Ostjuden in Deutschland

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versuchten viele Juden den Repressalien des zaristischen Russland durch Auswanderung - vor allem in die USA - zu entgehen. 1910 lebten daher etwa 70.000 sogenannte „Ostjuden" im Deutschen Reich.

Im Ersten Weltkrieg ging das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg aufgrund eines zunehmenden Facharbeitermangels dann dazu über, unter der jüdischen Bevölkerung der damals von der Reichswehr besetzten polnisch-russischen Gebiete Arbeitskräfte anzuwerben. Hierzu wurde den Juden Osteuropas von deutscher Seite suggeriert, ein deutscher Sieg bedeute deren Befreiung von russischer Herrschaft und damit das Ende der Pogrome, die seit Ende des 19. Jahrhunderts in diesen Gebieten immer wieder gegen die jüdische Bevölkerung inszeniert wurden. Auf diese Weise gelang es schließlich, rund 30.000 Juden aus dem späteren Polen - meist Handwerker und Arbeiter - ins Deutsche Reich zu holen. Die meisten siedelten sich in industriellen Ballungsgebieten an.

Die ostjüdische Bevölkerung sah sich in Deutschland - trotz ihrer recht geringen Zahl - sehr bald antisemitischer Hetze ausgesetzt, die sich nach dem verlorenen Krieg erheblich verstärkte. Aber selbst assimilierte „Westjuden" blicken mit durchaus gemischten Gefühlen auf ihre Glaubensgenossen. Das hatte seine Ursache vor allem in anderen Lebensformen und insbesondere in der streng orthodoxen Ausrichtung der aus dem östlichen Europa zugezogenen Juden.