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Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
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Schuljahr 1934/35

Schuljahr 1934/35.

Die großen politischen Ereignisse in unserm deutschen Vaterlande, die heute stets sofort bis in die Schulstuben hinein bestimmend und gestaltend wirken, standen im verflossenen Schuljahr in besonderer Weise unter dem großen Leitgedanken:
Ein Volk, ein Reich, ein Führer.

Um die gewaltige Bewegtheit im gegenwärtigen Schulleben mit seinen großen Vorteilen aber auch seinen rein unterrichtlichen Hemmungen, die eine gewisse Minderung der unterrichtlichen Leistungen bedingen, ganz zu verstehen, muß auch der Jahresbericht einer Schule die beherrschenden politischen Großereignisse des Jahres kurz erwähnen.

Am 2.8.1935 starb der Retter Deutschlands, der Reichspräsident Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg im 87. Lebensjahr. Er hatte am 30. Januar 1933 dem zweiten Retter Deutschlands, Adolf Hitler, die Führung der Nation in die Hand gegeben. Nach dem Tode Hindenburgs wurde das Reichspräsidentenamt mit dem Reichskanzleramt in der Person Adolf Hitlers vereinigt. Seitdem ist die Idee des einen Führers volle Wirklichkeit. Die Einheit des Volkes machte durch die überwältigende Abstimmung des Saarvolkes am 13.1.1935 und die ungeteilte Rückkehr am 1.3.35 zum deutschen Volk bei uns und vor den Augen der ganzen Welt einen gewaltigen Eindruck u. enormen Fortschritt. In der Einheit des Reiches geht es Schritt für Schritt vorwärts. Der preußische Kultusminister ist Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung geworden. Das gesamte deutsche Rechtsleben wurde einheitlich dem deutschen Reichsjustizministerium unterstellt. Das Reichsinnenministerium hat fortschreitend alle Aufgaben der entsprechenden Länderministerien übernommen. Die Gesamtverreichlichung hat damit im letzten Jahre sehr große Fortschritte gemacht, ist aber noch nicht abgeschlossen. Die Einheit von Staat und Partei wurde vom Führer auf dem Reichsparteitag 1934 ausdrücklich ausgesprochen.

Dem jungen dritten Reiche drohte im vergangenen Sommer durch eine machtvolle Verräterclique große Gefahr. Durch die rücksichtslose Niederschlagung der Röhnrevolte am 30.6.34 hat der Führer das Reich erneut gerettet und ein unübersehbares Blutvergießen verhindert.

Durch die Verkündigung der „Allgemeinen Wehrpflicht" am 16.3.1935, am Gedenktage für die Gefallenen des Weltkrieges, zerriß der Führer einen weiteren Teil des Versailler Schandvertrages und gab dem deutschen Volke seine Ehre und Wehrhaftigkeit zurück und der deutschen Jugend neue Aufgaben. Das Arbeitsdienstjahr wurde ebenfalls allgemein für alle Jugendlichen unter 25 Jahren.

Die Arbeitslosigkeit verminderte sich weiterhin auf 2 000 000 Arbeitslose.

Die N.S. Volkswohlfahrt übernahm im vergangenen Jahr in großem Umfang die soziale Betreuung der Notleidenden. Für die Schule machte sich das besonders in einer zahlenmäßig viel stärkeren Verschickung erholungsbedürftiger Kinder aufs Land bemerkbar.

Im Schulleben wurden vom Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung eine Reihe einschneidende Neuerungen eingeführt, die seitdem den gesamten inneren und äußeren Schulbetrieb bestimmen.

Seit den Sommerferien gilt der Samstag allgemein als Staatsjugendtag und ist für alle Mitglieder der Staatsjugend (H.J. - J.V. - B.D.M.), soweit sie sich in der Oberstufe befinden, vollkommen unterrichts- u. aufgabenfrei. Dadurch wurden neue Stundenpläne nötig, und eine stärkere Belastung der verbliebenen fünf Wochenarbeitstage trat ein. Schule und Staatsjugend arbeiten nun vereint und einander ergänzend auf getrennten Arbeitsgebieten am gleichen Ziel, an der gesunden, wehrhaften, völkischen Jugend.

Der auf demokratischer Grundlage beruhende Elternbeirat ist endgültig begraben und durch eine auf dem Führerprinzip beruhende Schulgemeinde ersetzt worden. Der Leiter ist der Rektor. Er beruft je nach der Schulgröße 2-5 Schuljugendwalter aus der Elternschaft, die von der Ortsgruppe der N.S.D.A.P. als politisch zuverlässig anerkannt werden müssen. Außerdem entsenden die H.J. u. B.D.M. je einen ihrer Unterführer als Schuljugendwalter in die Schulgemeinde. (Über Führerprinzip in der Schulleitung siehe Seite 56)

Ende 1934 ist der Luftfahrtgedanke in alle Schulen durch einen großen Regierungserlaß zum ausgesprochenen Unterrichtsgegenstand gemacht worden. Alle Kinder der Schule sollen von nun ab für die Luftfahrt begeistert werden, und vom 6. Schuljahr an wird mit den Knaben Modellbau getrieben. Für Lehrer und Schüler wurden erstmalig Einführungs- und Werkkurse eingerichtet.

Das deutsche Jugendherbergswerk, das jetzt dem Reichsjugendführer untersteht und für die völkische Erziehung unserer Jugend so wichtig ist, wird von nun ab durch den Jugendherbergspfennig der deutschen Schuljugend getragen und dadurch weiter ausgebaut. Jedes Kind muß jeden Monat einen Pfennig dafür mitbringen.

Um alle Schulen mit einem Schmalfilmgerät auszurüsten, muß jedes Kind, dessen Vater Arbeit und Einkommen hat, vierteljährlich 0,20 M mitbringen.

Für ganz Deutschland ist eine neue einheitliche Ferienordnung herausgekommen, die ab Ostern 1935 läuft.

Im vergangenen Jahr wurde das Landschuljahr zum ersten Male und mit gutem Erfolg versucht.

Überall hat die Regierung die Schule aus ihrer einseitig unterrichtlichen Gesamthaltung herausgeholt und aktiv in den politisch-völkischen Lebenskampf unserer Nation hineingestellt. Zwar ist die große völkische Schulreform in gesetzlicher Form noch nicht herausgekommen, aber in ihrem Geiste sollte schon gearbeitet werden u. ist mit mancherlei Unvollkommenheiten in der Schule gearbeitet worden. Es kann daher an die Jahresleistung nicht nur der Maßstab des reinen Wissens u. Könnens angelegt werden, sondern es muß auch gefragt werden, ob die Schule den elementaren Lebensaufgaben des Gesamtvolkes gedient hat. Das darf auch die ev. Schule Bochold 2 in aller Bescheidenheit bejahend beantworten, und deshalb war das Schuljahr 1934/35 ein Fortschritt.

 

Einzelangaben über die Schule u. das Schulleben.
Zahlen u. Statistiken.

Jahreseinteilung:                                                                    Tg.

Osterferien

Mi. 28.3.34 - Di. 17.4.34

19

Pfingstferien

Freit. 18.5.34 - Di. 29.5.34

10

Sommerferien

Do. 26.7.34 - Di. 4.9.34

39

Weihnachtsferien

Freit. 21.12.34 - Di. 8.1.35

17

Schluß des Schuljahres

Freit. 5.4.35

 

                                                                                               85 Tg.

 

Schülerbestand:

1934/35
28 Zugänge - 34 Abgänge

 

17/4.34

1/6.34

1/7.34

26/7.34

15/9.34

 

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

Kl.I-8.Schulj.

29

20

30

20

30

20

30

20

30

20

Kl.IIa-7.Schulj.

39

-

39

-

38

-

38

-

38

-

Kl.IIb-7.Schulj.

-

44

-

44

-

44

-

44

-

44

Kl.III-6.Schulj.

20

38

21

37

21

38

21

38

21

38

Kl.IV-5.Schulj.

26

33

27

33

27

33

27

33

27

32

Kl.V-4.Schulj.

24

32

23

32

23

32

23

32

22

31

Kl.VI-3.Schulj.

32

22

31

21

31

21

31

21

29

19

Kl.VIIa-2.Schj.

37

-

37

-

37

-

37

-

36

-

Kl.VIIb-2.Schj.

-

40

-

41

-

41

-

41

-

42

Kl.VIII-1.Schj.

31

28

30

27

31

27

31

27

31

26

 

238

257

238

255

238

256

238

256

234

252

 

     495

     493

     494

      494

     486

 

 

1/11.34

1/12.34

10/1.35

1/2.35

31/3.35

 

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

Kl.I-8.Schulj.

30

21

30

22

30

22

30

22

30

21

Kl.IIa-7.Schulj.

38

-

38

-

38

-

38

-

38

-

Kl.IIb-7.Schulj.

-

44

-

44

-

44

-

44

-

44

Kl.III-6..Schulj.

20

38

20

38

20

39

20

39

20

39

Kl.IV-5.Schulj.

28

32

28

32

28

31

28

31

27

30

Kl.V-4.Schulj.

22

31

22

31

22

31

22

31

22

32

Kl.VI-3.Schulj.

31

19

31

19

31

19

31

19

30

19

Kl.VIIa-2.Schj.

36

-

38

-

37

-

36

-

36

-

Kl.VIIb-2.Schj.

-

43

-

43

-

43

-

43

-

43

Kl.VIII-1.Schj.

32

27

32

27

32

27

32

27

31

27

 

237

255

239

256

238

256

237

256

234

255

 

      492

      495

      494

      493

      489

 

Religionsbekenntnisse:

467 Evangelische
4 Baptisten
7 Neuapostolische
2 Altapostolische
5 Christliche Dissidenten
10 Dissidenten.

Beschäftigungsstand der Eltern am 2/5.34:

36,2% in Arbeit
15,7 % Kurzarbeit
34 % arbeitslos
7,9 % Invaliden
4,2 % ohne Väter (+)
3 uneheliche Kinder
6 aus geschiedenen Ehen.

 

Essen, den 31.Januar 1934.

Mit dem heutigen Tage scheide ich von der ev. Schule Bochold II, Essen-Bergeborbeck, Roggenstr. 5. Ihr jetziger Leiter, Herr Rektor Röhm, bittet mich nun, einen Lebensabriß für die Chronik der Schule zu schreiben, da es die Tradition fordert. Diesem Wunsche komme ich hiermit nach.

Am 4. Januar 1902 wurde ich, Heinrich Hahn, als Sohn des Lokomotivführers Lorenz Hahn in Essen geboren. Von meinem sechsten bis zu meinem neunten Lebensjahre besuchte ich die evangelische Volksschule in Essen, fand dann Aufnahme in der Städt. Knaben-Mittelschule hierselbst, die ich Ostern 1917 nach Erlangung des Abschluß-Zeugnisses verließ.

Nach zweijährigem Besuch der Präparandenanstalt und dreijährigem Besuch des Lehrerseminars zu Essen bestand ich in der Zeit vom 21. März bis zum 29. März 1922 mit Erfolg die 1. Lehrerprüfung zur einstweiligen Anstellung im öffentlichen Volksschuldienste.

Da die Verhältnisse eine baldige Anstellung nicht erwarten ließen, andererseits ich aber gezwungen war, während der Wartezeit eine lohnende Beschäftigung zu finden, arbeitete ich mich in dem Geschäfte meines Bruders, der eine Teerprodukten-Großhandlung hat, in den Kaufmannsbetrieb hinein. Reisen, die ich geschäftlich unternahm, erweiterten mein Gesichtsfeld. Sie ließen mich auch den Wert der Reisen für den Lehrer ahnen. Ich sehnte mich nach meinem Lehrerberufe. Bald wurde erkannt, daß man keinem Schulfremden die Jugend einstens anvertrauen kann. Als Hospitant und in der Arbeitsgemeinschaft der Junglehrer sah ich manches, mein Beruf war mir nicht mehr so fremd.

Am 1. November 1927 trat ich nun in den öffentlichen Schuldienst ein, da mir eine Stelle an der ev. Schule Essen-Schönebeck zugewiesen wurde. Allerdings kam ich schon nach wenigen Tagen, am 12. November 1927, nach der Schule Bochold II in Bergeborbeck, wo ich das 1. Schuljahr, eine reine Mädchenklasse bekam. Diese Stelle war nicht von langer Dauer. Meine begonnene Rundreise durch Essen sollte weitergehen. April 1928 kam ich an die Tiegelschule, kurz darauf an die ev. Schule Altenessen I und noch im gleichen Jahre an die ev. Schule VIII im Ostviertel. Das war ein Stück Junglehrerschicksal. Jedoch hatte diese Wanderung auch einen Vorteil. Man lernte Land und Leute kennen. In diesem Wanderjahre, am 12.4.28, verheiratete ich mich. Nachdem ich nun noch zweimal meine Berufsstelle wechselte, kam ich April 1932 wieder an die ev. Schule Bochold II, an der ich auch im gleichen Jahre festangestellt wurde.

Erwähnen möchte ich noch, daß ich mich mit dem Kollegium dieser Schule sehr gut verstanden habe. Auf meinen Wunsch wurde ich am 1. Februar 1934 an die Gerswidaschule, Essen-Rüttenscheid, die in der Nähe meiner Wohnung liegt und an der ich vorher schon über 2 Jahre beschäftigt war, versetzt.

Heinrich Hahn.

 

Schulbesuch: (Versäumnisse in Prozenten)

Klasse

Unwetter[=?]

Schuhmangel

Krankheit

Urlaub

ohne Ent-

schuldigung

Summe

I

-

3,6

0,48

-

4,06

II a

-

3,62

0,52

-

4,24

II b

-

3,84

0,66

0,08

4,58

III

-

3,8

0,7

0,04

4,51

IV

-

6,6

0,76

-

7,36

V

-

6,50

0,49

-

7,02

VI

-

6,18

1,44

0,08

7,77

VII a

-

4,15

0,73

-

4,88

VII b

-

3,61

1,77

-

5,38

VIII

0,03

6,43

0,30

-

6,77

 

Osterentlassung: 1935

Klasse

Schuljahr

Knaben

Mädchen

Summe

I

8.

29

21

50

II a

7.

15

-

15

II b

7.

-

20

20

III

6.

2

4

6

IV

5.

-

2

2

 

 

46

47

93

 

Zur höheren Schule u. Mittelschule gingen:
5 Mädchen zur Mittelschule

In die Hilfsschule wurden überwiesen: 4 Knaben
In die Schwerhörigenschule wurden überwiesen: 1 Mädchen
Insgesamt verließen
50 Knaben
53 Mädchen die Schule Bochold 2.

103 Kinder

Ins Landjahr wurden von den Entlassenen
11 Knaben u. 3 Mädchen entsandt.
Beginn des Landjahres am 24.4.1935.
Ein Mächen (Luise Ketelhut) wurde im letzten Augenblick durch die mangelnde Einsicht des Vaters zurückgehalten.

 

Beteiligung an der Staatsjugend:

 

von

in der Staatsjugend

 

Am

Kn.   Mdch.

Kn.   Mdch.

Summe

15/7.

119    127

44       46    = 90

= 35 %

15/9.

141    144

84       88    = 172

= 64 %

März 35

116    135

95       72    = 167

= 66 %

 

Vom 24.3.-6.4.1935 fand eine große Frühjahrsoffensive der H.J. als Werbeaktion statt, die von der Schule tatkräftig unterstützt wurde. 20 Mitglieder meldeten sich neu an.

Schülerzeitung „Hilf mit"
wurde gehalten:

am 15/7.34 von 90 Kindern = 18,2 % der Kinder
am 15/9.34 von 84 Kindern = 17,1 % der Kinder
am 15/12.34 von 91 Kindern = 18,3 % der Kinder
Am 15/3.35 von 117 Kindern = 23,8 % der Kinder

Der Jugendherbergspfennig
zur Erhaltung der deutschen Jugendherbergen wurde restlos von allen Klassen aufgebracht. Es wurden dem Gau Rheinland-Düsseldorf Ständehaus eingesandt

am 23.6.34        20,00 M
am 28.9.34        17,00 M
am 20.12.34      15,57 M
am 2.3.35          15,84 M

Gesamtsumme: 68,41 M

Lernmittelbeitrag für Schmalfilmgerät
Es wurden von der Schule aufgebracht u. abgeliefert

am 15/9.34      30,90 M
am 15.11.34....55,00 M
am 13.2.35      54,00 M

                      139,90 M

Schulausfall:

Hitzefrei:
18.6.34    12-13
19.6.34    12-13
17.7.34    12-13
18.7.34    10-13
21.7.34....12-13
8.9.34      12-13
18.9.34    15-17
29.9.34    15-17

15.1.1935    Feier der Saarabstimmung
1.3.1935      Feier der Saarrückkehr ins Reich.

Gesundheitliches:

Die Schularztsprechstunde wurde von _____ Kindern besucht.

Bei der Schulaufnahme Ostern 1934 wurden
11 Kinder zum 1. Male wegen Körperschwäche 1 Jahr zurückgestellt.
2 Kinder zum 2. Male wegen Körperschwäche 1 Jahr zurückgestellt.
5 Kinder wurden versuchsweise aufgenommen.
3 Kindern wurde vorzeitige Aufnahme genehmigt.

Geimpft wurden 45 Knaben u. 43 Mädchen.

Die schulärztliche Gesamtuntersuchung (Reihenuntersuchung) des 4. Schuljahres zeigte folgendes Ergebnis: (16/5.34)
Untersucht wurden 28 Mädchen u. 22 Knaben

a Gesundheitszustand bei den Mädchen:

 

1 Mädchen   3-4

positive Tuberkulinreaktion: bei 5 Mdch.

15 Mädchen 3

orthopädisch Turnen nötig: bei 1 Mdch.

6 Mädchen   2-3

Erholungskur nötig: bei 1 Mdch.

6 Mädchen   2

 

b Gesundheitsbefund bei den Knaben:

2 Kn.    3-4

positive Tuberkulinreaktion: bei 11 Kn.

13 Kn.  3

orthopädisch Turnen nötig: bei 1 Kn.

4 Kn.    2-3

Erholungskur nötig: bei 1 Kn.

3 Kn.    2

 

 

c Bei 14 Kindern des 4. Schuljahres wurden am 16/6.34 dann noch Röntgenuntersuchungen vorgenommen.

Von der N.S.V. Bergeborbeck wurden im Sommer 1934 zum Landaufenthalt versandt:
17 Kinder nach Ostpreußen
10 Kinder nach Thüringen
9 Kinder nach Pommern
4 Kinder nach Mecklenburg
4 Kinder nach Baden.

Diese Kinder kamen größtenteils erst 4 Wochen nach Ferienschluß aus dem Landaufenthalt zurück.

Außerdem fanden Versendungen statt durch
1. die Stadtarztstelle in die Funkestiftung u. nach Ostseebad Graal
2. die Kriegsopferversorgung
3. die evangelische Gemeine Essen-Borbeck
4. die Kruppsche Betriebskrankenkasse u. Ortskrankenkasse
5. die persönliche Vermittlung der Angehörigen.

15 Knaben nahmen vor den Sommerferien an Zeltlagern der H.J. Gruppe Niederrhein teil.

Im November u. Dezember wurde der Unterricht durch eine in Westdeutschland herrschende Diphtherieepedemie arg behindert.

Zwei schwererziehbare Knaben des 3. Schuljahres wurden in der städtischen Erziehungsberatungsstelle von dem Nervenfacharzt Dr. Hegemann eingehen untersucht und als schwierige Psychopathen festgestellt.

Schulzahnklinik
Nur 8 Kinder wurden Mitglied.

Am 3. Mai 34 wurden 7 Klassen vom Schulzahnarzt untersucht. Der Zustand der Zähne war im allgemeinen gut.

Schulfrühstück: (1/4 l je Kind)

Es wurden verausgabt

ab 4.6.34   täglich 27 l Kakaomilch
ab 18.6.34 täglich 27 l Malzmilch
ab 9.7.34   täglich 23 l Vollmilch
ab 17.9.34 täglich 19 l Vollmilch
ab 28.1.35 täglich 38 l Malzmilch

Die Malzmilch, die wie gesüßter Kaffee mit etwas Milch schmeckt, wird im allgemeinen von den Kindern ungern getrunken.

Schülerunfallversicherung:
Von 494 Kindern waren 369 bei der Provinzial-Lebensversicherungsanstalt der Rheinprovinz Düsseldorf, Elisabethstr. 11 gegen Unfall versichert.

Außerdem waren 11 Lehrpersonen
u. 1 Hausmeisterin mit Sohn dort versichert.

Drei leichtere Unfälle bei Mädchen, die aber ohne ernste Folge blieben, wurden der Versicherung gemeldet.

 

Klassenverteilung und Lehrerkollegium.

 

 

 

untergebracht in

Kl. I

8. Schulj.

Rektor Röhm, ab 4.9.34 Lehrer Vogel

Raum 3

Kl. IIa

7. Schulj.

Lehrer Brutscheidt

Raum 8

Kl. IIb

7. Schulj.

Lehrerin Hotop//ab 4/9.34 Lehrer Brutscheidt//ab 8.1.35 Lehrerin König

Raum 6

Kl. III

6. Schulj.

Lehrer Dey

kath.Bochold III

Kl. IV

5. Schulj.

Lehrer Krause

Raum 7

Kl. V 

4. Schulj.

Lehrerin Hillebrand

Raum 5

Kl. VI

3. Schulj.

Lehrerin Moeller

kath.Bochold 2

Kl. VIIa

2. Schulj.

Lehrerin* Uslat

Raum 2

Kl. VIIb

2. Schulj.

Lehrer Vogel//ab 4.9.34 Lehrerin Uslat

Raum 4

Kl. VIII

1. Schulj.

Lehrer* Stiebor

Raum 1.

technische Lehrerin Anneliese Mühlig   12 Wochenstunden
technische Hospitantin Hildegard Niemohlmann   2 Wochenstunden
* Hilfslehrer(in)

 

Am 8. Mai 1934 legte der Schulamtsbewerber Brutscheidt an der Schule ev. Bochold 2 die 2. Prüfung ab.
Prüfungskommission: Oberregierungsrat Dr. Storck
                                    Schulrat Zellmer
                                    Rektor Kleinmann.

Am 1. Oktober wurden die
Schulamtsbewerber Krause u. Dey (fest) endgültig angestellt.

An Kursen während der Schulzeit nahmen teil:
Rektor Röhm 25.6.-4.7. Kursus für Leibesübungen am Institut für Leibesübungen Bonn.
Lehrer Krause 27.11.-17.12. Nationalpolitischen Führerkursus in Manderscheid
Lehrer Brutscheidt 8.1.-28.1.35 Wehrsportkursus Truppenübungsplatz Wahn.

Der Gesundheitszustand im Kollegium war bis auf zwei Fälle gut. Gegen Ende der Sommerferien erkrankte Rektor Röhm. Nachdem seine schweren Kriegsverletzungen 15 Jahre keine wesentlich diensthemmenden Beschwerden gemacht hatten, entstand ohne erkennbare Ursache eine eitrige Entzündung der verletzten Unterschenkelknochen u. Muskeln. Es mußten erneut im Krankenhaus Operationen vorgenommen werden. Vom 16.9.34 bis 9.1.35 lag er im Krankenhaus, anschließend dienstunfähig zu Hause. Bis Ende des Schuljahres konnte er den Dienst nicht mehr aufnehmen.

Die Lehrerin Fräulein Hotop mußte wegen eines chronischen Bronchialkatarrhs nach den Sommerferien ab 4.9.34 aussetzen. Da mit einer steten Wiederholung des Leidens zu rechnen war, ließ sie sich ab 1. Jan. 1935 in den Ruhestand versetzen. Am 1.4.1935 hat sie Essen verlassen u. sich in München-Gladbach für dauernd niedergelassen.

Am 8. Jan. 1935 trat als Ersatz für die pensionierte Lehrerin Hotop die Lehrerin Erna König ein. Geboren 1.1.1901. in Bochum. 1. Prüfung 17.3.1922 für höhere, mittlere u. Volksschulen in Essen. 2. Prüfung 15.3.1929 in Essen. Im Schuldienst seit dem 18.6.1927 ein Jahr in Sterkrade, seitdem in Essen-Bergeborbeck Vogelheim I als Lehrerin, Hospitantin, Hilfslehrerin u. ab August 1932 als auftragsweise vollbeschäftigt.

Lehrerin Else Hillebrand wurde durch eine Verfügung des Reichsschulrates Zellmer vom 15.12.1934 als ständige Vertreterin des Schulleiters ernannt. Seit dem 4.9.1934 führte sie die Geschäfte.

Die Lehrer Krause u. Hilfslehrer Stiebor sind SA Männer u. waren in ihren Formationen Sportreferenten.

Lehrer Brutscheidt betätigte sich in der politischen Organisation der N.S.D.A.P.

Lehrer Vogel Gefolgschaftsführer bei der H.J. wurde als Bildreferent an das Zentral-Institut für Erziehung u. Unterricht Essen berufen u. hat dort in der Bildstelle neben seinem Unterricht viel gearbeitet.

Die Lehrer Krause, Dey u. Brutscheidt nahmen außerhalb der Schulzeit an einem Wehrsportkurs für Lehrer im Rahmen des N.S.L.B. teil, außerdem nimmt Lehrer Krause als Vertreter der Schule an einem Flugzeugmodellbaukursus teil.

Lehrer Krause u. Hilfslehrerin Uslat nahmen sich in besonderer Weise des 10 Minutenturnens bei den Knaben bezw. Mädchen an.

An 9 Tagen waren Lehrer Brutscheidt u. Hi.Lehrer Stiebor zu Fortbildungstagungen (Ganztagungen) für Junglehrer beurlaubt.

Konferenzen
Durch die neue Dienstanweisung für Schulleiter vom (Reichs)minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 3.4.1934 mit den Ergänzungen des Düsseldorfer Regierungspräsidenten vom 28.4.1934 ist das bisher gültige demokratische Prinzip durch das Führerprinzip ersetzt worden. Der Schulleiter ist jetzt für alle Angelegenheiten seiner Schule allein verantwortlich u. dienstlicher Vorgesetzter.

 

Datum

Zeit

Lehrprobe Klasse u.Lehrender

Vortrag u. Vortragender

1) 20.4.34

12-14.00

Geschäftskonferenz:

Stundenplan für das neue Schuljahr

2) 4.6.34

12-13

Kl. I Gefahren der deutschen Mittellage. Röhm

16-18.45 Einführung in die Geopolitik. Röhm

3) 7/6.+18/6.

8-9

Kl. I  "   Fortsetzung   "

18./6. ab 16.00 Führung durch die vorgeschichtliche Abtlg. des Essener Heimtmuseums. Dey.

4) 18/7.34

ab 11

Kl. I Der gegenwärtige Kampf um den dtsch. Lebensraum. (Ostlocarno) Röhm

24/7. 15.30-18  Oberstufenarbeit. Röhm

5) 5/9.34

12.00

-

Vereidigung de Lehrerpersonen u. Berichte über die letzte Schulleitersitzung. Lehrerin Hillebrand.

6) 16/10.34

12-13

Kl. VIII Gesamtunterricht. Stiebor

15.00-17.45 Ph. Hördt u. sein Werk. Stiebor

7) 29.11.34

12-13

Kl. IV+III Mädchenturnen.

Frl. Mühlig

16.30-18.40 Die Arbeitsschulidee bei Hördt.

Dey

8) 31.1.35

12-13

Kl. IV+III Knabenturnen.

Krause

16-18.40 Neugestaltung des Gemeinschaftslebens in der Erzieherschaft. Krause

9) 22/2.35

12-13

Kl. I Wir bauen ein schwanzloses Flugzeug. Vogel

16-18.40 Luftfahrt u. ihre völkische Bedeutung.

Stiebor.

10) 21/3.35

12-13

Kl. IIa Falsche Führer.

Brutscheidt

16-19.00 Ort u. Rasse.

Brutscheidt

 

Bei der dauernden Überbelastung des gesamten Kollegiums durch Vertretungen, Kurse, Vorträge, Dienst in SA, P.-O u. ehrenamtliche Nebenarbeiten war die Jahresarbeit recht anstrengend.

 

Behördliche Besuche:

8.5.34

Oberregierungsrat Dr. Storck u. Schulrat Zellmer in Kl. IIa u. IIb zur 2. Prüfung des Schulamtsbewerbers Brutscheidt. 8.00-12.00

18.7.34

Schulrat Zellmer mit etwa 25 Junglehrern der Arbeitsgemeinschaft von

8.00-12.00

a) Kl. III Die Kreuzzüge Lehrer Dey

b) Kl. IIa Einigkeit macht stark Lehrer Brutscheidt

c) Kl. I Der gegenwärtige Kampf um den deutschen Lebensraum (Ostlocarno)

    Rektor Röhm.

Gesamtschema des Tages war: Die Deutschkunde auf der Oberstufe.

19.11.34

Schulrat Zellmer

Kl.VIII Gesamtunterricht Hilfslehrer Stiebor

 

Schulgebäude und Inventar.

In den Oster- und Pfingstferien 1934 wurden das Amtszimmer, die beiden Nebenräume und das Kartenzimmer vollkommen neu gestrichen.

Für die Wasserleitung des Gebäudes wurde ein Abstellhahn auf der Roggenstraße angebracht u. durch einige Arbeiten der zu geringe Wasserdruck erhöht.

Die Schule Bochold 2 wurde als Luftschutzschule für Bergeborbeck erklärt, u. es fanden dort wöchentlich Ausbildungskurse für Luftschutzwarte statt. Gegen Ende des Schuljahres Verlegung der Kurse nach kath. Boch. 2.

Seit dem 5.10.34 werden 2 Räume der Schule durch das Jungvolk benutzt.

Sonntags findet wie bisher in 7 Klassenräumen der ev. Kindergottesdienst für Bergeborbeck statt.

Auf dem Schulhof wurden 3 neue Platanen gepflanzt.

Klosettanlagen waren bei Hochwasser des Mühlenbaches nach Gewitter mehrfach unter Wasser.

Für Lehr- u. Lernmittel gab die Stadt Essen nach vielen Jahren der Dürre einmal recht reichlich. Dadurch war die Schule imstande die Lehrerbücherei mit den nötigsten neuen Werken zu versehen, neue Karten anzuschaffen, die Hilfsbücherei für arme Kinder tüchtig auszubauen, die Lernmittel für arme Kinder laufend zu ergänzen und manche Verbesserung u. Ergänzung des Inventars vorzunehmen.

 

Feiern und Veranstaltungen.

17.4.34

Das Schuljahr begann mit Schulgottesdiensten

7.+8. Schuljahr in der Matthäuskirche

5.+6. Schuljahr im Gemeindehaus an der Buschstraße.

Danach zum ersten Male feierliche Eröffnung der Arbeit nach den Ferien durch Flaggenhissung, kurze Ansprache u. Absingen des Deutschland- u. Horst-Wessel-Liedes

20.4.34

Eine Vormittagsstunde wird zur Feierstunde für den 45. Geburstag des Führers ausgestaltet.

1.5.34

Tag der nationalen Arbeit.

Der 5.-8. Jahrgang hört von 8.45-10.30 gemeinsam im Treppenhaus die Rundfunkübertragung der Reden des Reichskanzlers u. Dr. Goebbels aus dem Lustgarten an die deutsche Jugend.

12.5.34

Muttertagstunde.

1.-3. Schuljahr Klassenfeiern 1 Stunde.

4.-8. Schuljahr gemeinsam von 12-13.

1.-8.6.34

Luftfahrtwoche. Die Schule nagelt ein D.L.V.-Abzeichenschild u. liefert 12.- M ab. Der Schild bleibt Eigentum der Schule.

10.-17.6.34

Verkehrswoche. Erhöhte Betonung der Verkehrserziehung.

12.-28.6.34

Saarwochen des N.S.L.B.

17.-24.6.1934

Reichsschwimmwoche.

Am 18.6. gehen die Knaben Kl. I-IV, am 20/6. die Mädchen zu Werbevorführungen in die Schwimmhalle Friedrichsbad.

23.6.34

Fest der deutschen Jugend.

Die Knaben der Oberstufe, soweit sie nicht in der H.J. und im J.V. sind, werden abends von einem Lehrer zur Teilnahme an der Sonnwendfeier am Frintroper Wasserturm geführt.

30.6.34

Die turnerischen Wettkämpfe zum Fest der deutschen Jugend werden nachgeholt.

12 Schüler 11/12 jährig

12 Schüler 12/13 jährig

22 Schülerinnen 11/12 jährig

18 Schülerinnen 13/14 jährig nahmen teil.

Schüler Adolf Paul Kl. I erhielt mit 65 Punkten ein Diplom.

14.7.34

Tag der deutschen Rose.

50 Mädchen Kl. I u. Ib nehmen geschmückt teil. Ein schwerer Gewitterregen schwemmte die ganze Veranstaltung auseinander.

17.-23.9.34

Feuerschutzwoche.

26.9.34

10.10-11.10 Rundfunkübertragung einer Löns-Gedenkfeier für das 4.-8. Schuljahr.

1.-15.10.34

Sammlung für den V.D.A.

Ergebnis 26,19 M.

2.10.34

171 Kinder der Klassen I-III besuchten die „Braune Messe".

25.10.34

290 Kinder besuchten die Puppenspiele im Vereinshaus Borbeck.

31.10.34

Reformationsfeier in der Matthäus-Kirche, Borbeck. Kl. I-IV nahmen teil.

3.12.34

Alle Klassen besuchen die Geflügelausstellung in Bergeborbeck.

4.12.1934

Schüler u. Lehrer haben gemeinsam 22.- M gespendet für das Winterhilfswerk und gemeinsam ins „Eiserne Buch" am Hauptbahnhof Essen eingetragen.

[Beleg]

17.12.34

Kl. I hatte unter Lehrer Vogels Leitung 34 Weihnachtpaketchen für die Winterhilfe angefertigt u. abgeliefert.

[Zeitungsausschnitt]

[Empfangsbestätigung des Kreisbeauftragten vom 20.12.1934]

14.2.1935

Die oberen Klassen besuchten die Luftschutzausstellung in Bergeborbeck.

15.1.35

Rundfunkübertragung des Saarabstimmungsergebnisses u. die Meldung des Ergebnisses durch den Gauleiter Bürkel an den Führer. Danach Rede des Führers.

1.3.35

Saarrückkehrfeier.

9.3.35

Sammlung für den V.D.A. - Ergebnis 46,- M.

30.3.35

Abschieds- u. Entlassungsfeier.

 

Allgemeine Schulung:

17.7.1935 wurde in der Schauburg Borbeck auf Veranlassung des Zentral-Institutes für Erziehung u. Unterricht, Zweigstelle Essen für die Borbecker Schulen der Film „Marschall Vorwärts" u. „Schwarzwald" gegeben.
Der 5.-8. Jahrgang nahmen teil.

Von den einzelnen Klassen.

Lehrer Brutscheidt vermittelte einen Briefwechsel einer Reihe Kinder mit Kindern der deutschen Schule in Brasilien, wo er früher als Lehrer tätig war.

Außer einer Reihe eintägiger Wanderungen wurden einige mehrtägige Fahrten unternommen.

Lehrer Krause weilte vom 17-19. Juli 34 mit der Klasse IV im Jugenderholungsheim Bernsmühle im Hespertal.

Vom 23.7.-25.7.34 war Kl. IIa mit Lehrer Brutscheidt dort. Ein Teil der Klasse marschierte hin, ein anderer Teil fuhr mit dem Rade.

Vom 19.-21.6.1934 weilte Kl. I unter Führung von Rektor Röhm in der Bernsmühle.

 

[Foto:] Kl. I (8. Jhrg.) an der Bernsmühle

[Foto:] Kl. I im Schwimmbecken der Bernsmühle.

 

Die Fahrt machte viel Freude. Es war ein 13 jähriges Mädchen dabei, das noch nie eine Nacht außerhalb des Elternhauses zugebracht hatte. Am 1. Abend weinte es vor Heimweh.

Am 20.3.35 machte die Kl. I unter Führung von Lehrer Vogel in einem großen Autobus der Essener Straßenbahn eine Fahrt in das Segelfliegerlager bei den Borkenbergen/Haltern. Auf der Rückfahrt wurde das Schiffshebewerk Hennrichenburg besichtigt.

 

[Foto:] Kl. I. (Knaben) läßt vom Schlackenberg der Zinkhütte die selbstgefertigten Segelflugmodelle fliegen. (Lehrer Vogel.)

 

Hans Röhm, Rektor.