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Chronik und Quellen
1935
September 1935

Der Regierungspräsident berichtet aus Ansbach

Der Regierungspräsident für Ober- und Mittelfranken erstattet am 10. Oktober 1935 aus Ansbach folgenden Bericht für August und September 1935:

In Bamberg und Bayreuth fanden zionistische Vorträge statt, in denen die Redner über die Gleichgültigkeit verschiedener Juden gegen die zionistische Frage Klage führten und die Auswanderung nach Palästina empfahlen. In Bamberg hat der Ortsring der jüdischen Jugendbünde ein Umschichtungsheim zur Vorbereitung der Auswanderer mit zunächst 5 Teilnehmern errichtet.

Eigenmächtige Ausschreitungen gegen das Judentum kamen nur noch selten vor. In Forth, BA . Erlangen, wurde das Haus eines Juden mit Steinen beworfen; in Ühlfeld, BA . Neustadt a.d. Aisch, wurden im Judenfriedhof einige Grabsteine umgeworfen; in Oberrimbach und Umgebung (BA . Scheinfeld) kam es zu Reibereien zwischen Berliner Notstandsarbeitern (SA -Leuten) und den ortsansässigen Juden, die jedoch noch rechtzeitig von der SA-Führung unterbunden wurden; in Ziegenbach, BA . Scheinfeld, wurden 3 Juden, die dort Geschäfte machen wollten, von Arbeitsdienstmännern aus dem Dorf hinausgedrängt.

In verschiedenen Gemeinden um Hersbruck wurden Bauern, die ihren Hopfen an jüdische Händler verkauft hatten, mit umgehängten Plakaten als Volksverräter gebrandmarkt durch die Ortschaften geführt. In Wittelshofen, BA . Dinkelsbühl, weigern sich die Einwohner an die dort noch ansässigen 15 Juden irgendwelche Lebensmittel abzugeben, sodaß diese sich vollständig von auswärts versorgen müssen.

In Bamberg hat sich die früher bedeutende jüdische Gesellschaft ''Ressource'' aufgelöst; ihr Hausgrundstück war bereits seit längerem beschlagnahmt und wird nun der Bayer. Ostmark-Selbsthilfe, Gauleitung Bayreuth, übereignet.

Mehrere Rassenschänder wurden hauptsächlich in Nürnberg in Schutzhaft genommen samt den beteiligten artvergessenen Frauen.

In Nürnberg wurde die Gemeinde der ''Siebentag-Baptisten'' verboten.

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