Die Gestapo berichtet aus München
Die Gestapoleitstelle München erstattet am 1. November 1937 folgenden Bericht für Oktober 1937:
Evangelische Bewegung (…)
Im Zusammenhang mit der vorerwähnten Stellungnahme der Bekennenden Kirche gegen die Schrift Rosenbergs ''Protestantische Rompilger'' ist ein Flugblatt beachtenswert, das hier erfaßt wurde und das von New York aus an eine prominente Persönlichkeit Münchens geschickt worden ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß als Hintermänner dieses Flugblattes evangelische Kreise in Frage kommen. In diesem Flugblatt heißt es:
''Fort mit dem Juden Rosenberg. Rosenberg wird von dem internationalen jüdischen Kapital bezahlt, um Unruhe und Unfrieden in Deutschland zu stiften, damit das Regime möglichst bald fällt. Deutschland wurde überall bewundert, als es so mutig gegen den jüdischen Kommunismus kämpfte. Die Stimmung gegen Deutschland schlug um, als unter Leitung Rosenbergs der Kampf gegen die Kirche losging. Die jüdische Presse frohlockte. Wem nützt dieser Unfrieden? Einzig und allein den Juden. Rosenberg ist ein getarnter Jude, der eine ähnliche Rolle in Deutschland spielt wie die Königin Esther am Perserhof. Rosenberg wird so wenig von Hitler durchschaut wie eine untreue Frau von ihrem Mann. Die ganze Welt weiß es, nur er nicht. Quosque tandem? Ein deutscher Patriot.'' (…)
Juden
Der Jude [N.N.a], der vom Jahre 1916 bis 1927 beim Militär war, und kurz vor Vollendung seiner 12jährigen Dienstzeit wegen seines schlechten Lebenswandels entlassen wurde und der wegen Urkundenfälschung, Betrugs, Unterschlagung und Diebstahls sowie wegen Rassenschande erheblich vorbestraft ist, mußte wegen seiner hetzerischen Äußerungen in der Öffentlichkeit in Schutzhaft genommen werden. Er stellte die Behauptung auf, daß alles, was uns die Zeitungen über das Ausland schreiben, Lüge sei, und daß Deutschland erleben könne, daß in zwei, drei oder fünf Jahren Hitler durch eine Militärdiktatur abgelöst werde, denn Schleicher sei nicht umsonst erschossen worden. In Bezug auf den Führer äußerte Schwarz, daß der Führer seine Arbeit nicht richtig erledigen könne, da er immer auf Reisen sei. Die Meldungen der deutschen Presse über die Erschießungen von Offizieren in Sowjetrußland seien ebenfalls Lüge.
Der Jude [N.N.b], der wegen Verdachts der Rassenschande dem Ermittlungsrichter vorgeführt wurde, ist am 17.10.37 wieder aus der richterlichen Haft entlassen worden. Bezeichnend für die jüdische Frechheit ist es, daß [N.N.b] bis zuletzt in Kreisen von Altparteigenossen verkehrte und sich den Anschein gab, als sei er Arier . Er täuschte so in hinterhältiger Weise Parteigenossen.
Auf dem Wege der Devisenkontrolle wurde hier ein Brief erfaßt, der zweifellos von einer Jüdin stammt und nach Haifa adressiert war. In diesem Brief wird in gehässiger Weise zu dem Staatsbesuch Mussolinis und zur Eröffnung des Hauses der deutschen Kunst Stellung genommen.
Aus einer Umschichtungsgärtnerei für Juden in Feldmoching wurden Deckbretter, die für gärtnerische Zwecke bestimmt waren, entwendet. Ob es sich hierbei um einen Diebstahl aus politischen Gründen (gegnerische Einstellung zum Judentum) handelt, ist bis jetzt nicht festgestellt.
Die Aufklärungsarbeit, die in den Kreisen der Bevölkerung allmählich, wenn auch nur zu Teilerfolgen führt, wird vom Judentum mit besonderem Interesse verfolgt. Insbesondere ist es das jüdische Hetzorgan ''Israelitisches Wochenblatt'' Zürich, das sich in einem Artikel in polemischer Weise äußert und u.a. ausführt:
Die Hinausstoßung der Juden aus Handel und Industrie geht namentlich in den Provinzgauen mit ständig wachsendem Erfolg vor sich. In nationalsozialistischen Kreisen ist man der Ansicht, daß die Aktion gegen den jüdischen Detailhandel in der Provinz bald beendet und vielleicht schon binnen 6 Monaten vollkommen liquidiert sein wird. Die Mittel für diese Aktion sind: Boykottposten vor den Geschäften, Zwang zur Übergabe der Geschäfte in arische Hände, Verweigerung der Geschäftslizenz, Zwang zur Auswanderung usw. Nunmehr konzentrieren sich die Bemühungen zur Ausmerzung der Juden aus dem Wirtschaftsleben auf das Industrie- und Warenhauswesen . In dem gegenwärtigen System der öffentlichen Zuteilung der in einem sehr beschränkten Maße vorhandenen Rohstoffmengen an die einzelnen Produzenten haben die Nationalsozialisten eine ausgezeichnete Waffe in der Hand, Juden von der Produktion allmählich auszuschließen.
Der Gärtner Franz Kreitmayr, der in seinem Betriebe Juden zur Umschulung zwecks Auswanderung beschäftigt, äußerte sich: ''Wenn wir in Deutschland lauter Juden hätten, dann ginge es besser und viel ehrlicher zu. Die Juden sind ehrlichere Leute als ihr alle zusammen.'' Gegen Kreitmayr wurde Strafanzeige erstattet. Außerdem wurde ihm die Erlaubnis zur Umschulung von Juden entzogen. (…)
Wirtschaft
Die im Reiche ansässigen Juden haben nach wie vor die Möglichkeit, ihre Kinder auf Kosten der Reichsdevisen im Ausland studieren zu lassen. Diese Judenkinder, die oft 20 Jahre und älter sind, jedoch bei ihren Eltern im gemeinsamen Haushalt waren, werden im Ausland zumeist absolut staatsfeindlich erzogen. Um ihre Eltern zu besuchen, erhalten sie Gelegenheit, in regelmäßigen Zeitabständen ins Reich zurückzukehren.
Als großer Übelstand muß es bezeichnet werden, daß diese Judensprößlinge, die heute vielfach die legalen Kuriere und Greuelpropagandisten darstellen, zur Ermöglichung ihres Auslandsaufenthaltes von den zuständigen Devisenstellen monatliche Beträge von RM 300-500 in Devisen freigegeben erhalten. Es erscheint dringend geboten, im Interesse der Reichsdevisenlage sowie zum Schutze politischer Interessen des Reiches den Juden die Möglichkeit, ihre Kinder im Ausland studieren zu lassen, zu nehmen. [...]
Im Berichtsmonat kamen ungefähr 600 Anträge zur politischen Beurteilung zwecks Ausstellung von Gewerbeberechtigungskarten in Vorlage. Die Mehrheit der Anträge bezog sich auf die Ausstellung von Gewerbelegitimationskarten. Bei 4 Antragsstellern wurden gegen die Erteilung der Leg. Karten Bedenken erhoben.
Der Jude Kahn Herbert, geb. 21.1.89 in München, der sich zur Zeit in Zagreb (Jugoslawien) aufhält, ist als Holzaufkäufer für die Firma F. [...] Sohst in Hamburg tätig. Er beantragte eine Gewerbelegitimationskarte, trotzdem er im Jahre 1934 längere Zeit in Schutzhaft war. Er hat sich seinerzeit über die angebliche Rohstoffknappheit in Deutschland in zynischer Weise geäußert.
Der Jude Marx Leo, geb. 5.6.96 in Betting war von April 1934 bis November 1935 wegen seines volks- u. staatsfeindlichen Verhaltens in Schutzhaft. Für die Genannten wurden Bedenken erhoben gegen die Erteilung einer Legitimationskarte.
Die übrigen 2 Antragsteller waren Arier, die wegen Betrugs, Unterschlagung, sowie wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz vorbestraft waren. (…)
Emigranten (…)
Über das Grenzpolizeikommissariat Salzburg sind im Monat September ungefähr 320 Juden zwecks Auswanderung nach Palästina ausgereist.