Die Gestapo berichtet aus München
Die Gestapoleitstelle München erstattet am 1. Februar 1937 folgenden Bericht für Januar 1937:
Katholische Presse (…)
Mit besonderem Nachdruck und hauptsächlich in Kirchen wird seit einiger Zeit die Druckschrift ''Katechismuswahrheiten'' verbreitet. Die Schrift richtet sich gegen die nationalsozialistische Weltanschauung und behandelt Fragen über das Judentum in einer judenhörigen und artfremden Weise. Im Bereich des Bistums Würzburg wurde sie sogar im Religionsunterricht verwendet und an Schulkinder verkauft. Auf Anregung der Staatspolizeistelle München wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus die Verbreitung der Schrift in Schulen und ihre Verwendung als Lehrmittel untersagt. (…)
Weiter wurde die Nummer 3 des ''Passauer Bistumsblattes'' vom 17.1.37 sichergestellt. Das Blatt bringt auf Seite 4 unter der Überschrift ''Was sagt die Kirche dazu?'' eine Abhandlung die als Ehrenrettung des Alten Testamentes und zugleich als Antwort auf eine aufklärende der nationalsozialistischen Weltanschauung entsprechenden Veröffentlichung Dr. v. Leers ''Was sagt der Staatsanwalt?'' veröffentlicht in der ''Donauzeitung'' und ''Ostmark'' gelten soll. Das Blatt versteigt sich u.a. zu folgender Bemerkung:
''Umgekehrt kann daher die Kirche den wohlgemeinten Rat, das Alte Testament fallen zu lassen, oder - wie jemand von der Gegenseite drastisch schrieb ''endlich einmal von allem jüdischen Dreck und Speck'' die Bibel zu säubern, nie annehmen. (…)
Juden
Die Lage des Judentums ist im Großen und Ganzen unverändert geblieben. Fälle jüdischer Provokationen haben sich nicht ereignet. Aufgrund des Erlasses der Geheimen Staatspolizei - Geheimes Staatspolizeiamt Berlin - wurde im Berichtsmonat ''Der Ring Bund jüdischer Jugend '' aufgelöst. Ortsgruppen dieses Bundes bestanden im Bericht der Staatspolizeileitstelle München nur noch in München, Nürnberg und Bamberg. In der Stadt Dinkelsbühl hatte sich die dort bestehende Ortsgruppe vorher freiwillig aufgelöst.
Leider ereignete sich in diesem Monat wieder in den fränkischen Gemeinden Hörstein, Bezirksamt Alzenau und in Schweinheim, Bezirksamt Aschaffenburg unerfreuliche Ausschreitungen auf jüdischen Friedhöfen.1937-01-31 So wurden auf dem Friedhof in der Nähe von Hörstein von bis jetzt unbekannten Tätern 39 Grabsteine umgeworfen. Von diesen gingen mehrere durch das Umwerfen in Bruch, bei einigen fielen die Marmorplatten heraus und wurden beschädigt. Im Friedhof vorgefundene Fußspuren lassen auf Täter jugendlichen Alters schließen. Auf dem Friedhof in Schweinheim wurde das Friedhoftor mit Gewalt aufgesprengt und 2 Grabsteine mit Erde beschmiert. Außerdem wurde vom Dach des im Friedhof befindlichen Geräteschuppens ungefähr 300 Ziegeln herabgeworfen und zerschlagen. Der Schaden beläuft sich auf etwa RMk. 100 Auch in diesem Falle sind die Täter bis jetzt nicht bekannt. Erhebungen sind noch im Gange.