Völkische Bewegung

Die seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland aufkommende völkische Bewegung entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg zu einer nationalen, antisemitischen und rassistischen Strömung, in der völkisch "im Sinne eines auf den Rassegedanken gegründeten Volksbewusstseins" verstanden wurde - eine Bewegung, die Hitler unverändert in seine NS-Rassenpolitik übernahm und blutig durchsetzte.

Bereits im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Deutschland die sozialdarwinistische Vorstellung vom "Kampf ums Dasein", nach der sich das Stärkere und Wertvollere durchsetzt. Bezogen auf das deutsche Volk entstand aus dem Sozialdarwinismus die These von der Notwendigkeit eines Kampfes um neuen Lebensraum für das germanische Volk, der vor allem im Osten Europas zu suchen sei.

Zeitgleich begann ab 1875 die Verdeutschung des Begriffes national als "völkisch", was im Sinn eines ethnisch exklusiven, meist antisemitischen Nationalismus meint: "sich auf das Volk beziehend, dem Volk gemäß". Dieser antisemitische Nationalismus war Ausgangsbasis für den "rassisch" begründeten Antisemitismus, der Juden als minderwertigere Rasse und Wurzel allen Übels sah. Der Gedanke der Völkischen Bewegung wurde vor allem in dem 1890 gegründeten "Alldeutschen Verband", dem 1912 entstandenen antisemitischen "Reichshammerbund" sowie dem daraus hervorgegangenen Geheimbund "Germanenorden" gepflegt. Als nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg viele Deutsche nach ihrer Identität, nach Ursache und Schuld suchten, fanden sie den neuen Wert im Deutschsein an sich und sahen die Juden als Schuldige für die "Schmach" von Versailles. Die völkische Bewegung vereinigte sich im "Deutschen völkischen Schutz- und Trutzbund", sammelte sich in weiteren antisemitischen Organisationen und fand beispielsweise in der DNVP (Hugenberg-Flügel), im Stahlhelm, im Deutsch-nationalen Handlungsgehilfenverband (DHV) und in Teilen der Jugendbewegung weite Verbreitung und Resonanz.

Während seiner Aufstiegsphase nutzte Hitler die völkische Bewegung, um in die besseren Münchener Gesellschaftskreise hineinzukommen, deren finanzielle Unterstützung er suchte. Obwohl er sich alsbald wieder von dieser Bewegung distanzierte und ihre Vereine gleich nach 1933 verboten wurden, setzte der Nationalsozialismus ihre rassistischen und antisemitischen Vorstellungen fort. Nach nationalsozialistischem Gebrauch wurde völkisch  hinfort "im Sinne eines auf den Rassegedanken gegründeten Volksbewusstseins" betrachtet und in der NS-Rassenpolitik durchgesetzt.