Klinik Grafenberg

Das heutige Klinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wurde 1876 als Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Kranke in einem äußerst fortschrittlichen Pavillonsystem errichtet. Beschäftigung wurde hier als wichtigste Therapieform eingesetzt, wobei die Arbeit der Patienten, die sich relativ frei bewegen konnten, auch wirtschaftliche Erträge brachte und bescheiden entlohnt wurde. Die Anstalt wuchs zusehends und hatte im Jahr 1923 schon über 1000 Patienten.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fanden deren biologistische Rassenideologie und "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 14. Juli 1933 auch ihren Niederschlag im Anstaltsalltag in Grafenberg. So wurden allein von Anfang 1934 bis 1937 dort 485 Männer und Frauen zwangssterilisiert. Im Mai 1941 wurden dann im Rahmen der Euthanasie- Aktion „T4“ 62 Patienten in die Zwischenanstalt Galkhausen und von dort nach Hadamar verbracht und dort ermordet.

Etwa zur gleichen Zeit wurde in Grafenberg auch ein Hilfskrankenhaus für Kinder mit Scharlach oder Tuberkulose errichtet. Mit der Verschärfung des Luftkrieges und der Zerstörung anderer Krankenhäuser wuchs der Druck, die Gebäude für Verletzte und Bombengeschädigte zu räumen. Doch das bedeutete für die Psychiatriepatienten die Verlegung – oft in Tötungsanstalten. Die Sterberate, auch durch Hunger bedingt, steigerte sich bis 1944 auf 20,8%, doch die genaue Zahl der Opfer und ihr Schicksal werden sich nie mehr ermitteln lassen.

 
Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
Euthanasie
Galkhausen
Hadamar