Rudolf Heß

Der am 26. April 1894 in Alexandria geborene Heß zählte 1920 zu den ersten Mitgliedern der NSDAP. Die besondere Vertrauensstellung, die er bei Hitler genoss, resultierte aus seiner Teilnahme am Putschversuch 1923 und der folgenden gemeinsamen Haftzeit, in der er seinem „Führer“ beim Verfassen von Mein Kampf assistierte. 1925 wurde er dessen Privatsekretär.

Nach der Machtübernahme wurde Heß Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Obergruppenführer der SS. Am 21. April 1933 wurde er zum „Stellvertreter des Führers“ ernannt und beteiligte sich in der Folge am Aufbau von „Führerstaat“ und „Hitler-Mythos“. Er gewann erheblichen Einfluss auf die staatliche Politik, sodass zahlreiche Gesetzeswerke ab 1934 die Unterschrift von Heß trugen. Insbesondere bei der Annexion Österreichs und des Sudetenlandes 1938 spielte er eine wichtige Rolle im Hintergrund.

Am 10. Mai 1941 kam es zum Eklat, als Heß einen geheimen Flug nach Glasgow unternahm, wo er mit dem Fallschirm absprang. Anschließend wurde er in London interniert. Es ist bis heute nicht geklärt, ob er diesen Versuch, einen Friedenschluss mit England im Vorfeld des Überfalls auf Russland zu erreichen, auf eigene Initiative unternahm oder von Hitler dazu angeregt wurde. Die NSDAP-Führung distanzierte sich jedenfalls von ihm, erklärte ihn zum „Verräter“ und für geisteskrank.

Heß wurde bis Kriegsende in England festgehalten und anschließend zu lebenslanger Haft verurteilt, die er bis zu seinem Tod am 17. August 1987 als letzter Häftling im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau absaß.