Der Regierungspräsident berichtet aus Ansbach
Der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken erstattet am 5. Mai 1937 folgenden Bericht für April 1937:
Deutsche Glaubensbewegung
Auch die Deutsche Glaubensbewegung macht starke Anstrengungen Boden zu gewinnen, ohne jedoch dabei bisher Erfolge erzielen zu können. Versammlungen fanden u.a. statt in Hof (am 11. April, Redner Kaerkes aus Aachen, Besuch ca. 150 Personen), in Erlangen (am 22. April, Redner J. Haus[...], Stuttgart, Besuch 60-70 Personen).
Der Redner in Erlangen führte aus, das ganze Christentum sei weiter nichts als ein Stück von den Juden und stelle, auf sehr vielen Zeremonien aufgebaut, nur eine Verdummung des Volkes dar. Das Christentum müsse deshalb bekämpft werden, weil es auf den Judenmachereien des Alten Testamentes aufgebaut sei. Es falle aber unter dieses Christentum nicht nur allein die katholische, sondern auch die protestantische Kirche mit ihren Zweigreligionen und auch sogar die Deutschen Christen seien in diesem Fahrwasser. Die Empfängnis der Mutter Gottes von dem Hl. Geist sei Quatsch, diese sei weiter nichts gewesen als eine alte Judenschachtel. (…)
Juden
1) Der geflüchtete Jude [N.N.a] von Aschbach, BA Bamberg, der eine Steuerschuld in Höhe von beinahe 50.000 Mark hinterließ, wurde vom Bamberger Schöffengericht zu 1 Jahr 4 Monaten Gefängnis und 73.200 Mark Geldstrafe, ersatzweise weiteren 316 Tagen Gefängnis verurteilt.
2) In Bamberg wurde der Jude Wiesenfelder in Schutzhaft genommen und nach Dachau verschubt, weil er an wirtschaftlichen Maßnahmen eine unverschämte Kritik übte und den Kreisleiter beleidigte.
3) Am 15. April wurde in Bamberg eine jüdische Fortbildungsschule errichtet. Die städtische Berufsschule ist damit judenfrei geworden.
4) In der Gemeinde Röbersdorf, BA Bamberg, wurden am 1. April die an den Ortseingängen aufgestellten Tafeln mit den Aufschriften ''Juden sind an diesem Orte unerwünscht'' stark beschädigt. Als Täter wurden 11jährige Buben festgestellt.
5) Das Landgericht Nürnberg-Fürth verurteilte den Juden [N.N.b], aus Berlin-Schöneberg, wegen Rassenschande (Geschlechtsverkehr perverser Art mit einem 22jährigen Mädchen) zu 4 Jahren Zuchthaus.
6) Auf dem Judenfriedhof in Baiersdorf, BA Erlangen, wurden einige Grabsteine, anscheinend durch Kinder leicht beschädigt.
7) Im Bezirk Hilpoltstein versuchen die Juden ihre Geschäfte zu veräußern und dann in größere Städte oder ins Ausland zu verziehen. So ist z.B. in Thalmässing seit 1 Jahr die Zahl der Juden etwa auf die Hälfte gesunken.
8) In Erlangen wurde der jüdische Religionslehrer Fränkel von der Gestapo Würzburg wegen Verdachts der Teilnahme an einem Ritualmord im Jahre 1929 in Hofheim a. Main verhaftet.