Suchen & Finden
Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule
Inhalt
Baum wird geladen...
Listenansicht Album durchblättern zurück zum Artikel

Jahresarbeit am Gymnasium Borbeck (vermutlich 1936)

Diese Jahresarbeit wurde - vermutlich 1936 - von einem Schüler angefertigt, der 1939 sein Abitur ablegte. Aus der Quelle wird nicht ersichtlich, ob die Arbeit im Fach Geschichte oder Deutsch angefertigt wurde.

Die Quelle wurde im Archiv des Gymnasiums Essen-Borbeck aufgehoben, das zwischenzeitlich vom Stadtarchiv essen übernommen worden ist.

[Okt. 1939 Abitur]

Mit 10
Jahren
politischer
Soldat!

Jahresarbeit
OII ag

Heinz [.?.]

[1939 Abitur]

Aufnahme.

20. April. Der Geburtstag des Führers. Das ganze Volk feiert diesen Tag. Viele Geschenke werden überreicht. Das kostbarste Geschenk bringt aber die deutsche Jugend. Ein ganzer neuer Jahrgang Jungen und Mädel tritt in die Hitlerjugend ein.

Ich sitze auf der Meldestelle und warte auf den ersten Besuch. Um 3h wird die Meldestelle geöffnet. Da kommt auch schon die erste Mutter mit ihrem Jungen. Bald mutet es einen wie eine Anmeldung in der Schule an. Nur kommt der Junge nicht mit einer großen Zuckertüte im Arm. - Der Raum ist ausgestaltet mit den Fahnen der Hitlerjugend. Auf einem mit Blumen geschmückten Ständer steht ein Bild des Führers. Links und rechts steht breitbeinig ein Pimpf mit einer Jungvolkfahne. Das gibt dem Ganzen ein feierliches Gepräge. Beim Eintritt fällt der erste Blick des Jungen auf das Bild des Führers, dem er von nun an mit dem ganzen Einsatz seines jungen Lebens dienen will.

Für den Jungen fülle ich einen Aufnahmeschein aus, den er und seine Eltern unterschreiben müssen. Somit ist die vorläufige Aufnahme bestätigt. Ich streiche den Namen des Jungen auf einer Liste, die neben mir liegt, durch. Auf dieser Liste sind alle die Jungen aufgezeichnet, die uns von den Schulen als Neuaufzunehmende gemeldet wurden. Dann kommt die nächste Mutter oder der Vater. So geht es eine ganze Woche. - Am vierten Tage wird der „Schleppdienst" eingesetzt. Dieser Schleppdienst besteht aus Pimpfen mit Fahrrädern, die überall zu

den Eltern fahren und sie auffordern ihren Jungen anzumelden, soweit das noch nicht geschehen ist. Am Ende der

[Foto:] Aufnahme

Woche ist dann auch der neue Jahrgang zu 90 % im ganzen Reich erfaßt. 10 % sind DM, das heißt dienstuntauglich. [Lehrerkommentar: inwiefern? Körperbehinderte sollen doch nicht ausgeschlossen sein.] Bevor sich der Junge oder das Mädel aufnehmen lassen kann, werden sie einer genauen Untersuchung unterzogen, die die Diensttauglichkeit feststellt.

Der Abschluß der Werbewoche erfolgt die feierliche Aufnahmefeier. Im Rahmen dieser Feier spricht der Reichsjugendführer zum erstenmal zu den Neulingen. Dann verpflichten sich die Jungen auf den Führer. Und soll keiner sagen, es wäre Unsinn „solche Kinder schon schwören zu lassen, sie wären sich der Schwere des Eides noch nicht bewußt" usw. Wer das einmal miterlebt hat, der merkt, daß sich die Jungen schon was dabei denken [Lehrerkommentar: Kein Beweis! Das Problem bleibt.], wenn sie auch die hohe Bedeutung dieser Verpflichtung im einzelnen noch nicht erfassen. - Dann singen sie das erste Lied, das sie gelernt haben: „Schwarze Fahne, halte Stand!", und sie singen es mit Begeisterung. -

Der erste Dienst.

Am nächsten Samstag ist für die 10jährigen der erste große Dienst. Zum erstenmal müssen sie in drei Gliedern antreten. Das dauert noch ziemlich lange, bis jeder da steht, wo er hingehört. Beim zweiten und dritten Mal weiß schon jeder, wo er stehen muß. Jetzt beginnt der erste Ordnungsdienst. Zunächst wird dem Neuen gezeigt, wie man richtig stillsteht. Das ist im Anfang sehr schwierig. „Bauch rein!" -

[Foto:] Der erste Dienst

„Brust raus!" Das kann man bald bei jedem sagen. „Finger gerade; Daumen vorn!" Das alles ist ihnen noch neu und ungewohnt. Aber bald wissen sie auch, was antreten und stillstehen heißt. Sie lernen im Gleichschritt marschieren und sich der Gemeinschaft anpassen, in der nicht jeder machen kann, was er

will. Noch unbewußt üben sie hier zum erstenmal Kameradschaft. -

Pimpfenprobe.

In den nächsten Wochen und Monaten beginnt für den neuen Pimpfen die Vorbereitung für die Pimpfenprobe. Die Pimpfenprobe stellt an den 10jähr. Forderungen geistiger und körperlicher Art. Er muß 60 m in 11 sec. laufen, 2,75 m weit springen und mit dem Ball 25 m weit werfen. Ferner muß er die Schwertworte des Jungvolkjungen und deren Bedeutung kennen, das Horst-Wessel- und das HJ-Fahnenlied. Er muß wissen, wie ein Affen vorschriftsmäßig gepackt wird, und muß an einer eintägigen Fahrt teilgenommen haben. Hat der Pimpf diese Bedingungen erfüllt, wird er endgültig ins Jungvolk aufgenommen. - Schon bei der Pimpfenprobe zeigt es sich, wer sich für den Jungvolkdienst begeistert und wer nicht. Das zeigt [sich] bei der Teilnahme am Dienst, an den Sportnachmittagen und überhaupt an seiner ganzen Haltung. Es sind immer rund 10 %, die die Pimpfenprobe nicht bestehen. Die sind nun nicht aus dem Jungvolk ausgeschlossen, sondern sie machen in einer Sonderformation denselben [Dienst] wie die anderen auch. Im nächsten Jahr machen sie die Pimpfenprobe noch einmal. -

Bis jetzt durfte der Neue nur das Braunhemd, Koppel, Koppelschloß und das Fahrtentuch

tragen. Bei der endgültigen Aufnahmefeier bekommt er das HJ-Abzeichen überreicht. Ferner darf er von da ab das HJ-Fahrtenmesser und den Schulterriemen tragen.

Die Aufnahmefeier ist bei günstigem Wetter im Freien. Das Fähnlein marschiert in einen Wald oder sonstwohin außerhalb der Stadt. Die Jungzüge stellen sich zu einem offenen Viereck auf. Vor dem mittleren Jungzug stehen die Neuaufzunehmenden. An der offenen Seite steht die Fahne. Fackelträger bilden den äußeren Rahmen. Diese äußerliche Gestaltung bewirkt schon eine feierliche Stimmung. - Einer tritt vor und spricht die Schwertworte des Jungvolkjungen, die die Neuen nachsprechen:

Jungvolkjungen sind hart, wahr und treu,
Jungvolkjungen sind Kameraden,
Des Jungvolkjungen höchstes ist die Ehre.

Die Worte klingen wie ein Bekenntnis in die feierliche Stille. Dann spricht der Fähnleinführer zu den Jungen. Er spricht von der hohen Verpflichtung, die sie ab heute übernehmen, von der großen Pflicht, die sie Deutschland gegenüber zu erfüllen haben. Weiter spricht er von Treue, Disziplin und Kameradschaft. Er redet keine hohen Worte, sondern sachlich und schlicht. Das verstehen die Jungen auch. Mächtig erklingt das Lied: „Ein junges Volk steht auf, zum Sturm bereit." Der Fähnleinführer überreicht darauf den Neuen das HJ-Abzeichen und verpflichtet sie durch Handschlag. Das Sieg-Heil auf den Führer und das HJ-Fahnenlied beenden diese schlichte Feierstunde. -

Der Dienst.

Nach der Aufnahme beginnt für den Pimpfen erst das richtige Leben im Jungvolk. Jetzt beginnt die große Ausbildung, die ihn in vier Jahren die Grundlage zu der weltanschaulichen Ausrichtung des Nationalsozialismus gibt. Diese Ausbildung geht nun nicht so vor sich, daß der Junge in jedem Dienst große Schulungsvorträge vorgesetzt bekommt. Das könnte er auch gar nicht verdauen, und nach einem Monat käme kaum noch einer zum Dienst. Diese Ausbildung geht in so einem umfangreichen Maße vor sich, daß sich das auf einmal gar nicht sagen läßt.

Der Heimabend.

Einmal in der Woche kommen die Jungen zu einem Heimabend, der ungefähr zwei Stunden dauert, zusammen. Es brauch nicht immer ein Heimabend zu sein. Es kann auch ein Erzählabend, lustiger Abend oder ein Singabend sein. - Die Heimabendthemen werden von der Reichsjugendführung festgelegt. Das Material hierzu wird in Form von „Jungenschaften" geliefert. Die „Jungenschaft" ist ein Schulungsheft für den Jungzugführer. In ihr findet er alles, was zum Aufbau eines Heimabends gebrauchen muß. Der Heimabend baut sich auf Vorlesungen, Erzählungen und Liedern auf. Jeder kann zur Gestaltung beitragen. Die Jungen sollen mitgestalten und miterleben. Gedichte und Erzählungen kann ein Pimpf oder ein Jungenschaftsführer vorlesen oder vortragen.

Ein richtig aufgebauter Heimabend kann also niemals langweilig wirken. Dabei ist der Jungzugführer auch nicht an die Zeit gebunden. Wenn sein Stoff erschöpft ist, macht er Schluß. Besser ein Heimabend, der kurz war, von dem die Jungen aber mit dem Gefühl nach Hause geht, daß er in Ordnung war, als ein langweiliger, der den Jungen auf die Dauer die Lust am Dienst nehmen muß. Denn wenn man einen Jungen für etwas gewinnen will, muß man ihn begeistern können. Anderenfalls kann man ihn nur durch Zwang halten, und dieses Prinzip lehnen wir ab.

Ein Heimabend über das Thema: „Deutsche Gesellen auf der Walze" würde ungefähr so gestaltet: Zunächst macht der Jungzugführer seinen Jungen den Unterschied klar zwischen einerseits den Trippelbrüdern, die in der Zeit von 1918-1933 überall in Deutschland herumlungerten, die die Bauern bestahlen, nicht arbeiteten und doch leben wollten, und andererseits den Wandergesellen, die heute auf Befehl Dr. Leys auf Wanderschaft gehen um die Heimat kennenzulernen und ihr Handwerk zu vervollkommnen. Das war früher genau so.

2. Ein gemeinsames Lied: „Es klappert der Huf am Stege."

3. Der Jungzugführer erzählt seinen Jungen über den alten und neuen Brauch, die Handwerker in die Welt zu schicken. (Anleitung: Jungenschaft)

4. Gemeinsames Lied: „Hoch auf dem gelben Wagen."

5. Einer erzählt die Schwänke von Hans Klauert (Jungenschaft)

6. Gemeinsames Lied: „Der Fleischer mit der Fleischbank"

7. Einer liest zwei Geschichten: „An der Grenze" und „Bei der Polizei" (Jungenschaft)

8. Schlußlied: „Weit laßt die Fahnen wehen!"

Das Thema des Heimabends ist sehr verschieden. Meistens ist es dem Monat oder dem, was im Monat besonderes geschieht, angepaßt. Zur Zeit der Zeltlageraktion kann das Thema z. B. lauten: „Lachen im Lager." Oder nach der Neuaufnahme der 10jährigen „Muttersöhnchen oder Pimpf". Dann kommt auch mal ein Thema wie: „Helden des Alltags", „Saat wurde Brot" usw. -

Solch ein Heimabend ist aber nur zweimal im Monat. Die übrigen Dienstnachmittage kann der Jungzugführer gestalten wie er will. An einem Erzählabend muß jeder Pimpf etwas erzählen. Denn jeder hat einmal etwas besonderes erlebt. Für die besten Erzähler wird irgendein Preis festgesetzt. Das spornt die Pimpfe sehr an, denn jeder ist bestrebt, die beste Erzählung zu haben. Dazwischen werden allerhand lustige Lieder gesungen. - An einem lustigen Abend geht es oft hoch her. Allerhand Schabernack wird aufgefahren, so daß sich alles biegt vor Lachen.

Eine andere Art und Weise den Nachmittag zu gestalten, sind die Liederstunden. Alte Lieder werden wiederholt und neue gelernt. Man stellt klar Sinn und Bedeutung des Liedes heraus, und wann und wo man die Lieder singen kann. Nicht in

einem ernsten Heimabend ein lustiges Lied oder umgekehrt, sondern man singt jedes Lied dann, wenn es in den Rahmen paßt. Weiß man etwas besonderes über ein Lied, über seinen Ursprung oder seinen Verfasser, liest man es vor oder erzählt es. Bei dem Lied: „Wildgänse rauschen durch die Nacht" ließt man aus Walter Flex Werken vor, oder unterhält sich über ihn. Bei dem Lied: „Die Bauern wollen Freie sein" erzählt man aus der Zeit der Bauernkriege.

Der Staatsjugendtag.

Die Gestalltung eines Heimabends ist für einen Jungzugführer, der einigermaßen „auf Draht" ist, ziemlich einfach. Schwieriger dagegen ist es schon, einen Jungen am Staatsjugendtag [Lehrerkommentar: gibt's den noch?] 2-3 Stunden zu beschäftigen, ohne daß es langweilig wird. Im Sommer, wo man immer draußen sein kann, füllt man die Zeit aus mit Sport, Ordnungs- u. Geländeübungen und Geländespielen aller Art. Außerdem geht man an zwei Sonntagen im Monat auf Fahrt. Brennend wird die Sache erst, wenn es auf den Winter zugeht. Da muß man die Jungens oft 3 Stunden lang im Raum beschäftigen. Mit den 10jährigen macht man allemöglichen Heimspiele. Dazwischen singt man Lieder. Es kommt in der Hauptsache darauf an, Betrieb zu machen. Bei genügend Raum kann man auch mit ihnen boxen. Boxen kann man es ja eigentlich nicht nennen. Was die 10jährigen da machen, ist mehr

ein sich schlagen. Oft geht es da hart zu. Aber weich werden gibt es nicht, wenn auch mal eine Träne kommt. Dann erst recht Zähne zusammenbeißen und weiterkämpfen.

 

[Foto:] Ein rechter Schwinger

 

Das ist Pimpfenart. Alles andere sind Muttersöhnchenmanieren. - Sehr unterhaltsam ist auch mal ein Rätselabend. Wer die schwersten Rätsel aufgibt, bekommt irgendwas. - Ein Jungzugführer, der einige Erfahrung hat, kann also auch den Staatsjugendtagdienst abwechslungsreich gestalten.

Im Sommer beginnt der Dienst am Samstagnachmittag meist mit einigen Freiübungen im ganzen Fähnlein. Dann übernehmen die Jungzugführer das Kommando und treiben mit ihren Jungen Sport, Fußball, Handball oder Geländedienst. Die Ausbildung im Gelände geht sehr systematisch vor sich. In einem welligen Gelände muß sich ein Jungzug so verstecken, daß man ihn nicht mehr sehen kann. Ein anderer Jungzug muß suchen, aber so, daß sich keiner sehen läßt, aber möglichst

viel sehen. Hat der eine Jungzug den anderen gefunden, geht eine kurze gründliche Rollerei los. Das gehört dazu. Hinterher wird dann festgestellt, was der einzelne verkehrt gemacht hat, und was ganz gut war. Haben sie das begriffen, sagt man ihnen, daß das Tarnen und Anschleichen war. Allmählich geht man zu schwierigeren Übungen. Sie lernen, wie man eine Meldung anfertigt, wie man sie schriftlich oder mündlich überbringt, sie lernen die Geländebeschreibung, mit Marschkompas und Karte umgehen usw. Dann kommen größere Geländespiele an Hand von Karten in unbekanntem Gelände. Auf diese Art und Weise lebt sich der Junge

 

[Foto:] Geländekunde

in das Gelände ein, und weiß, sich in ihm zu bewegen.

Jungen sind nun sehr erfinderisch und immer bestrebt, Betrieb zu machen. So ein Stadtgebäudespiel am Staatsjugendtag ist eine besonders fundige Sache. 3 Fähnlein stehen in Fehde miteinander: die „Schwarzen", die „Weißen" und die „Roten". Kenntlich ist jeder durch einen Faden am rechten Oberarm in der Farbe der entsprechenden Partei. Die „Schwarzen" beherrschen den Osten und die „Weißen" das Zentrum des Ortes. Die „Roten" haben sich mit den „Schwarzen" verbündet und versuchen von Westen her durch das Gebiet der „Weißen" Waffen in Form von Briefen zu den „Schwarzen" zu schmuggeln. Das ist nun aber nicht so einfach getan wie gesagt. Aber ein Pimpf weiß sich auch in den schwierigsten Lagen zu helfen. - Da marschiert durch das Gebiet der „Weißen" eine Jungmädelschar. Am Schluß gehen aber einige merkwürdige Gestalten. Die Mütze ins Gesicht gezogen, mit merkwürdig kurzem Haarschnitt und so einem jungenhaften Gang. Aber warum soll es so etwas bei den Mädchen nicht auch mal geben? Die „Weißen" machen sich darüber keine Gedanken. Was haben sie auch mit den Mädeln zu tun? Beinahe wären die Jungmädelpimpfe aber doch aufgefallen. Ein kleiner froher Pimpf mustert sie so eingehend, daß sie schon glauben, alles sei aus. Diese Gefahr wird aber auch glücklich abgewendet. Der Pimpf wird durch eine Frage aus seiner Betrachtung herausgerissen und wendet sich ab. Kurz vor dem Ziel müssen sich die Schmuggler

noch durch eine Kette der Gegner schlagen, kommen aber glücklich durch. Sie haben das Spiel gewonnen. Die Leute guckten aber nicht wenig, als da so einige Jungmädel mit hochgezogenen Röcken durch die Straßen liefen. Ein kleiner Zwischenfall stellte eine ganze Straße auf den Kopf. Als zwei feindliche Jungzüge sich begegnen, zieht der eine Jungzugführer auf einmal einen Stoppenknäcker aus der Tasche und knallt in die Luft. Im Nu hat der ganze Jungzug so einen Schießapparat in der Hand. Aber auch der feindliche Jungzug hatte sich mit ähnlichen Instrumenten ausgerüstet. Und schon war eine wüste Knallerei im Gange. Für einen kurzen Augenblick entstand ein allgemeiner Tumult. Einige Frauen flüchteten entsetzt in den ersten besten Hausflur. Ebenso plötzlich, wie die Knallerei angefangen hatte, hörte sie auch wieder auf. Für die Pimpfe war der Fall erledigt. Nicht aber für die Stammtischgenossen, die sich noch lange nicht über diese Jugend von heute, (Wird's wohl früher auch gegeben haben.) die doch so ganz anders sei als sie früher, beruhigen konnten. Das ist eben Jungenbetrieb. -

Schulung.

Während man sich im Winter am Staatsjugendtag damit begnügen muß, mit den 10jährig. in der Hauptsache Betrieb zu machen, kann man bei den 11, 12 und 13jährigen alle 2 bis 3 Wochen eine Schulungsstunde einlegen. Die geistige Ausbildung ist in den einzelnen Jungzügen grundverschieden. Das heißt, der Stoff, der behandelt wird, ist derselbe, nur die Art und Weise, wie er behandelt wird, ist anders. Und das

aus dem Grunde, weil man einem 11jährigen nicht ein so großes Auffassungsvermögen zutrauen kann wie einem 13jährigen. Wenn ich z. B. einem 11jährigen die Aufgabe stelle, an Hand eines Marschkompasses zu einem bestimmten Ort zu marschieren, so wird er nie da angekommen. Dagegen wird ein 12jähriger die Aufgabe [schon] erfüllen können.

Die Schulung ist nun nicht willkürlich, sondern nach einem bestimmten Gesichtspunkte aufgebaut. Und zwar gibt sie einen Durchschnitt durch die deutsche Geschichte, angefangen bei den Germanen, Hermann, über Widukind, den Aufstieg und Niedergang Preußens bis in die heutige Zeit, die besonders ausführlich behandelt wird. Diese Schulung unterscheidet natürlich in vielem von dem, was der Junge in der Schule hört. [Lehrerkommentar: Inwiefern?] Bei der Gestalltung der Schulungsabende muß der Jungzugführer natürlich aufpassen, das er nicht ins „Problemen" fällt. - Bei den 11 und 12jährigen wird man z. B. den Schulungsabend „Germanen" an Hand des Buches „Armin" von Heyck gestalten, indem man die wichtigsten Stellen vorliest und erzählt. Bei den 13jährigen kann man die Sache etwas mehr von völkerpolitischen Standpunkten ausgehen bringen.

Die weitere Ausgestaltung der Schulungsabende ist den Jungzugführern natürlich freigestellt insofern, als er nicht der großen Linie abkommt. Durch die einheitliche Schulung im ganzen Reich, ist die weltanschauliche Zuverlässigkeit der deutschen Jugend gewährleistet. -

Neben diesem allgemeinen Dienst finden sich die Jungenschaften häufig auch noch freiwillig zusammen. Der Jungenschaftsführer nimmt seine Jungen mit sich nach Hause und macht hier mit ihnen Heimspiele, ließt vor oder erzählt sich mit ihnen etwas. Gerade dieses freiwillige Zusammenkommen ist das, das die Jungen einander näher bringt und den einen den anderen achten und schätzen lehrt. Erst wenn die Kameradschaft innerhalb einer Jungenschaft auf festen Füßen steht, ist sie auch gewährleistet für den Jungzug, das Fähnlein und so weiter.

Bastelarbeiten.

Im Winter haben die Jungen in dem freiwilligen Dienst eine besondere Aufgabe, die zum Teil dem Winterhilfswerk zugute kommt. Das sind die Bastelarbeiten. Bevor man aber an die eigentliche Arbeit herangehen kann, muß erst einmal Material gesammelt werden. Besonders kann man da Zigarrenkisten, Sperrholzreste, Zwirnrollen, Abfallholz u. Abfallpapier verwerten. Was wird nun gebastelt? Alles, was man sich denken kann: Spielzeug aller Art, Sparbüchsen, Kasperle-Theater und -figuren, geschnitzte Holztiere, Gesellschaftsspiele und was es sonst noch gibt. Natürlich muß alles fest und stabil. Sonst hat es ja keinen Zweck. In einer Ausstellung werden dann die ganzen angefertigten Sachen ausgestellt. Hier kann man sehen, welche Jungenschaft am eifrigsten arbeitet.

Lager und Fahrten.

Während die 10 und 11jährigen sich im Sommer nur auf Tagesfahrten beschrenken, gehen die 12 und 13jährigen ins Lager und auf Klein- und Mittelfahrten. Die Tagesfahrten der jüngeren Pimpfe gehen in die nähere Umgebung. Der Pimpf soll erst einmal seine Heimat und deren nähere Umgebung kennenlernen. Dann kommt er ins Lager und kann auf Fahrt gehen. - Je älter der Pimpf wird, um so größer werden die Erlebnisse. Nichts wiederholt sich und nichts kann daher langweilig werden. -

Sinn und Aufgabe der Lager und Fahrten ist es, der deutschen Jugend ihr ganzes großes Vaterland zu erschließen, und die Jugend von Nord und Süd, von Ost und West über die große Kameradschaft, die sie alle verbindet, zueinanderzuführen. Nicht wie die meisten bündischen Vereine der Nachkriegszeit, die abends am Lagerfeuer saßen, kitschige Lieder sangen, sich in romantischer Schwärmerei verloren, und darin ihr Ideal sehen. -[Lehrerkommentar: In jener allgemeinen Form ungerecht.]

Unsere Zeltlager haben ein ganz anderes Gesicht. 14 Tage lang soll der Junge aus dem Getriebe der Großstadt herausgehoben werden. 14 Tage lang soll er sein „Ich" noch mehr in den straff ausgerichteten Dienst vor dem großen „Wir" zurückstellen. Diese 14 Tage sollen ihm Kraft geben zu neuer Arbeit und neuen unermüdlichem Einsatz. Deshalb kommen auch nur die Besten ins Zeltlager, und nicht die Laumänner und Schlappmichel, die es heute

immer noch genügend gibt. Für manchen war das Zeltlager eine harte Schule, die ihn aber zum ganzen Kerl gemacht hat. -

Für jeden Tag wird ein bestimmter Dienstplan festgesetzt. Jeder Tag beginnt mit Frühsport. Dann geht es zum Waschen oder Schwimmen. Nach der Flaggenparade ist Kaffeetrinken, und dann beginnt der eigentliche Dienstbetrieb. Zum größten Teil ist Außendienst. Es geht hinaus zu Spiel und Sport, zum Geländedienst, zum Schwimmen und zur Singestunde. Für Abwechslung ist hinreichend gesorgt: große Geländespiele, Leistungsmärsche der einzelnen Zelte gegeneinander, Kämpfe um die Fußball- und Boxmeisterschaften und ähnliches mehr. Etwas besonderes ist dann mal ein Filmabend im Freien, wo ein guter Film gezeigt wird, oder der Singewettstreit der einzelnen Zeltburgen im Dorf, an die Bevölkerung immer mit regem Anteil teilnimmt.

An einem Abend ist eine Feierstunde. Schweigend sitzen die Pimpfe im Sitzring. Heller Fackelschein wirft sein Licht über die Jungen und auf den Blickfang, auf dem auf schwarzem Grund wuchtig mit weißen Buchstaben die beiden Worte stehen: „Blut" und „Ehre". - Diese beiden Worte stehen als Leitwort über der Feierstunde. Hell erklingt das Lied: „Lang war die Nacht und lang war die Not!" - Einer tritt vor und spricht die Worte Baldur v. Schirachs: „Und mögen wieder uns verbünden...." Ein alter Parteigenosse erzählt

aus der Kampfzeit. Er erzählt von dem Kampf gegen die rote Meute, von Straßenkämpfen und Saalschlachten, von dem Opfertod der ungefähr 400 SA-Kameraden und 21 Hitlerjungen. Davon, wie sie immer erbittert gekämpft und gerungen haben gegen das Schicksal, das über Deutschland hereinzubrechen drohte. Er redet keine hohen Worte, sondern er spricht die derbe Sprache, die die Jungen mitreist und begeistert. Und wenn er ihnen erzählt, daß es jetzt auf die Jugend, auf ihren Kampf und Einsatz, ohne den der Kampf der Bewegung um ein ewiges Deutschland umsonst gewesen wäre, so versteht das auch der jüngste Pimpf. Er stellt klar den Begriff „Blut" heraus, eben das gemeinsame Band, das alle gleichen Blutes auf Gedeih und Verderb zusammenbindet und jedem sei das höchste und unantastbarste die Ehre, ohne die ein Mensch keine Daseinsberechtigung mehr hat.

Das Lied: „Nun laßt die Fahnen fliegen!" beschließt diese eindrucksvolle Feierstunde, die jedem etwas gegeben hat. -

Die Lager werden auch häufig von auslandsdeutschen Gästen besucht. Nicht selten bleiben auslanddeutsche Jungen 2 und 3 Wochen im Lager, um sich hier für ihren schweren Kampf da draußen neue Kraft zu holen. - Aber auch führende Leute aus Staat und Partei sind häufig Gäste im Lager. Im Lager Gahlen erscheint eines Tages der SS-Brigadeführer und mit ihm, zur größten Freude der Jungen, eine ganze Gullaschkanone voll guten Milchkakaos und ein Berg Streuselkuchen. Da war aber auch keiner

[Foto:] Streuselkuchen mit Milchkakao

mehr, der hungrig blieb. Ein Jungenmagen kann ungeahnte Mengen verdrücken. Um so bezeichnender ist es, wenn trotzdem noch Kuchen übrigblieb. - Der SS-Brigadeführer weilte einen ganzen Nachmittag unter den Jungen und erlebte einen Nachmittag mit ihnen zusammen das gesunde Jungenleben, das ihm zeigte, daß hier eine Jugend heranwächst, der der Führer einmal mit Beruhigung das neue Deutschland anvertrauen kann.

Ein freudiges Ereignis ist der Elternbesuch am letzten Sonntag im Lager. Die meisten Eltern kommen schon mittags und essen mit den Jungen gemeinsam. Es hat kaum eine Hausfrau, die dem guten Lagerkoch nicht ihr höchstes Kompliment machte. Dann sitzen sie im Sitzring und erleben zusammen mit ihren Jungen den Lagerzirkus. Der Lagerzirkus hat dann seinen Zweck erreicht, wenn kein Auge mehr trocken bleibt. Das

[Foto:] Lachen im Lager

fällt den Pimpfen auch nicht schwer, die trotz des oft harten Diensten ihren Humor niemals verlieren, und das auch bei jeder Gelegenheit zeigen.

Nach dem Lagerzirkus ist allgemeiner Dorfausgang. Man kann merken, wie wohl sich die Eltern unter den Jungen fühlen, die so viel zu erzählen haben. Mancher Vater und manche Mutter, die noch mit irgendwelchen Zweifeln gekommen sind, gehen mit der Überzeugung nach Haus, daß ihr Junge hier draußen unter

den Kameraden ebenso gut aufgehoben ist, wie zu Hause.

Nur der Junge, der mindestens einmal im Lager war, kann auf Fahrt gehen. Wie gesagt, fangen die mehrtägigen und mehrwöchigen Fahrten erst bei den 12jährigen an. Bis 14 Jahre kommen für sie aber nur Klein- und Mittelfahrten in Frage. Erst in der Hitlerjugend geht es auf Großfahrt und macht auch Fahrten ins Ausland.

Jede Fahrt bedarf einer größeren Vorbereitung, wenn sie klappen soll. Für das reibungslose Ablaufen trägt der Fahrtenführer die volle Verantwortung. Zunächst muß er einmal den genauen Fahrtenweg festlegen und die Übernachtungen festmachen. Die infragekommenden Jugendherbergen muß er rechtzeitig benachrichtigen, damit für den bestimmten Tag die genügende Anzahl Betten belegt wird. Falls eine Jugendherberge absagt, muß noch Zeit genug sein, eine andere zu benachrichtigen. Ferner muß er den genauen Kostenpunkt festlegen. Er muß genau berechnen, wieviel er täglich ausgeben darf. Dieser Kostenauftrag ist sehr wichtig, da man die Fahrt nicht teurer machen soll als nötig, und es andererseits nicht sehr angenehm ist, wenn man irgendwo sitzt und nicht mehr weiter kann. Hat der Fahrtenführer den Fahrtenerlaubnisschein, kann es endlich losgehen. Die Fahrten führen den Jungen in die schönsten Teile Deutschlands. Einige Wochen kommt er aus der Großstadt heraus. Er sieht, daß er in Bayern, in

[Foto:] Auf Fahrt

Norddeutschland und dahinten in Ostpreußen auch Kameraden hat, die dasselbe Ehrenkleid tragen und denselben Dienst tuen wie er. Das läßt ihn die Größe der Bewegung, der er dient, erst richtig empfinden. -

Das Wichtigste für eine Fahrtengruppe ist die Kameradschaft. Wo die fehlt, geht die Fahrtengruppe in Brüche. Es ist die Pflicht eines jeden einzelnen, auf seinen Kameraden aufzupassen, daß er sich anständig

[Foto:] Ruhetag

benimmt und nicht anstößig wird. Aber auch hier hängt es wieder ganz vom Fahrtenführer, ob er es versteht seine Jungen zur Kameradschaft zu erziehen oder nicht. Er muß aber auch in der Lage sein, seinen Jungen das Beste der Landschaft zu zeigen, und sie auf die Bedeutenheiten aufmerksam zu machen. Kann er das, so wird die Fahrt auf jeden Fall ein Erfolg, und er selbst und seine Kameraden haben viel gelernt. -

Von besonderer Bedeutung für die Außenpolitik sind die Austauschbesuche und die Gemeinschaftslager mit der Jugend der Deutschland benachbarten Länder. Das ist in erster Linie die Jugend des faschistischen Italiens, dann Frankreichs, Englands, Japans (benachbart?), Nationalspaniens, Finnlands und Ungarns. Die Jugenden der Länder sollen dadurch einander näher gebracht werden. Sie sollen lernen, einander zu achten und zu verstehen, und den wahren Charakter der anderen Nation kennenzulernen. Dies ist ein Schritt zur Verständigung der bedeutendsten Nationen. -

Sport.

Neben der geistigen Ausbildung steht auf gleicher Stufe die körperliche Ertüchtigung. Die Arbeit, die früher die Sportvereine an der Jugend erfüllt haben, hat heute das Jungvolk zum größten Teil übernommen. Damit ist nicht gesagt, daß das Jungvolk den

Turnvereinen die Leute [Lehrerkommentar: also den Nachwuchs] nimmt. Nur die Schülergruppen wurden übernommen. Während im Sportverein die Besten zu Höchstleistungen ausgebildet werden, betreibt das Jungvolk den Massensport. Da werden keine „Kanonen" ausgebildet, sondern man versucht, eine möglichst gute Durchschnittsleistung zu erreichen. Nicht der einzelne, sondern die Gemeinschaft! -

Da nun der eine Junge sich mehr für diesen, der andere mehr für jenen Sport interessiert, sind für die einzelnen Sportarten Sportdienstgruppen eingerichtet worden. Es gibt im Ganzen fünf: Fußball, Handball, Leichtathletik, Turnen und Schwimmen. Die Auswahl für den einzelnen ist also sehr ausgiebig. Der Eintritt in die Sportdienstgruppe ist freiwillig. Wer sich aber zu einer Sportdienstgruppe gemeldet hat, für den ist es Pflicht geworden. Sobald man merkt, daß einer kein Interesse mehr hat, wird er aus dieser freiwilligen Gemeinschaft ausgeschlossen. -

Für jede Sportdienstgruppe wird ein verantwortlicher Übungsleiter eingesetzt. Ihm zur Seite steht ein Helfer, meistens ein Jungzugführer. Der Übungsleiter gestaltet den gesammten Sportbetrieb seiner Gruppe. Er fängt bei den einfachsten Übungen an und baut dann bis zu den schwierigsten [Lehrerkommentar: also doch Höchstleistungen?] auf. Immer muß er darauf bedacht sein, daß jeder mitkommt. - Jeder Stamm hat einen Stammsportwart. Ihm unterstehen alle Übungsleiter im Stamm. Der Stammsportwart untersteht dem Stellenleiter für körperliche Ertüchtigung im Jungbann. Die Übungsleiter werden von den Turn-

vereinen gestellt. Wenn eine Zeitlang im Jungvolk gearbeitet haben, können sie Mitglied der Hitlerjugend werden. -

Den meisten Einheiten fehlten aber die nötigen Sportgeräte und Übungsstätten. Um unnötige Reibereien mit dem Reichsbund für Leibesübungen zu ersparen, hat der Reichsjugendführer mit Reichssportführer von Tschammer und Osten ein Abkommen abgeschlossen, nach dem die Sportvereine verpflichtet sind, den Sportdienstgruppen 1. die nötigen Übungsleiter und 2. die Sportgeräte, Sportplätze und Turnhallen zur Verfügung zu stellen. Dadurch wurden den Einheiten große Schwierigkeiten genommen. Durch dieses Abkommen ist die sportliche Ertüchtigung der gesamten deutschen Jugend gewährleistet. -

In jedem Jahr wird innerhalb eines jeden Jungbannes die Meisterschaft der einzelnen Sportdienstgruppen ausgetragen. Hierbei ist der Gemeinschaftsgeist innerhalb der Gruppe entscheidend. Nicht immer ist es im Mannschaftskampf für einen, der mehr kann als die anderen und das auch gerne zeigen möchte, leicht, sich dem geringeren Leistungsvermögen seines Kameraden anzupassen. Hier kostet es eben für ihn ein klein wenig Selbstüberwindung. - Die Meisterschaften werden am Ende eines jeden Jahres ausgetragen und geben einen Rechenschaftsbericht darüber ab, was beleistet worden ist und was noch geleistet werden muß.

Das Fest der deutschen Jugend.

Alljährlich findet zur Sommersonnenwende das Fest der deutschen Jugend statt. Am Vormittag des 21. Juni sind die sportlichen Wettkämpfe, und am Abend versammelt sich alles ums Sonnenwendfeuer. - Während die Beteiligung an den Sportdienstgruppen freiwillig ist, muß an dem Fest der deutschen Jugend jeder teilnehmen. Es wird die beste Mannschaft und der beste Einzelkämpfer, der aus der Mannschaft hervorgeht, ermittelt. Die 9 Besten einer Jungenschaft und der Jungenschaftsführer bilden eine Mannschaft. Einzelsieger wird derjenige, der im 60 m Lauf, Ballweitwurf und Weitsprung 180 Punkte erreicht. Die Punktbewertung geschieht jahrgangweise. Die Einzelsieger bekommen eine Siegernadel und die besten Mannschaften eine Ehrenurkunde. - Auf dem Stammsportfest wird die beste Mannschaft eines jeden Fähnleins ermittelt. Auf dem Jungbann kämpfen die besten Fähnleinmannschaften um die drei ersten Plätze. Die beste Mannschaft des Jungbannes nimmt am Gebietssportfest teil. - Auf dem Reichsparteitag in Nürnberg treffen sich die drei besten Mannschaften aller Gebiete. Hier werden die drei besten Mannschaften ermittelt und die Reichsjugendsieger in Leichtathletik, Schwimmen und Schießen. Am Abend der Kundgebung findet die Siegerehrung durch den Reichsjugendführer statt. Hierin finden die Wettkämpfe der deutschen Jugend ihren erhebenden Abschluß. -

DJ-Leistungsabzeichen.

Wie es für die SA das SA-Sportabzeichen gibt, gibt es für das Jungvolk das DJ-Leistungsabzeichen. Das DJ-Leistungsabzeichen muß sich jeder Pimpf, der das 12. Lebensjahr erreicht hat, erwerben. Die Bedingungen für das DJ-Leistungsabzeichen sind:

1. Schulung: Leben des Führers, Deutschtum im Ausland, Abgetretene Gebiete, Feiertage des deutschen Volkes, 5 Fahnensprünge, 6 HJ-Lieder

II. Leibesübungen: 60 m Lauf = 10 sec., Weitsprung = 2,25 m, Ballweitwurf = 30[=?] m, 2 x Klimmziehen, Bodenrolle (2 x vor u. rück), Radfahren, 100 m Schwimmen, Zeit beliebig, 1000 m Lauf = 4,30-5,30 Min.

III. Lager u. Fahrten: Tagesfahrt von 15 km mit 5 kg Gepäck, Teilnahme an 3tägigem Lager, Bau eines 3er und 12er Zeltes, Anlegen einer Kochstelle, Kenntnis der wichtigsten Baumarten. Einrichten der Karte nach Gestirnen, Kenntnis der wichtigsten Kartenzeichen (1:25000), Anschleichen und Melden.

IV. Zielübungen: Luftgewehrschießen, 8 m Entfernung, sitzend, 12er Ringscheiben, Ringabstand ½ cm, 5 Schuß = 20 Ringe oder Ballzielwurf, 8 m Entfernung, Kreis 60x60 cm, 5 Würfe = 3 Treffer.

Aus dem Leben des Führers müssen die Pimpfe die wichtigsten Ereignisse wissen, die er erlebt hat,

von seiner Jugend bis zur heutigen Zeit, dabei besonders die Jahres des Kampfes, und den Hauptwerdegang der Partei. Vom Deutschtum im Ausland müssen sie wissen, in welchen fremden Staaten die meisten Deutschen wohnen; ferner müssen sie die Hauptsache über das Schicksal der Deutschen in Südtirol, Siebenbürgen, in anderen Staaten und über das Schicksal der freien Stadt Danzig wissen. Sie müssen alle abgetretenen Gebiete und das Los der Auslandsdeutschen kennen, ferner den Unterschied zwischen Volks- und Reichsdeutschen. - Die Bedingungen müssen innerhalb eines Kalenderjahres erfüllt sein. Nur der 13jährige Pimpf, der im Besitz des DJ-Leistungsabzeichens ist, wird in Zukunft zur Hitlerjugend überwiesen. Denn da muß er das HJ-Leistungsabzeichen machen, das entsprechend höhere Anforderungen stellt. -

Aus allem ist klar ersichtlich, daß die Hitlerjugend neben einem gesunden Geist in erster Linie einen gesunden Körper ausbildet. Das eine ohne das andere muß auf die Dauer verkümmern. Und um das zu verhüten, erfährt der deutsche Junge im Jungvolk, in der Hitlerjugend und später in der SA oder SS diese gleichgepaarte Ausbildung. -

Die Führerschaft.

Walter Flex sagt in seiner Kriegserzählung: „Wanderer zwischen beiden Welten": „Leutnantdienst tun heißt nicht vorsterben, sondern seinen Leuten vorleben. Das Vorsterben ist dann nur ein Teil davon." Wenn einer seinen Kameraden Führer und Vorbild sein will, kommt es in erster Linie auf seinen Charakter an. Darüberhinaus muß er natürlich auch über ein größeres Können und Wissen verfügen. Dieses Wissen wird dem Führer in einer besonderen Ausbildung vermittelt. Einmal in der Woche ist für den unteren Führer ein Schulungsabend. Der Horden- und Jungenschaftsführer hört Musterheimabende, die die deutsche Geschichte behandeln. Wenn der Pimpf Heimabende über die deutsche Geschichte hört ist es klar, daß der Führer sich zuerst hierüber ein klares Bild verschaffen muß. Bei ihm wird der Stoff auch ausführlicher behandelt. Der Jungzugführer hört weniger viele Heimabende. Dagegen wird bei ihm von Zeit zu Zeit eine Schulungsstunde eingeschoben, z. B. „Bolschewismus und Judentum" od. „Deutschland den Deutschen". Am letzten Schulungsabend im Monat wird mit ihm gesamte Dienstbetrieb im folgenden Monat durchgesprochen. Da der Jungzugführer ja eigentlich der Führer ist, der den Dienstbetrieb gestaltet, ist es außerordentlich wichtig, daß er über alles genauestens unterrichtet ist. -

In dem Winterhalbjahr müssen alle Führer wenigstens 4 mal an einem Führerkurzkursus teilgenommen haben. Die Kurzkurse beginnen Samstags mittags und dauern bis Sonntag mittags. Sie werden in Jugendherbergen abgehalten. Die Kurzkurse werden zentral vom Jungbann aus geleitet. Sie haben den Zweck, der gesamten Führerschaft innerhalb eines Jungbannes eine gemeinsame Ausrichtung zu geben. -

Die besten Jungzugführer kommen auf die Nachwuchsführerschule. In 14 Tagen bekommen sie eine geistige und körperliche Ausbildung, die ihnen alles das gibt, was sie für ihre Arbeit gebrauchen müssen. Gleichzeitig wird auch bei jedem einzelnen festgestellt, ob er einmal in der Lage sein wird eine größere Aufgabe zu übernehmen oder nicht. Diese Beurteilung ist sehr entscheidend für seine weitere Verwendung im Jungvolk. Die Fähnlein- und Stammführer kommen zur Gebietsführerschule. Hier werden sie mit den Problemen, die uns heute bewegen, vertraut gemacht. Die Beurteilung der Gebietsführerschule ist für sie von noch größerer Bedeutung als es bei den Jungzugführern der Fall ist. -

Diese große Ausbildung der Führerschaft ist darum so notwendig, weil die Anforderungen, die an ihn gestellt werden, außerordentlich hoch sind. Der Pimpf verlangt viel von seinem Führer. Wenn der ihm nichts mehr geben kann, fällt der Jun-

ge bald ab, wenn er nicht ein Kerl ist. Oft ist es sehr schwer, einem Pimpfen immer wieder mehr zu geben. Aber die gründliche Schulung hilft dem Führer bald über diese Schwierigkeit hinweg. -

Wenn der Führer einmal sagt, jeder trägt den Marschallstab im Tornister, so ist damit nicht gesagt, daß nun jeder Marschall wird. Sondern nur der, der es versteht, diese Gabe auszuwerten. Führersein kann man nicht erlernen, ein Führer muß geboren sein; man kann wohl die Anlagen dazu in ihm wecken. (Widerspricht sich in der Fassung.) Führer sein heißt: Hart sein gegen sich selbst, und sich überwinden können. Nur wenige sind zum Führer bestimmt. Bestimmung der anderen ist es, zu folgen. Der Führer hat dann seine Pflicht erfüllt, wenn seine Gefolgschaft von demselben Willen zur Tat und demselben Glauben beseelt ist wie er.

Adolf Hitler hat der deutschen Jugend ein großes Vermächtnis übertragen, das zu erfüllen die Pflicht eines jeden ist. Er sagte auf dem Reichsparteitag in Nürnberg 1933 zur deutschen Jugend: „Denn ihr, meine Jungen und Mädel, ihr seid die lebenden Garanten der Zukunft Deutschlands, ihr seid das lebende Deutschland, keine leere Idee, kein blasser Schemen, sondern ihr seid Blut von unserm Blut, Fleisch von unserm Fleisch, Geist von unserm Geist, ihr seid unseres Volkes Weiterleben!"

[Unvollständiger] Gliederungsplan

Reichsjugendführung
Gebiet
Jungbann
Stamm
Fähnlein
Jungzug I = 13jährig.
II = 12 x
III = 11 x
IV = 10 x
Jungenschaft

[Lehrerkommentar und Bewertung:] Eine recht übersichtliche Arbeit, die allerdings ziemlich an der Oberfläche bleibt. Auch das Bildmaterial nur mittelmäßig.

Die äußere Form (Schrift!, R., Z.) beeinträchtigt stark die Beurteilung der Arbeit, die Lust u. Liebe zur Sache zeigt.

Volles Genügend.