Es gibt zahlreiche historische Aspekte, die durch Geschichten und „Geschichtchen“ beispielhaft vorgestellt werden können und so erheblich zum allgemeinen Verständnis beitragen. Hierzu dienen hier die „Beispielgeschichten“, durch die bestimmte zentrale Aspekte einzelner Themen im Speziellen und des Jugendlebens im Allgemeinen exemplarisch vorgestellt werden. Dabei wird eingangs das jeweils Exemplarische jeder Geschichte genauer erläutert, um so die Einordnung ins und die Bedeutung für das „große Ganze“ zu erleichtern.
Nach der Machtübernahme stand die Hitlerjugend vor dem Problem, für den massenhaften Andrang neuer Mitglieder geeignete Führerinnen und Führer auszubilden. Dafür wurden überall im Reich entsprechende Schulen gegründet. Da diese hinsichtlich von Größe, Ausstattung und Gelände höhere Ansprüche erfüllen mussten und die Hitlerjugend zu dem frühen Zeitpunkt noch keinerlei eigene Gebäude hatte erstellen können, griff sie häufig auf Jugendherbergen zurück. Das Angebot war hier jedoch begrenzt – die stark frequentierten und gut ausgestatteten Herbergen konnte die HJ wohl nicht alleine für sich beanspruchen. Mit welchen Alternativen sich die HJ deshalb zu begnügen hatte, wird am Beispiel der „Jugendburg Alpen“ deutlich – einem ausgesprochen maroden Gebäude im Kreis Moers. Dort richtet das Gebiet Ruhr-Niederrhein 1934 ihre erste Gebietsführerschule „Herbert Howarde“ ein und musste dabei starke Abstriche beim Komfort machen.
Das Beispiel dieser Gebietsführerschule führt aber noch weiter. Wegen der Baufälligkeit des Gebäudes und anderweitigen Nutzungsabsichten sah man sich 1940 nach einer Alternative um und fand diese in einer „arisierten“ Villa des Essener Bankiers Dr. Franz Hirschland. Damit ist diese Beispielgeschichte zugleich ein Beleg dafür, dass sich die Hitlerjugend an den „Arisierungen“ des NS-Regimes bereicherte.
zuletzt bearbeitet am: 26.07.2016