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Chronik und Quellen
1937
Oktober 1937

Der Regierungspräsident berichtet aus Ansbach

Der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken erstattet am 8. November 1937 folgenden Bericht für Oktober 1937:

1) Das Versammlungsleben der jüdischen Vereine , besonders der religiös-caritativen, zeigte gegenüber dem Vormonat eine stärkere Belebung.

2) Die Ausstellung eines Reisepasses für einen jüdischen Unternehmer zum Zwecke einer Geschäftsreise nach Bukarest wurde von der Polizeidirektion Hof entgegen der Befürwortung durch die Industrie- und Handelskammer versagt. Es stellte sich bei den Erhebungen heraus, daß die Firma, die in Bukarest besucht werden sollte, jüdisch und als deutschfeindlich bekannt ist. Da auch sonst die Person des Antragsstellers nicht einwandfrei erschien, war die Annahme berechtigt, daß die Auslandsreise von dem jüdischen Unternehmer zu staatsfeindlichem Verhalten mißbraucht worden wäre.

3) In Burghaslach, BA Scheinfeld, wurden im dortigen Judenfriedhof Grabsteine und die Leichenhalle durch Steinwürfe beschädigt. Der Schaden beträgt etwa 350 RM. Als Täter konnten 4 strafunmündige Volksschüler ermittelt werden. Anhaltspunkte dafür, daß sie von Erwachsenen angestiftet worden wären, ergaben sich nicht. Nach den Feststellung entstammen die Täter ausnahmslos judenfreundlichen Familien.

4) Der jüdische Viehhändler [N.N.a] von Sugenheim, BA Scheinfeld, der am 14.7.1937 vom AG Scheinfeld wegen Betrugs beim Viehhandel zu 6 Wochen Gefängnis und 100 RM Geldstrafe verurteilt wurde, erreichte in der Berufungsverhandlung am Landgerichte Würzburg einen Freispruch.

5) Gegen den Alleininhaber der Holzgroßhandlung M. Bettmann u. Co in Nürnberg, den Juden Alfred Fränkel, wurde von der Preisüberwachungsstelle bei der Regierung von Oberfranken und Mittelfranken in Ansbach wegen fortgesetzter umfangreicher Verstöße gegen die Preisstoppverordnung eine Ordnungsstrafe von 100.000 RM verhängt. Die Firma, die im Bayerischen Wald ein großes Sägewerk besitzt, wurde eine ganze Reihe von schweren Verstößen gegen die Preisstoppverordnung nachgewiesen.

6) Vom Bezirksamt Weißenburg i. Bay. wurde am 27.10.1937 der Viehhändler Bernhard Bermann von Ellingen in Schutzhaft genommen, da er u.a. mit Bezug auf Kreisleiter Gerstner und Bürgermeister Maderholt äußerte: ''Paß auf Leonhard, Du kannst dir 10.000 RM verdienen, wenn Du diese zwei erschießen tust''.

7) Die Ortsgruppe Bamberg des jüdischen Kulturbundes veranstaltete am 13.10.1937 in Bamberg ein Konzert durch das Mendelsohn-Trio Hella Chitrik, staatenlos, Leo Schway und Paul Blumenfeld, sämtliche aus Leipzig. Die Veranstaltung war auch durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zugelassen.

Außerdem veranstaltete das Ensemble des Jüdischen Kulturbundes Hamburg am 27. und 28.10.1937 in Bamberg zwei Theateraufführungen. Zur Aufführung gelangte ''Jean'' von Bus-Fekete. Auch diese Aufführungen waren vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda genehmigt.

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