.

Osterferien u. Ferienordnung 35/36.
Am 5.4. begannen die Osterferien, die bis zum 24.IV. währen. Im übrigen sieht die neue Ferienordnung für dieses Schuljahr folgende Ferienzeiten vor:

Pfingstferien vom 6.-14. Juni
Sommerferien vom 24. Juli-3. September
Herbstferien vom 10.-16. Oktober
Weihnachtsferien vom 21. Dezbr. 35-7. Januar 1936.

Das Schuljahr wird am 27.3.1936 schließen.

Übergang zur mittleren u. höheren Schule.
Mit Beginn des Unterrichtes nach den Osterferien (24.4.) gehen

I. zum Gymnasium in E.-Borbeck:  1. Johannes Brinkmann,
                                                         2. Hermann Körner,

II. zur Mittelschule in E.-Borbeck:  1. Ursula Pesch.

Erstkommunion. (28.4.)
Am Weißen Sonntag (28.4.) feierten ihre 1. hl. Kommunion:

aus der St. Joseph-Pfarre: 19 Knaben + 16 Mädchen = 35 Kinder
aus der Herz-Jesu-Pfarre: 11 Knaben + 10 Mädchen = 21 Kinder } =56 Erstkommunionkinder

Gestaltung des Systems zu Beginn des Schuljahres.

Klasse:

Lehrkraft:

Jahrgg.

Knaben

Mädchen

Su.

I a

Rektor Pesch

8.

7.

  19

  28

 -

 -

} 47

I b

Frl. Thelen

8.

7.

 -

 -

  25

  12

} 37

II.

Frl. Surholt

6.

  24

  33

   57

III.

Lehrer Bock

5.

  23

  26

   49

IV.

Frl. Schrewe

4.

  28

  27

   55

V.

Lehrer Tenholter

3.

  28

  20

   48

VI.

Lehrer Lüscher

2.

  28

  24

   52

VII a

Lehrer Arzt

1.

  34

 -

   34

VII b

Hilfslehrerin Frl. Beckmann

1.

 -

  40

   40

                         Su.

212

207

 419

Durchschnitt: 46 5/9.

Besuch des Herrn Ministerpräsidenten Göring in Essen (9.5.)
Am 9. Mai stattete der preuß. Ministerpräsident, General der Flieger Hermann Göring den Kruppschen Werken einen Besuch ab. Alle Schulen hatten an dem Tage unterrichtsfrei; die Gebäude prangten im Flaggenschmuck.

Lernmittelbeitrag (15.5.)
Von 419 Kindern sind beitragsfrei 57 Kinder aus kinderreichen Familien
                                                        67 Kinder von Erwerbslosen

                                             Su. = 124 Kinder

Beitragspflichtig sind also 195 Kinder à 0,20 M     =  59,-   M
Ermäßigung der Schulleitung 2,03 % =  1,20 M
Nichteingegangene Beiträge               =  2,10 M }   =   3,30 M
      (besondere Meldung ist erfolgt)

Am 15.5. wurden eingezahlt:                                       55,70 M

Schulgemeinde.
Am 23.5.35 hielt die durch Min. Erl. amtlich errichtete Schulgemeinde im Saale Kalveran die erste Vollversammlung ab, in welcher der Führer der Schulgemeinde Rektor Pesch zunächst dem am Vortage verstorbenen Vorsitzenden des letzten Elternbeirates, Jos. Büllesbach, Worte dankbaren Gedenkens widmete u. die Schulgemeinde zum Begräbnis einlud. Die Schulgemeinde spendete einen Kranz, der Martinsausschuß bestellte eine hl. Messe. Gegenstand der Vollversammlung, an der das gesamte Lehrkollegium mit den Religionslehrern teilnahm, war

1. die Errichtung der Schulgemeinde, ihre Aufgaben u. Zusammensetzung, bekanntzugeben.

2. die erschienenen Jugendwalter, Herrn Rader u. den Vertreter der H.J. Fritz Kellerbaum als solche zu verpflichten (entschuldigt waren die Jugendwalter Frau Kramps, Herr Kürten u. Frl. Dingerdissen, Vertreterin des B.D.M.)

Sodann wurde noch eingehend gesprochen über den Lernmittelbeitrag u. Jugendherbergspfennig, über Blumenschmuck am Schulgebäude, die Schülerzeitschrift „Hilf mit", den Eintritt in die H.J. Dem Treuegelöbnis für Führer, Volk u. Vaterland folgten das Lied der Deutschen u. das Horst-Wessel-Lied.

Die Versammlung war gut besucht.

Jos. Büllesbach +.
Nach langem schweren Leiden, verursacht durch Steinstaublunge, verschied am Abend des 22. Mai 1935 plötzlich nach einem Blutsturz der letzte Vorsitzende des Elternbeirates
Herr Josef Büllesbach (Höhenweg)
im Alter von 55 Jahren. An seiner Beerdigung nahmen die beiden Oberklassen und die Klasse des 4. Jahrganges teil, die seine jüngste Tochter besucht. Die Worte, die der Rektor am Grabe sprach, mögen hier zum Andenken an diesen Schulfreund Platz finden:

„Die Schulgemeinde Frintrop III dankt dem letzten Vorsitzenden der früheren Einrichtung des Elternbeirats für sein ruhiges und mannhaftes Eintreten für die Interessen ihrer Schule, sie widmet ihm ein ehrenvolles Gedenken und läßt als kleines äußeres Zeichen der Dankbarkeit durch mich diesen Kranz an seiner Grabstätte niederlegen. Der Martinsausschuß und all die Kinder, denen er Freude bereiten half, schließen sich diesem Dank an. Sie haben für seine Seelenruhe eine hl. Messe bestellt, die am Mittwoch, den 5. Juni um 7 ½ in der Herz-Jesu-Kirche gelesen wird, und zu der die ganze Schulgemeinde eingeladen ist. Wir aber, Kinder u. Lehrer, beten an seinem offenen Grabe:
„Herr, gib ihm die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm! Herr, laß ihn ruhen in Frieden!"
Und nun, Kinder, legt ihm euer Blumensträußchen als letzten Gruß und Zeichen der Dankbarkeit ins Grab!"

Bestand der Büchereien.
Am 1. Juni 1935

wies die Schülerbücherei folgenden Bestand auf:

Erzählungen

280 Bände

Naturkunde

  19 Bände

Märchen

    7 Bände

Technik

    8 Bände

Sagen

   15 Bände

Musik

    1 Band

Legenden

   10 Bände

Mathematik

    2 Bände

Mundart

     7 Bände

Verschiedenes

    3 Bände

Religion

   26 Bände

Bildgut

    1 Band

Erdkunde

   27 Bände

Bilderbücher

  18 Bände

Geschichte

   34 Bände

Su.=

455 Bände; dazu kommen noch die 25 Bd. Ganzschriften zum Klassenlesen.

Die plattdeutsche Bücherei zählt 131 Bände,
die Lehrerbücherei                       753 Bände.

Sammlung für die Jugendherbergen.
In der ersten Hälfte des Juni führten die Schulkinder eine Heftchensammlung für das Jugendherbergswerk durch; sie ergab die Summe von 48,80 M.

Top der Schülerin Brunhilde Schmitz.
Am 18. Juni starb nach längerem Leiden die Schülerin des 2. Schuljahres
Brunhilde Schmitz.
Sie litt an einer nicht offenen Lungentuberkulose. Die Beerdigung erfolgte am 22.en; die Kinder der ersten Jahrgänge nahmen teil; alle Kinder stifteten der verstorbenen Mitschülerin einen hübschen Kranz. R.I.P.

Deutsches Jugendfest 1935.
Gelegentlich der Kämpfe beim deutschen Jugendfest 1935 (am 22. u. 23. Juni) errangen 37 Knaben und 40 Mädchen die Siegernadel.

Rundflug. 3.7.35.
Am Rundflug der „Kindermöve" über Essen beteiligten sich mit dem Lehrer Lüscher 15 Kinder der hiesigen Schule; der Rundflug dauerte ca. 12 Minuten, die Kosten beliefen sich auf 2,50 M für die Person. Alle Teilnehmer sind sehr erbaut von dem Erlebnis.

Sommerferien. - Lehrer Arzt erkrankt. 12.8.
Die Sommerferien währten vom 24.7. bis zum 2.9. einschl. Während derselben mußte sich der Lehrer Jos. Arzt aus seinem Ferienaufenthalt in [.?.] an der Sieg heraus in die Universitäts-Augenklinik in Bonn begeben (12.8.), um sich einer Augenoperation (Netzhautablösung) zu unterziehen.

Lernmittelbeitrag (15.8. [.?.])
Von 415 Kindern sind beitragsfrei: 61 Kinder aus kinderreichen Familien
                                                         83 Kinder von Erwerbslosen

                                                Su.  144 Kinder

Beitragspflichtig sind also 271 Kinder à 0,20 M = 54,20 M
Ermäßigung der Schulleitung v. 1 %                   =   0,90 M

Zur Einzahlung kamen                                         = 53,70 M

Neueinteilung der Aufsichtsbezirke.
Nachdem eine Neueinteilung der Aufsichtsbezirke innerhalb des Essener Stadtbezirkes erfolgt ist, gehört die hiesige Schule nunmehr zum Aufsichtsbezirk Essen III, dessen Verwaltung dem mit der vertretungsweisen Betreuung bestellten Mittelschulrektor Debusmann aus Wuppertal-Elberfeld übertragen wurde. (6.9.35.)

Erntedankfest 1935.
Am Sonntag, den 6. Oktbr. beging das deutsche Volk das Erntedankfest 1935; wir feierten es am Vortage im Rahmen des Staatsgedenktages. Der „Essener Lokalanzeiger" berichtete darüber am 8.10.35.

[Zeitungsausschnitte]

[Fotos] Erntedankfest 1935.
(Die Aufnahmen erfolgten auf Kolbecker Hof durch W. Brings.)

Erntedankfest. (Sandkastenarbeit im 1. Schuljahr 1935; Klasse: Frl. Beckmann)

2. Aufnahme von Frl. Beckmann.

[Zeitungsausschnitte]

Goldene Hochzeit (Kammann) 23.10.35.
Am Tag der großen Verdunklungsübung im Ruhrbezirk (23.10.) konnten die Eheleute Kammann (Schridberg) das Fest der goldenen Hochzeit begehen. Am Vorabend eröffneten wir die Reihe der Ständchen.

[Zeitungsausschnitte]

Grubenfahrt. (22.10.35)
Der still gelegte Schacht Oberhausen (Zeche „Königsberg") am Lipperheidenbaum ist von der GHH zu Besichtigungszwecken freigegeben. Die Oberklasse (Knaben) machte nun am Morgen des 22.10. eine Grubenfahrt bis zur 7. Sohle (604 m) und besuchte anschließend die große Werksausstellung (3 gr. Hallen). Für je 12 Kinder war ein [.?.] (Steiger i. R.) bestellt. Die Besichtigung verlief in 3 Abschnitten: 1. Auf den Förderturm an den Seil[.?.] m hoch; wegen starken Nebels leider keine Fernsicht); 2. Grubenfahrt zur 7. Sohle, Führung; die Arbeit des Bergmannes (vorgeführt im Grubenkino); 3. Besichtigung der Werksausstellung. Das Ganze ein großartiges Erlebnis!

[Zeitungsausschnitt]

Änderung im Lehrkörper.
Die Hilfslehrerin Frl. Maria Beckmann wurde von der Regierung mit der auftragsmäßigen Verwaltung einer Schulstelle in Wesel zum 1. Oktbr. betraut; da die entsprechende Benachrichtigung [.?.] aber erst am 28. Oktbr. zuging, konnte sie erst am 29.10. den Dienst in Wesel antreten.

Firmung (28.10.35.)
Der hochw. Herr Weihbischof Dr. Stockums von Köln spendete am Nachmittag des 28. Oktbr. in der Pfarrkicht St. Michael in Dellwig den Firmlingen aus der dortigen und den beiden Frintroper Pfarren das hl. Sakrament der Firmung. Von unsern Schulkindern wurden 55 gefirmt; als Firmpaten für diese fungierte Lehrer Karl Bock und Lehrerin Margarethe Schrewe.

Buchwoche.
Anläßlich der „Woche für das deutsche Buch" wurde auf Veranlassung des NSLB für den Ortsteil Frintrop in unserer Schule seitens der Ortsgruppe Essener Buchhändler in der Zeit vom 27.10.-6.11. eine Schulausstellung veranstaltet.

[Zeitungsausschnitte]

Nationaler Spartag. 30.10.35.
Anläßlich des „Nationalen Spartags 1935" brachte die „Essener-Allgemeine-Zeitung" am 30.10.35 folgenden Artikel:
„Schulkinder sparen",
der sich [.?.] auf die Erfahrungen, die Herr Tenholter in langjähriger Arbeit an unserer Schule gesammelt hat. Die Aufnahme zeigt ihn bei seiner Arbeit in Dienste der Schulsparkasse.

[Zeitungsausschnitt]

Schulärztl. Nachschau. 5.11.35.
Mit der Untersuchung der Ostern 1936 zur Entlassung kommenden Kinder verband der Stadtarzt Dr. Wiedenbrück eine Reihenuntersuchung aller Kinder vom 2.-7. Schuljahr; die Kinder des 1. Schuljahres waren bereits untersucht worden. Es war das nach langer Zeit wieder die erste Gesamtnachschau.

Änderung im Lehrkörper.
Für den erkrankten Lehrer Arzt und die abberufene Hilfslehrerin Frl. Beckmann wurde uns zur Aushilfe von der Schule Frintrop I der Lehrer Johannes Fasen überwiesen, der seinen Dienst am 9. November [.?.] antrat.

Personalien des Herrn Fasen.
Lehrer Johannes Fasen, geb. 7.4.1890 in Essen. Seminar Kempen (Rhein) 1909-1912; II. Prüfung im Februar 1920 in Essen. Dienststellen 1912 kath. Borbeck III, 1912-14 [.?.]schule (heute zu Oberhausen), 1914-35 kath. Frintrop I. Er war im Feld von 1915-1919.

Lernmittelbeitrag 15.11.35
Von 412 Kindern
sind beitragsfrei 63 Kinder aus kinderreichen Familien
                           86 Kinder von Erwerbslosen

                Su.=  149 Kinder

Beitragspflichtig sind demnach noch 263 Kinder à 0,20 M = 52,60 M
Ermäßigung der Schulleitung v. 0,7 %                                 =   0,60 M

                                                         Zur Einzahlung kamen     52,-  M
auf einen gemeldeten Sollbetrag von r. 54,- M.

Kinderspeisung (16.12.)
Durch das Amt für Volkswohlfahrt (Ortsgruppe Dellwig-Frintrop) erhielt die Schule am 16. Dezbr. 30 l kräftiges, wohlschmeckendes Mittagessen, eine dicke Graupensuppe mit Fleischeinlage, zugewiesen, so daß ca. 35 Kindern erwerbsloser Arbeiter oder an [.?.] eine Freude bereitet werden konnte. Allen mundete es vorzüglich.

Kinderspende für die NSV. (16.12.)
Von den Kindern gesammelte Spielsachen und Wäschestücke (Klasse des Lehrers Tenholter) wurden am 16.12. dem Amt für Volkswohlfahrt (Ortsgruppe Dellwig-Frintrop) überwiesen; am 21.12., dem Ferienanfang u. dem Tag der großen Sammelaktion Lehrerschaft u. H.J., wurden weitere Spielsachen und Wäschestücke, die in den übrigen Klassen gesammelt worden waren, der NSV überwiesen.

Am 20.12. wurde seitens der Schulkinder ein Betrag von 2,20 M dem hiesigen Polizeirevier zur [.?.] des Polizei[.?.] für das W.H.W. überwiesen.

Im Nadelarbeitsunterricht wurden (wie im Vorjahre) für die NSV hergestellt: 2 Paar Herren-Socken, 1 Paar Handschuhe, 3 Mädchen-Taghemden, 4 Mädchen Schlüpfer, 3 Schals, 1 Leibchen.

Weihnachtsferien.
Die Weihnachtsferien (vom 21. Dezbr. 1935 - 6. Jan. 1936) begannen mit einem großen Sammeltag von Schule und HJ. für das Winterhilfswerk; alle Lehrkräfte der Schule beteiligten sich an dieser Sammlung.

Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V.
Mit Beginn des Jahres 1936 gehört die Schule als Mitglied dem Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V. an mit einem Jahresbeitrag von 10,- M, der am 7.I.1936 auf Zahlkarte eingesandt wurde.

Anmeldung der Schulneulinge. 13.1.36.
Die Anmeldung der Schulneulinge hatte am 13. Januar zu erfolgen. Es wurden gemeldet
28 Knaben
27 Mädchen } = 55 Kinder.

Jugendherbergspfennig.
Im Kalenderjahr 1935 wurde an unserer Schule an Jugendherbergspfennigen - jedes Kind soll jeden Monat 1 Pfennig geben - ein Betrag von 36,99 M eingezahlt. Die Verwaltung dieser Angelegenheit hat der Lehrer Bock in Händen.

Luftschutzbelehrungen. 28.1.1936.
Am Nachmittag des 28.01. weilte Herr Rektor Sürdt (Kriegsflieger) mit der Mannschaft des Luftschutztrupps E-Borbeck bei uns. Er verstand es, ca. 2 Stunden lang alle Kinder des 6.-8. Schuljahres durch seine fesselnden und anschaulichen Belehrungen über Fragen der Luftgefahr und des Luftschutzes und entsprechende Experimente in seinen Bann zu schlagen. Der Nachmittag beeindruckte die Kinder wie die Lehrkräfte tief und dürfte bei der Jugend eine starke Wirkung erzielt haben, zumal sich der Vortragende fernhielt von allen Übertreibungen und von übler Bangemacherei, dafür aber umsomehr aus eigenem Erleben berichten konnte.

Filmvorstellung. (29.I.)
Den überaus wertvollen Film „Der alte und der junge König" besuchten wir am Nachmittag des 29. Januar im hiesigen Kino.

Nationaler Feiertag. 30.1.1936.
Wehende Reichsfahnen, geschmückte Klassenzimmer begrüßten unsere Kinder am Morgen des 30. Januar, der als nationaler Feiertag begangen wurde. Der Unterricht fiel aus. In allen Klassen fanden würdige Erinnerungsfeiern statt, ausgestaltet durch Sprechchöre und Lieder. In Ansprachen wurde des Tages Bedeutung gewürdigt; anschließend hörten wir im Gemeinschaftsempfang die Übertragung der Feier in einer Berliner Gemeindeschule, bei der Reichsminister Dr. Goebbels eine Ansprache an die Schuljugend hielt.

2. Tagung der Schulgemeinde Frintrop 3. 5.II.36.
Für die 2. Tagung der Schulgemeinde, die am 5.II. im Saale Kalveram stattfand, war eine 2 teilige Vortragsfolge aufgesetzt, die einmal dem Auslandsdeutschtum und zum zweiten der Arbeit des deutschen Jungvolks gewidmet war. Der Rektor konnte u. a. begrüßen den stellvertretenden Ortsgruppenleiter Herrn Seewöster, den Gefolgschaftsführer der H.J. Arntzen mit seinem Adjutanten Körner und ein Fähnlein des deutschen Jungvolks. Die Vortragsfolge wurde noch um einige Gedichte u. gemeinschaftlichen Lieder (z. B. „Ich hab' mich ergeben" im Anschluß an den 1. Sprechchor u. „Ich hatt' einen Kameraden" im Anschluß an das Gedicht „Der Kamerad") erweitert. Zum Schluß sprach Herr Arntzen noch kurz über die Erziehung der Jugend zu echten deutschen Nationalsozialisten.

Schulgemeinde Frintrop 3

Einladung zur Tagung
am Mittwoch, den 5. Februar 1936, im Saale Kalveram

Vortragsfolge:

1. Begrüßung.

2. Schülerchor:
Was ist des Deutschen Vaterland?

3. Die Auswanderer ... von Gansweit.

4. Nordischer Tanz: Mädel, wasch dich!

5. Die Auswanderer ... von Freiligrath.

6. Schülerchor: Nach Ostland geht unser Ritt.

7. Sprechchor:
Wo dir Gottes Sonne zuerst schien. (Arndt)

8. Vortrag:
Das Auslanddeutschtum. ... Lehrer Bock.

9. a. Lied der Auslanddeutschen.
9. b. Ein Freund ging nach Amerika.
9. c. Banater Schwabenlied.

10. Schülerchor: Muttersprache.

11. Tanz der Schülerinnen.

12. Sprechchor: Deutschland, mein Vaterland.

13. Nordischer Tanz: Schotenpflücken.

14. a. Das Hakenkreuz.
      b. Mut!
      c. Der Kamerad.
      d. Männer.

15. Vorführung des Deutschen Jungvolks.
15. b. Heimabend.
      c. Auf Fahrt.

16. Lied der Deutschen. - Horst Wessel-Lied.

Änderungen vorbehalten - Beginn 20 Uhr - Unkostenbeitrag: 0,15 RM.

Gelegentlich der Tagung wurde den Eltern auch die Urkunde der Schule für Beteiligung an der Zusatzspende des Winterhilfswerkes in Essen gezeigt; eine Sammlung ergab dabei den Betrag von 5,29 M. Über den Elternabend berichtete die Presse:

[Zeitungsausschnitte]

Winterhilfswerk. - Urkundenspende der Schule. 10.II.36.
Wie mit dem „Eisernen Buch" im vorigen Jahr so führt man in Essen in diesem Winter eine Sonderaktion für das Winterhilfswerk durch in Form einer Urkundenspende. Unsere Kinder sammelten für diesen Zweck 35.- M., die am 8.II. auf Postscheckkonto eingezahlt wurden. Die Urkunde der Schule, von Herrn Lehrer Fasen gezeichnet, zeigt inmitten von Blüten einen Bienenkorb, zu dem die Bienen eifrig den gesammelten Honig tragen; an der anderen Seite öffnet eine Biene den Honigkrahnen, und nun strömt die goldene Flüssigkeit in ein Glas. Darunter besagt ein mundartlicher Vers (von Rektor Pesch):

„Völl Körner mack 'nen [.?.]!
Wi kenner komen gelogen
Un brachen Penning öm Penning [.?.],
Wie help, dat kann en Not soll lesen.
Aß Immen so flinteg hä wi gesammelt,
Un waren't noch regent, so druppelt et doch;
Kann von hölt sinne Spardos verrammelt,
So lange von Bro-er en Not es noch."

Diese Urkunde überreichten wir am 10.II. in der Winterhilfshalle am Hauptbahnhof in Essen, zu der wir mit 4 Klassen marschiert waren. Der Schülerchor sang unter Herrn Bocks Leitung: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Der Rektor hielt eine kurze Ansprache über die Teilnahme der Kinder am WHW, dann sangen wir das „Horst Wessel-Lied" und besichtigten die Urkundenhalle, in der sogleich auch unsere Urkunde ein Plätzchen fand.

[Zeitungsausschnitte]

Lernmittelbeitrag. 15.II.1936.
Von 411 Kindern
sind beitragsfrei 63 Kinder aus kinderreichen Familien
                           91 Kinder von Erwerbslosen

                Su.=  154 Kinder

beitragspflichtig sind demnach 257 Kinder à 0,20 M = 51,40 M
Ermäßigung der Schulleitung von 0,4 %                    =   0,20 M

                                     Zur Einzahlung kamen              51,20 M
auf einen gemeldeten Sollbetrag von 54.- M.

Ausstellung von Flugzeugmodellen. 23.-29.II.1936.

[Zeitungsausschnitte]

Die gleiche Notiz brachte der „Essener-Lokal-Anzeiger" am 23.II.36. - Leiter der ganzen Ausstellung ist Herr Lehrer Lüscher. Der Besuch der Ausstellung war diesmal reger als zu Ende des vorigen Schuljahres; unter den Besuchern bemerkten wir u. a. den Direktor der Industrieschule in Essen Fettweiß mit einem Gewerbeoberlehrer [.?.], denen seitens des DLV die Schulungslehrgänge in Essen anvertraut sind, den stellvertr. Ortsgruppenleiter der NSDAP Seewöster, den Gefolgschaftsführer der HJ Theo Arntzen, den Herrn Kreisschulrat Debusmann; den Herrn Ortsgruppenleiter der NSDAP Barbknecht mit sämtlichen Amtswaltern ([.?.]), die HJ.

[Zeitungsausschnitte]

Revision 28.II.36.
Herr Kreisschulrat Debusmann besuchte am 28.II.36 die beiden oberen Klassen, die von Rektor Pech bezw. Frl. Thelen geleitet werden, sowie die Flugzeugmodellbauausstellung.

Siebengebirgsfahrt. 9. u. 10.III.36.
Mit 25 Schülern, die Ostern zur Entlassung kommen, unternahm der Rektor am 9. u. 10.III. eine 2 tägige Wanderung durch das Siebengebirge. Dem Stadtamt für Leibesübungen, das zu der Fahrt einen Betrag von 60.- M gestiftet hatte, wurde folgender Fahrtenbericht eingesandt:

Ankündigung u. Hinreise: Noch nie machte unsere Klasse eine mehrtägige Wanderung. Ei, war das eine Freude, als unser Herr Rektor vor einigen Tagen mit dem Vorschlag kam, eine 2 tägige Fahrt zu machen! Alle stimmten zu. Jetzt wurde eine Karte genommen und ein Reiseziel gesucht. Wir entschlossen uns, das Rhein. Siebengebirge als Ziel zu nehmen. Zunächst mußte jetzt mit den Eltern Rücksprache genommen werden; denn die Auslagen für jeden wurden auf 6.- M geschätzt. Da die Väter einiger Schüler erwerbslos oder andere Schüler aus kinderreichen Familien sind, konnte nicht jeder 6.- M aufbringen. Da uns aber das Stadtamt für Leibesübungen auf einen Antrag hin einen Zuschuß bewilligte, konnte die Fahrt gemacht werden. Als günstigste Fahrtstrecke stellte sich die von Oberhausen über Duisburg, Düsseldorf, Köln, Bonn nach Godesberg heraus. Hier trafen wir Herrn Rektor i. R. Bung.
gez. Karl Bosser.

In Godesberg: Über unseren Aufenthalt in Godesberg berichtete die „Mittelrheinische Landeszeitung, Ausgabe: Godesberger Volkszeitung" am 10. März folgendes:

[Zeitungsausschnitte]

[Foto] Kriegergrab 1870/71 auf dem Burgfriedhof in Godesberg.
(Aufnahme Rektor i. R. Bung - Godesberg, der uns auch durch Godesberg führte)
9.3.1936.

In Römlinghoven: Wir fuhren von Godesberg mit der Dollendorfer Fähre über den Rhein. ½ Stunde gingen wir am Rhein entlang nach Römlinghoven, wo wir frischen Kaffee bekamen. Das Kaffeemahl hatten wir selbst mitgebracht. Als wir gesättigt waren, setzten wir unsern Marsch fort u. kamen in etwa einer Stunde zum Petersberg, den wir mit großer Mühe bestiegen.
gez. Alois Stöckmann.

Besteigung des Petersberges: Es ging also zum Petersberg. Wir schauten an ihm empor, denn er hat eine Höhe von 334 m. Gleich machten wir uns auf den Weg. Erst ging es hastig, einer überholte den andern. Jeder wollte zuerst am Ziel sein. Aber so schnell war's nicht geschafft. Bald merkten wir Müdigkeit in den Beinen. Baumäste, die am Wege lagen, nahmen wir mit. Endlich kamen wir oben an und machten Rast. Von hier aus hatten wir eine schöne Aussicht über Ober- u. Niederdollendorf, Königswinter, Rolandsbogen, Rolandseck und über das ganze Siebengebirge. Der Petersberg hieß bis ins 18. Jhrd. „Stromberg". Auf seiner Höhe stand eine Einsiedelei mit einer Kapelle. Die klösterliche Niederlassung ging in die Hände der Zisterzienser über, welche die Kapelle dem hl. Peter weihten. Danach bekam der Berg später seinen Namen. Auf dem sog. „Bittweg" erstiegen die Wallfahrer den Berg. An ihm stehen heute noch die Stationsbilder. Heute gehört der Berg Herrn Mülhens, dem Fabrikanten des 4711; er hat oben ein großes Hotel errichten lassen. Die Kapelle wurde gerade renoviert. Überhaupt ist der Berg jetzt sehr gepflegt. Eine Zahnradbahn fährt hinauf; eine breite Autostraße ermöglicht bequeme Anfahrt. Als wir genügend Ausschau gehalten hatten, ging's auf dem „Bittweg" den Berg hinunter.

In Heisterbach: Vom Petersberg gingen wir nach Heisterbach. Hier besichtigten wir die wunderschöne Chorruine, die allein von dem alten Kloster übriggeblieben ist. An der Ruine sahen wir, daß die Zisterzienser große Baukünstler waren. Die Stützen u. Pfeiler waren schlank, einzeln und paarweise angeordnet. Im Klostergarten standen einige Skulpturen, die sich von früher her noch erhalten haben. Die Legende vom Mönch von Heisterbach inst im Restaurant bildlich dargestellt. In dem Wappen von Heisterbach steht eine Buche am Bach, bedeutet doch der Name soviel wie Buche am Bach. Im Klosterhof bemerkten wir noch das Denkmal, das der Bergische Geschichtsverein 1897 dem berühmten Mönch und Geschichtsforscher Cäsarius von Heisterbach gesetzt hat. Auf dem alten Begräbnisplatz hinter der Chorruine bemerkten wir Grabsteine aus dem 16. u. 17. Jhrd. Neben dem alten Klostergebäude erhebt sich heute ein stattliches Frauenkloster.
gez. Walter Fenken.

[Foto] Vor der Ruine in Heisterbach. 9.3.36. (Aufn. Rektor Pesch)

Auf dem Stenzelberg: Etwas östlich vom Petersberg liegt der Stenzelberg. Hier konnten wir so recht sehen, wie die Steinbrüche die Schönheit des Gebirges gänzlich zu vernichten drohten. Wir wanderten mitten durch die stillgelegten Brüche, die den Gipfel völlig zernagt haben. Das Gestein des Siebengebirges hat man zu großen Bauwerken gebraucht, z. B. für Dome, Kloster u. Kirchen. Das ganze Siebengeb. hätte seine Schönheit verloren durch diese Steinbrüche. Da gründete man einen Verein zur Erhaltung des Siebengebirges. Nach vieler Mühe erreichte man die Stillegung der Steinbrüche. Der Stenzelberg sieht heute sehr kahl aus. Große Gruben sind entstanden, und an Bäumen ist auch nicht mehr viel da. Zuletzt wurden wir noch photographiert. Dann stiegen wir vom Stenzelberg hinab.
gez. Ernst Olfen.

[Foto] In den Steinbrüchen auf dem Stenzelberg. 9.III.36. (Aufn. Rektor Pesch)

In Heisterbacherrott: Vom Stenzelberg aus ging es ins Tal nach Heisterbacherrott. Hier lag eine Kirche, in der der hl. Apostel Judas Thaddäus verehrt wird; es ist eine Wallfahrtskirche. Er wird besonders in ganz schweren Anliegen um Hilfe angefleht. An der Wand der Kirche hingen viele Dankbezeugungen. Hier verrichteten wir unser Abendgebet. Der Weitermarsch führte über die Höhen zum Bennert nach Bellinghausen.
gez. Clemens Kauke.

Marsch zum Tagesziel: Von der Höhe aus sahen wir unser Tagesziel. Wie wir am Gasthaus angekommen waren, gingen wir sofort hinein. Da sahen wir die gedeckten Tische. Gleich nahmen wir Platz. Da kamen die Mädchen mit der duftenden Erbsensuppe und einem Stück Mettwursst. Hei - wie das schmeckte nach dem schweren Tagesmarsch!
gez. Erich Elbers.

Auf dem Hartenberg: Auf dem Hartenberg bei Bellinghausen hatte man für uns ein Nachtlager bereitet. Der Bauer hatte ein Strohlager zurecht gemacht, auf dem wir uns nun nach des Tages Mühe so recht ausruhen sollten. Des Abends bekamen wir eine Stunde Freizeit. In dieser Zeit lernten wir die Gegend genauer kennen. Da gab's den Steinbruch und die Buschanlagen. Dann ging es in das Strohlager. Wir waren so hundemüde u. konnten doch nicht schlafen. Schlief man ½ Stunde, so wurde man von seinem Nachbar, der den Schlaf nicht finden konnte, gestört und aufgerüttelt. Eine Stunde kam uns vor wie ein Tag. Als der Morgen dämmerte, hatten wir uns schon gewaschen und unsere Affen gepackt. Um 7 Uhr gingen wir nach Oberpleis zur Kirche.
gez. Artur, Hirschberg.

In Oberpleis. - Frühstück in Bellinghausen. In Oberpleis wohnten wir der hl. Messe bei. Wo jetzt die Kirche steht, war früher ein Kloster. Nach der hl. Messe besuchten wir das Kriegerdenkmal mit der historischen Glocke. Da erklärte uns Herr Rektor Pesch, weshalb man diese Glocke nahm. Als die Separatisten das Siebengebirge umgehen wollten, taten sich die Bauern des Siebengebirges zusammen und schlugen den Separatistenspuk nieder. ein Schmied aus Oberpleis stieg in den Kirchturm und schlug mit einem Hammer die Sturmglocke. Dabei sprach ein Stück heraus. Diese Glocke ist jetzt Mittelpunkt des schönen Kriegerdenkmals. Wir besichtigten den schönen Friedhof und taten einen Blick in den Kreuzgang des alten Klosters. Als wir alles gesehen hatten, marschierten wir zurück zum Hartenberg und holten unsere Sachen. Dann aßen wir unser Frühstück. Es gab eine Griesmehlmilchsuppe. Für die Weiterreise erhielt jeder noch 2 Brötchen mit einem Stück Fleischwurst.
gez. Franz Möller.

Auf zum Ölberg! Einer der höchsten Berge des Siebengebirges ist der Ölberg. Er hat seinen Namen auch bestimmt nicht umsonst; denn wer diesen besteigt, fängt auch an zu „ölen". Wir machten uns frisch auf dem Weg. Anfangs ging es noch gut. Es wurde gescherzt und gelacht. Aber so nach und nach verstummte einer nach dem andern. Selbst die Lustigsten sahen nur danach, Schritt für Schritt den Berg zu erklimmen. Plötzlich schreckten uns Rufe auf: „Rehe!" Tatsächlich konnten wir ein ganzes Rudel beobachten. Wir sahen, wie die Tiere das saftige Gras fraßen. Da, auf einmal schreckten sie zusammen und liefen fort. Wir konnten sie zählen: 1, 2, 3, 5, 6 - 9 Rehe waren es. Der Bock immer vorne mit seinem schönen Geweih. Sie wollten an uns vorüber. Leider aber stießen einige von uns Rufe aus, und sogleich wandten sie sich und flüchteten in das Gebüsch, wo sie unseren Blicken entschwanden. Wir hielten noch weiter Umschau, um solches Wild zu erspähen. Wir erblickten aber nichts mehr. Jeder wünschte nur: „Wären wir doch schon oben!" Aber immer steiler führte der Weg hinauf zur Spitze des Berges. Die Sonne brannte auf uns, und der Affe drückte, aber es half alles nichts, die Höhe mußte erreicht werden. Da - endlich schimmerte uns etwas Weißes entgegen. Wir stiegen noch weiter, und da erkannten wir, daß es ein Gasthaus war. Ganz erschöpft kamen wir oben an. Der mühevolle Aufstieg wurde uns aber belohnt durch einen wunderbaren Ausblick über das ganze Gebirge und das Gelände des Separatistenabwehrkampfes von Oberpleis über Ittenbach bis Ägidienberg. Nachdem wir uns wieder erholt hatten, begannen wir mit Abstieg nach dem Margarethenhof. Dabei konnten wir mehrfach sehen, daß auch der Ölberg durch die Steinbrüche sehr stark bedroht gewesen ist. Stellenweise schimmerte aus den tiefen Löchern uns ein grüner Wasserspiegel entgegen. Unser Rektor meinte im Scherz, das sei die „Badewanne des Drachen" oder das „Auge des Siebengebirges".
gez. Rudi Röttges.

[Fotos] Am Ölberg (Adolf-Hitler-Platz).

Auf dem Gipfel des Ölbergs. 10.III.36. (Aufn.Rektor Pesch).

Vom Ölberg nach Rommersdorf und Honnef. Nachdem wir die herrliche Aussicht über das Siebengeb. vom Ölberg aus gehabt hatten, setzten wir unsern Marsch fort. Wir wanderten über Margarethenhof

[Foto] Am „Margarethenkreuz" im 17. Jhrd. von der Nachbarschaft Ittenbach errichtet, vor dem Margarethenhof. 10.3.36. (Aufn. Rektor Pesch)

der 459 m hohen Löwenburg zu. Am Hang dieses Berges liegt vor dem Waldrand das Hotel „Löwenburg". Durch den kahlen Wald schimmert die Ruine der früheren Burganlage. Von hier kamen wir in das romantische Tretschbachtal. Ein Waldbach war unser ständiger Begleiter. Über diesen Bach führten mehrere Stege.

[Foto] Marsch durch das Tretschbachtal. 10.3.36. (Aufn. Rektor Pesch.)

Einige von uns waren schon sehr müde und hatten Durst und Hunger, so daß sie mehrmals nach der Länge des Weges fragten. Nicht minder schön war das Annatal. Bald tauchten die ersten Häuser von Rommersdorf auf; alles atmete auf; denn es war schon sehr warm geworden, ein rechter Vorsommertag! Jetzt ging es in Marschordnung durch das Dorf. Als wir an einer Bäckerei vorbeikamen, wurden Brötchen gekauft. Auf Kaffee konnte keiner mehr warten, sondern wir aßen die Brötchen während des Marsches auf. Um 13 Uhr hatten wir unser Ziel in Honnef erreicht. Nach der Begrüßung ging es in den Garten, wo wir frischen Kaffee erhielten und dazu Brötchen oder Butterbrote aßen. Es schmeckte uns so gut, daß uns eimerweise der Kaffee gebracht werden mußte. Nachdem wir erfrischt waren, ging es fröhlich weiter.
gez. Josef Rosler.

Honnef-Rhöndorf: Über den Kurort Honnef erhebt sich majestätisch die Heilstätte Hohen-Honnef, wohin die Landesversicherungsanstalt ständig Lungenkranke zur Kur schickt. Honnef ist umgeben von zahlreichen Obstanlagen. Unser Marsch führte uns am Kurhaus vorbei durch das Villenviertel nach Rhöndorf. Da steht mitten in der verkehrsreichen Straße das Wahrzeichen des Ortes, ein schmuckes Marienkapellchen, das nunmehr gerade 220 Jahre zum Beten einladet. Am Müttererholungsheim vorbei kommen wir an den Fuß des Drachenfelsen; dessen Besteigung sollte unsre letzte große Wanderleistung sein.
gez. Hermann Welling.

Auf dem Drachenfels: Neben der kleinen Rhöndorfer Kapelle beginnt der steile Aufstieg zum Drachenfels. Wir sehen schon von unten die schön angelegten Weinberge u. die Ruine der Drachenburg. Nach mühevollem Aufstieg kamen wir an das Ulanendenkmal. Dann gingen wir den steilen, schmalen Fußweg, der beiderseits durch den Wald führte, matt u. müde hinauf, bis wir am Hotel, das auf dem Drachenfels steht, ankommen. Von hier hatten wir eine wunderschöne Aussicht. Wir sahen das Kloster Nonnenwerth, das mitten auf einer Rheininsel liegt, und die Insel Grafenwerth, den Rolandsbogen u. die Godesburg u. in der Ferne Bonn. Dann stiegen wir zur Ruine empor; einige blieben wegen ihrer Müdigkeit am Hotel sitzen. Als wir wieder zurückkamen, langten die ersten Eselreiter auf dem Berg an. Auch eine Zahnradbahn führt auf den Berg. Der Abstieg führte uns an der Drachenburg vorbei nach Königswinter.
gez. Helmut Terlinden.

[Foto] Am Freiheitsdenkmal auf dem Drachenfels. 10.3.36. (Aufn. Rektor Pesch)

Vom Drachenfels bis Niederdollendorf: Wir stiegen den Drachenfels hinunter nach Königswinter und wanderten nun den Rhein entlang nach Niederdollendorf zum Bahnhof. Dabei hatten wir Gelegenheit, den Schiffsverkehr auf unserm herrlichen Rheinstrom und die vielen Hotels u. Villen zu beschauen. Allüberall dehnen sich viele Obstanlagen aus. Das muß ein prachtvoller Anblick sein in der Blütezeit!
gez. Josef Kugler.

Die Fahrt nach Hause: Wir bestiegen den Zug zur Heimfahrt in Niederdollendorf um 18.35 Uhr u. fuhren über Troisdorf und Köln. [.?.] Köln stiegen wir um u. benutzten den Eilzug über Düsseldorf, Duisburg nach Oberhausen. Na - da haben aber viele von uns im Zug kräftig geschlafen, so daß es Mühe machte, alle in Duisburg wieder munter zu bekommen. Vom Bahnhof Oberhausen marschierten wir zur Mülheimer-Straße u. fuhren dann mit der Straßenbahn bis Lipperheidenbaum. Geschlossen ging's nun in den Schulbezirk hinein; wirklich müde kamen wir ins Elternhaus u. erzählten von unserer herrlichen Fahrt, die vom Wetter so begünstigt war.
gez. Hugo Stöckmann.

Unkostenberechnung:

Fahrgeld (Eisenbahn, Rheinfähre, Eilzugzuschlag, Straßenbahn)      5,00 M
Übernachtung                                                                                       0,08 M
Beköstigung (Erbsensuppe mit Mettwürste, Griebenmilchsuppe,
2 Brötchen mit Butter u. Wurst)                                                          1,00 M
Erfrischungen                                                                                       0,10 M
Kaffee (2 x)                                                                                          0,10 M
Allgemeine Unkosten                                                                           0,05 M

Das macht für jeden:                                                                             6,33 M

Da 6 Eisenbahnerkinder auf einem Freifahrtschein fuhren, ermäßigte sich für sie der Betrag um je 4,50 M.

Teilnehmerzahl: 26

Besamtrechnung:

Auslagen: 20 x 6,33 M = 126,60 M
                   6 x 1,83 M =   11,04 M

                                         137,64 M

Einnahmen:

Unsere Reisekasse:      83,99 M
Städtischer Zuschuß:   60,-    M

                                   143,99 M

Überschuß also:    143,99 M
                          -  137,64 M

                                 6,35 M
Von diesem Überschuß bezahlen wir einen Teil der Kosten für die Photos, so daß jeder noch ein bleibendes Andenken an die Fahrt erhält.
gez. Alfons Kraft.

Ausklang:
So haben wir, begünstigt von herrlichstem Frühlingswetter, in 2 tägiger Wanderung ein schönes Stück unserer rhein. Heimat gesehen, deren volle Staatshoheit der Führer kurz zuvor wiederhergestellt hatte. Ein Land der Burgen u. Klöster, der Weinberge u. Obstgärten hat in seiner ganzen Schönheit vor uns gelegen, und die Wunden, welche rege Steinbrucharbeit diesem Land geschlagen, vernarben allmählich. Auf den waldreichen Höhen erblickten wir so manche Erholungsstätte für Kranke u. Genesende, so in Godesberg u. Honnef, in Oberpleis, in Rhöndorf u. auf der Rosenau. Wir können es verstehen, wenn die Sage erzählt, hier sei dem Schöpfer das Säcklein mit den landschaftlichen Schönheiten geplatzt, so daß sie alle über Honnef u. seine Umgebung niedergegangen seien. Eine große Freude ist uns diese Wanderung vor der Schulentlassung; gewiß ist in uns allen der Stolz auf unsere Heimat, unser liebes Vaterland u. seinen Führer, in dessen süßer Hut es aufblüht, noch mehr gewachsen. Wenn wir selbst einmal verdienen, so wollen wir von dem Lohn etwas zurücklegen, um künftig wenigstens einmal im Jahr hinauszuwandern u. des Vaterlandes Gaue kennenzulernen.
Wir grüßen unsere traute Heimat, unser liebes deutsche Vaterland und seine Führer Adolf Hitler mit einem kräftigen
„Sieg Heil!"
gez. Karl Bosse.

Zu- u. Abgang im Schuljahr 1935/36.
Der Wechsel im Schülerbestand hält sich im Schuljahr 1935/36 in mäßigen Grenzen; er gestaltet sich also:

Zugang: 17 Kinder          Abgang: 1. durch Umzug:  19 Kinder

                                                       2. durch Tod:          1 Kind     }= 20 Kinder.

Schulentlassungsfeier 26.3.36.
Zur Entlassung kamen
         20 Knaben aus dem 8. Jahrgang   +   23 Mädchen,
           5 Knaben aus dem 7. Jahrgang   +     2 Mädchen,
           1 Knabe aus dem 6. Jahrgang     +     3 Mädchen.

Su.=  26 Knaben                                    +   28 Mädchen    = 54 Kinder

Der Einladung zur Feierstunde waren gefolgt das Lehrerkollegium (ohne Geistlichkeit, die sich fernhält laut Dekanatsbeschluß), die Schuljugendwalter Frau Krampe u. Herr Kürten, sowie Herr Kelterbaum als Vertreter der HJ u. eine Vertreterin des BDM. In Anbetracht der bevorstehenden Reichstagswahl am 29.3. war die Stunde zu einer vaterländischen Mahnstunde ausgestaltet worden, in deren Mittelpunkt ein Sprachchor (Treuegelöbnis dem Führer) und W. Raabe Dichtung „Ans Werk" standen, denen sich E. M. Arndts „Wer ist ein Mann?" u. ähnliche Dichtungen anschlossen. Umrahmt wurde die Feier durch Liedspenden des Schülerchores (Wir treten zum Beten - Lied von [.?.] - Du bist der Held) unter Leitung des Lehrers Bock. Frl. Bremer führte mit den Kleinen einen Abschnitt aus „Schneewittchen" vor. Der Rektor knüpfte seine Ansprache an Raabes Dichtung „Ans Werk" und den Ausspruch Friedrichs d. Gr.: „Wohl dem, der für sein Vaterland arbeiten darf.... Für dich arbeiten oder sterben heißt, im Andenken der Menschen ewig leben; ich kann dir nicht dienen, ohne mich mit Ruhm zu bedecken." Für das Vaterland arbeiten u. sich dabei des geistlichen Segens allzeit zu versichern, das soll die Aufgabe unseres Lebens sein! Der HJ-Vertreter, Herr Kelterbaum, sprach von den Aufgaben, die in der HJ zu lösen sind. Nachdem die Zeugnisse und einige (3 für Knaben, 3 für Mädchen) Anerkennungsdiplome, welche die Stadt gestiftet, verteilt worden waren, fand die Feierstunde mit dem Einholen der Flagge, wozu das Lied der Deutschen u. das Horst-Wessel-Lied gesungen wurden, auf dem Schulhofe ihren Abschluß.

Schuljahrsschluß 27.3.36.
Der letzte Tag des Schuljahres, der 27. März war ein unterrichtsfreier Tag aus Anlaß
der Anwesenheit unseres Führers u. Kanzlers Adolf Hitler in Essen,
der von der Kruppschen Maschinenbauhalle in Essen-Nord aus seinem großen Wahlappell zur Reichstagswahl am 29.III. an alle Arbeiter u. an die Wehrmacht richtet.
Heil dem Führer! - Heil dem Vaterland!
Gott schirme es immerdar! So gehen wir, tief beeindruckt, in die Ferien u. schließen damit das alte Schuljahr.

[Zeitungsausschnitte]

Wahltag 29.3.36.
Der Wahltag vom 29. März brachte dem Führer einen alles übersteigenden Erfolg. Die Morgenblätter des 30.3. melden

als Gesamtergebnis aus dem Reich:
Für die Liste u. damit für den Führer     44.409.522
Gegen die Liste u. ungültig                         542.954
Bei einer Wahlbeteiligung von 98,95 % bekam
die Liste des Führers                 98,79 %.

Gesamtergebnis aus Essen-Stadt:
Für die Liste u. den Führer                          444.044
Gegen die Liste u. ungültig                             3.580
Für den Führer   99,2 %

Gesamtergebnis aus der Ortsgruppe Frintrop:
Für den Führer                                               17.705
Gegen den Führer u. ungültig                               32
Für den Führer:   99,81 %                                           }Nach Bekanntgabe des endgültigen
                                                                                      Ergebnisses.
Danach hat der Bezirk der Ortsgruppe am besten in ganz Essen abgeschnitten.

Osterferien.
Die Osterferien währten vom 27.III. bis zum 14.IV. einschließlich. In diese Zeit fiel der

Modellwettbewerb 5.4.36
[Zeitungsausschnitt]

Von unserer Schule beteiligten sich unter Führung des Herrn Lehrers Lüscher 4 Schüler mit 5 Modellen, die sich beim Ausscheidungsfliegen hier in Frintrop als beste bewährt hatten. Mit diesen Modellen errangen wir insgesamt 4 Preise. In nebenstehendem Zeitungsbericht werden die beiden höchsten Preisträger genannt, die Schüler
Christmann u. Terlinden.