Caritas

Diese Kurzbezeichnung des größten deutschen Wohlfahrtsverbandes geht auf den lateinischen Begriff „caritas“ für Nächstenliebe zurück. Gegründet wurde der Deutsche Caritasverband (DCV) mit Sitz in Freiburg im Breisgau am 9.11.1897 in Köln von dem jungen Priester Lorenz Werthmann, um die zahlreichen Hilfsangebote katholischer Organisationen für die vielen Menschen, die durch Krankheit und Behinderung oder im Zuge der Industrialisierung in Not und Armut geraten waren, zu bündeln. Der Erste Weltkrieg machte Verbesserungen in Organisation, Finanzierung und Aufgabenstellung notwendig und brachte dem Verband im Jahr 1916 die Anerkennung als Sozialdienst der katholischen Kirche durch die deutschen Bischöfe. In den zwanziger Jahren wurden viele Ausbildungsstätten und Fortbildungsangebote vor allem für Berufe in den Bereichen der Kinder- und Jugendfürsorge, der Krankenpflege und Seelsorge aufgebaut. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten häuften und verschärften sich – ungeachtet des Reichskonkordats vom 20.7.1933, das die uneingeschränkte Weiterarbeit der Caritasverbände gesichert erscheinen ließ – deren Eingriffe und Gleichschaltungsversuche. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) baute sich in enger Verzahnung mit der Partei als Konkurrenz zu den freien Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas auf, indem sie in Tätigkeitsfelder wie z.B. die der allgemeinen Wohlfahrtspflege, der Hilfen für Familien, Jugendliche und Wohnungslose drang. Es gelang ihr aber nicht, sie vollständig aufzusaugen, sondern der DCV arbeitete eingeengt, unter erschwerten Bedingungen und zunehmenden Konflikten weiter. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass Behinderte oder sogenannte Erbkranke in seinem Verantwortungsbereich der nationalsozialistischen Euthanasiepolitik zum Opfer fielen: nur zwischen 1939 und 1941 wurden aus katholischen Einrichtungen etwa 12.000 Menschen ermordet.