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Chronik und Quellen
1937
Februar 1937

Der Oberstaatsanwalt berichtet aus Freiburg

Am 19. März 1937 erstattet die Oberstaatsanwaltschaft Freiburg folgenden Lagebericht für Januar und Februar 1937:

Es konnte in Einzelfällen, wie z.B. in dem Verfahren gegen den Juden [N.N.a] wegen Rassenschande , berichtet werden, daß unter dem Vorsitz des Herrn Landgerichtsdirektor Hönl höhere und nach meinem Dafürhalten angemessenere Strafen ausgesprochen wurden, als es bisher bei der Großen Strafkammer Freiburg üblich war, sodaß zu hoffen ist, daß die I. Strafkammer allmählich sich an die höheren Strafen der Strafkammer II angleicht. Die von der I. Strafkammer gegen den Juden [N.N.b] ausgesprochene Gefängnisstrafe von nur 8 Monaten unter Anrechnung der ganzen Untersuchungshaft war, worüber ja schon berichtet wurde, jedenfalls ganz erheblich zu nieder und hat auch, wie ich feststellen konnte, in der hiesigen Bevölkerung keinen guten Eindruck gemacht. Wenn auch begründet werden kann, daß gerade in diesem Fall im Hinblick auf die Kriegsteilnehmereigenschaft des Juden Regensteiner, seine schwere Verwundung und das Verhalten der inzwischen freiwillig aus dem Leben geschiedenen [N.N.c] von der Verhängung der Zuchthausstrafe Umgang genommen wurde, so wäre doch mindestens eine Gefängnisstrafe von einem Jahr am Platze gewesen. Die auf fernmündliche Weisung aus Berlin von mir fürsorglich eingelegte Revision wird kaum Aussicht auf Erfolg haben.

Außer den drei bereits durch Urteil erledigten Verfahren wegen Rassenschande gegen die Juden [N.N.a], [N.N.d] und [N.N.b], über welche jeweils gesondert Bericht erstattet wurde, ist zur Zeit hier nur noch ein Verfahren wegen Rassenschande anhängig gegen den Synagogendiener [N.N.e] aus Ettenheim (Haftbefehl des Amtsgerichts Freiburg vom 25.2.1937), der mit einer wegen Gewerbsunzucht vorbestraften Dirne, deren Ehemann zur Zeit unter Beschuldigung der Zuhälterei in Haft ist, gegen Bezahlung mehrere Male Geschlechtsverkehr gehabt hat. Ich beabsichtige meinerseits, in diesem Falle lediglich Gefängnisstrafe zu beantragen.

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