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KLV-Tagebuch Sigrid Bogdan (1941)

Sigrid Bogdan kommt am 28. Februar 1927 in Essen zur Welt. Ihr Großvater führt in Essen ein weithin bekanntes Fahrradgeschäft, das der Familie einen guten Lebensstandard sichert.

Seit 1937, also schon vor dem Krieg, meldet sich Sigrid Bogdan fast jährlich freiwillig zur Kinderlandverschickung. Das bleibt auch nach Einführung der „Erweiterten Kinderlandverschickung" im Herbst 1940 so. Der Weg führt sie 1941 nach Altschmecks in der Slowakei.

Über diesen KLV-Aufenthalt führte sie - wie wohl auch die üübrigen verschickten Mädchen - ein „Tagebuch", das hier präsentiert wird. Außerdem findet sich hier noch ein Tagebuch, das die Jahre zwischen 1933 und 1948 umfasst.

Das Dokument wurde von Sigrid Niggemann, wie sie seit ihrer Verehelichung heißt, zur Verfügung gestellt. Sie können hier auch ihre ausführliche Lebensgeschichte einsehen. Hochaufgelöste Scans des Tagebuchs werden im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln aufbewahrt.

Tagebuch des

J-M-KLV-Lagers
Sporthotel Kämmchen

Slowakei
Altschmecks

[Sigrid Bogdan]

Am Mittwoch, den 19.3.41. bekamen wir bescheid, daß wir mit dem Transport nach Alt-Schmecks führen. Endlich kam der langersehnte Tag der Abfahrt, und gegen 10 Uhr waren wir alle am Bahnhof versammelt. Am Nordausgang mußten wir uns gruppenweise aufstellen, und die Koffer den Eltern geben. Die NSV-Helferinnen kamen,

und drückten uns ein großes Schild in die Hand. Wir bekamen unsere Begleitführerinnen zugewiesen, und gingen auf den Bahnsteig. Zu allem Unglück fing es noch an zu regnen. Von drei langen Zügen rieten wir, welcher wohl der Sonderzug wäre. Zu guter Letzt kam der lange Sonderzug. Kopfüber stürtzten wir in den Zug und standen mit klopfenden Herzen am Fensterplatz, und erwarteten unsere Eltern und unsere Koffer. Jeder sicherte sich einen schönen Platz. Die Koffer wurden nun durchs Fenster gereicht, und Holter die Polter flogen die Koffer ins Gepäcknetz. Die Eltern erschienen noch einmal und ein letzter Gruß flog von Mund zu Mund. Dann setzte sich der Zug in Bewegung, und wir alle winkten den Eltern solange zu, bis wir keinen mehr sehen konnten. -

Wir fuhren durch das Rheinisch-Westfälische-Industriegebiet. Wir ließen Paderborn hinter

uns, und die Fahrt ging weiter durch Gebirg und Tal.

Um 21.15 Uhr kamen wir in Weimar an. Es war schon sehr dunkel. Viele NSV-Helferinnen reichten uns einen Becher Suppe. Jedes Mädel stand am Fenster, und wartete sehnsüchtig darauf. Endlich waren auch wir an der Reihe, und jeder verzog sich in ein Eckchen. „Ah, schmeckt die Supper lecker", sagt die eine, und die eine rief: „da ist soviel Fett drin." So waren alle Meinungen verschieden. Aber nach einiger Zeit setzte sich der Zug in Bewegung. Aber nach einiger Zeit. Zum Abschied und Dank klang das Lied durch die Nacht „Der Winter ist vergangen...". Und nun schliefen wir die erste Nacht im Zug. Das gab viel

Spaß. Einige von uns fingen am Schlaf an zu fantasieren. Wir mußten schrecklich darüber lachen, als ein Mädel anfing zu erzählen; aber kaum hatte sie geendet, da fing auch schon Wilma Mittelbach an. Schließlich beruhigten sich beide, und nun schliefen auch wir ein. Die Nacht schien unendlich lang, und gegen Mitternacht versuchten wir uns die Zeit mit erzählungen zu vertreiben. Auch diese unendlich lange Nacht hatte einmal ein Ende. Gegen acht Uhr fuhren wir durch Pilsen; und um 13.40 Uhr trafen wir in Prag ein. Dort wurde uns unser Mittagessen durch die Fenster hereingereicht. Zwei Schnitten Brot und ein Becher Suppe mit Fleisch gab's. Viele kauften Illustrierten und sonstige Zeitschriften dem Zeitungsmann ab. Dann fuhren wir weiter durch Berg und Tal. In Parduwitz hielt der Zug, und wir stiegen aus. Ein deutscher Wirt verpflegte uns, als ob wir drei Tage nichts mehr zu Essen bekommen hätten. Was gabs da nicht alles, und was lag da auf den Tellern? Ein Teller Suppe, Kartoffelbrei mit vier Knackwürstchen, und zum Schluß noch zwei Stückchen Kuchen. Als wir die

vier Würstchen sahen, überlegten wir schon, ob wir die alle essen könnten; aber der Wirt brachte uns schon Papier, und wir verstauten die Würstchen in den Taschen. Dann kletterten wir wieder in unser Abteil und da merkten wir plötzlich neben uns einen langen Urlauberzug mit Soldaten. Wir gaben ihnen Zeitungen, Bücher und sogar unsere Würstchen. Leider rollte nach einer halben Stunde unser Zug wieder ab. - In der zweiten Nacht fuhren wir durch, und schliefen schon viel besser. Gegen 7 Uhr morgens kamen wir in Poprad an. Wir sprangen aus dem Zug, und stellten uns auf. Dann liefen wir zum Omnibus und jeder wollte einen Fensterplatz haben. Nach einer halben Stunde stiegen wir aus, und kamen in einem Hotel an. Dort hatten wir uns schon eingerichtet, als schließlich herauskam, daß wir in einem falschen Hotel gelandet wären. Nun wurde wieder eingepackt

und stürtzten uns zum zweiten Mal auf den Omnibus. Ein Stück fuhren wir wieder zurück, und fuhren mit der Drathseilbahn[!] zum Sporthotel. Wir mußten sofort in den Speisesaal und aßen zu Mittag. Danach schliefen wir bis 16.30 Uhr. Zum Kaffee gab's zwei Semmel und eine Tasse Tee. Dann packten wir unsere Koffer aus. Um 21.00 Uhr gingen wir zu Bett, und alle schliefen wir die erste Nacht gut.

Altschmecks, den 28.3.41.

Als wir des Morgens um 8.00 Uhr geweckt wurden, schien die Sonne schon hoch am Himmel. Die Spitzen der hohen Tatra leuchteten schneeweiß von der Sonne. Wir freuten uns schon auf den kommenden Tag und hofften, daß er besonders schön werden würde.

Bald waren wir alle aufgestellt, und wir gingen in den Speisesaal zum Kaffeetrinken. Es gab Brötchen und gesüßten Kaffee. Nun war es aber Zeit, daß wir hinauf gingen und unsere Zimmer in Ordnung machten. Wir waren auch bald mit allem fertig. Es war für die Kleineren etwas schwehr, denn zuhause machte es die Mutter. Es war ulkig anzusehen, wie in den Betten noch die Falten waren. Auch mit dem Fegen wurden

sie nicht fertig. Überall lag noch der Staub. Die Schränke waren unordentlich aufgeräumt, und die Wäsche lag alle durcheinander. Nachdem gingen wir in die Tagesräume. Dort schrieben wir nach herzenslust an unsere Eltern. Um 13.00 Uhr wurden wir zum Essen gerufen.

Wir wollten nach dem Essen und schlafen einen Spaziergang machen, aber es regnete leider. So gingen wir mit Doris in den Tagesraum, sangen und machten Spiele. Es gab sehr viel Spaß und es tat uns gar nicht Leid, daß wir nicht hinaus konnten. Wir lernten noch ein Spiel „wie gefällt dir dein Nachbar?" Einige Mädel konnten es schon. Nach dem Abendbrot waren wir alle sehr müde und schliefen bald ein.

Samstag, den 29.3.41.

Des Morgens wurden wir um 7.00 Uhr geweckt. Verschlafen rieben wir uns die Augen. Aber dann ging es husch, und bald waren alle fertig zum

Morgenkaffee.

Wir hatten nach dem Frühstück Freizeit. Da konnten wir unsere Zimmer in Ordnung bringen. Jeder beschäftigte sich nach seiner Art. Einige machten Musik oder schrieben Tagebuch. Nach dem Mittag mußten wir schlafen. Wir zogen uns dann schon fertig zum Spaziergang an. Er führte fast bis Alt-Schmecks. Aber soweit konnten wir nicht gehen, denn wir zum Kaffee wieder zurück sein. Der Schnee lag auf dem Weg nicht so hoch, wie auf den Seiten. Alle Augenblicke rutschten wir aus. Zuerst mußten wir hintereinander gehen, und jedes Mädel freute sich riesig. Auf dem Rückweg sahen wir die Sonne, wie sie auf den Gipfel der „hohen Tatra" ihre Strahlen warf.

Bis zum Abend hatten wir Freizeit. Nach dem Abendbrot schliefen wir sofort ein. So beendeten wir fröhlich auch diesen Tag.

Sonntag, den 30.3.41.

Um 8.00 Uhr weckte Doris. Zum Kaffee bekamen wir 1 Becher Kaffee und Semmel. Dann räumten wir unsere Zimmer auf. Danach bekamen wir zu unserer größten Freude Bescheid, daß wir spazieren gingen. Wir zogen uns warm an, und dann ging es los. Wir wollten einen Hügel hinauf steigen, um uns auf einem Baumsstumpf zu Sonnen, leider sanken wir bis über die Knie im Schnee ein, aber das konnte uns ja nicht erschüttern. Wir stiegen tapfer drauf los bis wir unser gesetztes Ziel erreicht hatten. Als wir gerade oben waren, pfiff die Lehrerin, und aus war's mit unserem Sonnenbad.

Vor dem Hotel hatten sich

ein paar Gäste in den Liegestühlen niedergelassen. Es waren drei deutsche Frauen, die sich das Englandlied wünschten. Eine hatte zwei Söhne im Feld. Wir sangen noch andere fröhliche Lieder. Zum Dank bekamen wir eine große Tüte Bonbons. Fräulein Hännen verkündete uns: „Wir haben eine große Tüte Klümpchen bekommen!" Da kam ein Mann und fragte uns, was das wär. Er hatte verstanden, Blümchen. Fräulein Hännen erklärte, das käme von Klumpen. Er erwiderte: „Das dreht man sicher stunden lang im Munde herum." Worauf wir alle lachten. Dann gingen wir zum Essen. Wir bekamen Stampfkartoffeln, Kottlet und Suppe. Nach dem Essen wurden die Bonbons verteilt. Wir schliefen bis 3.15 Uhr. Nach dem Mittagsschlaf gingen wir sofort wieder spazieren, bis 5 Uhr. Wir machten eine Schneeballschlacht. Flur 2 kam den Berg hinab gerollt. Wir empfingen sie mit Schneebällen. Wir hatten ganz nasse Schuhe und Strümpfe. Dann gab es Kaffee mit Butterbrote.

Nachher machten wir in dem Tagesraum Spiele. Um 7 Uhr aßen wir zu Abend. Es gab Hirsebrei. Danach gingen wir nach dem schönen Tag ins Bett und träumten wunderschön.

Montag, den 1.4.41.

Um 8.00 Uhr wurden wir geweckt. Wir waren noch sehr müde und wollten erst garnicht aufstehen. Manche tobten schon in ihren Betten herum und waren quietschvergnügt. Nun ging es aber schnell unter den Wasserkrahn. Pünktlich um 5 Min. nach 8 ½ Uhr waren wir aufgestellt. Nun ging es hinunter in den Speisesaal. Eine Kameradin hatte Geburtstag und durfte sich ein Lied wünschen. Die Führerinnen hatten den Tisch schön geschmückt und wir alle beglückwünschten

sie. Dann tranken wir gemütlich Kaffee. Wir mußten hernach in den Tagesraum. Dort sangen wir und machten Spiele. Irma, Wilma, Else, ich und einige andere Mädel führten den Anderen Theaterstücke vor. Die anderen mußten furchtbar lachen. Auch unsre Lehrerinnen sahen zu. Es war nun schon Zeit zum Mittagessen. Es gab Rindfleisch mit Sojabohnen. Es schmeckte auch ganz gut?!!!!!? Bis 3 Uhr halten wir Mittagsruhe. Die meisten schliefen aber nicht, sondern tobten in den Betten oder machten Krach. Ja, ja, das Stillschweigen fiel uns immer schwer. Wir hatten am Nachmittag Bastelstunde. Jedes Mädel nahm sich Zeichenpapier und Bundstifte mit, denn wir wollten für jedes Mädel ein Tischkärtchen machen. Viele wurden sehr nett, aber manche brachten es nicht fertig. Da halfen die anderen ihnen. Um 7.50 gingen wir auf unsere Zimmer und machten uns zum Abendbrot zurecht. Am Abend gab es Käsebrote und Milch. Und dann gingen wir auf unsere Zimmer und legten uns schlafen.

Dienstag, den 2.4.41.

Heute gab es zum Morgenkaffee ein mal 1 Becher Kaffee und 4 Semmel. Im Tagesraum hatten wir Nähstunde. Jeder brachte seine Strümpfe oder sonst etwas mit, und versuchte große Löcher klein zu machen. Ein Mädel las aus einem Buch vor. Die Geschichte gefiel uns allen sehr gut. Nachmittags hatten wir Heimabend. Wir bastelten unsere Tischkärtchen weiter. Dabei sangen wir zusammen lustige Lieder. Wir erwarteten die Baronin von Seydliltz, aber sie kam nicht. Sieglinde las von Storm vor: „Der Spiegel des Cypianus". Manche kannten das Stück schon. Es war sehr schön. Allen gefiel es sehr gut. Nach dem Abendbrot bekamen wir jeder einen Apfel. Dann gingen wir fröhlich zu Bett.

Mittwoch, den 3.4.41.

Nachdem wir geweckt waren und Kaffee getrunken hatten, gingen wir mit Freulein Hennen in den Schnee und ließen uns von der Sonne bräunen. Als wir uns eine Weile im Schnee getummelt hatten, mußten wir wieder nach hause. Nachmittags hatten wir Heimabend. Es wurden der neue Ordnungsdienst eingeführt. Jedes Mädel sollte von jetzt ab Meldung machen wenn eine der Führerinnen ins Zimmer käme. Wir waren alle gespannt wie das werden sollte. Wir sangen hernach Lieder und machten Spiele. Um 19.00 Uhr aßen wir zu Abend. Es gab Bratkartoffeln. Dann gingen wir munter ins Bett und träumten.

Freitag, den 4.4.41.

Des Morgens schrieben wir unser Sachverzeichnis und hängten es in den Schrank. Um 13 Uhr aßen wir zu Mittag und bekamen Mehlknödel mit Pflaumen, was uns allen sehr gut schmeckte, und des Nachmittags bereiteten wir unsere Frühlingsfeier vor. Wir gingen mit Sieglinde in den Tagesraum und beratschlagten. Schließlich wurden wir uns einig, und wir bearbeiteten nun das Stegreifspiel Dornröschen. Wir machten alle viele Vorschläge, und so verging der Nachmittag sehr schnell. Zum Abendessen gab es Wirsing mit Kartoffeln und ein Ei. Es schmeckte uns nicht sehr gut, aber das Ei zog an. Um 20 Uhr gingen wir zu Bett.

Samstag, den 5.4.41.

Als wir des Morgens geweckt wurden war sehr schönes Wetter. An vielen Stellen war der Schnee schon geschmolzen. Wir freuten uns, denn nun konnten wir

öfter spazieren gehen. Nach dem Kaffee machten wir unsere Zimmer in Ordnung und gingen dann mit Fräulein Dehn spazieren. Sie zeigte uns die ersten Krokusse. Es war etwas besonderes für uns. Die Sonne schien auf die feuchten Tannen. Wir durften aber keine abpflücken. Als wir wieder zurückkamen, hatten wir einen mächtigen Hunger. Es gab Kartoffel mit Tunke und viel Fleisch. Es schmeckte uns besonders gut. Nach dem Kaffee gingen wir mit Fräulein Habichhorst nach Kamzik. Kamzik ist eine Skihütte. Dort lag aber noch viel Schnee. Wir konnten dort den großen Wasserfall sehen. Aber endlich mußten wir zurück.

Sonntag, den 6.4.41.

Heute nach dem Kaffee gingen wir mit den Lehrerinnen auf die Kokuswiese. Als wir eine Weile dort getobt hatten, liefen wir auf den freien Platz vor dem Hotel und machten dort Kreisspiele.

Als wir hineingehen wollten, kammen die Führerinnen. Sie kletterten mit uns den Berg hinauf. Elvira war als erste oben. Aber nun mußten wir wieder zurück zum Mittagessen. Wir bekamen heute als Nachtisch Kuchen. Nachmittags machten wir mit den Führerinnen einen Spaziergang, und in einer kleinen Grube fanden wir einen Frosch. Im Wald durften wir nach Herzenslust dort toben, was uns einen ganz besonderen Spaß machte. Als wir nach Hause kamen, hatten wir Heimabend und mehrere Mädel stellten ein Programm auf für Ostern. Nach dem Abendbrot legten wir uns müde schlafen.

Montag, den 7.4.41.

Heute marschierten wir mit Sieglinde nach Altschmecks, und besuchten dort Kameradinen vom Haus Belwü. Als wir ankamen sangen wir: „Alle Vögel sind schon da..." Helene, die dortige Führerin, und Doris stellten sich in einer

slowackischen Tracht vor. Alle freuten sich sehr, und sie begleiteten uns ein Stück des Weges. Wir stiegen einen Berg hinauf, und wir freuten uns alle sehr, denn wir bekamen viel Spaß. Nach einer halben Stunde verabschiedeten wir uns, auf ein baldiges Wiedersehen. Dann marschierten wir zum Hotel und kamen mit verspätung an. Nach dem Mittagsschlaf hatten wir großes „Reinemachen". Und zwar kamen heute die Haare an die Reihe. Wir halfen uns gegenseitig dabei und hatten große Freude, als wir uns einmal untereinander ordentlich die Köpfe waschen konnten.

Dienstag, den 8.4.41.

Nach dem Morgenkaffee hatten wir Stopfstunde. Damit es nicht so langweilig war, spielte eine Kameradin auf dem Bando-

nium. Nach dem Mittagsschlaf hatten wir Heimabend. Einige Mädel übten Theater für Ostern. Es mußte noch der Blumenreigen aufgeführt werden, dazu mußten wir noch erst üben. Die kleinen konnten es nicht so gut, da mußten wir großen es vormachen. Es gab viel Spaß. Um 19.00 Uhr aßen wir zu Abend und es gab Graupen mit 1 Schnitte Brot. Heute war die erste Verdunkelung in der Slowakei!!!! Es war ein großes Durcheinander; alle machten viel Lärm und hatten Angst. Alle tasteten im Dunkel umher, fielen hin und stießen sich. Kurzum, es war alles verdreht, aber wir bekamen sehr viel Spaß. Viele fürchteten sich, aber schließlich lagen um 8 Uhr alle in den Betten.

Mittwoch, den 9.4.41.

Als wir des Morgens aufwachten, fiel

Schnee auf Schnee. Alles war wieder zugeschneit. Da war an kein Hinausgehen zu denken. Wir hatten mit den Lehrerinnen Freizeit. Im Tagesraum konnten wir machen was wir wollten. Na, das nur das besondere Freude machte, daran zweifelte wohl niemand. Hannelore Radefeld half uns die Zeit mit Arkordionspielen zu verkürzen. Nur war es Zeit zum Mittagessen. Es gab Möhrengemüse, das uns allen gut schmeckte. Nachmittags hatten wir Heimabend. Einige übten das Theaterstück für Ostern. Bis zum Abend hatten wir fast alles fertig. Wir legten uns auch alle müde schlafen.

Donnerstag, den 10.4.41.

Heute bekamen wir zum ersten Mal Kakao und vier Semmel. Wir freuten uns alle riesig, denn bis jetzt hatten wir nur an einem Sonntagmorgen einen Becher bekommen. Dann hatten wir Freizeit bis zum Mittagessen, und wir wuschen unsere Strümpfe oder lasen. Um 13 Uhr bekamen wir Reis mit Schnitzel und Suppe. Das Schnitzel schmeckte uns allen sehr gut. Nach dem Mittagsschlaf hatten wir Kostümprobe für unser Stegreifspiel.

Freitag, den 11.4.41.

Als wir des Morgens aufstanden war sehr schönes Wetter. Wir freuten uns sehr, denn dann machten wir doch sicher einen Spaziergang. Fröhlich gingen wir in den Speisesaal zum Morgenkaffee. Nachher zogen wir uns an, und machten einen Spaziergang zum Riesenwasserfall. Es gab sehr viel Spaß. Über all hingen dicke Eiszapfen herab. Einige Mädel stießen sie mit Stöcken ab. Zum Mittag bekamen wir Kartoffel und Spinat

mit Ei. Nach dem Mittagsschlaf lernten wir bis zum Kaffee einige Lieder. Hernach hatten wir Bastelstunde für Ostern. Die Mädel machten Körbchen und Gras für die Eier. Einige übten für Ostern das Theaterstück. Nach dem Abendbrot gingen wir müde zu Bett.

Samstag, den 12.4.41.

Wir gingen mit Frl. Dehn spazieren. Wir waren bald bis nach Alt-Schmecks. Nachmittags bemalten wir unsere Eier. Das gab sehr viel Spaß, denn jeder wollte sein Ei am schönsten bemalen. Gegen 19 Uhr waren alle fertig, und wir gaben den Führerinnen die Körbchen mit den Eiern ab. Um 20 Uhr gingen wir zu Bett, mit dem Wunsch, daß der Osterhase uns gar viel zu Ostern bringt.

Sonntag, den 13.4.41.

Wir hatten des Morgens eine kleine Feier. Einige Mädel sagten Sprüche auf. Dann gingen wir in den Speisesaal. Dort waren die Tische schön geschmückt. Für jedes Mädel lagen zwei Eier, ein Heft, eine Ansichtskarte und ein paar Bonbons dort. Zum Morgenkaffee bekam jedes Mädel ein großes Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee mit Schlagsahne. Danach machten wir einen Spaziergang. Wir wurden von Fräulein Dehn photographiert. Zum Mittag gab es wieder Schnitzel und Klöse. Nachmittags führten wir unser Stück „Dornröschen" auf. Es klappte sehr gut. Hernach machten wir noch andere Spiele und sangen. Es war sehr lustig. Abends gingen wir fröhlich zu Bett.

[Text Seitenanfang: vgl. zwei Seiten zuvor]

 

Samstag, den 12.4.41

Wir gingen mit Frl. Dehn spazieren. Wir waren bald bis nach Alt-Schmecks. Nachmittags bemalten wir unsere Eier. Das gab sehr viel Spaß, denn jeder wollte sein Ei am schönsten bemalen. Gegen 19 Uhr waren alle fertig, und wir gaben den Führerinnen die Körbchen mit den Eiern ab. Als wir um 20 Uhr zu Bett gingen, blieben die Führerinnen und einige Mädel in den Speisesaal, und schmückten den Tisch. Die Führerinnen gingen noch mit den Schlitten in den Wald u. holten Tannengrün.

Ostersonntag, den 13.4.41.

Wir waren fast alle schon wach und lagen voll Spannung in den Betten, als unsere Führerin uns weckte. Aber erst traten wir zur Morgenfeier auf dem freien Platz vor dem Hause an; und dann ging's vor dem festlich geschmückten Speisesaal. Wie hübsch alles für uns gemacht war! Da standen alle unsere selbstgemachten Körbchen; für jedes Jm. lagen zwei selbst bemalte Ostereier und einige Süßigkeiten darin. In einem Tannenkranz waren für jeden ein Tatra-Heft und eine Ansichtskarte versteckt. Ein lautes: „Ach, wie schön", lohnte die Arbeit unsere Führerinnen. Und dann gab's noch süße Wecken und etwas Schlagsahne dazu. Das schmeckte!! - Nach Tisch hatten wir dann Freizeit, und nach dem Kaffeetrinken stieg unsere Frühlings-

feier. Wir sangen Frühlingslieder, und eine Führerin las uns eine Geschichte vom Erwachen der Frühlingswiese. Und dann spielten wir „Dornröschen". Ach, hatten wir Lampenfieber! Aber es klappte doch gut. Wir hatten uns ja auch soviel Mühe gegeben; und besonders der Reigen „Die Blümelein sie schlafen" den unsere Kleinen bei Scheinwerfer Beleuchtung um Dornröschen tanzten, war entzückend. Nachher saßen wir noch fröhlich beisammen und einige Jungmädel sangen noch ein selbstverfastes Lagerlied vor:

1.) Am Frühmorgen ja um achte   
Klopft die Doris bei uns an   
und sie rufet oft ganz sachte:   
„Macht euch fertig, zieht euch an."

2.) Kommt das Mädel dann vom Dienste   
pocht noch einmal an die Tür   
und sie ruft mit lauter Stimme   
nun jetzt aufstell'n auf dem Flur.

3.) Gehn wir alle dann hinunter   
in den großen Speisesaal,   
sieht man schon die „Schemla" liegen   
auf den Tellern allzumal.

4.) Danach schmettern wir ein Liedchen,   
daß es nur so weit hinschallt,   
danach essen wir die Semmel,   
dann kommt auch der Kaffee bald.

5.) Sind wir darauf schon bald fertig,
geh'n wir fröhlich dann hinauf,   
und wir räumen dann wie immer   
uns're Zimmer sauber auf.

6.) Wenn wir alle jetzt nun fertig,
geh'n wir fröhlich dann hinaus,   
wenn es aber dann mal regnet,   
bleiben alle wir im Haus.

7.) Danach kommt die Mittagsstunde,   
und der Hunger meld't sich an,   
und dann geht es wie am Morgen,   
in den großen Speisesaal.

8.) Danach halten wir wie immer   
unsern süßen Mittagsschlaf,   
manche sind dann nicht ganz artig,   
rennen immer auf und ab.

9.) Und nachdem wir dann geschlafen,   
geht es wieder in den Saal,   
und da warten schon die Stullen,   
auf die Mädel allemal.

10.) Manchmal geh'n wir dann spazieren   
oder in den Tagesraum,   
und wir üben dann marschieren   
oder geh'n zum Waldessaum.

11.) Wenn wir jetzt nun alle müde,   
geht es fröhlich dann nach Haus,   
danach essen wir zu Abend   
manchmal einen leck'ren Schmaus.

12.) Müde legen wir uns schlafen   
in das weiche Federbett,   
dann kommt gute Nacht uns sagen,   
Frl. Dehn und Doris spät.

13.) Und Sieglinde hat versprochen,   
daß wir machen eine Tour,   
denn wir freuen uns schon lange,   
ach, wann machen wir sie nur.

14.) An dem Sonntag macht's uns allen   
einen ganz besondern Spaß,   
weil ein jeder an dem Abend,   
seine Apfelsine aß.

15.) Manchmal kommt die Doris zu uns,   
und wir haben dann Apell,   
und ein jedes muß dann melden,   
wie viel Mädel sind zur Stell.

16.) Ist das Ende dann gekommen,   
gehen traurig wir nach Haus,   
und wir packen dann zu Hause   
uns're sieben Sachen aus.

Als Ostergeschenk für die Führerinnen hatten einige Jm. dieses Gedicht schön auf ein Blatt geschrieben und bemalt, es zusammengerollt und jeder Führerin auf den Platz gelegt. Das war eine schöne Überraschung. -

Ja, der erste Ostertag war so recht schön und am Abend kletterten wir froh und müde vom Spiel ins Bett.

Ostersonntag, den 14.4.41. [richtig: Ostermontag]

Auch heute gab's zum Kaffee wieder eine Überraschung: es gab nähmlich Kuchen. Nach dem Kaffe saßen wir fröhlich im Saal zusammen. Ein Jm. spielte auf ihrer Kwetsche und wir sangen dazu. Am Nachmittag machten wir lustige Spiele im Speisesaal: Schlüsselspiel, der Gärtner, ja, und dann sangen und Dichtelen das so sehr beliebte Luftschutzkellerlied. Schade, daß alles ein Ende hatte, und so gingen auch die schönen Ostertage für uns viel zu schnell vorbei.

Mittwoch, den 16.4.41.

Und heute begann für uns die Schule. Wir waren natürlich sehr gespannt und gingen freilich mit etwas gemischten Gefühlen in die Klassenräume. Aber es verlief alles ganz leidlich, und wir waren dann doch ganz froh, daß wir etwas lernten.

Am Nachmittag malten wir unsere Türschildchen. Da gab's ein großes Beratschlagen. Jedes wollte seinem Zimmer den schönsten Namen geben. Was haben wir nun nicht ausgedacht: „Zu den munteren Rehlein" „Zu den wachsamen Hähnchen"

„Schwarze Lehne" „Die drei lustigen Gesellen, und viel Lustiges mehr. Ja, und auch für unsere Lehrerinnen und Führerinnen gab's Namen. „Zur Zauberflöte" wurde Fräulein Habichthorst genannt, weil sie uns immer mit einer kleinen Flöte zusammentrommelt. Freulein Hennen hieß natürlich „Zur Henne" und unsere Lagerleiterin wurde von mir „Spazenmama" genannt. Für unsere Führerinnen gab's eine Überraschung. Ihr Zimmer wurde von uns mit „Krokodielshöhle" betittelt, was von allen J.M. mit großem Jubel begrüßt wurde.

Samstag, den 19.4.41.

Der Wald brennt!!!! Wir lagen schon bald in den Betten als ein Mädel mit entsetztem Gesicht zu uns heraufgelaufen kam, „der Wald brennt, schaut doch her da oben vorm schönen Eck brennt der Wald!" Und wirklich, rote Flammen zuckten auf, und eine lange Lauffahne zog den Weg hinauf. Im Augenblick waren wir wie erstarrt. Und

dann rannte alles was Beine hatte vor Aufregung hin u. her. Es war ein entsetzliches Gejohle und Geschrei; manche Mädel packten in rasender Eile ihre Koffer und unsere Führerinnen hatten viel zu tun, die J.M. in ihre Zimmer zu befördern und zu beruhigen. - Ja und am anderen Tag entpuppte sich unser Waldbrand als Freudenfeuer, das die Volksgruppe in der Slowakei zu Ehren des Führers auf der Höhe angezündet hatte.

Hier in unserem Hotel bekommen wir sehr wenig Besuch. In der letzten Zeit besuchten uns drei Gebirgsjägeroffiziere; aber sie sollten nicht die einzigen sein, denn kurz danach kamen 27 Soldaten. Es war eine große Überraschung für uns. Da wir gerade im Speisesaal spielten, luden wir die Soldaten ein. 24 waren wieder fortgegangen, sie wollten

zum Steinbuchsee, die drei Fahrer blieben bei uns. Zuerst sangen wir Lieder, unter anderem auch „Alleweit ein wenig lustig!" Die Soldaten machten die Bewegungen mit.

Aber des Nachmittags sollte es noch schöner werden. Zuerst waren wir mit den Lehrerinnen alleine. Die übrigen Soldaten waren nun zurückgekehrt, und sie gesellten sich auch zu uns. Wir führten unsere Volkstänze auf und die Soldaten schlugen dann das Schlüsselspiel vor. Großer Beifall ertönte. Ein Mädel mußte zuerst herum gehen. Die Soldaten wünschten sich die Lieder und sangen tüchtig mit. Nachdem der Schlüssel gefallen war, blieb der Leutnant über, und er mußte den Anfang machen. So marschierte der Leutnant vorann und die ganze Kompanie mit ihren Mädeln hinterher. Doch schließlich verging der schöne Nachmittag und wir mußten abendessen.

Beim Abendessen zogen sie noch einmal durch unseren Speisesaal, der Unteroffizier mit der Quetsche voran und die anderen folgten. Mit dem Lied „muß i' denn ......." zogen sie hinaus und versprachen uns, noch einemal wiederzukommen.

Am anderen Tage kamen noch einmal 170 Soldaten. Wir freuten uns sehr, denn wir dachten, das wären die Letzten. Sie brachten ihre Gulaschkanone mit. Das Essen kochte schon fest. Die Soldaten mußten antreten und jeder ging mit seinem Eßgeschirr an der Feldküche vorbei. Es blieb noch Suppe übrig, und diese wurde an uns verteilt. Sie schmeckte ganz fabelhaft und nun waren wir stolz, daß wir aus der Feldküche essen durften. Hernach bekamen wir noch eine große Tüte Plätzchen, die wir verteilten. Die Soldaten marschierten des Mittags fort, und wir gingen hinein zum Mittagessen.

Am Dienstag den 13.5.41. sollten wir mit den Jungen aus der Guhrhütte Kameradschaftsabend haben. Am Nachmittag wurde ordentlich geübt, damit auch alles klappt. Die Soldaten waren auch eingeladen. Da mußte doch alles richtig gehen. Dann kam endlich der Abend. Alle waren da, die Soldaten, die Jungen und wir. Einer der Führer sagte an was es gab. Er machte alles so witzig und tat als ob er aus Sachsen käme. Wir mußten ordentlich lachen. Wir machten unsere Volkstänze. Alle konnten wir leider nicht machen, weil zu wenig Platz war. Die Soldaten lehrten uns einige Lieder. Sie freuten sich sehr, mit uns zusammen sein zu dürfen, es war für sie einmal eine Abwechslung. So verging der

schöne Nachmittag. Es war zu schnell vorbei. Aber unsere Führerinnen trösteten uns und sagten: „Wenn morgen schönes Wetter ist, machen wir eine Bergtour. Da war die Freude groß. Alle schliefen wir am Abend freudig ein. Am anderen Morgen kam Ruth Nießen uns wecken. Sie rief: „Alles aufstehen, anziehen zur Bergtour!"

Wir hatten am anderen Morgen herrliches Sonnenwetter, die Sonne lachte strahlend vom Himmel herunter. Nach dem Kaffee packten jedes Mädel seine Semmel in den Brotbeutel und nun kann es losgehen. Die Sonne lacht uns zu und erwärmt mit ihren sonnigen leuchtenden Strahlen die Erde. Ob sie nun endlich den Frühling wecken will? - Einige Mädel, die kein festes Schuhzeug haben oder krank sind müssen daheim bleiben. Dann marschieren wir gruppenweise ab. Der Weg macht uns zuerst keine Schwierigkeiten, und es geht fröhlich vorwärts. So erreichen wir den Wasserfall. Der Schnee ist schon fast weggetaut und das Wasser stürzt mit Donnergetöse in die Tiefe. Nun geht es unermüdlich

weiter den Weg den Weg zur Lomnitzer Spitze aufwärts. Aber dann biegen wir ab in das Kolbachtal. Zu beiden Seiten recken sich da schneebedeckte Berge. Hier liegt jetzt noch der Schnee fast 1 m hoch. Ein kleiner Bach schlängelt sich durch das Tal u. an seinem Ufer gucken kleine Krokusse aus dem Schnee hervor. Die Sonne lacht von einem tiefblauen Himmel und der Schnee glitzert wie lauter Christall. Der Weg wird immer schmaler u. wir gehen im Gänsemarsch. Vor uns dehnen sich riesiege Schneefelder aus, und die Sonne brennt vom Himmel auf uns nieder u. die Luft flimmert und tanzt vor unserem Augen. Da ruft ein Mädel aus: „Seht doch einmal da oben, dass müssen die Soldaten sein, die heute morgen zur Terry-Hütte abmarschiert sind!" Und richtig, wie eine lange Schlange bewegt es sich den Berg hinauf. Wir versuchen ihnen etwas zurückzurufen und nachzuwinken mit Tüchern und endlich schienen sie uns bemerkt zu haben, ganz von Ferne erscholl ein Hallo und Juchhe. Ja, und dann begann erst der eigent-

liche Aufstieg. Nur gut, daß die Soldaten ihn gespurt hatten, da brauchten wir nur in ihre Fußstapfen zu treten. Aber es fiel recht schwer, wir mußten ordentlich die Zähne aufeinander beißen, und ruhig Schritt halten, da ging's schon besser.

Nach 2 ½ Std. machten wir Rast und aßen mit heiß Hunger unsere Semmel. Jeder hatte sich auf den Felsen ein Plätzchen gesucht, und ließ sich in der Sonne braten. Noch lagen die letzten 20 Minuten vor uns, und oben winkten nun schon die Soldaten zu. So krackselten wir das letzte Stück zur Terry-Hütte hoch. Mit lautem Gejole und gezückten Photoapperaten wurden wir von ihnen das letzte Endchen hochgezogen.

Oben wurden wir gleich gefragt, ob wir Hunger hätten. Von dem Steigen bekommt man natürlich Hunger, und so machten die Soldaten für alle Butterbrote zurecht. Hei, wie die uns schmeckten. Das war aber feine Wurst, und so dick haben wir sie noch nicht ge-

habt. Die Soldaten hörten nicht auf bis wir satt waren. Sie hatten richtig Freude daran, dass wir so mit Heißhunger in die Brote bissen.

Die Stunde Rast tat allen gut; Nun hieß es zurückgehen! Jeder Soldat nimmt sich ein Mädel. Das gibt viel Freude. Aber wie sollen wir den Berg hinunter? Es geht nichts über Vergnügen, heidi!!! da fliegen auch schon alle den Berg hinunter. Die Soldaten nahmen uns auf den Schoß und dann geht's aber los in langem Bogen den Berg hinunter. Das ist eine lustige Bergfahrt. Unter lautem Gejauchzt erreichen wir unseren Weg. Jetzt müssen wir gehen und können nicht rutschen. Das letzte Stück Weg ist nicht solang, daß kommt, weil wir uns mmit den Soldaten unterhalten. Nach vielem Geplaudern langen wir am Sporthotel an. Das war mal herrlich! Wir verabschieden uns; dann müssen wir in den Speisesaal zum Mittagessen, es ist schon 3.30 Uhr. Die meisten Soldaten geben uns ihre Feldpostnummer. Aber dann müssen wir endlich hinein. Dieser Tag war bisher

der Schönste und wir werden ihn nicht so leicht vergessen.

Der Ausflug zum Felkersee!

Heute morgen hatten wir sehr schönes Wetter. Unsere Führerin sagte: „Heute wollen wir einmal zum Schlesier-Haus." Natürlich sprangen wir alle hoch vor Freude. Im Nu waren alle angezogen. Das das Wetter so bleiben würde war sicher. Vor dem Haus bekamen wir hernach unsere Schnitten und Eier. Nun ging es fröhlich los. Auf dem Wege sahen wir wenig Blumen, auch sonst nichts Besonderes. Kurz vor dem Schlesierhaus machten wir Rast. Ruth sagte, wir könnten schon etwas essen. Die meisten Mädel hatten natürlich wie immer schon ihre Brote und Eier aufgegessen. Zum Glück waren die Lehrerinnen nicht mitgegangen, sonst hätte es wieder einen Knall gegeben. Nach einer viertel Stunde ging es weiter im Gänsemarsch.

Am Schlesierhaus legten wir unsere Brotbeutel hin und besahen

uns die Gegend. Dort oben kam von dem Berg ein Wasserfall. Wir stiegen an der Seite empor bis wir oben über die Spitze gucken konnten. Dort blühten viele seltene Gebirgsblumen. Auch solche, die uns noch vollkommen fremd waren, aber jetzt lernten wir sie kennen. Einige von ihnen nahmen wir mit. An der Quelle tranken wir das kühle Gebirgswasser. Mit Ruth gingen wir ein ganzes Stück die Wiesen hinunter. Dort hinten lag noch Fußhoch der Schnee. Es war sehr warm, aber wir hatten alle Turnzeug an. Jeder hatte einen bunten Strauß von Gebirgswiesenblumen, als wir zurückgingen. Wir machten noch einen großen Bogen um den Felkersee. Dieser lag jetzt ruhig unter dem Glanz der Sonne. Als wir zum Schlesierhaus zurückkamen, nahmen wir unsere Sachen und Ruth pfiff zum Heimweg. Müde gingen wir zurück. Es war schon dunkel, als wir am Hotel ankamen.

Unsere Tour zum Tschirmersee.

Wieder einmal haben wir herrliches Wetter. Früh sind wir alle aufgestanden. Alle Mädel sind schon angetreten. Heute soll es besonders schön werden. Die Sonne lacht uns auch so freundlich zu als wolle sie sagen: „Geht nur, ich werde schon alles gut machen. In Marschkolonne treten wir an und marschieren nach Schmecks hinunter zum Bahnhof. Auf einmal sagte Fräulein Hennen: „Hört mal alle zu, aber ihr dürft nicht traurig sein, in 14 Tagen bis 3 Wochen fahren wir wohl nach Hause. Natürlich war die Freude groß, keiner konnte sich mehr beruhigen. Fröhlich fuhren wir dann mit der Straßenbahn ab. Am Tschirmersee angekommen, war es dort sehr nebelig. Wir gingen in eine Gastwirtschaft und warteten bis das Wetter wieder schön wurde. Nun konnten wir den

Tschirmersee in seiner ganzen Größe sehen. Er lag noch ganz ruhig unter dem feuchten Nebel. An manchen Stellen drang die Sonne durch. Am Ufer entlang gingen wir zum Poppersee. Er ist nicht ganz so groß und liegt förmlich in einem Kessel. Rundherum sind die Berge. Jetzt ist es schön, die Sonne lacht vom Himmel. Am See aßen wir unsere Butterbrote. Es gab auch Himbeersaft. Hans Scholz war auch mitgegangen. Er sagte, 14 Mädel wollte er mit auf die Osterva nehmen. Da wollte natürlich jeder mit. Aber nur die Größten durften mit. Hans führte uns immer den Zickzackweg hinauf. Oben auf der Osterva hatten wir einen herrlichen Blick auf das Gebirge. Etwas tiefer unter uns, ragte aus den Felsen ein spitzer langer Stein. Hier wurde er die Nadel genannt. Mit einer Gewandtheit kletterte Hans Scholz dort hinab. Er schnitt in das Holz, das dort angebracht war seinen Namen und das Datum. Einige Jungen wollten nachklettern, sie mußten wieder zurück, denn Hans und Herr Lange schimpften.

Wir gingen dann wieder zurück zum See. Die anderen warteten schon auf uns. Sie waren natürlich neidisch, aber wir machten uns da nichts draus. Fröhlich und doch müde fuhren wir wieder zurück. Von der Bahn aus mußten wir wieder rauf laufen zum Hotel. Nach dem Abendbrot zogen wir müde ab in unser Zimmer.

Unsere größte Bergtour.
Auf die Lomnitzer.

Alles war wieder mal früh raus, die Lehrerinnen hatten gesagt: „Steht schnell auf, heute machen wir eine sehr große Bergtour!" Das zog, wie der Blitz waren alle fix und fertig angezogen und standen vor dem Haus angetreten. Nachdem wir unsere Schnitten eingesteckt hatten, ging es los. Zuerst aufwärts zum Steinbachsee. Aber

das war für uns „geübte Bergsteiger" nur ein Spaziergang. Zuerst war es noch etwas nebelig, aber das sollte sich bald ändern, am Steinbachsee angekommen, stahl sich auch schon die Sonne hinter den Wolken hervor. Na, da konnte es ja noch schön werden. Am See wurde erst einmal gefrühstückt.

Da sagte Herr Lehrer Lange: „Jetzt zeigt mal was ihr könnt." Aber es wurde auch wirklich schwierig. Zum Sattel ging es sehr steil aufwärts. Es ging immer über Geröll. Da sahen wir die Berge entlang und gewahrten oben ein kleines schwarzes Knäuel. Aber da wurde auch schon gerufen und geschrien. Natürlich, wer sollte das auch anders sein als Hans Scholz und die Jungen. Die warteten schon auf uns. „Na, seid ihr auch noch mal gekommen?" sagten sie; als wir oben waren. Sie waren früher weggegangen. Als wenn wir nicht auch so schnell laufen könnten. Na, ja, die Hauptsache war, das wir oben waren. Also 2400 m hoch. Bis zur Spitze ist noch ein schönes Stück.

Als wir ein Stück höher waren, wurden 16 Mädel ausgesucht. Nun ging es mit Wolfram langsam hoch. Stein für Stein mußten wir hochklettern und uns noch hochziehen. Wir mußten sehr aufpassen, daß wir nicht abrutschten. Manchmal wurde unachtsam ein Stein gelöst. Unter großem Geschrei „Vorsicht Steinschlag" und „achtung Kopf weg" rollte er dann den Abhang hinunter. Da mußten wir sehr aufpassen.

Einige Bergsteiger kamen den Berg hinunter. Als sie uns sahen, wunderten sie sich, das wir Stadtmädel es wagten, auf den zweithöchsten Berg der Tatra zu steigen. Aber kein Wunder, wir wagen alles. Nach mühevollem Hochziehen waren wir endlich oben angekommen. Auch hier waren uns die Jungen schon wieder zuvorgekommen. Stolz über unser Tat suchten wir uns einen Platz. Als wir gerastet hatten, erklärte uns Hans Scholz die einzelnen Gebirgszüge, Berge und Seen.

[Späterer Eintrag:] Letzte große Tour. Heimfahrt am 1. Okt. 1941