Der Regierungspräsident berichtet aus Speyer
Der Regierungspräsident der Pfalz erstattet am 8. Mai 1937 folgenden Bericht für April1937:
Juden
Auch in diesem Monat enthalten die Ämterberichte wenig über diesen Punkt. Der jüdische Viehhändler Ernst Eckhaus aus Kindenheim (Bez. Amt Frankenthal), der im Februar wegen Verdachts der Beihilfe zu Devisenverfehlungen festgenommen worden war, ist am 30.4. wegen Betrugs und versuchter Devisenverfehlungen zu einer Gefängnisstrafe von 9 Monaten verurteilt worden. Die jüdische Manufakturhändlerin Nelly Feibelmann in Rülzheim (Bez. Amt Germersheim) wandert nach Palästina aus. In Neustadt an der Weinstraße mußte der Totalausverkauf der Firma Metzger infolge größerer Menschenansammlungen auf der Straße an verschiedenen Tagen vorübergehend geschlossen werden. Die Zionistische Vereinigung, Ortsgruppe Zweibrücken, hielt am 21.4. einen Heimabend ab. Dabei führte Dr. Uhlfelder, Frankfurt a.M. einen Palästinafilm vor, ferner hielt Dr. Zelt - Zweibrücken mit Dr. Uhlfelder ein Zwiegespräch über das Thema ''Warum zionistische Ortsgruppe?''. Der Abend war von 20 Personen (16 Männern, 14 Frauen [sic]) besucht. In Kaiserslautern wurden durch die Polizeidirektion, die vom Synagogenrat der Israelitischen Kultusgemeinde angemeldeten Veranstaltungen mit Ausnahme solcher rein religiöser und kultureller Art nicht zugelassen. Die Große Strafkammer des Landgerichts Frankenthal verurteilte den 49-jährigen verheirateten Juden [N.N.] aus Ludwigshafen a. Rhein wegen eines fortgesetzten Verbrechens der Rassenschande , Unzucht, Blutschande und Körperverletzung zu einer Zuchthausstrafe von sechs Jahren, da er sich an seiner 9-jährigen Stieftochter, dem Kind seiner deutschblütigen Ehefrau fortgesetzt vergangen hatte. Verschiedene gegen die Versagung oder Entziehung von Reisepässen gerichtete Beschwerden von Juden wurden von hier aus abschlägig verbeschieden.