Bericht aus Minden
Der Landrat des Kreises Minden erstattet am 28. Juli 1935 folgenden Bericht für Juli 1935:
In Minden sind nachts vom 17. zum 18. Juli an mehreren Stellen, besonders an jüdischen Geschäften, öffentlichen Gebäuden, an Aushängekästen des Stahlhelms und an anderen Orten Flugblätter mit der Überschrift ''Unerhörte Rassenschändung im Hause des Juden [N.N.] in Hessisch-Oldendorf'' von unbekannten Tätern angeklebt worden. Der Drucker und Verleger ist auf den Plakaten nicht vermerkt. Die Plakate sind von roter Farbe und etwa 38 x 32 cm groß. Die Ermittlungen nach dem Hersteller und den Verbreitern oder Klebern der Plakate sind bisher ohne Erfolg geblieben.
Im städtischen Sommerbad wurde in letzter Zeit das Auftreten der Juden beanstandet. Aus dem Publikum wurde angeregt, ihnen den Zutritt zu verbieten. Dieser Anregung hat die Ortspolizeibehörde mangels rechtlicher Unterlagen zunächst keine Folge geleistet. Vor einigen Tagen wurde im Sommerbad jedoch ein Judenjunge von Oberrealschülern (Hitlerjungen) wiederholt getaucht, so daß der Bademeister eingreifen mußte. Da er sich nicht anders durchsetzen konnte, schickte er die Hitlerjungen fort. Im Interesse der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mußte dafür Sorge getragen werden, daß sich derartige Vorfälle nicht wiederholen, die auch ernstliche Folgen hätten haben können. Infolgedessen wurde am 23. Juli 1935 nachmittags am Eingang des städtischen Sommerbades ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift: ''Juden ist der Zutritt nicht gestattet.'' Es handelt sich also um eine rein polizeiliche Maßnahme.