Bericht des SD-Hauptamtes II 112
Am 6. August 1937 (?) gibt das SD-Hauptamt II 112 in Berlin folgenden „Lagebericht“ für den Zeitraum vom 16. bis 31. Juli 1937 ab:
Die in Anbetracht der Jahreszeit ansonsten zu beobachtende geringe Versammlungstätigkeit der Juden konnte während der Berichtszeit nicht festgestellt werden. Der Anlaß war die Veröffentlichung des Peel-Berichts, der von allen drei jüdisch-politischen Gruppen vorerst vorsichtig kommentiert wurde. Diese verhältnismäßig zurückhaltende Stellungnahme der Juden ist zweifellos auf den z.Zt. in Zürich stattfindenden XX. Zionistenkongreß zurückzuführen, dessen Entscheidungen und Resolutionen man unbedingt abwarten will.
Wie die in Deutschland lebenden Juden versuchen werden, eine Proklamation eines autoritären Judenstaates für sich politisch auszunutzen, geht bereits aus einer von dem Leiter der Zentralstelle für das Vereins- und Veranstaltungswesen der Juden in Württemberg, Dir. Karl Adler, gehaltenen Rede hervor, in der er sagt, daß seine ganze Arbeit darauf abgestellt sei, den Juden den Begriff der Volksminderheit beizubringen.
In den Monaten Juli/August wird in den Badeorten Deutschlands die Judenfrage stets besonders akut. So hat in Bad Kissingen der Zustrom der Juden bereits einen derart großen Umfang eingenommen, daß dort Klagen laut wurden, denen zufolge die arischen Kurgäste in Zukunft Bad Kissingen nicht mehr besuchen wollen.
Die Kreisleitung der NSDAP veranlaßte daraufhin die Herausgabe eines Fragebogens an alle arischen Hotelbesitzer mit dem Ziel, keine Juden mehr in ihren Häusern aufzunehmen. Die Hotelbesitzer lehnten dies aber mit der Begründung ab, daß der Staat bis jetzt noch keine diesbezüglichen Anweisungen herausgegeben habe.
In Berlin hielt am 25. Juli der Landesvorstand der ''Zionistischen Vereinigung für Deutschland '' eine Delegiertentagung ab, die nebst Richtlinien zur Durchführung des weiteren Programms der ZVfD einen Überblick über die geleistete organisatorische und propagandistische Arbeit der ZVfD gab.
So konnten anläßlich der im Deutschen Reich in über 600 Orten für den XX. Zionistenkongreß durchgeführten Schekelaktion insgesamt über 50.000 Schekelzahler (Zionisten, die das 25. Lebensjahr überschritten haben) geworben werden.
Mit Erlaß vom 2. Juli 1937 hat der Reichserziehungsminister eine Zusammenfassung der Richtlinien über die Rechtsstellung der Juden im deutschen Schulwesen gegeben, nach denen bis zu einer späteren reichsgesetzlichen Regelung der Schulerziehung jüdischer Kinder zu verfahren ist.
Dem Erlaß nach ist zu unterscheiden zwischen Pflichtschulen und Wahlschulen.
Soweit keine öffentlichen Judenschulen vorhanden sind, nehmen die jüdischen Schüler an dem Pflichtunterricht der allgemein öffentlichen Schulen teil.
Für die Zulassung der Juden zum Besuch der Wahlschulen bleiben die Bestimmungen des Gesetzes gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen vom 25.4.1933 maßgebend. Somit können jüdische Schüler in Höhe von 1,5 Prozent der gesamten Neuaufnahmen zugelassen werden.
Der jüdische Einfluß auf das materielle Leben des deutschen Volkes ist nach wie vor ein ungeheuer großer. So wird aus Ostpreußen gemeldet, daß eine Reihe jüdischer Firmen bei der Kontingentierung der Rohstoffe erstaunlich gut abgeschnitten hätten. Bei dem zu erwartenden ungünstigen Ausfall der Ernte in Ostpreußen werden die jüdischen Getreidehändler, die in dem genannten Gebiet den größten Teil des Marktes beherrschen, zwangsläufig bedeutende Aufträge erhalten.
Selbst Staatsbehörden und staatliche Betriebe vergeben immer noch Aufträge an Juden. So erhielt z.B. während der Berichtszeit die jüdische Firma Emil Bach & Co. in Nürnberg Aufträge vom: Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, von der Bezirkssparkasse Neustadt a.d. Weinstrasse, von der Deutschen Ölmühlenrohstoff GmbH in Berlin, und von den Deutschen Milchwerken in Zwingehburg (die zur Führung des Titels ''NS-Musterbetrieb'' berechtigt sind).
Derartige Auftragserteilungen finden in der Arbeiterschaft kein Verständnis und arbeiten gegen die NS-Aufklärungstätigkeit.
Wie das Judentum im verstärkten Ausmaße bestrebt ist seinen Angriff gegen Deutschland über die konfessionellen Gegner vorzutragen, zeigt eine während der Berichtszeit im Hotel ''Edison'' in New York unter dem Vorsitz des berüchtigten Greuel- und Boykotthetzer Samuel Untermyr, von der ''Unparteiischen Anti-Nazi-Liga'', abgehaltene Konferenz, an der Vertreter von 143 jüdischen und nichtjüdischen Organisationen teilnahmen.
Auf dieser Konferenz wurde beschlossen, den ''Anti-Nazi-Boykott'' zu verstärken. Die Katholiken und Protestanten der ganzen Welt werden aufgefordert, den Kampf gegen die Verfolgungen, denen die Kirche in Deutschland ausgesetzt ist, zu intensivieren. Diese gemeinsame Aktion gegen den Nationalsozialismus müsse sehr schnell durchgeführt werden. Der ''deutsch-amerikanische Kulturbund'', der in USA 150.000 Mitglieder zählt, ist der ''Anti-Nazi-Aktion'' beigetreten.
Es ist dies wiederum ein Zeichen für die Aktivierung des in USA sitzenden Judentums und erinnert an die Abschiedsrede des im Juni dieses Jahres nach USA ausgewanderten ehemaligen Funktionärs der ''Zionistischen Vereinigung für Deutschland'', Rabb. Dr. Joachim Prinz , in der er verkündete, daß es eine seiner wichtigsten Aufgaben sei, mitzuhelfen an der Konzentrierung und an dem Ausbau des amerikanischen Judenreservoirs, zum Wohl des Judentums in der ganzen Welt.
Dem bisher empfindlichsten Schlag hat das Judentum durch die Verkündung und Durchführung der ''Nürnberger Gesetze '' bekommen. Das französische Komitee des ''Rassemblement Mondial contre le Rascisme [sic] et l'Antisemitisme'' hielt in Paris eine informatorische Konferenz ab, an der die Vertreter der zahlreichen angeschlossenen Verbände und Organisationen teilnahmen. Die ''Fédération des émigrés d'Allemagne en France'' war durch Rudolf Breitscheid (!) und Georg Bernhard (!) vertreten.
Auf dieser Konferenz wurde berichtet, daß bisher 14 Länderkomitees gegründet wurden, denen mehr als 500 Einzelorganisationen der verschiedensten politischen Richtungen und Rassen angehören. Außer in Frankreich haben sich besonders in England und Amerika in der Sowjetunion, in der CSR und in den Skandinavischen Ländern starke Stützpunkte des Kampfes gegen den ''Rassenwahn'' gebildet.
Die Konferenz schloß mit einem Appell von Bernard Lecache, dem Präsidenten des ''Rassemblement'', der zur tatkräftigen Vorbereitung des Pariser Weltkongresses des ''Rassemblement'' im kommenden September aufforderte. Hier müsse die Antwort auf den Nürnberger Parteitag der Nationalsozialisten und seine erneute Propaganda für die Vorbereitung des ''Rassenwahns'' in der ganzen Welt gegeben werden.