Bericht aus dem NSDAP-Gau Westfalen-Nord
Der NSDAP-Gau Westfalen-Nord erstattet folgenden undatierten „Stimmungs- und Lagebericht“ für April 1937:
Laut Bericht der Kreisleitung in Coesfeld ist in der Textilindustrie in letzter Zeit eine sehr rege Kauftätigkeit der Juden festzustellen. Diese reisen geradezu in Scharen im Lande herum, um Textilwaren für den Herbst einzukaufen. Es ist dabei festzustellen, daß diese Juden sehr geschickt in Andeutungen den zweiten Vierjahresplan anzweifeln und teilweise durchblicken lassen, daß sie auf ihren Reisen mit seriösen Wirtschaftsführern gesprochen hätten, welche wiederum Sorgen um die Wirtschaft haben sollen. Dem Kreiswirtschaftsberater Pg . Geiger hat ein Jude erklärt, daß er der erste sei, den er wirtschaftlich als Optimist antreffe. Unverkennbar ist jedenfalls, daß es auch in Westfalen noch Betriebsführer geben muß, die mit Juden unter vier Augen das Wirtschaftsprogramm anzweifeln. Daß diese Tatsache für den deutschen Handel ungemein bedenklich ist, wird ohne weiteres klar, wenn man bedenkt, daß die Juden noch sehr viele ausländische Badeplätze besuchen und dem Ausland bei dieser Gelegenheit immer wieder Material gegen die deutsche Wirtschaft in die Hände liefern. Es wird daher der Vorschlag gemacht, daß die Industrie- und Handelskammer in einem Rundschreiben darauf hinweist, daß die Männer aus der Wirtschaft, die notgedrungen noch mit Juden zusammenkommen müssen, sich politisch oder wirtschaftlich jeder Äußerung zu enthalten haben und das Gespräch mit den Juden nach Möglichkeit nur auf geschäftliche Dinge konzentrieren. Es ist klar, daß der Jude heute alles sammelt, was gegen die Regierung unseres Führers ist, und daß jeder kleine Mißerfolg ein Hoffnungsschimmer für ihn bedeutet, sozusagen ein Strohhalm, an welchen er sich klammert.
Im übrigen blüht der Viehhandel der Juden. Namentlich das Pferdegeschäft ist eine glänzende Einnahmequelle. Anscheinend gelingt es dem Reichsnährstand noch nicht, in diesen schwierigen Gebieten mit eigener Hilfe dem Juden das Geschäft zu nehmen.
Dieselbe Beobachtung ist im Kreise Beckum gemacht worden:
''Um ihre Geschäftchen mit einem guten Profit weiterhin zu tätigen, geht das Hebräertum dazu über, dem Landvolk ihre Ware mit der Bemerkung anzubieten, wer jetzt noch etwas gutes haben wolle, der solle bei ihm kaufen, da er augenblicklich Ausverkauf habe. Bei anderen Geschäften bekäme man nicht mehr die gute Ware (Sabotage des Vierjahresplanes). Die Möglichkeit für das schmutzige Treiben hat der Jude dadurch, daß er im Besitze eines Hausierscheines bezw. Wandergewerbescheines ist. Da der Jude vorwiegend das Landvolk aufsucht, welches durch die konfessionelle Hetze dauernd geschürt wird, erscheint es empfehlenswert, den Juden wenigstens fernzuhalten, indem man ihm den Wandergewerbeschein entzieht, da er es versteht, auch die konf. Hetze für sich geschickt auszunutzen. Auf jeden Fall muß das Hausieren der Juden unterbunden werden.