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Chronik und Quellen
1935
Juli 1935

Bericht aus München

Die Reichsleitung der NSDAP erstattet am 5. September aus München folgenden Bericht für Juli 1935:

Gauamt für Kommunalpolitik Kurhessen (…)

Der Kampf gegen das volksschädliche Judentum nimmt, veranlaßt durch die günstigen Ereignisse in Berlin usw. neuerdings wieder erfreuliche Formen der Aktivität an. So nahm kürzlich eine Volksversammlung in der Gemeinde Mengeringhausen zur Judenfrage Stellung. Der Bürgermeister erklärte, er werde allen Pächtern von Gemeindegrundstücken das Pachtverhältnis kündigen, sobald festgestellt sei, daß sie noch mit Juden Geschäfte treiben. Auch in vielen anderen Gemeinden geht man gegen die Juden mit geeigneten Maßnahmen vor.

In der Stadt Kassel selbst sind dieser Tage an den Schaufenstern und Eingangstüren der Ladengeschäfte neue wirksame Judenschilder mit der Aufschrift ''Juden unerwünscht'' aufgetaucht. Bis jetzt haben schon sehr viele Geschäftsinhaber diese Schilder angebracht.

Im Kreise Frankenberg geht man auch gegen kommunale Beamte vor, die in Verbindung mit Juden stehen. So enthob der Landrat einen Beigeordneten der Gemeinde Vöhl, da er fortwährend mit Juden Verkehr pflegte. Aus dem gleichen Anlaß wurde ein Untersuchungsverfahren gegen einen Bürgermeister eingeleitet. Die kommunalen Vertrauensmänner in den einzelnen Orten des Kreises sind angewiesen worden, bis zum 10. August 1935 zu berichten, welche Änderungen in der Zusammensetzung des Gemeinderats erforderlich erscheinen. Alle Gemeinderäte, die etwa noch Umgang mit Juden haben oder die kritisieren, nörgeln und keine Opfer für die Volksgemeinschaft bringen können, sollen restlos entfernt werden. (…)

 

Gauamt für Kommunalpolitik Magdeburg-Anhalt (…)

Im ganzen Gaubereich hat im Laufe des letzten Monats eine verstärkte antisemitische Propaganda eingesetzt. An den Ortsausgängen sind Schilder angebracht worden mit dem Aufdruck ''Juden sind hier unerwünscht''. Gleiche Schilder sind auch bereits in den meisten Geschäften zum Aushang gebracht. (…)

 

Gauamt für Kommunalpolitik Ostpreußen (…)

Eine Zunahme der Ablehnung gegenüber der wirtschaftlichen Betätigung der Juden ist in der Berichtszeit festzustellen. Der Umsatz der jüdischen Firmen hat sich jedoch immer noch entweder auf der gleichen Höhe des Vorjahres gehalten oder sogar noch erhöht. Besonders werden Klagen über die Haltung der Landbewohner geführt, die trotz aller Aufklärungsversuche in jüdischen Geschäften kaufen. Der Vieh-Pferde- und Produktenhandel ruht noch ausschließlich in den Händen der Juden. Die Bauern sind deshalb gezwungen Vieh, Pferde und Häute an die Juden zu verkaufen, da keine arischen Händler vorhanden sind. Es wird der Vorschlag gemacht, für den Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte das Genossenschaftswesen, besonders die Viehverwertungsgenossenschaften, noch weiter auszubauen, um ein wirksames bäuerliches Mittel gegen die jüdische Händlerschaft zu schaffen.

Beunruhigung ist dadurch entstanden, daß zu den Grenzschutzübungen Personen eingezogen werden, die Nichtarier sind. Vor allen Dingen haben sich Streitigkeiten in den Reihen der SA ergeben, da die SA-Männer mit den Juden in einer Kompanie Dienst machen müssen.

Aus verschiedenen Kreisen ist auch darüber Klage geführt worden, daß jüdische Firmen bei der Zuteilung von Devisen in erheblichem Umfange berücksichtigt worden sind. (…)

 

Gauamt für Kommunalpolitik Schwaben (…)

Die Anordnung des Gauamtsleiters vom 20. Juli 1935, betr. Badeverbot für Juden in städtischen Bädern, die in der gesamten deutschen Presse freudigen Widerhall fand, hat nunmehr auch in vielen anderen Gemeinden Schule gemacht, so z.B. in Bad Wörishofen, wo nach einer Bekanntmachung des Bürgermeisters Kurkarten für Juden künftig nicht mehr ausgestellt werden. (…)

 

Gauamt für Kommunalpolitik Westfalen-Süd (…)

In einer Reihe von Gemeinden des Gaugebietes wurde den Juden der Zutritt zu den öffentlichen Bädern untersagt.

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