Jugendherbergswerk (DJH)

Das Konzept der Jugendherbergen entstand während einer Gewitternacht im Sommer 1909 im Sauerland. Dort hatte der Lehrer Richard Schirrmann auf einer mehrtägigen Wanderfahrt mit seinen Schülern in einer während der Sommerferien leerstehenden Dorfschule Unterschlupf gefunden und die Idee gehabt, dass für die wandernde Jugend einfache und kostengünstige, jeweils in Tagesmärschen zu erreichende Unterkünfte geschaffen werden müssten. Er ging sofort daran, Unterstützer für sein Projekt zu suchen und in seiner Netteschule im sauerländischen Altena ein Provisorium einzurichten.

1914 wurde dann offiziell auf Burg Altena im Lennetal die erste ständige Jugendherberge eröffnet mit zwei Schlafsälen, einem für Mädchen und einem für Jungen, einer Küche und einem Tagesraum, bald auch Dusch- und Waschräumen. Dieses Modell fand so schnelle und weite Verbreitung, dass in Deutschland 1932 schon mehr als 4,5 Millionen Übernachtungen in 2.123 Jugendherbergen gezählt wurden.

Seit 1919 hatten sie mit der Gründung des „Zentralen Hauptausschuß für Jugendherbergen“ einen eigenen Verband. Doch auch bei den europäischen Nachbarn, in Polen, Holland, England, Frankreich, Norwegen, der Schweiz usw. entstanden Hunderte von Jugendherbergen, die sich am 20. Oktober 1932 in Amsterdam im Internationalen Jugendherbergsverband (International Youth Hostel Federation) mit Schirrmann als Präsidenten zusammenschlossen. An der nächsten internationalen Konferenz 1933 in Deutschland nahmen Vertreter aus den USA teil, wo innerhalb eines Jahres dreißig Youth Hostels eröffneten. So zog der Grundgedanke, das Wandern und Reisen junger Menschen zu fördern und dabei durch internationale Begegnungen zur Völkerverständigung und zum Frieden beizutragen, immer weitere Kreise.

Doch in Deutschland wurde das Jugendherbergswerk im April 1933, keine zweieinhalb Monate nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, dem Reichsjugendführer Baldur von Schirach unterstellt und Schirrmann als Vorsitzender zum Rücktritt gezwungen, der sich aber in der Illusion, dadurch noch günstigen Einfluss ausüben zu können, zur weiteren Mitarbeit als Ehrenpräsident bereitfand. Der DJH wurden gleichgeschaltet, politisch nicht mit der NSDAP konform gehende Herbergseltern ausgetauscht gegen HJ-Mitglieder, die für die rechte nationalsozialistische Gesinnung sorgen sollten. So wurden die Jugendherbergen fortan von der Hitlerjugend (HJ) in Beschlag genommen für ihre unzähligen Fahrten, Wanderungen, Schulungen… und später im Bombenkrieg für die Erweiterte Kinderlandverschickung.