Der Regierungspräsident berichtet aus Augsburg
Der Regierungspräsident von Schwaben und Neuburg erstattet am 7. Oktober 1935 folgenden Bericht für August und September 1935:
Die Volksmeinung nahm und nimmt starken und sicherlich größtenteils zustimmenden Anteil an
a) den Reichsgesetzen vom 15.9.1935: Reichsflaggengesetz, Reichsbürgergesetz und Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre. Das letztgenannte Gesetz bringt die erforderliche Klarheit und beugt so am besten unangebrachten Einzelaktionen vor; der Ersatz des weiblichen häuslichen Dienstpersonals bereitet den Juden anscheinend manche Sorgen;
b) dem Versammlungsfeldzug gegen Judentum, politischen Katholizismus und andere Staatsfeinde; die Massenkundgebung am 31.8.1935 in Augsburg mit Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner als Redner war von etwa 10.000 Volksgenossen besucht. (…)
Juden und Freimaurer
Die Aufklärungsartikel der NS-Presse über die Judenfrage haben bei einem großen Teil der Bevölkerung die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt. Besonders der Aufsehen erregende Fall ''[N.N.]'' hat die Gefahr des Judentum für die Reinhaltung des deutschen Volkes beweiskräftig aufgezeigt.
Die bis dahin vereinzelten Sonderaktionen gegen Juden (Plakatanschläge, Beschmieren und Beschädigungen von Türen und Schaufenstern) wurden nach dem strengen Verbot des Führers und Reichskanzlers nicht mehr fortgesetzt, von 2 Ausnahmefällen wird der eine von den zuständigen Parteidienststellen abgehandelt, der andere kann mangels Ermittlung der Täter zur Zeit nicht verfolgt werden.