Franz Vonessen

Der Kölner Stadtarzt im Gesundheitsamt Dr. Franz Vonessen nahm seine Entlassung in Kauf, als er aufgrund seiner katholischen Einstellung verweigert, kraft seines Amtes an der Durchführung des „Gesetzes zur Verhütung von erbkranken Nachwuchs" mitzuwirken.</i></b>

Der am 10.11.1892 in Rellinghausen bei Essen geborene Franz Vonessen wurde 1920 zum Fürsorgearzt des Gesundheitsamts Köln berufen und stieg 1929 zum Leitenden Stadtarzt auf. Aufgrund seiner Zugehörigkeit zur katholischen Zentrumspartei wurde er 1933 auf den Rang eines Stadtarztes zurückgestuft.

Da ihm aus politischen Gründen bei einem Austritt aus dem öffentlichen Dienst die Kassenzulassung entzogen würde, nahm Vonessen von dieser Überlegung wieder Abstand, sah sich aber 1934 mit den Bestimmungen des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" konfrontiert. Trotz Drängens des Kölner Gesundheitsdezernenten Carl Coerper lehnte er es jedoch aus religiösen Gründen ab, die Durchführung dieses Gesetzes in seinem Stadtbezirk zu übernehmen.

Als Arzt hatte er sich gerade für Schwache und psychisch Kranke eingesetzt. Damit wurde er der einzige Amtsarzt Kölns, der als gläubiger Katholik die Mitwirkung an den gesetzlich geforderten Zwangssterilisationen ablehnte. Als daraufhin seine Entlassung diskutiert wurde, erkrankte Vonessen im Herbst 1935 so schwer, dass er lange dienstunfähig war und nach seiner Genesung 1936 schließlich unter dem Vorwand seiner Erkrankung 1937 in den Ruhestand versetzt wurde.

Es ist bemerkenswert, dass sich Vonessen seit dem 1. Oktober 1937 als Arzt in Köln niederlassen durfte. Er baute eine gut besuchte Praxis auf, die zum Sammelpunkt aller wurde, „die nicht zur Partei gehörten oder Gegner der Partei waren". Gleichzeitig unterstütze er auch jüdische Patienten, die er trotz Verbot weiter behandelte, ja sogar Lebensmittelmarken an Verfolgte ausgab, sie versteckte oder ihnen falsche Papiere besorgte. Trotz aller dieser Unternehmungen überstand der Arzt, der zugleich eine achtköpfige Familie zu versorgen hatte, das Dritte Reich unbeschadet. Sein Beispiel beleuchtet den Spielraum, der auch von 1933-1945 für verantwortungsvolles ärztliches Handeln durchaus vorhanden war. In „Das gefährdete Leben" verarbeitet der Kölner Historiker Klaus Schmidt die Biografie dieses Arztes und erläutert zugleich die Gesundheits- und Rassehygiene-Politik der Nationalsozialisten in Köln und Deutschland.

Am 15.5.1945 wurde Vonessen von der Militärregierung als Leiter des Kölner Gesundheitsamts wieder eingesetzt. Er war Vorsitzender des Entnazisierungsausschusses, später Dezernent im Gesundheitsamt und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Deutschen Städtetages. Vonessenb Starb 1970.