Schuljahr 1936/37

Chronik der ev. Schule Bochold II.
ab Ostern 1936. (Rektor Trox)

Schuljahr 1936.

Die Aufnahme zu Ostern betrug
___ Knaben,
___ Mädchen.

Das Schuljahr begann am 15. April. Weil der bisherige Leiter, Herr Rektor Röhm, seiner schweren Kriegsverletzung wegen in die innere Stadt versetzt worden war, kam zu Beginn des neuen Schuljahres Herr Lehrer Trox als kommissarischer Leiter an die ev. Schule Bochold II. Ihm folgte am 27. April der an die Schule versetzte Rektor H. P. Breimann aus Dinslaken-Nierfeld.

Geb. am 11./4.1876 zu Friedrichsfeld b. Wesel, besuchte ich nach achtjährigem Schulbesuche zwei Jahre die Präparandenanstalt zu [.?.]. Von 1893-1896 war ich Seminarist in Mörs. Hier bestand ich 1899 die 2. Lehrerprüfung.

1898: Militärzeit bei der Lehrerkompanie des Inf. Reg. Nr. 159 in Wesel.

1899: Sechs Wochen bei der Lehrerkompanie des Inf. Reg. Nr. 159 in Mülheim.

1900: Reserveübung von 4 Wochen beim Inf. Reg. Nr. 19 in Minden.

1907: Landwehrübung von 14 Tagen beim Bezirkskommando in Wesel.

Vom 23./8.1914-Febr. 1916 Teilnahme am Weltkriege bei der 3. Komp. Feuersturm-Inf. Batl. Wesel VII/63.

Vom 20./8.1914-30./11.1914 hatte ich eine Vertretungsstelle in Stoppenberg. Vom 4./.1897-April 1936 war ich Lehrer in Nierfeld. Nachdem ich 1919 meine Rektorprüfung in Koblenz abgelegt hatte, war ich von [...] bis zu dem oben angegebenen Zeitpunkt [...]

Rektor der zehnklassigen Dorfschule in Nierfeld.

Das Sommersemester stand für die Schule unter keinem günstigen Stern, da durch Vertretung, verursacht durch Versetzungen, Erkrankungen, viel Unruhe in die Schularbeit getragen wurde. Hierzu kam, daß überfüllte Klassen das zu erreichende Unterrichtsziel stark gefährdeten.

Selbstverständlich hat auch die Schule in ihrer Arbeit an dem politischen Geschehen im Sommerhalbjahr lebhaften Anteil genommen. so war es eine Selbstverständlichkeit, daß sich die Schüler an dem Tag der nationalen Arbeit in die große Volksgemeinschaft einbezogen füllten, wie ihre Erzieher den Tag in einem Beisammensein im Bahnhof Borbeck feierten. Der Parteitag der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei hatte dadurch für die Schule seine besondere Bedeutung, als auf ihm der Führer sich in einer großen Ansprache an die H.J. wandte. Es war daher selbstverständlich, daß die großangelegte Rede Gegenstand der Besprechung in den oberen Jahrgängen war. In der Oberstufe hat sich dieselbe in folgendem Rahmen gehalten:

I. Der Führer erinnerte die Jugend daran, daß sie eine große Zeit erlebte, denn es ist
a. ein Deutschland der Ordnung;
b. ein Deutschland der Disziplin;
c. ein Deutschland von großen Leistungen der Arbeit. Es hat große Werke geschaffen, die sich den besten Leistungen der deutschen Geschichte an die Seite stellen können, wie wir sie sehen
a. in den alten Domen;
b. in den Pfalzen der deutschen Kaiser;

c. in den alten Rathäusern.

II. Der Glaube an unser Volk hat zu diesen herrlichen Taten befähigt; der Glaube, daß dieses Werk nicht zugrunde gehen kann.
Hinweis auf Spanien.

III. Hinweis auf die Zeit des Kampfes.
Hitler sagte: „Ich bin einer der wenigen Glücklichen der Welt, die höchste Treue, höchste Kameradschaft, höchste Opferwilligkeit kennenlernen durfte."

IV. Der Erfolg des Kampfes.
a. Er zeigt sich in der Volkserhebung, im Schaffen und in der Arbeit.
b. In der neuen Jugend.
„Der schlanke, ranke Junge ist das Vorbild unserer Zeit, der gesund ist an Leib und Seele. Und so wächst neben dem Jungen auch das deutsche Mädel heran."
„Es wächst ein neuer deutscher Mensch heran, was wohl das Größte ist, größer ist dieses Wunder unserer Zeit, als daß Bauten entstehen, Fabriken gegründet werden, Straßen gezogen und Bahnhöfe errichtet werden."

V. Das Werk wird Bestand haben.
Der Führer sagte: „Mein Lebenskampf ist nicht umsonst gekämpft, das Werk ist nicht umsonst getan: Garant dafür ist die neue Jugend, die treu sein wird, wie überhaupt nur Deutsche treu sein können, die Jahr auf Jahr sich zur Fahne bekennen wird, und wenn es sein muß, auch dem Sowjet[.?.] entgegentreten wird."
„Wir werden in unserm Zeichen siegen."

Ferienbeginn und Schulanfang wurden mit der üblichen Flaggenparade und dem Absingen der nationalen Lieder gewürdigt.

Der Schulanfang am 1. September erhielt dadurch eine besondere Note, daß der Schulleiter in seiner Ansprache an das Telegramm Wilhelms I. nach der Schlacht bei Sedan erinnerte, welches dieser an seine Gemahlin nach Berlin gerichtet hat: „Weht eine Wendung durch Gottes Fügung". So müssen wir heute auch sagen, wenn wir an den Aufstieg unseres Vaterlandes unter der Führung Adolf Hitlers denken. Aus Niedergang ein ungeahnter Aufschwung, wie es keiner von uns hat ahnen können.

Für den Sommer war ein Dampferausflug nach Xanten geplant. Leider kam es nicht zur Ausführung, da durch Rückfragen der Stadt und des Schulrates viel Zeit verstrich. Und als nach dieser Rüstung hin alles in Ordnung war, da war der Schiffsbesitzer nicht zu erreichen, weil er verreist war. So ist aus dem geplanten Ausflug nichts geworden.

Am 1. November 1936 wurde dem Lehrer Karl Trox die vertretungsweise Leitung der ev. Sch. Bochold II für den bis zu seiner [.?.] beurlaubten Rektor Breimann übertragen.

Geboren am 24. Septbr. 1897 zu Essen-N., besuchte er nach achtjähriger Volksschulzeit die ev. Präparande u. das ev. Seminar zu Essen u. Mettmann. Seine erste Lehrerprüfung legte er im Juni 1917 in Mettmann ab u. bestand die zweite Prüfung im Novbr. 1919 in Essen. Seine Tätigkeit im Schuldienst verrichtete er an mehreren Schulen der Stadt Essen. Am 20. April 1929 legte er hier ebenfalls seine Mittelschullehrerprüfung ab.

Nach der Machtübernahme durch den Führer wurde er durch das Vertrauen des damaligen Kreisamtsleiter Pg. Mauersberger, jetzt Regierungsrat, in die Kreisamtsleitung des N-S-Bundes berufen u. hat dort entscheidend mit am Aufbau u. der Ausgestaltung des N.S.L.B. im Kreise Essen mitgewirkt. Heute bekleidet er dort das Amt eines Organisationswalters.

Mit dem 1. November übernahm er die vertretungsweise Leitung der Schule für den bis zu seiner [.?.] oben genannten Vorgänger, der am 31.12.36 aus dem Schuldienst ausschied.

Am 3. November 36 nahm der Herr Schulrat Debusmann die Einführung des neuen Schulleiters vor. Vor dem Kollegium wies er auf die notwendigen Voraussetzungen charakterlicher u. beruflicher Art hin, die an einen Schulleiter gestellt werden müssen, um eine erfolgreiche Arbeit zu gewährleisten. Ebenso muß eine weltanschaulich-politische Gewähr gegeben sein, daß die Schule im Geiste des dritten Reiches geleitet wird.

Der neue Schulleiter versprach, im Sinne der dargelegten Weisungen des Herrn Schulrates seine Arbeit aufzunehmen u. durchzuführen.

Die Arbeit des neuen Leiters stand innerpolitisch gesehen unter dem vom Führer auf dem Reichsparteitag 1936 verkündeten Vierjahresplan, der die Unabhängigmachung des deutschen Volkes von gewissen Rohstoffen dem Auslande gegenüber vorsieht, insbesondere auf dem Gebiete der Treibstoffversorgung durch Kohleverflüssigung, der Bekleidung

durch die Zellfaser, der Verdrängung des natürlichen Gummis durch künstlichen u. der Sicherstellung der deutschen Ernährung durch Intensivierung der Ernährungs- u. Erzeugungsschlacht. Es ist natürgemäß, daß der gesamte Unterricht unter dem Gesichtspunkt des zweiten Vierjahresplanes stand.

Am 1. Dezember erklärte der Führer die gesamte deutsche Jugend zur Hitlerjugend; damit wurden allen konfessionellen Bestrebungen, die auf eine Zersplitterung der Jugend hinausliefen, die Unterlagen entzogen.

Der 30. Januar 1937, dem vierjährigen Bedenktag der Machtübernahme durch den Führer, gestattete einen stolzen Rückblick auf die Leistungen durch den Nationalsozialismus. Die Erfolge auf dem Gebiete der Außen- u. Innenpolitik bewiesen die Richtigkeit der vom Führer verfolgten u. gewiesenen Wege. Uns aber ist der Tag weiterer Ansporn in der Treue zum Führer u. zum Wohle des deutschen Volkes die Jugend im Sinne des Nationalsozialismus zu erziehen.

Angaben aus Schule u. Schulleben.

Schülerbestand:

Bestand: Ostern 36: Knaben: 207; Mädchen: 230; zus.: 437
Bestand: Ostern 37: Knaben: 215; Mädchen: 238; zus.: 453

Von 1936-37 wurden verzeichnet:
54 Zugänge, 38 Abgänge.

Anmeldungen zu Ostern 1937:
32 Knaben u. 33 Mädchen.

Entlassungen zu Ostern 1937:

Abgänge zur
höheren Schule     2 (2 Knaben)
Mittelschule..........3 (2 Knaben u. 1 Mädchen)
Hilfsschule            2 (2 Mädchen)

                     zus.   8 Kinder

Zum Landjahr werden entsandt (ab April 37)
2 Knaben aus dem 8. Schuljahr
2 Mädchen aus dem 8. Schuljahr

Schulbesuch: (Versäumnisse in % wegen:)

Staatsjugend:

Durch die Erklärung des Führers, daß die gesamte deutsche Jugend zur H-J. erklärt u. gehört, wird eine statistische Erfassung überflüssig. An der ev. Schule Bochold II sind durch die Werkwoche vom 20.-24. April sämtliche in Betracht kommenden Kinder in das deutsche Jungvolk bezw. in den B.D.M. überführt worden.

Das Fest der Jugend fand am 20.6.37 statt. Der Plakettenverkauf ergab für unsere Schule an diesem Tage die Summe von 41,80 M.

Jugendherbergspfennig:
Diese Sammlung erbrachte die Summe von 37,80 M.

Lernmittelbeitrag für Schmalfilm:
Aufgebracht wurden aus den Beiträgen für Film:
im 1. Vierteljahr    45,10 RM
im 2. Vierteljahr    48,70 RM
im 3. Vierteljahr....49,60 RM
im 4. Vierteljahr    48,80 RM
        insgesamt     192,20 RM

V.D.A.-Sammlung im Februar 37 erbrachte
den Betrag von 54,43 RM

Schulausfall:

Hitzefrei:
22.6.36   ab 11 Uhr
23.6.36   ab 12 Uhr
25.6.36   ab 12 Uhr

am 30.1.37   Tag der Machtübernahme

Beteiligung am Winterhilfswerk

Im Handarbeitsunterricht wurden
29 Mädchenschürzen
20 Mädchenhemden
angefertigt u. der Wohlfahrtsabteilg. übergeben.

Sonstige Sammlungen (Geld, Kleidung) sind durch Verfügung des Oberpräsidenten in den Schulen nicht mehr zugelassen, um die Schulen nicht zu sehr zu belasten.

Gesundheitliches

Der Gesundheitszustand ist an unserer Schule bei den Kindern mittelmäßig zu bezeichnen.
Der Schularzt wurde im abgelaufenen Schuljahr in 97 Fällen in Anspruch genommen.
Bei der Aufnahme Ostern 36 wurden 6 Kinder um 1 Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt.

Schulspeisung:

Vom 9.11.-22.12.36 wurden täglich 110 Kinder von der Winterhilfe gespeist. Wie im Vorjahre, so war auch in diesem Jahre das Essen ausgezeichnet. Die Kinder der ärmeren Familien erhielten so täglich eine hervorragende Mahlzeit, die von zwei Helferinnen in aufopfernder Weise ausgeteilt wurde.

Milchfrühstück:

120-128 Kinder erhielten täglich
¼ l Malzmilch zum Preise von
0,10 RM wöchentlich.

Erholungs- u. Landaufenthalte:

Das Jahr hindurch wurden Kinder sämtlicher Schuljahre zur Erholung entsandt. Die Kuren dauerten 4-6 Wochen. Insgesamt wurde 95 Kindern eine Kur bewilligt u. ermöglicht.

Schulzahnklinik:

Der Schulzahnklinik gehörten 8 Kinder an.

Schülerunfallversicherung:

Versichert waren von den rund 450 Schülern der Schule
319 Kinder
    4 Lehrpersonen
    1 Hauswart.

Es ereignete sich 1 kleiner Unfall:
Irmg. Petereit Kl. I brach beim Turnen (Ballspiel) den kleinen Finger der rechten Hand, der aber normal ausheilte.

Klassenverteilung u. Lehrerkollegium

techn. Li Hanewinkel mit 14 Std.

Im Schuljahr 1936-37 herrschte mannigfacher Wechsel der Lehrkräfte.

Le Trox wurde am 1.4.36 mit der vorläufigen Leitung der Schule beauftragt. Am 1.5. wurde Rektor Breimann von Dinslaken nach hier als Schulleiter versetzt. Am 1.11.36 wurde Le Trox mit der vertretungsweisen Leitung u. am 1.1.37 mit der kom. Leitung erneut beauftragt, nachdem Re. Breimann in den Ruhestand getreten war.

Le Buchenauer wurde zu Ostern der Schule neu überwiesen. Da er jedoch zur militärischen Ausbildung in Detmold weilte, nahm er den Dienst erst am 10.5.36 auf. Vom 9.7.-15.7.36 war er zur Teilnahme der Einweihung des Hauses der dtsch. Erziehung in Bayreuth beurlaubt, weiterhin vom 23.10.-22.12.36 zur weiteren militärischen Ausbildung in Lingen a/d. Ems.

Le Vogel war wegen Krankheit vom 1.6.-22.6. beurlaubt (Ischias).

Li Frau Hinz wurde ab 18.5.36 beurlaubt, da sie wegen Entbindung von einem Sohn keinen Dienst machen konnte, nach ihrer Beurlaubung wurde sie zur Innenstadt in der Nähe ihrer Wohnung versetzt.

HiLi Uslat wurde am 10.9.36 nach Rheinhausen in eine Planstelle versetzt. Dafür kam am 12.9.36

Li Klein nach Bochold II.

Li Moeller war seit dem 5.10.36 bis zum Ende des Schuljahres wegen Krankheit beurlaubt. Sie wird den Dienst wohl nicht mehr aufnehmen, da sie im nächsten Jahre ihre Altersgrenze erreicht hat.

HiLi Teigeler trat am 19.11.36 für Fräulein Moeller ihren Dienst von der Schule hier an, wurde aber nach den Weihnachtsferien nicht wieder eingestellt. An ihrer Stelle wurde

Li Pfaff mit der Führung des 1. Schuljahres betraut, das sie vom 10.1.36 bis Ostern 37 behielt.

Le Krobe wurde am 1.12.36 endgültig angestellt.

Konferenzen

Behördliche Besuche:

Es ist einleuchtend, daß der häufige Wechsel der Lehrkräfte u. Beurlaubungen wegen Krankheit (Herr Vogel u. Frl. Moeller) u. militärischen Dienstzeit (Herr Buchenauer) die Arbeit z. T. hemmten. Wenn trotzdem das Möglichste erreicht wurde, so ist es der treuen u. eifrigen Arbeit des gesamten Lehrkörpers zu danken.

Schulgebäude u. Inventar.

Nach Genehmigung des Neubaues der Klosettanlagen wurde dieser in den Sommerferien 1936 durchgeführt. Sie entsprechen in ihrer Gestalt neuzeitlichen hygienischen Anforderungen.

Auf dem Hofe wurden 2 neue Fahnenmasten errichtet, nachdem die alten Halter am Schulhaus sehr stark verrostet waren.

In den Klassenräumen Nr. 6. u. 7 ist die Anlage vom elektr. Licht im November 36 durchgeführt, so daß jetzt sämtl. Räume mit elektr. Licht versehen sind.

Wie in vergangenen Jahren wurde das Schulgebäude auch in diesem Jahre von der ev. Gemeinde Essen-Borbeck für den Kindergottesdienst in Bergeborbeck benutzt.

2 Klassenräume standen dem B.D.M.-Jungmädelgruppe Dienstag- u. Mittwochnachmittag zur Verfügung.

Für den Geschichtsunterricht wurde eine Weltkriegskarte neu angeschafft.

Feiern, Veranstaltungen, Teilnahme an Aufgaben im allgemeinen Volksdienst.

Trox.

Bilder aus dem Schulleben 1936/37.

[Foto] Ausflug der Kl. V (4. Jhg.) am 27.10.36 mit Lehrer Vogel nach Solingen, Burg, Müngsten. Bild: Nach der Besichtigung eines Schleifkottens.

[Foto] Auf dem Wege von Schloß Burg nach Müngsten.

[Foto] Kl. III (6. Jhg.) Lehrer Dey auf einem Geländemarsch zum Kanal.

Bilder aus dem Schulleben.
(Schuljahr 1936/37.)

Die Hissung der H-J-Fahne am 23.II.1937

[Foto] An der Mauer von rechts nach links: Schulleiter Trox, Ortsgr.-Leiter Stein, Schuljugendwalter Rickhey u. Grintsch, Stammführer Köhne.

[Foto] Schulleiter Trox bei seiner Ansprache

[Foto] Die H-J-Fahne weht zum erstenmale am neuen Mast.