Menü
Chronik und Quellen
1937
Juli 1937

Bericht aus Bad Brückenau

Die Gendarmerie Bad Brückenau erstattet am 2. Juli 1937 folgenden Bericht über „Juden in Bad Brückenau“:

Unter Bezugnahme auf die Anordnung der bayerischen Politischen Polizei vom 27.4.1936 Nr. 37896 I B und den Auftrag des Bezirksamtes Brückenau vom 20.4.1936, NR. 2690 u.v. 3.36 rn 4242, wird folgender Bericht vorgelegt:

Im Hotel Strauß in Bad Brückenau waren im Monat Juni 1937 insgesamt 53 Juden als Gäste anwesend. Die Gesamtzahl der Übernachtungen betrug im Monat Juni 37 in diesem Hotel 450.

Im Monat Juni 1936 hatte das Hotel Strauß insgesamt 265 Übernachtungen, also in diesem Jahr ein mehr von 194, fast das Doppelte.

Im Judenhotel Kaufmann in Bad Brückenau befanden sich im Juni 1937 33 Juden in Aufenthalt. Die Zahl der Übernachtungen in diesem Hotel betrug im Juni 1937 329.

Im Juni 1936 waren im Hotel Kaufmann insgesamt 267 Übernachtungen zu verzeichnen.

Es ist also auch hier ein Mehr von 62 Übernachtungen festzustellen.

Zur Zeit sind im Hotel Strauß 26 und im Hotel Kaufmann 15 Juden anwesend.

Im Hotel Strauß sind seit 28.6.1937 9 jüdische Schüler im Alter von 17 bis 14 Jahren zu einem Kuraufenthalt anwesend. Die Betreffenden besuchen eine jüdische Schule in Fulda, Stockhaus Nr. 4 und haben zur Zeit Ferien. Unter einer Aufsicht oder Leitung stehen diese jüdischen Schüler, die aus Darmstadt, Hamburg, Fulda, Chozanow, Polen, gebürtig sind, nicht und wollen sie von sich aus den Ferienaufenthalt in Bad Brückenau gewählt haben. Der aus Chozanow, Polen, stammende Schüler ist in Deutschland ansässig, d.h. seine Eltern wohnen in Darmstadt, Pallaswiesenstraße 43. Er besitzt einen Reisepaß des poln. Generalkonsulates Frankfurt a.M. vom 13.2.1936 Nr. 2549/36. Unter den Schülern befindet sich ein weiterer polnischer Angehöriger, dessen Eltern ebenfalls in Darmstadt, Schloßgasse 23 wohnhaft sind. Auch dieser ist im Besitze eines vorgeschriebenen Reisepasses. [...]

Diese Schüler bekommen im Hotel einen Ausnahmepreis von 4 RM pro Tag gewährt und wird wohl damit zu rechnen zu sein, daß im Laufe der Saison noch mehr solche Schüler kommen. Das Vorhandensein dieser jungen Juden ist nicht erfreulich.

Die Tatsache, daß der Monat Juni 1937 mehr Judenstrom als der Monat Juni 1936 aufweist, ist ebenfalls unerfreulich, kann aber vom polizeilichen Standpunkte aus nicht geändert werden. Mit den Juden in Bad Brückenau während der Kurzeit muß auch für die Zukunft gerechnet werden, wenn es nicht gelingt, die Judenhotels in Besitz von arischen Personen oder einer Genossenschaft zu bringen.

Bis jetzt ist es zu Reibungen zwischen arischen Gästen und Juden nicht gekommen.

Die Juden werden scharf überwacht und wird dem Bezirksamt über alle Vorkommnisse sofort berichtet.

Baum wird geladen...