Der Regierungspräsident berichtet aus Ansbach
Der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken erstattet am 5. Juni 1937 folgenden Bericht für Mai 1937:
1) Der Hilfsverein für Juden in Deutschland hat eine eigene jüdische Auswanderungsberatungsstelle für Nordbayern in Nürnberg errichtet.
2) Nach einem Bericht des Prager Tagblattes vom 15.5.1937 findet am 18. August 1937 in Marienbad ein Weltkongreß der orthodoxen Juden statt.
3) Innerhalb der Juden macht sich seitens der ''Agudas Jisroel '' eine starke Strömung gegen die von der Royal Comission beabsichtigte Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina bemerkbar.
4) Wegen eines fortgesetzten Verbrechens gegen die Nürnberger Gesetze zur Reinerhaltung des deutschen Blutes und zum Schutze der deutschen Ehre wurde in Bamberg am 21. Mai der Jude [N.N.a] festgenommen. Er hatte bis in die letzte Zeit hinein Geschlechtsverkehr mit der Kaufmannsehefrau [N.N.b] in Bamberg.
5) Im jüdischen Friedhof in Burgkunstadt, Bez. Amts Lichtenfels, wurden vor kurzem 16 Grabsteine umgeworfen, die dabei zum großen Teil zerbrachen. Die Täter sind ermittelt. Es sind meist 15-16jährige Burschen von Burgkunstadt, die die Tat aus Übermut ausführten. Politische Motive kommen nicht in Frage.