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Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
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Ortsgeschichten

Die Geschichte von „Jugend“ folgt sicherlich allgemeinen Entwicklungen und „großen“ Linien. „Erfahrbar“ und nachvollziehbar wird sie aber zumeist erst am konkreten Beispiel eines Dorfes, einer Stadt oder einer Region, das quasi mikroskopische Einblicke in Prozesse gewährt, die dem Betrachter beim Blick auf das reichsweite „große Ganze“ verborgen bleiben müssten. In den hier versammelten Beiträgen werden daher die jeweiligen Bedingungen vor Ort in den Mittelpunkt gerückt, um so die „Potenziale lokal- und regionalgeschichtlicher Perspektiven“ für die jeweiligen Themenaspekte auszuloten.

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Rassismus

Das Franz-Sales-Haus

Das Franz-Sales-Haus in Essen ist ein katholisches Heilerziehungsheim für Menschen mit geistigen, psychischen oder mehrfachen Behinderungen. Die 1884 gegründete Einrichtung bietet heute mit 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 20 Standorten im Stadtgebiet rund 1.500 Pflege- und Betreuungsplätze an.

In einer aktuellen Selbstdarstellung des Hauses heißt es: „Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll. Als katholische Einrichtung ist die Leitlinie unseres Handelns die lebensbejahende christliche Nächstenliebe. Deshalb nehmen wir jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit so an wie er ist."

Das war nicht immer so, denn auch der Heim- und Erziehungsalltag des Franz-Sales-Hauses war zwischen 1933 und 1945 in erheblichem Maße durch die radikalen „rassenhygienischen" Ziele des NS-Regimes bestimmt. So wurden auch Bewohner des Hauses zwangssterilisiert und während des Krieges zu Opfern der „Euthanasie".

Andererseits war es dem mutigen Engagement des mit ihrer geistlichen Betreuung beauftragten Kaplans zu verdanken, dass viele der 1943/44 todgeweihten Kinder und Jugendlichen ihre Verschickung in zumeist im Osten liegende so genannte „Kinderfachabteilungen" überlebten und nach Kriegsende nach Essen zurückkehren konnten.