Der Landrat berichtet aus Paderborn
Der Landrat des Kreises Paderborn erstattet am 27. August 1935 folgenden Bericht für August 1935:
Die Plakate ''Deutsches Volk, horch auf!'' sind auch hier in der Nacht vom 8. zum 9.8.1935 angeschlagen worden. Ich darf offen aussprechen, daß man hierbei in Paderborn keine glückliche Hand gehabt hat. Statt sie ausschließlich an Litfaßsäulen, den schwarzen Brettern in den Verwaltungsgebäuden und an Zäunen von unbeschauten Grundstücken anzubringen, sind sie vornehmlich zum Verkleben der Fensterscheiben der sämtlichen jüdischen Geschäfte und der Ehape und einzelner Kaufleute verwandt, von denen man weiß, daß sie früher dem Zentrum angehörten. Des ferneren wurden sie am Eingang des Leokonviktes Priesterseminars und des Hauses des Weihbischofs angeklebt. Die Wirkung der Anschläge ist hierdurch bestimmt nicht gehoben worden! Man gab den Staatsfeinden die Möglichkeit, diese Art der Anbringung von Anschlägen ''Schmierkolonnen der NSDAP '' zuzuschieben und so für sich im Trüben zu fischen. Die Polizeiverwaltung war auf diese Art und Weise in die sehr unerfreuliche Lage versetzt, die jüdischen Geschäfte - Herzheim - geradezu zu bitten, ihre Fenster zu säubern, damit Aufnahmen für die Auslandspresse vermieden werden.
Juden
Der Besitzer des jüdischen Kaufhauses [N.N.a] hat einen Paß in die Schweiz zu Erholungszwecken erbeten. Er unterhält laut ''Stürmer '' ein rasseschänderisches Verhältnis mit einer Christin [N.N.b]. Es besteht der Verdacht, daß er sich in der Schweiz trauen lassen will, was hier versagt wird. Die Staatspolizeistelle in Bielefeld ist unterrichtet.