Ein Bauverhinderungsprojekt: Das HJ-Heim in Neuhaus

In der Gemeinde Neuhaus (heute unter der Bezeichnung „Schloss Neuhaus“ ein Stadtteil von Paderborn) kam es in den Jahren 1937 bis 1943 zu dem Versuch, für die HJ ein Heim zu bauen. Ein Vorhaben, das letztlich über den Zustand eines Rohbaus nicht hinauskam. Und dies keinesfalls allein infolge des Krieges. Sondern in erster Linie aufgrund von Meinungsverschiedenheiten, einer ausufernden Bürokratie und Missmanagement.

Damit ist das HJ-Heim in Neuhaus ein besonders prägnantes Beispiel dafür, vor welchen organisatorischen und bürokratischen Herausforderungen die HJ stand, als sie sich, ohne nennenswerte Erfahrungen auf diesem Gebiet zu haben, daran begab, eigene Häuser nach eigenen ästhetischen und nicht zuletzt ideologisch motivierten Vorstellungen bauen zu wollen. Zugleich wird daran deutlich, welche Schwierigkeiten durch den hierarchischen Aufbau der HJ entstanden, da dieser durch eine starre bürokratische Struktur flankiert war, bei der keine Entscheidung getroffen werden konnte, ehe sie den Dienstweg bis ganz nach oben und wieder nach unten durchlaufen hatte. Weiter zeigt sich, welche Position die HJ in Bezug auf staatliche Strukturen, hier eine Gemeindeverwaltung, einnahm, wo sie Kompetenzen hatte, wo sie überfordert war, wo sie Gehör fand und wo sie sich unterordnen musste. Zudem wird sichtbar, welche regionalen Auswirkungen die nationalsozialistische Mangelwirtschaft hatte, die durch den Vierjahresplan mit seinen Verteilungskämpfen mehr schlecht als recht verwaltet wurde. Und schließlich zeigt das Beispiel auch noch die Wirkungen des Krieges auf die Arbeit der HJ und ihren allmählichen Bedeutungsschwund.(1)

Fußnoten

(1) Die Darstellung basiert auf den beiden Akten G 4906a und 4906b im Stadtarchiv Paderborn.

zuletzt bearbeitet am: 26.07.2016