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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Schuljahr 1933/34

Schuljahr 1933/34.

Das Schuljahr stand ganz im Zeichen der nationalen Neuwerdung des deutschen Vaterlandes. Da im neuen Staate das Schulleben in möglichst enger Berührung mit dem Gesamtleben des Volkes u. Staates stehen soll, fanden die zahlreichen Ereignisse und Feiern ihren unterrichtlichen u. festlichen Niederschlag im Schulleben. Eine gewisse Unruhe blieb nicht aus.

Alle Unterrichtsarbeit wurde öffentlich und bewußt im Geiste des Nationalsozialismus getan. (Im Hinblick auf die Vergangenheit muß an dieser Stelle gesagt werden, daß in den Jahren von 1919-33 besonders unter meinem Vorgänger Rektor Graefe nie marxistischer Geist Einfluß gewinnen konnte. Das Kollegium in seiner Leitung u. Mehrheit war stets national, einige Glieder bereits lange vor dem 30/1.33 Nationalsozialisten.) Als im Laufe des Jahres 1933 Lehrer- u. Schülerbüchereien von Büchern mit marxistischer Tendenz gesäubert werden mußten, hatte Bochold 2 nicht ein einziges Buch dieser Art. Die Gesamthaltung des Kollegiums brachte es mit sich, daß der öffentliche Übergang zu der neuen Haltung nichts Erkünsteltes oder Krampfhaftes an sich hatte u. dem Gesamtleben der Schule eine wirkliche Förderung zum Volksorganischen hin bedeutete.

Trotzdem war aber das Schuljahr recht unruhig. Das gesamte Volksleben stand inmitten neuer Form- u. Sinngebung. Die Schule sollte u. wollte da mithelfen. Zum ersten Male trat in der Biologie die Unterweisung in der Vererbungslehre, der Rassenkunde u. Rassenpflege auf; ferner erlebte in der Geschichte die Vorgeschichte eine neue nationale Betonung, die Geschichte des 19. u. beginnenden 20. Jahrhunderts wurde stärker in ihren fördernden und hemmenden Richtungen betont. Da stand die Schularbeit vor mancherlei Neuland u. mußte inhaltlich, pädagogisch u. methodisch Pionierarbeit leisten. Auf nationalliterarischem u. nationalpädagogischem Gebiet erschien eine verwirrende Fülle sehr wertvoller und auch recht wertloser Veröffentlichungen. Da war es für den Lehrenden nicht leicht, das Rechte zu finden und zu tun, zumal gewisse Gebiete erst persönlich erarbeitet werden mußten. Mit großem Eifer wurden alle Lehrer auf den neuen Gebieten zu vielen Schulungsveranstaltungen aufgefordert. Die Fülle des Gebotenen konnte neben ernster Schularbeit niemand weder zeitlich noch inhaltlich verkraften. In manchem sind Fehler gemacht worden, aber es stand doch hinter allem ein einheitlicher guter Wille, der die Unvollkommenheiten ausglich.

 

Einzelangaben, Zahlen u. Statistiken über Schule u. Schulleben.

Schülerbestand

 

1/5.

1/6.

1/7.

1/8.

1/10.

1/11.33

9/1.1034

1/2.

1/3.

28.3.

Kl.

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

K

M

I

13

23

13

24

13

24

15

26

15

26

15

27

15

27

15

27

15

27

14

27

II

37

19

38

18

37

18

40

18

41

18

41

18

41

18

41

18

41

18

41

18

IIIa

47

-

47

-

47

-

47

-

47

-

47

-

48

-

48

-

48

-

48

-

IIIb

-

46

-

45

-

45

-

48

-

49

-

49

-

49

-

49

-

49

-

49

IV

19

37

19

38

19

39

21

39

20

39

20

40

20

40

21

40

21

39

21

39

V

29

32

30

32

30

32

33

34

32

34

33

35

34

33

35

34

35

35

34

35

VI

20

31

21

31

20

32

22

32

23

32

23

34

22

34

22

34

22

34

22

34

VII

28

22

28

21

29

21

30

22

30

22

30

23

31

23

32

23

33

23

33

23

VIIIa

41

-

39

-

39

-

39

-

39

-

40

-

39

-

39

-

39

-

39

-

VIIIb

-

47

-

46

-

45

-

44

-

43

-

44

-

45

-

45

-

45

-

44

 

234

257

235

256

234

257

248

263

247

263

249

270

250

269

253

270

254

270

252

269 

 

 

491

 

491

 

491

 

511

 

510

 

519

 

519

 

523

 

524

 

521

 

Im Juli 1933 wurden die bekenntnisfreien Schulen Borbecks aufgelöst. Die Kinder wurden den ev. u. katholischen Bekenntnisschulen zugeführt. Die Schule Bochold 2 erhielt am 27.7. 10 Knaben u. 6 Mdch. Für die Schule bedeutete das kein Gewinn, denn hinter diesen Kindern standen Elternhäuser mit ausgesprochen marxistischer z. T. kommunistischer Haltung, hinzu kam bei einigen eine strikte Ablehnung alles Religiösen. Bei 2 Knaben u. 2 Mädchen der Oberstufe nahmen die Kinder persönlich auch während des ganzen Jahres ablehnende Haltung ein. Die Mehrzahl der Kinder machte im Sinne der ev. Schule im nationalen Geiste mit u. fühlte sich bald sehr wohl. Einige Kinder traten noch in den Konfirmandenunterricht u. wurden Ostern 34 konfirmiert.

Vor dem Eintritt der Kinder aus den bekenntnisfreien Schulen waren neben der Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche folgende Bekenntnisse vertreten:

baptistisch: 4
neuapostolisch: 9
ernste Bibelforscher: 1
katholisch: 1
christlich dissidentisch: 1
reformiert apostolisch: 1
dissidentisch ([.?.]): 8
ungetauft: 1
sonstige Sekten: 3

                        =  29, dabei konnte von den Kleinen nicht einmal Genaueres über das Bekenntnis erfahren werden, so daß die Zahl der Fremdbekenntnisse in Wirklichkeit noch größer ist.

 

Schulbesuch. (Versäumnisse in Prozenten.)

Klasse

Schuhmangel

Krankheit

Urlaub

ohne Entschuldig.

Summe

I

0,18

2,41

1,11

-

3,70

II

 

3,72

0,68

0,12

4,42

IIIa

 

3,63

0,63

0,17

4,43

IIIb

 

4,51

1,00

0,12

5,64

IV

0,18

3,60

0,51

-

4,21

V

 

3,55

1,84

-

5,39

VI

 

4,51

0,39

-

5,00

VII

 

6,60

0,70

-

7,30

VIIIa

 

6,20

2,00

-

8,20

VIIIb

 

8,00

0,93

0,01

8,94

 

Osterentlassung 1934

Kl.

 

Knaben

Mädchen

Summe

I

8. Schuljahr

13

23

36

II

7. Schuljahr

13

4

17

IIIa

6. Schuljahr

9

-

9

IIIb

6. Schuljahr

-

6

6

IV.

5. Schuljahr

1

-

1

 

 

36

33

69

 

3 Mädchen (1 aus dem 7. Schuljahr, 2 aus dem 6. Schuljahr) stellten einen Antrag, die Schule noch ein Jahr besuchen zu dürfen. Anträge wurden genehmigt, es wurden also nur 66 Kinder (36:30) entlassen.

Zur höheren bezw. mittleren Schule gingen 2 Knaben u. 3 Mädchen.

In die Hilfsschule wurden 11 Kinder (5 Knaben u. 6 Mädchen) überwiesen.

Im Ganzen verließen Ostern 1934 - 82 Kinder die Schule Bochold 2.

Gesundheitliches.

Die Schularztsprechstunde wurde von 303 Kindern besucht.

Am orthopädischen Turnen nahmen 14 Kinder gegenüber 38 im Vorjahr teil. Ursache ist nicht eine verminderte Notwendigkeit, sondern eine Sparmaßnahme der Stadt. Es sind noch sehr viele Rückgratverkrümmungen vorhanden, die nicht behandelt werden. 52 Mädchen müßten noch teilnehmen.

Bei den Kindern, die Ostern 34 entlassen wurden
36 Knaben u. 30 Mädchen fiel bei
5 Knaben u. 14 Mädchen die Moroprobe positiv aus.

Durchschnittlich erhielten tgl. 92 Kinder ¼ l Milch von der Stadt.

Im Schulbezirk u. unter den Schulkindern traten eine Reihe Diphtherie- u. Scharlachfälle ein.

Am 19.3.34 starb aus unbekannten Gründen Günther Wilprecht (Kl I) in den Städtischen Krankenanstalten. Die gesamte Oberstufe nahm an der Beisetzung am 22.3.34 auf dem Matthäus-Friedhof-Borbeck teil. Am Grabe sprach der Schulleiter.

Im Turnunterricht brach ein Mädchen der Oberstufe den linken Oberarm u. lag 6 Wochen im Philippusstift. Das Kind war in der Unfallversicherung.

Es waren im Schuljahr 1933/34 sämtliche Lehrpersonen, die Hausmeisterin und 366 Kinder bei der Schülerunfallversicherung (Rheinische Lebensversicherungsgesellsch.) Düsseldorf Elisabethstraße versichert.

Die Schulzahnklinik wurde nur von wenigen Kinder benutzt, da die meisten Eltern den Beitrag von 2,- M nicht erschwingen können.

Bei einer Rundfrage über Zahnpflege ergab sich
184 Kn. u. 213 Mdch. benutzen eine Zahnbürste, davon
121 Kn. u. 140 Mdch. eine eigene Zahnbürste.
59 Kn. u. 66 Mdch. die Familienzahnbürste
297 Kinder benutzen Zahnpaste
17 Kinder benutzen Zahnpulver
37 Kinder benutzen Seife
45 Kinder benutzen nichts beim Putzen.

Hitzefrei: 7: Juli 1933 nachmittags
10. Juli 1933 ab 12
20. Juli 1933 ab 12
25. Juli 1933 ab 12
26. Juli 1933 ab 11
27. Juli 1933 ab 11
28. Juli 1933 ab 11.30

Feiern u. Veranstaltungen

20.4.33
offizielle Geburtstagsfeier des Volkskanzlers Adolf Hitler während der Osterferien. 28 Knaben 55 Mädchen der Schulleiter u. 3 Lehrer nehmen an der Nachmittagsfeier auf dem Adolf-Hitlerplatz in Essen teil. Rede des kom. Beigeordneten Dr. Bubenzer. Alle Schule Essens waren vertreten.

1. Mai 33
1. Tag der nationalen Arbeit. Sämtliche Schüler hören von 9-10 im Schulgebäude mit geliehenem Rundfunkgerät die Übertragung der Kundgebung im Berliner Lustgarten. Rede des Reichspropagandaministers Dr. Goebbels u. des Reichspräsidenten v. Hindenburg an die dtsche Jugend.
Anschließend kurze Feiern in den Klassen.

2. Mai 1933
Nachfeier für den Geburtstag Adolf Hitlers.

9. Mai 33
Kinobesuch (angeordnet) der Oberstufe.
215 Kinder Ufa-Palast-Schauburg am Oettingplatz.
1. Die Schwarzhemden (Film)
2. Der Schmied von Buer (war kitschig) Bühnenschauspiel
3. Der 1. Mai in Berlin (Film)
Kosten 19,- M. 8.30-11.00.

27. Mai 33
Gedenkfeier für Leo Albert Schlageter (erschossen 1923 auf der Golzheimer Heide)
1.-3. Schuljahr feierten in der Klasse.
4.-8. Schuljahr gemeinsame Feier im Treppenhaus. Schulleiter entwirft ein Lebensbild des Freiheitshelden.
Im Anschluß an das Schlagetergedenken im Beisein aller Kinder Enthüllung des vom Kollegium gestifteten Adolf-Hitlerbildes.
30 Knaben u. Mädel waren mit der Hitlerjugend nach Düsseldorf zur Schlageterfeier auf der Golzheimer Heide gefahren.

24. Juni 33
1. „Fest der Deutschen Jugend" zur Sonnwendzeit.
verbunden mit Sportkämpfen der Borbecker Jugend auf dem Sportplatz an der Jugendhalle (Knaben) u. auf dem Platz des Lyzeums (Mädchen).

28. Juni 33
Trauerfeier zur Erinnerung an die Unterzeichnung des Versailler Schandvertrages am 28.6.1919.
Gemeinsame Feier im Treppenhaus von ½ 11 - ½ 12. Gedichte u. Reden im Wechselspiel.

14.7.33
Besuch des Preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring in Essen. Alle Schulen haben schulfrei. Angeordnete Spalierbildung der Schule fiel aus wegen verfrühter Abreise des Ministerpräsidenten. Hermann Göring wird Ehrenbürger der Stadt Essen.

21. Juli 33
Werbeveranstaltung für den V.D.A. (Verein für Deutschtum im Ausland.)
8-11 Unterricht.
11-12 gemeins. Werbeveranstaltung für das 4.-8. Schuljahr im Treppenhaus. Etwa 140 Kinder melden sich in den folgenden Tagen als Bezieher von Jung-Roland der Jugendschrift des V.D.A.

31. Juli 33
Jubiläumssportfest (25.) der Borbecker Schulen auf dem Sportplatz an der Jugendhalle. Alle Klassen, die von Herren geführt werden, haben frei.
Von 27 teilnehmenden Schulen belegte Bochold 2 den 5. Platz.
Von 10 teilnehmenden Knaben erhielten 8 ein Sträußchen.
Schulrat Dr. Rech hielt eine Rede u. anschließend fand mit allen Teilnehmern ein Umzug von der Jugendhalle aus statt.

13.9.33
176 Kinder der Oberstufe besuchen von 8-12 ½ die Große Landwirtschaftliche Ausstellung in Essen-Rüttenscheid.

15.9.33 schulfrei.
Von 11-12 hören der 4.-8. Jahrgang u. das gesamte Kollegium im Treppenhaus der Schule die Rundfunkübertragung der Eröffnung des preußischen Staatsrates mit der großen Rede des Ministerpräsidenten Hermann Göring.

15.9.33
ab 13.30 sehen 20 Schüler unter Führung des Lehrers Hahn das Reitturnier beim Ausstellungsgelände.

20.9.33
139 Knaben u. Mädchen aus den drei letzten Schuljahren besuchen den Flugplatz Essen-Mülheim (angeordnet), bekommen Flugzeuge erläutert. 10 Kinder machen einen 10 Minutenflug über Essen. Regenwetter beeinträchtigte den Tag.

27. Sept. 33
Große Luftschutzvorführung ab 19 Uhr am Krausen Bäumchen in Essen-Bergerhausen. Alle Essener Schulkinder vom 12. Lebensjahr ab sollten teilnehmen. Da die Kinder kein Geld für die Straßenbahnfahrt hatten, nahm die Schule nicht teil. Das war gut; denn die Kinder der Außenbezirke kamen z. T. erst nach Mitternacht heim, u. die Veranstaltung selbst war schlecht vorbereitet, so daß die 80 000 Menschen enttäuscht waren.

30. September 33
Abschiedsfeier für den in den Ruhestand tretenden Konrektor Friedrich Fenge.
Von 9 bis 12.15 Abschiedsfeier der gesamten Schule in der Jugendhalle. Jede Klasse trug bei. Die Oberklasse führte ein Theaterstück auf. Konrektor Fenge versank förmlich in einem Meer von Blumen, die die Kinder mitgebracht hatten. - Seit Ostern 1928 hat Konrektor Fenge mit viel Liebe u. großer Treue an der Schule Bochold 2 gearbeitet. In seinem langen Arbeitsleben hat er kaum einen Tag in der Schule versäumt, obwohl er daheim mit viel Krankheit zu kämpfen hatte. Seine Gattin, die stets leidend war, hat er im Frühjahr 33 verloren. Aus dem Amt, das er sehr liebte, schied er nur ungern. Das Kollegium schätzte ihn sehr u. die Kinder liebten ihn, den Papa Fenge.

 

[3 Fotos:] 1.) Konrektor Fenge u. Lehrer Conrad (der an dem 30/9.33 nach 22jähriger Tätigkeit an Bochold 2 versetzt wurde) bei der Abschiedsfeier.
2.) Konrektor Fenge
3.) Konrektor Fenge u. Hilfslehrer Grannemann [.?.]

[Foto:] 30/9.33
Abschiedsfeier in der Jugendhalle Essen-Borbeck für Konrektor Friedrich Fenge (in der Mitte), rechts Lehrer R. Conrad - links Rektor Röhm.

[Foto:] Aus dem Theaterstück zum Abschied für Konrektor Fenge.
von links: Fechter, Dora Ketelhut, Hans Fechter, Alfred Busch, Ernst Reinke.

[Foto:] Lehrer Vogel
Konrektor Fenge
Hilfslehrer Grannemann
Lehrer Hahn
auf dem Schulhof.

[Foto:] Teilnehmerinnen des Reigens am 30/9.33
Anneliese Schwagereit, Erika Reinke, Anneliese Gehle, Grete Weiß, Hilde Schurat, Anna Krause, Lieselotte Kaminiski, Anneliese Lindermann.

[Foto:] Konrektor Fenge mit seiner letzten Klasse 7. Schuljahr.

[Foto:] Die Mädchen der letzten Klasse Konrektors Fenge

[Foto:] Die Knaben der Abschiedsklasse Konrektors Fenge.

 

Zugleich am 30.9.33 verabschiedete die Schule Lehrer Karl Conrad, der 22 Jahre an der evangelischen Schule Bochold 2 gewirkt hatte u. ab 1.10.33 aus Gesundheitsgründen an die evang. Schule XV Cranachstraße Essen-West versetzt wurde.

1.10.33
Erster Erntedankfesttag des gesamten deutschen Volkes.

2.10.33
86. Geburtstag des Reichspräsidenten von Hindenburg.
10-11 das 2.-8. Schuljahr hört im Treppenhaus gemeinsam das Hörspiel „Brandfackel über Ostpreußen". (Rundfunk.)

3.11.33
Schulungsvorführung im Kino Schauburg Borbeck 5.-8. Jahrgang von 10-12.
1. Hitlerjugend in den Bergen
2. Eupen - Malmedie
3. Die Fahnen hoch.

10.11.33
Luthertag - 1483-1933
Schulgottesdienst für alle ev. Schüler Borbecks in der Matthäuskirche. (5.-8. Schuljahr) Redner: Pfarrer Klingbeil.

10.11.1933
12.50-14.00 hören das 5.-8. Schuljahr im Treppenhaus die große Kundgebung des Volkskanzlers Adolf Hitler an das verbreitende Volk Deutschlands u. die Welt vom Siemenswerk Berlin aus. Letzter Appell an das Volk vor der großen Abstimmung u. Wahl am 12. Nov. 33. (Deutschland hatte im Oktober 33 die Abrüstungskonferenz verlassen u. war aus dem Völkerbund ausgetreten. Das Volk sollte sagen, ob es mit dieser Handlung des Kanzlers einverstanden sei)

11.11.33
Da die Schulen aufgefordert waren, an ihrem Teil mitzuwirken an der Vorbereitung des Volkes zur Abstimmung machte die Schule mit allen 10 Klassen u. dem gesamten Kollegium einen Propagandaumzug durch Bergeborbeck: Bocholdstr., Bergmühle, Troststr., Bocholdsfeld, Friesenau, Jahnstr., Germaniastr., Hausbergstr., Bocholdstr., Erdwegstr., Germaniastr., Steegstr., Weizenstr., Roggenstraße. Mehrere 100 kleiner Fähnchen u. großer Fahnen im Zuge. Unterwegs wurde etwa 12 x gehalten u. ein Schülersprechchor von etwa 100 Kindern sagte den Rütlischwur u. sonstiges.
Besonders von den ehemaligen Kommunistenquartieren wurde gehalten u. laut gesprochen. Die Kinder waren mit großem Eifer bei der Sache.
Am Abend des 11.11. leuchteten von zwei Seiten der Schule Transparente, die vom Kollegium angeschafft waren u. beleuchtet wurden.

13.11.33
Schule nagelt ein Hitlerjugendschild für das Winterhilfswerk. (8,15 M)

8.12.33
Kl. I u. II besuchten auf Anordnung des Schulamtes ein Jugendkonzert im Städtischen Saalbau
Beginn 11.00. Instrument[.?.], Mozart, Reger.

16.12.33
Rundfunkstunde für Dietrich Eckarts Gedächtnis (+ 1923)

18. Jan. 34
Gedenkstunde an die Reichsgründung 1871 verbunden mit dem Gedenken an den 30. Januar 1933. (2. u. 3. Reich).

26.1.34
23.2.34
große Straßensammlung in ganz Deutschland für den V.D.A. durch Schulkinder.
Bei der 1. Sammlung etwa 65 M
Bei der 2. Sammlung etwa 56 M von den Kindern der Schule (30 Kinder der Oberstufe) Ergebnis.

 

[Foto:] Lehrer Vogel zählt das Ergebnis der 2. Sammlung.

 

1. März 1934 Saarstunde für alle Klassen.

11. März 34
11-13 6., 7. + 8. Schuljahr u. 8 Lehrpersonen hören auf dem Adolf-Hitler-Platz die Übertragung der Schirach Rede aus Stoppenberg.

12. März 34
Kinoschulungsvorführung in der Schauburg - Borbeck 10-12.00
5.-8. Schuljahr.
Wilhelm Tell.

21. März 34
ab 10.50 die gesamte Schule mit Ausnahme der ersten 3 Schuljahre hört nach kurzer Ansprache des Schulleiters die Rundfunkübertragung der Rede des Führers bei der Eröffnung der Arbeitsoffensive an der Autobahn München-Landesgrenze.

27. März 34
Abschiedsabend für Schulentlassene.
Vormittags von 9-12.30 feierten sämtliche Klassen gemeinsam den Abschied im Saal in der Buschstraße. Abends erschienen neben den zu Entlassenen nur die Sänger, Reigentänzer u. Mitwirkenden, da sonst zu wenig Raum für die Eltern gewesen wäre. Der Abend verlief außerordentlich gut. Pfarrer Klingbeil, der die meisten Entlassenen konfirmiert hatte u. Rektor Röhm hielten kurze Ansprachen. Im übrigen waren nur die Kinder durch Theater-, Reigen, Schattenspiele usw. tätig. Nachdem die Eltern vom Schulleiter gebeten wurden, etwas für einen Wimpel der Schule zu geben, ergab die Sammlung am Ausgang verbunden mit den 10 Pfg. Eintrittsgeld nach Abzug alles Saal- u. sonstiger Unkosten einen Reinertrag von 33 M.

 

Das Lehrerkollegium u. die Klassenverteilung

Kl. I

8. Schulj.

Rektor Röhm

Kl. II

7. Schulj.

Konrektor Fenge bis 30/9; ab 1/10. Schulamtsbew. Krause

Kl. III a

6. Schulj.

Lehrer Conrad bis 30/9; ab 6/10. Schulamtsbew. Deg; ab 7.2.34

Schulamtsbew. Brat ab 7.2.34 in kath. Bochold III scheidet

Kl. III b

6. Schulj.

Lehrerin Hotop

Kl. IV

5. Schulj.

Lehrer Hahn bis 31/1.34 ab 1.2.34 Schulamtsbew. Breitscheidt;

ab 7.2.34 Schulamtsbew. Dey in kath. Bochold II

Kl. V

4. Schulj.

Hilfslehrer Neumann bis 31.8.33; ab 8.9.33 Hilfslehrer Maahs

Kl. VI

3. Schulj.

Lehrerin Hillebrand

Kl. VII

2. Schulj.

Lehrerin Moeller

Kl. VIII a

1. Schulj.

Hilfslehrer Grannemann bis 30/9.33; ab 3/10. Hilfslehrerin Uslat

Kl. VIII b

1. Schulj.

Lehrer Vogel

technische Lehrerin: Anneliese Mühlig 12 Std. ab 8/9. 14 Std.
techn. Hospitantin: Hildegard Miemöhlmann 4 Std.

 

Zum Beginn des Jahresunterrichtes 1.5.33 wurde Lehrer Heinrich Heck, der seit dem 1. Jan. 1913 an der ev. Schule Bochold 2 tätig war, aus dienstlichen Gründen an die ev. Schule Dellwig I versetzt.

Am 1.5.33 trat der Hilfslehrer Kurt Neumann aus Essen-Bergerhausen neu ein. Er war 28 ½ Jahr alt, bisher in Fremdberufen tätig gewesen u. mußte sich in die Schularbeit neu einarbeiten. Am 7/9.33, nach den Sommerferien wurde er nach Kupferdreh versetzt.

Am 1.5.33 trat Hilfslehrer Wilhelm Grannemann aus dem Kreise Winden neu ein. Er hatte, obwohl 28 ½ Jahre alt, erst ½ Jahr im Lehrberuf arbeiten können, immer auf dem Lande, deshalb fiel ihm die Gewöhnung an die Großstadt zunächst schwer, vor allen Dingen auch an die rheinische Bevölkerung u. die Industriejugend. Mit dem 30.9.33 bezw. ab 1.10.33 wurde er von der Regierung in den Kreis Solingen versetzt.

Am 30/9.33 trat Konrektor Friedrich Fenge wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand.

Am 30/9.33 bezw. am 1.10.33 wurde Lehrer Karl Conrad, der seit dem 1.4.1910 an ev. Bochold 2 tätig war, auf seinen Antrag aus gesundheitlichen Gründen nach dem Süden der Stadt - ev. Schule 15 Cranachstr. versetzt.

Am 31.1.1934 bezw. 1.2.34 wurde Lehrer Heinrich Hahn, der seit dem 1.4.32 an der ev. Schule Bochold 2 arbeitete, auf seinen Antrag an die ev. Schule 19 Gerswidastraße Essen-Rüttenscheid versetzt.

Am 8.9.33 trat der Hilfslehrer Günther Maahs - Berlin zuletzt Wesermünde in Bochold 2 ein. Er gehörte zu dem 1. Jahrgang, der 1928 an der Pädagogischen Akademie Kiel das erste Examen machte u. sofort in die Berufstätigkeit kam. 1930 hatte er schon ds 2. Examen machen können. Mit dem Schluß des Schuljahres 1933/34 wurde er als Schulamtsbewerber in den Kreis Moers versetzt.

Am 1.10.33 trat Schulamtsbewerber Wilhelm Krause aus Postelwitz bei Oels-Oberschlesien kommend in Bochold 2 ein. Er hat bereits das 2. Examen u. das Turn- u. Sportlehrerexamen abgelegt.

Am 3.10.33 trat die Hilfslehrerin Erna Uslat - Essen in ev. Bochold 2 ein. Sie hat die Examen als technische Lehrerin (weibl. Handarbeiten, Turnen, Schwimmen, vorbeugende u. ausgleichende Leibesübungen) u. das 2. Examen abgelegt. Letzte Stelle war Witzhelden bei Solingen.

Am 6.10.33 trat der Schulamtsbewerber Hermann Dey - Essen in Bochold 2 ein. Er hat das 2. Examen schon abgelegt u. war zuletzt als Hilfslehrer im Kreise Solingen.

Am 1.2.34 trat der Schulamtsbewerber August Brutscheidt in ev. Bochold 2 ein. Von 1927 bis Dezember 1933 war er als Auslandslehrer an deutschen Schulen in Brasilien. Er kam nach Deutschland zurück, um hier zunächst die 2. Prüfung abzulegen.

Ab Mitte Mai war die technische Hospitantin Hildegard Niemöhlmann (kath.) mit 4 Turnstunden an der Schule Bochold 2 tätig.

Das Durchschnittsalter der Lehrer war Ende des Schuljahres 33/34 31,3 Jahre, das der Lehrerinnen 42,2 Jahre. Durchschnittsalter der Lehrkräfte an Bochold 2 36,3 Jahre.

Lehrer Vogel Gefolgschaftsführer beim Stabe des Oberbanners d. Hitler-Jugend Essen.
Schulamtsbew. Krause u. Hilfslehrer Maahs in der S.A.

Der Gesundheitszustand der Lehrer u. Lehrerinnen im Schuljahr 33/34 war gut. Mit Ausnahme von Lehrer Conrad kamen nur tageweise Erkrankungen vor.

 

Konferenzen: 1933/34.

 

Datum

Zeit

Lehrprobe:

Kl. u. Lehrender.

Vortrag u. Vortragender.

1)

1/5. u. 2/5.

 

Geschäftskonferenz

 

2)

15.5.

 

Geschäftskonferenz

 

3)

4.7.

 

 

 

6/7.

12-13

 

16 Uhr

 

8-9

Kl. I.

 

 

 

Kl. I.

Hitler + die nat.soz. Bewegung Röhm;

Nationalpolitische Erziehung Röhm

Vom Parteienstaat zum Ständestaat, Röhm

4)

26.7.

11-12

(Schule hatte hitzefrei)

Ein Grundschulgutachten

Hahn

5)

30/9.

Abschiedskonferenz für Konrektor Fenge mit Überreichung eines Geschenkes des Kollegiums

6)

16/10.

18/10.

15.30

16.00

 

Einleitung in Rassefragen, Hahn

Besichtigung des Hoffnungs[.?.], Hahn

Führung Pfarrer Grueber. - Essen

7)

13.11.

15.30

 

Fortsetzung Hahn. u. Bevölkerungspolitik.}

Rassenpflege.            }Krause

8)

14/12.

12-13

Eine Germanenfrau vor 3000 Jahren Kl.V Lehrer Hahn

15.30 Fortsetzung Krause u.

(Blut u. Boden Vogel.)

9)

2.2.34

12-13

Abschlußbehandlung „Zweibein"[.?.] Kl.IVa Dey

Blut u. Boden: Vogel.

10)

12/3.34.

12-13.

Rheinland Kl.V Maahs

16.00 Die Deutschen in Südamerika Brutscheidt.

 

Jahreseinteilung: (Ferienordnung.) 1933/34

Letzter Schultag:

Erster Schultag:

 

Ostern: Die. 4.4.33

Montag 1.5.33

26 Tg.

Pfingsten: Fr. 2.6.33

Dienstag 8.6.33

5 Tg.

Sommer: Die. 1.8.33

Freitag 8.9.33

37 Tg.

Weihnachten: Fr. 22.12.33

Dienstag 9.1.34

17 Tg.

 

 

85 Tg.

Schluß des Unterrichtes u. des Schuljahres am 28/3.34.

 

Behördliche Besuche:

Schulrat Zellmer war an der Schule

1)

am 24/5.33

 

zu einer kurzen Besprechung

2)

27/10.33 ab 8.00

8-9

9-10

10-11

11-12

 

Kl. VIII a

Kl. II

Kl. V

Kl. III a

 

Hilfslehrerin Uslat

Schulamtsbewerber Krause

Hilfslehrer Maahs

Schulamtsbewerber Dey

3)

20.2.1934

9-10

10-11

11-11 ½

11 ½ -12

12-13

 

Kl. I

Kl. II

Kl. IV

Kl. III a

Kl. V

 

Rektor Röhm

Schulamtsbew. Krause Anstellungsbesuch.

Schulamtsbew. Dey Anstellungsbesuch.

Schulamtsbew. Brutscheidt

Hilfslehrer Maahs

 

Der Schulrat Essen IV

Essen, den 20. Febr. 1934.

Herrn Rektor Röhm,
ev. Schule Bochold 2.

Im Anschluß an meinen heutigen Besuch in Ihrer Schule möchte ich Ihnen abschließend erklären, daß ich ganzem mit den Leistungen recht zufrieden war, besonders mit dem Arbeitsbild und Leistungsstand in der 1. Klasse.

Zellmer.

 

Das Schulgebäude:

In den Weihnachtsferien erhielten Raum 3 u. 7 neue Fenster eingebaut, deren Oberlichter von unten aus zu öffnen sind.
Raum 8 wurde am 22/9. mit alten Klappbänken versehen.

Inventar: Im Mai (27/5.) schaffte die Schule ein Rundfunkgerät mit eingebautem Lautsprecher u. Grammophon an. (sehr bewährt)

Aus dem Privatleben u. den einzelnen Klassen:

Lehrer Vogel erhielt am 1.9.33 das 1. Kindlein, eine Tochter Helga.
Rektor Röhm am 17.1.34 das 5. Kind, eine Tochter Helga.
Lehrer Hahns Vater starb am 17.11.1934.
Schulamtsbewerber W. Krause verlobte sich am 31/12.33 in Hanau mit Frl. Erna Weisbrod.

 

[3 Fotos:] Lehrer Vogel
Hilfslehrer Grannemann
Die letzte Konferenz des Schuljahres auf der „Schwarzen Lene". von links nach rechts: Frl. Hotop, Rektor Röhm, Lehrer Hahn, Konr. Fenger, Frl. Niemöhlmann, Frl. Uslat, Lehrer Krause, Lehrer Brutscheidt, Frl. Moeller, Frl. Mühlig, Frl. Hillebrand, Lehrer Dey, Lehrer Maahs u. stehend Lehrer Vogel.

[8 Fotos:] Kl. VIII b 24/5.33 Lehrer Vogel
Kl. VIII a 24/5.33 Hilfslehrer Grannemann
Kl. V 30/5.33 Hilfslehrer Neumann
Kl. III a Schulamtsbewerber Brutscheidt 27/2.34.
Die Mitglieder der Staatsjugend aus Klasse III a.
Knaben u.
Mädchen, die Ostern 1934 aus Kl. I (8. Jhrg.) entlassen wurden.
Das Zehnminutenturnen auf dem Mädchenschulhof.

 

Kl. I. machte im Juli (11.-13.) 1933 eine 3 Tageswanderung nach dem Jugenderholungsheim Bernsmühle im Hospertal, und am 22. März 1934 eine Tagesfahrt mit einem Omnibus an den Niederrhein (Duisburg-Orsoy, Xanten - Wesel - Kirchhellen)

 

[7 Fotos:] Der Omnibus vor der Schule.
Am Ruhtor in Orsoy
Am Klever-Tor in Xanten
Die Mühle an der Xantener Stadtmauer. Im Hintergrund das Klever Tor. 11/3.34.
Die Mädchen Kl. I. beim Frühstück am alten Rhein bei Xanten 22/3.34.
Die Knaben Kl I. beim Frühstück am alten Rhein bei Xanten. 22/3.34.
Das Denkmal der 11 Schill'schen Offiziere in Wesel. 22/3.34 Todesplatz.

 

Der Elternbeirat hat am 19.5.1933 einmal getagt, hat sich unberufen mit Angelegenheiten befaßt, die ihn gar nichts angehen. Der eigentliche Treiber dieser Sache wurde vom Vorsitzenden u. dem Schulleiter deutlich belehrt, konnte es aber nicht begreifen.
Diese Sitzung wird die letzte Elternbeiratssitzung an der Schule Bochold 2 gewesen sein; denn der neue Staat hat für diese Einrichtung keinen Raum u. läßt sie einschlafen.

Nach den Herbst- bezw. Sommerferien wurde für Schüler u. Lehrer im Schulleben der Hitlergruß eingeführt.

Die Not in den Elternhäusern ist im Laufe des Jahres nur wenig behoben worden, da die Zinkhütte ihren Betrieb noch nicht wieder aufnahm. Am 17.10.33 waren hatten
30 % der Väter volle Arbeit
17 % der Väter waren Kurzarbeiter
43 % der Väter waren arbeitslos
10 % der Väter waren Invaliden, Kriegsbeschädigte etc.

Diese Not hemmte die Arbeit u. das gesamte Schulleben noch sehr. Die Stadt u. Krupp schickten ständig erholungsbedürftige Kinder zu Kuren.

Das Schuljahr 1933/34 war ein ausgesprochenes Übergangsjahr. Suchend u. tastend schritt auch die Schule mit hinein in eine neue Zeit. Der Schule ist ein ganz neues Erziehungsziel gesteckt: Erziehung des politischen Menschen, des Menschen, der bereit ist, alles einzusetzen für sein deutsches Volk im deutschen Lebensraum. In diesem volksnationalen Sinne wurde 1933/34 gearbeitet.

Hans Röhm, Rektor.