Neuheidentum

Seit Ende des 19. Jahrhunderts bis heute gibt es viele unterschiedliche Formen und Strömungen des Neuheidentums, die versuchen, die vor- oder nichtchristliche Naturreligion der Germanen mit deren Götterglauben, Mythologie und Brauchtum wiederzubeleben.

Diese Vorstellungen griff auch Alfred Rosenberg in seinem Buch „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ von 1930 auf, dem neben Adolf Hitlers „Mein Kampf“ inhaltlich und nach Auflagenstärke bekanntesten Standardwerk zur nationalsozialistischen Weltanschauung (das allerdings selten tatsächlich gelesen wurde). Ganz anders als Karl Marx, der die Weltgeschichte als eine Geschichte von Klassenkämpfen auffasste, sah Rosenberg in ihr die Geschichte von Rassenkonflikten. Getrieben von antisemitischen Verschwörungstheorien und Antibolschewismus erhob er die nordische zur überlegenen Rasse, die sich gegen Juden und Freimaurer durchsetzen musste.

Mit pseudowissenschaftlichen Argumenten versuchte er, als neue „Religion des Blutes“ ein Neuheidentum zu begründen, das an die Stelle des Christentums treten sollte: „Im Mythus von Volksseele und Ehre liegt der neue bindende, gestaltende Mittelpunkt.“ Die „Priesterkaste“ in Rom bezeichnete er als mitschuldig am Verfall der germanischen Kultur. Die katholische Kirche ihrerseits setzte Rosenbergs Buch Anfang 1934 auf den Index der für ihre Mitglieder verbotenen Bücher.