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Ein Fund aus Istanbul

Hier gilt es eine verschlungene Geschichte mit vielen interessanten Aspekten zu erzählen. Sie begann mit einem kleinen Fund von Schellackplatten und mündete in ein Forschungsprojekt von erheblichem Ausmaß, in dem es um nicht weniger geht als das Goebbel’sche Propagandaministerium, die Auslandsorganisation der NSDAP, die zur Effektivierung der deutschen Auslandspropaganda ins Leben gerufene „Zentralstelle für Deutsche Kulturfunksendungen im Ausland“, das Leben der deutschen Gemeinschaft in Istanbul einschließlich deren „Gleichschaltung“ und „Nazifizierung“ ab 1933 und zudem um das durchaus ungewöhnliche Leben, Denken und Handeln jenes Mannes, der durch seinen Fund dieses Projekt posthum erst angestoßen hat. Und natürlich geht es um die Inhalte der Schallplatten, die durch seine Initiative die Zeit überdauerten und hier nun vorgestellt werden können.

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Ein Fund aus Istanbul

Die NS-„Jugenderziehung“ und die deutsche Auslands-Propaganda im Spiegel ihrer Schallplattenproduktionen

Im Juli 2017 erreichte das NS-Dokumentationszentrum eine ungewöhnliche Anfrage: Eike Otto aus der Nähe von Berlin fragte an, ob eventuell Interesse an der Übernahme von Teilen des Nachlasses seines Vaters bestehen würde, in dem sich neben anderen Zeitzeugnissen rund 90 alte Schellack-Platten befänden, die sich vornehmlich mit Themen der NS-Jugenderziehung beschäftigen würden.

Der Hintergrund ist folgender: Der 1929 geborene und im April 2017 verstorbene Gert Otto war, bevor er 1974 als evangelischer Pfarrer zunächst in Halver, dann in Hagen tätig wurde, in den 1960er Jahren als Diakon in der Seemannsmission in Istanbul aktiv gewesen, die dort im Gebäude des alteingesessenen deutschen Vereins „Teutonia“ untergebracht war. Hier habe, so weiß sein Sohn Eike zu berichten, sein Vater dann bei Umbauarbeiten offenbar in einem Verschlag versteckte Schallplattenausnahmen aus der NS-Zeit entdeckt, vor der Vernichtung gerettet und in den 1970er Jahren mit nach Deutschland genommen, wo sie seitdem unbeachtet in seiner Wohnung aufbewahrt worden seien.

Für das NS-Dokumentationszentrum stellen diese Audio-Aufnahmen einen hochinteressanten Fund dar, zumal sie ein parallel betriebenes Editionsprojekt zur NS-Lagererziehung ideal ergänzen. Daher wurde das angebotene Konvolut übernommen und nach Köln geholt, gesäubert, digitalisiert, kommentiert und um zahlreiche Aspekte angereichert, von denen jeder einzelne schon ein eigenes Forschungsprojekt darstellt.

Entsprechend viel gilt es hier zu entdecken und vor allem auch zu hören.