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Tagebuch Klaus Schlimm (Juli/August 1939)

Dieses kurze, schon nach drei Wochen abgebrochene Tagebuch verfasste der gerade zehn Jahre alt gewordene Klaus Schlimm kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs im Sommer 1939. An zwei Stellen fügte er später offenbar rückblikende Kommentare hinzu.

Von Klaus Schlimm findet sich hier auch eine ausführliche Lebensgeschichte sowie weitere Materialien in Form von Fotoalben und Reisetagebüchern.

Hochaufgelöste Scans sämtlicher Materialien werden im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln aufbewahrt.

Freitag, den 28.7.1939

Am Vormittag haben wir einen Spaziergang gemacht. Dann gingen wir ins Bad. Dort habe ich das Rudern gelernt. Ich kann es schon ganz gut. Im Bad verkauft der „Ollele“ Karten und ich kann umsonst hinein. Abends hatte Gisela noch Nasenbluten.

Samstag, den 29.7.1939

Ich wachte Morgens um 6 ½ Uhr auf. Vormittags haben wir im Garten gespielt. Nachmittags badeten wir. Abends haben wir noch mit Onkel Bruno geturnt. Ich kann schon die Brücke am Reck. Dann legten wir uns ins Bett.

Sonntag, den 30.7.

Morgens wusch ich mich und putzte mir die Zähne. Dieses tue ich jeden Tag hier. Dann haben wir bis zum Mittagessen gespielt. N. gingen wir nach Dill zu Enders – Enders, ein Diller Bauer – wo ich 3 kleine Gläser Apfelwein trank, welche garnicht schön schmeckten; Tante Eva und die beiden Mädchen gingen nach Hause und ich ging mit Onkel Bruno nach Wild sehen. Wir sahen auch noch ein Reh und einen Hasen. Als wir zu Hause ankamen,

aß ich noch eine Leberwurststulle und legte mich ins Bett.

 

 

Montag, den 31.7.39.

Am Vormittag habe ich Briefe geschrieben an Henning und Tante Hilde und Onkel Willy. Nachmittags spielten wir mit den Puppen [.?.]llarum. Dann spielten wir noch Eisenbahn mit dem Handwagen. Dann aßen wir Abendbrot und gingen ins Bett.

Dienstag, den 1.8.39.

Vormittags haben wir Eisenbahn mit dem Handwagen, Verstecken und Arzt gespielt. Nach dem Mittagessen drückte[=?] ich. Dann gingen wir Pfifferlinge suchen. Sie wachsen in den Wäldern bei Dill. Wir stromerten in jedes Gebüsch und fanden schließlich zwei Einkaufstaschen voll. Zu Abendbrot gab es Klunkersüppchen – Mehlsüppchen – welches nicht besonders schmeckte. Dann ging ich ins Bett.

Oh, ich merke, daß ich doch ein großer Angsthase bin. Vor einem Hahn reiße ich aus! Wenn das in meiner Pimpfengarde bekannt wird!

 

 

Mittwoch, den 2.8.39

Vormittags haben wir Gesellschaftsspiele gemacht und draußen gespielt. Zum Mittag gab es Pfifferlinge, welche wir gestern gesucht hatten. Nachmittags haben wir im [...?..] und im Garten gespielt. Kurz vor dem Kaffetrinken fuhren wir nach Rhaunen. Dort kauften wir allerhand für Tante Eva. Nach dem Abendbrotessen gin es ins Bett.

Donnerstag, den 3.8.1939.

Vormittags holten wir Milch. Dann brachten wir ein Paket zur Post mit dem Handwagen für Fräulein Schmidt, eine uns befreundete Lehrerin. N. spielten wir draußen im Garten bis es zu gießen anfing. Nach dem Regen wateten wir durch die Wasserpfützen. Nach einem Weilchen beschmierte ich mich mit Dreck. So photographierte mich Onkel Bruno. Dann kam er mit dem Schlauch und spritzte mich mit ei-

nem ganz scharfen Strahl, den er extra gemacht hatte ab. Darauf legte ich mich in die Badewanne und seifte mich ab. Dann ging ich ins Bett.

 

 

Freitag, den 4. August 39.

Morgens stand ich ziemlich spät auf. Ich habe den ganzen Vormittag in „Peter reist um die Welt“ gelesen. Nachmittags gingen wir Kartoffeln holen und weil es anfing zu regnen und garnicht aufhören wollte, mußten wir noch bis zum Kaffeetrinken dort bleiben. Dann spielten noch Arzt und gingen ins Bett.

Samstag, den 5. August 39.

Vormittags haben wir Arzt gespielt. Nach dem Mittagessen fing es an zu regnen. Nachmittags las ich Märchen vor und wir spielten. Am späten Nachmittag fingen wir noch Fliegen. Nach dem Abendbrotessen ging es ins Bett.

Sonntag, den 6.8.1939

Ich wachte Morgens um 3 Uhr auf und schlief nicht mehr ein. Um 7 Uhr wusch ich mich. Vormittags spielten wir im Walde und fingen Heuschrecken und junge Frösche für die Küken. Zum Mittag gab es Bulljon-Frühlingssüppchen, welche nicht besonders schmeckte, und Gemüse und Fleisch bis zum Kaffeetrinken spielten wir noch im Garten. Nach dem Kaffeetrinken gingen wir auf den Hüttenberg um Pfifferlinge zu suchen. Wir fanden eine Einkaufs-

tasche voll. Als wir nach Hause kamen gingen wir noch ein Weilchen in den Garten und legten uns ins Bett. Tante Eva und Onkel Bruno gingen noch ins Kino.

 

 

Montag, den 7. August 39.

Vormittags spielten wir im Sandhaufen. Nachmittags fing es an zu regnen, und wir mußten drin bleiben. Nach dem Kaffeetrinken fuhren wir nach Kirchberg auf die Kirmes. Wo aber nur ein Karussel und zwei Buden waren. Dann schrieb ich noch einen Brief an Tante Erika und ging ins Bett.

Dienstag, den 8. August 39

Vormittags regnete es und wir mußten drinnen bleiben. N. spielten wir draußen im Garten. Nach dem Kaffe trinken gingen wir in den Wald Wild sehen. Auf dem Rückweg schoß ich mit der richtigen Pistole und wir sahen noch 3 Rehe. Ich ging um 10 Uhr ins Bett.

Mittwoch, den 9. August 1939.

Vormittags schaukelten wir und spielten im Sandhaufen. Nachmittags gingen wir auf den Idarkopf. Dort sahen wir eine Ricke mit einem Kitz. Als die Ricke uns sah, lief sie schleunigst davon. Als wir am späten Abend zu Hause ankamen gingen wir ins Bett.

 

 

Donnerstag, den 10.8.39.

Vormittags spielten wir im Sandhaufen. Zum Mittag gab es Brotklopse und die Soße davon schmeckte mir nicht. Nach dem Essen holten wir Brot vom Bäcker. Dann spielten wir in der Laube Mutter und Kind. Gegen Abend mußten wir nochmal Brot holen. Dann aßen wir Abendbrot und gingen ins Bett.

Meine Angst vor dem Hahn hat sich immer noch nicht gelegt; wenn ich hinter dem Drahtzaun stehe, oh, was hat doch der Vati für einen mutigen Sohn und der Führer einen heldenhaften Pimpf! Aber im Hühnergarten ist es anders. Wozu gibt es nur so böse Hähne?

Morgen soll ich allein zum Hahn gehen. Ach ich fürchte mich so sehr und ich werde heute sicher nicht schlafen können. Gute Nacht!

 

 

Freitag, den 11.VIII.1939

Vormittags spielten wir Mutter und Kind. Nachmittags spielten wir Mutter und Kind und Sandhaufen. Dann wurden die Obstbäume beschnitten und wir zankten uns um die Zweige. Nach dem Kaffee spielten wir Mutter und Kind, und wir gingen ins Bett.

 

 

Freitag. Dieser Tag war der furchtbarste und schwärzeste in meinem jungen Leben. – Der Kampf mit dem Hahn und das bittere Ende für - - mich! Mit Onkel Bruno betrat ich den Kampfplatz. Onkel ging zurück, ich stand dem schweren Gegner allein gegenüber. Der Hahn kümmerte sich aber um mich garnicht. Diese Nichtachtung versetzte mich in rasende Wut. Ich trat energisch mit dem Fuß auf und das hätte ich

ich nicht tun sollen. Denn nun wurde der Hahn böse. Die tückischen Augen und die gesträubten Federn ließen es ratsam erscheinen mich mit der Würde eines Mannes zurückzuziehen und hinter Onkel Bruno Deckung zu nehmen. Doch da geschah das Furchtbare. Mit einem Satz nahm mich der Hahn an, schlug seine Krallen in meine Beine, ein furchtbarer Schnabelhieb traf mich. Gellend schrie ich um Hilfe, dann wurde es leicht um mich. In Onkel Brunos Armen fand ich mich wieder von Weinkrämpfen durchschüttelt. Nach Anlegung eines großen Verbandes schleppte ich mich ins Bett und erschöpft schlief ich ein.

Pimpfenschicksal!

N.S. Aber ich habe Rache geschworen. Zu Weihnachten wünsche ich mir das Buch: „Wie werde ich energisch!“ und eine Ritterrüstung. Dann ziehe ich wieder nach Laufersweiler und suche erneut den Kampf. Dann aber: „Wehe dir, Du böser Hahn!“

 

 

Sonnabend, dieses war der erste schöne Tag, den 12.8.1939.

Vormittags spielten wir im Wald und im Garten. Nachmittags gingen wir bis zum Kaffe in den Wald. Nach dem Kaffetrinken gingen wir ins Bad. Dort war das Wasser sehr warm. Ich habe noch gerudert. Abends wurden wir gebadet und wir gingen ins Bett.

Sonntag, den 13.8.1939

Vormittags gingen wir zum Schuster und zur Post. Nachm. gingen wir auf die Laufersweilerer Kirmes. Dann gingen wir ins Idarbad. Abends gingen wir ins Bett. Abends gingen O. Bruno u. T. Eva noch ins Kino.

Montag, den 14.8.1939

Vormittags gingen wir ins Bad. Wir konnten aber nicht baden weil das Wasser zu kalt war. Das Ruderboot war besetzt. Nach dem Mittagbrot gingen wir wieder ins Bad. Dort konnte ich schwimmen und Rudern. Dann ging es ins Bett.

Dienstag, den 15.8.39

Vormittags gingen wir ins Idarbad. Mittags habe ich noch geweint weil ich nach Hause mußte. Nachmittags gingen wir auszeichnen und Tante Eva brachte uns den Kaffe in den Wald. Dann gingen wir noch ins Bad. Dann gingen wir ins Bett.

Mittwoch den 16.8.1939

Vormittags gingen wir ins Idarbad. Nachmittags gingen auszeichnen auf dem Weg zum Walde machte Onkel Bruno noch ein paar Aufnahmen. Tante Eva brachte uns den Kaffee in den Wald. Ich war noch im Idarbade.

Donnerstag, den 17.8.39.

Vormittags Spaziergang nach dem [.?.]felsen. Von dort aus gingen wir nach dem Distrikt Polken (einer früheren römischen Siedlung). Dort kletterte ich auf einen 15 m hohen Hochsitz von dem ich einen schönen Ausblick in die Umgegend hatte. Dann ging es nach Hause. Am Nachmittag gingen wir ins Bad. Ich habe gerudert und gebadet. Auf dem Nachhauseweg erhielt ich des öfteren

 

 

von Onkel Bruno einen Rippentriller wegen öfteren Meckerns und unangebrachtem „nicht wahr?“ sagens.

Freitag, den 18.8.39

Vormittags schrieb ich ins Tagebuch ein. Dann ging ich raus. Draußen spielten wir Arzt. Dann spielten wir im Walde und pflückten Himbeeren in den Mund. Nach dem Mittagessen spielten wir Mutter und Kind. Igi, Siegried, war die Mutter ich war der Vater und Gisela das Kind.

 

 

Sonnabend, den 19.8.1939

Vormittags gingen wir zur Post und zum Schuster. Nachmittags spielten wir Feuerwehr.

Sonntag, den 20.8.39

Vormittags war ich in der Kirche. Ich kam aber erst zum Mittagessen nach Hause. N. kamen Rupps, Gerd Rupp ist ein Kollege von Onkel Bruno ([..?..]). Sie hatten 2 Jungen mit. Wir spielten mit ihnen zusammen Feuerwehr. Am Kaffeetisch waren wir 9 Personen. Spät am Abend fuhren Rupps wieder weg.

 

 

Montag, den 21.8.39.

Den ganzen Vormittag schrieb ich. Nach dem Mittagessen spielten wir erst und dann halfen wir der Tante Eva Holz reinwerfen. Gegen Abend modderten[=?] wir. Wir bauten einen Staussee. Bis wir ins Bett kamen wurde es mächtig spät.

Dienstag, den 22.8.39

Am Vormittag spielten wir im Walde. Nach dem Mittagessen half ich Onkel Bruno Holz aufstapeln. Bis zum Abend suchten wir Brombeeren. Abends aß ich mit großem Behagen einen großen mit Milch und Zucker bestreuten Teller mit Brombeeren.

 

 

Mittwoch, den 23.8.39

Am Vormittag gingen wir auf einsamen Schleichwegen durch den Wald. Dann gingen wir auf den Sportplatz und veranstalteten ein großes Speerwerfen. Der Sieger erhielt ein Sträuschen Heidekraut. Nachm. gingen wir wieder auf den Sportplatz und spielten Ball. Dann gingen wir mit Tante Eva Pfifferlinge suchen. Auf dem Rückweg nahmen wir ein paar Dr[.?.]röhren mit, mit denen wir zu Hause spielten.

Donnerstag, den 24.8.39

 

 

Freitag, den 25.8.39.