Die Gestapo berichtet aus München
Die Gestapoleitstelle München erstattet am 1. März 1937 folgenden Bericht für den Monat Februar:
Zum Jahrestag des Mordes an Wilhelm Gustloff gedachte die gesamte Presse in würdiger, schlichter Weise des Toten und beleuchtete dabei auch das immer noch andauernde Treiben des hinter dem Mord steckenden Weltjudentums. (…)
Politischer Katholizismus (…)
Im Fastenhirtenbrief der Diözese Regensburg wird hauptsächlich das nationalsozialistische Schrifttum kritisiert. (…) Über den ''Pfaffenspiegel'' heißt es wörtlich:
''So ist z.B. eines der gemeinsten und gehässigsten Bücher im Kampf gegen Kirche und Priester jetzt noch mehr als früher der ''Pfaffenspiegel'', verfaßt von einem Revolutionär, verlegt von einem jüdischen Verlag, seit fast einem Jahrhundert als Schund- und Schmutzbuch immer wieder verboten [...] heute ist durch die ständige und aufdringliche Anpreisung im Wert schon so gestiegen, daß ein geschäftstüchtiger Verlag es um 2 Mk. höher verkaufen kann. Zugleich hat derselbe, um befördert und diesen gemeinen Verbrecher als ''wahrhaften Vorkämpfer für die nationale Erhebung 1933'' erklärt. Die Leute sollen glauben, es handle sich um Nationalhelden; in der Tat handelt es sich aber um einen sogenannten ''Oberst'' einer Revolutionshorde der Halbjude und Freimaurer war und die Deutschen verhöhnte.'' (…)
Juden
Die Lage des Judentums hat sich im Berichtsmonat im großen und ganzen nicht verändert. Fälle jüdischer Propagation [sic] haben sich nicht ereignet. Bei sehr vielen Juden scheint sich allmählich die Erkenntnis durchzusetzen, daß es zweckmäßig ist, sich im Gastland der größten Zurückhaltung zu befleißigen. Wenn auch die Auswanderungsbewegung nicht zugenommen hat, so kann doch festgestellt werden, daß hauptsächlich die jüdische Jugend die Auswanderung einem Verbleib in Deutschland vorzieht und sich im Ausland eine neue Tätigkeit sucht.
Die Landesorganisation des ''Agudas Isroel '' die vorwiegend von Ostjuden getragene Organisation der strengsten Orthodoxie, entfaltet zur Zeit eine große Tätigkeit. In den letzten Tagen hat sie an ihre Orts-Frauen- und Jugend-Gruppen, sowie an ihre Vertrauensleute ein Rundschreiben herausgegeben, in dem diese aufgefordert werden, alles daranzusetzen, daß die jetzt aus der Schule zur Entlassung kommende jüdische Jugend restlos für die Organisation der ''Agudas Isroel'' erfaßt wird.
Fälle von Ausschreitungen gegen Juden sind nicht vorgekommen. (…)
Sonstiges (…)
Im Monat Februar wurden in 16 Fällen jüdischen Viehhändlern und Hausierern die gewerblichen Berechtigungsscheine wegen Unzuverlässigkeit auf Veranlassung der Staatspolizeistelle München versagt. Bei diesen Juden handelte es sich um Volksschädlinge, Ausbeuter der Bauern, Staatsfeinde und ehemalige Mitglieder der SPD oder KPD. (…)
Einer Münchner Fremdenheiminhaberin, einer Halbjüdin, wurde auf Veranlassung der Gestapoleitstelle München, die Führung des Fremdenheims entzogen und ein neuerdings gestellter Antrag zur Weiterführung versagt. (…)
Statistik (…)
Über das Grenzkommissariat Salzburg sind im Monat Januar ungefähr 200 Juden nach Palästina ausgewandert.