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Chronik und Quellen
1937
September 1937

Bericht des SD-Hauptamtes II 112

Am 17. September 1937 gibt das SD-Hauptamt II 112 in Berlin folgenden „Lagebericht“ für den Zeitraum vom 1. bis 15. September 1937 ab:

Der Streit um die Teilung Palästinas nahm während der Berichtszeit weiterhin das gesamte Interesse des In- und Ausländischen Judentums in Anspruch. Die Leitartikel sämtlicher in Deutschland erscheinenden jüdischen Zeitungen beschäftigen sich mit dieser Angelegenheit.

Die während der Berichtszeit in Genf abgehaltene Völkerbundratstagung hat den seiner Zeit eingegebenen Bericht der Mandatskommission bezüglich der Teilung Palästinas akzeptiert, sodaß es also, falls nicht noch unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten, tatsächlich zu Bildung eines ''Judenstaates'' kommt.

Im Lager der zionistisch eingestellten Juden Deutschlands gibt es jetzt zwei Gruppen, deren eine sich mit der derzeitigen Lage bezüglich Palästina abgefunden hat, während die andere mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln versucht, die Gründung eines ''Judenrumpfstaates'' zu verhindern. Damit ist die Kluft zwischen den Anhängern der ''Zionistischen Vereinigung für Deutschland '' und den ''Staatszionisten '' eine noch größere geworden. Ein Umstand, der unserer Behandlungsmethodik diesem Gegner gegenüber von Vorteil ist.

In Oberschlesien geht die Zurückdrängung der Juden aus den deutschen Lebensgebieten stetig vorwärts. So wurden bisher in dem bis zum 15. Juli des Jahres unter Minderheitenschutzabkommen stehendem Gebiete 42 jüdische Rechtsanwälte und Notare ihres Amtes enthoben und ihnen die Zulassung bei den Land- und Amtsgerichten entzogen.

Die Reinigung des Gaststättengewerbes von Juden hält weiterhin an. Es kann allerdings eine Unzufriedenheit in den Kreisen arischer Gewerbetreibender immer noch darüber festgestellt werden, daß die Juden weiterhin die Genehmigung zur Ausübung des ambulanten Gewerbes erhalten. Versuche der örtlichen Polizeibehörden, Juden diese Genehmigung nicht zu erteilen, schlagen in der Regel fehl, weil die Juden stets mit ihrer Klage beim Verwaltungsgericht durchdringen.

 

Das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre wird in den letzten Zeiten von den Juden in zunehmendem Maße derart umgangen, daß sie weibliche deutschblütige fremde Staatsangehörige als Hausgehilfinnen in ihren Haushaltungen aufnehmen. Von den Juden werden hier besonders österreichische, holländische und tschecho-slovakische (Sudetendeutsche) Staatsangehörige bevorzugt.

Diese Angelegenheit ruft naturgemäß in der Bevölkerung große Erregung hervor und es wird von dieser erwartet, daß diesem Zustand Abhilfe geschaffen wird. Es kommt häufig genug vor, daß diese Mädchen, ausländischer Staatsangehörigkeit, in Deutschland geboren und erzogen wurden und dann später deutsche Männer heiraten.

Die gleiche Unzufriedenheit in weiten Kreisen der Bevölkerung läßt sich in immer stärker werdendem Maße über das Fehlen jeglicher gesetzlicher Unterlage bezüglich der Juden in der Wirtschaft feststellen.

So ist es ein neuer Trick jüdischer Warenhausinhaber, sich der Einrichtung der ''Postwurfsendungen'' zu bedienen. Auf die zahlreichen Beschwerden der deutschblütigen Bevölkerung, die sich eine derartige Aufdringlichkeit jüdischer Firmen verbaten, teilte das Reichspostministerium mit, daß im Hinblick darauf, daß nicht-arische Firmen in ihrer wirtschaftlichen Betätigung nur den Beschränkungen unterworfen sind, die ausdrücklich reichsgesetzlich vorgesehen sind. Das Ministerium könne daher keinerlei Maßnahmen treffen, die auf einen allgemeinen Anschluß von Postwurfsendungen jüdischer Firmen und Geschäfte von der Verteilung durch die Post abzielen. Die Bestimmungspostanstalten dürfen lediglich die Verteilung von Postwurfsendungen solcher bestimmt bezeichneter Firmen unterlassen, hinsichtlich deren die Empfänger die Annahme ausdrücklich verweigert haben.

In verschiedenen Ortsgruppen der NSDAP wurden daher Listen in Umlauf gesetzt mit der Aufforderung, daß sich darin alle jenen Volksgenossen eintragen mögen, die auf Wurfsendungen der verschiedenen jüdischen Firmen innerhalb ihres Bereiches keinen Wert legen. Erst daraufhin wurden sie von der weiteren Zustellung verschont.

Dieses Beispiel zeigt, wie der Jude jede ihm noch offenstehende Möglichkeit weitgehendst ausnützt, wie aber auf der anderen Seite in der Öffentlichkeit der dringende Wunsch besteht diesem Zustand Abhilfe zu verschaffen.

Die vorerst in Berlin durchgeführte Aktion bezüglich der Feststellung der Verwendung von Juden ausländischer Staatsangehörigkeit als Angestellte in den jüdisch-politischen Organisationen in Deutschland, wurde auch während der Berichtszeit weiter fortgesetzt. So konnten alleine bei der ''Jüdischen Gemeinde Berlin'' 120 Juden ausländischer Staatsangehörigkeit, die bei ihr als Beamte im Gehaltsverhältnis stehen, darunter alleine 5 sowjetrussische Staatsbürger festgestellt werden.

Wie aus dem Leiter der ''Staatszionistischen Vereinigung '' dem Juden Karesky herausgebracht werden konnte, verfolgen diese jüdischen Organisationen, insbesondere der ''Hilfsverein der Juden in Deutschland '', über den im letzten Lagebericht ausführlich berichtet wurde, durch die Verwendung dieser Juden ausländische Staatsangehörigkeit tatsächlich Ziele nachrichtendienstlicher Natur.

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