Die Gestapo berichtet aus München
Die Gestapoleitstelle München erstattet am 1. Oktober 1937 folgenden Bericht für September 1937:
Die durch die Verwicklungen in Spanien und im Fernen Osten in weiten Volkskreisen vorhandene Kriegspsychose wurde durch die Kundgebungen, die Reden des Führers und des Duce, fast völlig beseitigt. Von der Notwendigkeit der gemeinsamen Bekämpfung des verbrecherischen Bolschewismus u. Judentums durch die tragenden Mächte der Ordnung und des Friedens hat sich selbst der Großteil des politisch desinteressierten Bürgertums überzeugen lassen.
Inlandspresse (…)
Zu beanstanden wäre schließlich noch die Übernahme der schreienden jüdischen Geschäftsreklame durch bürgerliche Zeitungsverlage. Insbesondere fallen in dieser Hinsicht die ''Münchener Neuesten Nachrichten'' und die ''Münchener Zeitung'' auf. (…)
Deutsche Glaubensbewegung
Die deutsche Glaubensbewegung ist verhältnismäßig wenig mit Veranstaltungen hervorgetreten. Am 1.9.37 wurde im kleinen Wagnersaale in München eine Veranstaltung abgehalten, an der etwa 250 Personen teilnahmen und Helmuth Neumann aus Stuttgart als Redner auftrat. Neumann, der über das Thema ''Ist das Christentum jüdisch?'' sprach, versuchte nachzuweisen, daß die christlichen Glaubenssätze vollkommen verjudet seien mit dem Hinweis, daß die ganze Geschichte des alten und neuen Testaments jüdischen Ursprungs ist. Im Verlaufe seiner Ausführungen brachte Neumann zum Ausdruck, daß die Juden an dem seit 1917 beginnenden gewaltsamen Niedergang Deutschlands bis zur Machtergreifung die Schuld tragen. Dem Führer sei es zu danken, daß Deutschland errettet und dem jüdischen Gesindel Schranken gesetzt wurden. Trotzdem betreibe die Kirche, angefangen von Kardinal Faulhaber bis zum kleinsten Kaplan bewußt eine staatsschädigende Propaganda für die Juden, indem versucht wird, Sonntag für Sonntag dem Volke den rein jüdischen Glauben einzuhämmern. Die Rassenschänder würden heute schwer bestraft; ebenso gehörten auch diejenigen bestraft, die geistige Rassenschande betrieben, wie dies insbes. die katholischen Geistlichen machen. Darum müßte heute für die deutschen Volksgenossen die Parole lauten ''Fort mit diesen jüdischen Machenschaften und Schwindeleien''. (…)
Judentum
Die jüdischen Organisationen und Verbände sind im Berichtsmonat nur unwesentlich mit Veranstaltungen hervorgetreten. Lediglich die zionistischen Gruppen waren etwas reger. So veranstalteten die Zionistische Ortsgruppe München am 18.9.37 in der Turnhalle des Jüdischen Turn- und Sportvereins München eine Versammlung, an der etwa 450 bis 500 Personen teilnahmen und der Rabbiner Dr. Max Nussbaum aus Berlin als Redner auftrat. Dr. Nussbaum beschäftigte sich ausschließlich mit einem zu gründenden selbständigen Judenstaat in Palästina . Er betonte, daß bis jetzt erst etwa 1/5 des zu erwerbenden Bodens tatsächlich erworben worden sei. Die übrigen 4/5 müßten durch Kauf von den Arabern, durch finanzielle Opfer des gesamten Judentums erst aufgebracht werden. Die Mandatsregierung habe nur einen ganz kleinen Teil des Bodens zu verschenken, während der größte Teil davon von der arabischen Bevölkerung erst käuflich erworben werden müsse, nachdem fast das ganze Territorium, auf dem der Judenstaat errichtet werden solle, in arabischen Besitz sei. Die Errichtung, wenn auch nur eines kleinen selbständigen Judenstaates, sei eine brennende Frage von ungeheurer Wichtigkeit für das Judentum. Etwa 16 Millionen Juden seien heute noch Gäste in den verschiedenen Ländern der Welt. Es müsse der Welt nun gezeigt werden, daß auch die Juden fähig seien, einen selbständigen, wenn auch vorerst noch kleinen Staat aus eigener Kraft zu errichten, und zu erhalten. Vorerst könnten kaum mehr als 2 Millionen Juden angesiedelt werden. Diese Ansiedler hätten aber zu beweisen, daß sie imstande seien, einen Kulturstaat aufzubauen und zu erhalten. Unter den bereits geschilderten Verhältnissen könne auf die Opferbereitschaft des Judentums nicht verzichtet werden. Dr. Nussbaum schloß seine Rede mit dem Appell an die Pflicht der Opferbereitschaft des einzelnen, die zum Gelingen des großen Werkes beitragen möge.
Im Bericht vom August wurde bereits angedeutet, daß die Staatszionisten demnächst einen Propagandafeldzug gegen die Züricher Kongreßbeschlüsse planen. Mit Rücksicht auf die bisher schwach besuchten Veranstaltungen der Staatszionisten und die Tatsache, daß die Staatszionisten zahlenmäßig gering und auch finanziell nicht leistungsfähig sind, ist nicht anzunehmen, daß dieser Gruppe ein Erfolg beschieden sein wird.
Trotz der schweren Strafen, die über Rassenschänder verhängt werden, lassen sich die Juden nicht abschrecken, immer wieder in dieser Richtung straffällig zu werden. So konnten in München allein drei Fälle von Verdachts der Rassenschande dem Richter zu Strafeinschreitung übergeben werden. Mit welcher Hartnäckigkeit und Kaltblütigkeit die Juden fortfahren, Rassenschande zu treiben, zeigt der Fall des Juden [N.N.a] aus München, der trotz der zu erwartenden schweren Strafen seine Geliebte, mit der er seit 15 Jahren ein Liebesverhältnis unterhält, täglich bis spät gegen abends in seiner Wohnung beherbergt. (…)
Wirtschaft (…)
Z. Zt. wirkt sich der Rohstoffmangel in der Textilindustrie besonders beunruhigend unter der Bevölkerung aus. Die Webereien schreiben an ihre Kunden in aller Offenheit, daß bestimmte, meist Baumwollartikel nicht mehr geliefert werden können, und dafür ''Ersatzstoffe'' wie Zellstoff- und Kunstseidefabrikate angepriesen werden. Auf Grund dieser Schreiben glauben sich Textil- Groß- und Kleinhändler berechtigt, ihre Kunden im gleichen Sinne zu verständigen. Es wird dabei, von den jüdischen Firmen zum Teil völlig bewußt, erhebliche Unruhe in die Bevölkerung getragen. Dieser Zustand wird in klar ersichtlicher Absicht vielfach dadurch verstärkt, daß zwar bei den Fabriken knapp gewordene aber am Lager des betreffenden Groß- oder Kleinhändlers reichlich vorhandene Ware zurückbehalten wird. Es mußte in letzter Zeit vielfach gegen derartig schmutzig handelnde Firmen vorgegangen werden. Der jüdische Textilgroßhändler [N.N.b] wurde hierwegen in Schutzhaft genommen und ins Konz.Lager Dachau überführt.
Auf dem Devisenmarkt häufen sich die Klagen arischer Geschäftsleute, daß ihnen zu Geschäftsreisen usw. zumeist nur sehr geringe Mengen von Devisen zur Verfügung gestellt werden, während zahllose Juden scheinbar unbeschränkt über Devisen verfügen und Monate lang zu reinen Vergnügungszwecke sich im Ausland aufhalten können.
Hierzu muß festgestellt werden, daß tatsächlich in dieser Richtung eine bedeutende Gesetzeslücke in devisenrechtlicher Hinsicht vorhanden ist. Juden, die aus nicht geschäftlichen Gründen ins Ausland wollen, brauchen lediglich bei irgendeiner Bank, gleichwohl einer jüdischen oder arischen, den Antrag auf Devisenzuteilung stellen. Die Reichsbank Berlin, an die der Antrag gelangt, gibt je nach Vorrat die geforderten Devisen frei, ohne sich um die Abstammung des Gesuchstellers und um den Grund der Ausreise, soweit um die sonstigen Verhältnisse desselben zu kümmern. Es ist dies ein Zustand, der dringender Abhilfe bedarf.
Als unerträglich müssen die zahllosen jüdischen Auslandsvertretungen deutschen, größtenteils arischer Firmen empfunden werden. Bei gelegentlichem Vorstellen bei diesen Firmen wollen diese keinesfalls von ihren jüdischen Vertretern lassen. Sie betonen, daß gerade und nur Juden in bestimmten Ländern wie Polen, Tschechoslowakei, Frankreich, usw. Kunden gewinnen können und daß daher die Tätigkeit dieser Juden ''im Interesse des Vierjahresplanes'' gelegen ist. Es werden da zahlreiche, zumeist unkontrollierbare Beispiele vorgebracht, wonach jüdische Auslandsvertreter den Export um ein Vielfaches erhöht haben.
Andrerseits wurden hier wiederholt Fälle bekannt, in denen zwar Juden mit deutschen Waren ihre Auslandsexistenz aufgebaut, jedoch später dann die Auslandskunden, bei denen sie mit deutschen Qualitätswaren eingeführt waren, mit geringwertigen ausländischen Fabrikaten versorgt haben. Vielfach waren die Auslandskunden durch die gleichbleibenden Preise noch der Meinung, deutsche Waren erhalten zu haben.
Deutsche Firmen versuchen so, unter Berufung auf den Vierjahresplan und auf die Devisenknappheit, ihre jüdischen Auslandsvertreter zu halten. So weigerte sich die arische Firma Sohst Holzimport in Hamburg, ihren jüdischen Holzaufkäufer in Jugoslawien, der wegen Greuelpropaganda in München längere Zeit in Schutzhaft war, durch einen arischen Vertreter zu ersetzen.
Im Berichtsmonat kamen ungefähr 800 Anträge zur politischen Beurteilung zwecks Ausstellung von Gewerbeberechtigungsscheinen in Vorlage. Die Mehrheit der Anträge bezog sich auf die Ausstellung von Gewerbelegitimationskarten. Bei 18 Antragsstellern wurden gegen die Erteilung Bedenken erhoben. Hiervon waren 8 arische Antragssteller, die als frühere Angehörige der KPD oder SPD bezw. Bibelforscher in letzter Zeit ihre staatsfeindliche Einstellung neuerdings durch eine Handlung oder Äußerung zum Ausdruck brachten. 10 Antragssteller, bei denen gegen die Ausstellung von Gewerbeberechtigungsscheinen Bedenken erhoben wurden, waren Juden, die durch ihre frühere Zugehörigkeit zur KPD, SPD oder durch betrügerische Machenschaften bewiesen hatten, daß sie die für das Gewerbe erforderliche Zuverlässigkeit nicht besitzen. [...] 2 Personen wurde der Wandergewerbeschein und 4 Personen die Gewerbelegitimationskarten entzogen. Von diesen waren 5 Juden. Darunter befand sich auch ein österreichischer Jude, der verdächtig ist, unter dem Deckmantel eines Reisenden seine zuständige Grenzbehörde in Passau mit Nachrichten, besonders über die Teilnahme von österr. Staatsangehörigen am Reichsparteitag 1936 zu versorgen. Dieser Jude hat es auch verstanden, mit Unterstützung seiner Schwester durch ein ganz besonders aufdringliches und raffiniertes Verkaufssystem in ungefähr 4 Monaten RM 6.000 zu verdienen. [...]
Bezügl. der jüdischen Viehhändler verweise ich auf die Ausführungen im Monatsbericht vom Juni 1937. Um den jüdischen Viehhändlern, denen in politischer Hinsicht oder wegen volksschädigenden Verhaltens die Gewerbelegitimationskarten entzogen wurde, ihre Tätigkeit überhaupt zu nehmen, oder sie aus dem Viehhandel ganz auszuschalten, wäre es angebracht, im Falle die Gew.Leg.K. versagt oder eingezogen wird, das stehende Gewerbe (Viehhandel) vollständig zu untersagen. In den meisten Fällen, in denen jüdischen Händlern die Gewerbelegitmationskarten versagt oder entzogen wurden, wurde größtenteils das Gegenteil erreicht, als was mit Entzug und der Versagung erreicht werden sollte. Die jüdischen Viehhändler, die nicht mehr im Besitze einer Gewerbelegitimationskarten sind, treiben ihr stehendes Gewerbe weiter, beschaffen sich 1 oder 2 judenhörige arische Viehhändler und haben in ganz kurzer Zeit einen größeren Umsatz, als vor Entzug oder Versagung der Gewerbelegitimationskarten In Zusammenarbeit mit dem Viehwirtschaftsverband, Abteilung Bayern, wird versucht, diese Übel zu unterbinden. Es wäre zweckmäßig, wenn die einschlägigen Behörden und Stellen bei Versagung oder Entziehung einer Gew.Leg.K. bei Juden von sich aus mit Entzug des stehenden Gewerbes ohne weiteres vorgehen würden. (…)
Emigranten (…)
Über das Grenzpolizeikommissariat Salzburg sind im Monat August ungefähr 352 Juden zwecks Auswanderung nach Palästina ausgereist.